1945

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Hamm wurde vor 719 Jahren gegründet.

Hamm im Zweiten Weltkrieg

Hauptbahnhof 1945
  • Am 7. Januar sterben bei einem Luftangriff in Heessen drei Personen. [1]
  • Am 29. Januar stirbt bei einem Luftangriff in Heessen eine Person. [2]
  • Am 16. Februar wird Hamm zwischen 13:00 Uhr un 13:35 Uhr von einem Luftangriff getroffen. Der Angriff galt dem Bahnhofsgelände. Auch die unmittelbar angrenzenden Gebiete (Wilhelmstraße, Friedrichstraße, Feidikstraße, Hohe Straße und Sedanstraße) wurden in Mitleidenschaft gezogen. Das WDI-Verwaltungsgebäude wurde schwer getroffen. In Heessen wurde ein Stollen der Zeche Sachsen getroffen. Dort starben 90 Personen. Durch einen Treffer auf das Gemeindehaus in Ostwennemar starben 43 Personen.
  • Durch Sprengbomben wird das Oberlandesgericht (heute: Rathaus) bei einem Luftangriff am 19. März schwer beschädigt. In einem öffentlichen Luftschutzkeller in diesem Gebäude starben durch den Angriff 4 Menschen, weitere wurden verletzt. Es war der letzte Luftangriff auf Hamm im 2. Weltkrieg.
  • Am 27. März wird Heessen erneut von einem Luftangriff getroffen.[3] Dabei wurde die Tagesanlagen der Zeche Sachsen so schwer in Mitleidenschaft gezogen, dass der Förderbetrieb für zwei Monate ruhen musste. [4] Insgesamt sterben bei diesem letzten Luftangriff auf Heessen 60 Zivilisten. [5] Darüber hinaus wurden 15 deutsche Soldaten und 82 russische Kriegsgefangenen getötet. [6]
  • Am 31. März erscheint letztmalig der Westfälische Anzeiger.
  • Am Abend des 31. März (Karsamstag) kommt Hamm in Reichweite der amerikanischen Artillerie. Die von Osten sich nähernden Truppen beschießen die Widumstraße, den Ostring, die Brückenstraße, die Königstraße und die Wilhelminenstraße. In Dasbeck und Frielick kommt es zu Kämpfen. Auf deutscher Seite sterben dabei 16 Anghörige der Wehrmacht, des Reichsarbeitsdienstes und des Volkssturms sowie drei Zivilisten. [7]
  • Am Ostersonntag, den 1. April, besetzen die Amerikaner Heessen.
  • Am Ostermontag, den 2. April dringen amerikanische Truppen von Norden über die Eisenbahnbrücke Richtung Bahnhof vor und verschanzen sich am Bahnhof und im Postgebäude. Einzelne amerikanische Truppen dringen bis zur Südstraße vor. Die Kämpfe erfolgen mit starker Artillerieunterstützung.
  • Am 3. April dauern die Kämpfe in Hamm an.
  • Am 4. April erreichen amerikanische Truppen die Kloster-Brauerei.
  • Am 5. April erfolgt kurz nach Mitternacht starkes Artilleriefeuer der Amerikaner auf Hamm. Die Einschläge betreffen vor allem die östliche Innenstadt (Heßlerstraße, Kentroper Weg, Ostenallee, Rietzgartenstraße, Wilhelminenstraße). Die deutschen Truppen ziehen sich aus Hamm Richtung Werl zurück. Erste Übergabeverhandlungen beginnen. Die Bunker werden geöffnet. Die Amerikaner verordnen eine Ausgangssperre ab 17 Uhr. [8]
  • Am 6. April kommt der Betrieb der Ruhr-Lippe-Kleinbahn vollständig zum Erliegen. [9]

Ende des Zweiten Weltkriegs in Hamm – unter britischer Militärregierung

  • Am 6. April besetzen Amerikanische Truppen die Polizeidirektion in der Hohe Straße. Die Ausgehzeit für die Bevölkerung wird zwischen 12 Uhr mittags und 9 Uhr am nächsten Morgen festgesetzt.
  • Die Amerikaner beauftragen am 6. April den Revierhauptmann Seifert mit der Leitung der Hammer Polizei. [10]
  • Am 7. April ernennt der amerikanische Stadtkommandant, Major Reilly, den Stadtbaurat Emil Haarmann zum kommissarischen Oberbürgermeister von Hamm. In Hamm kommt es zu Plünderungen durch russische Zwangsarbeiter.
  • Auch am 8. April werden Geschäfte durch russische und polnische Zwangsarbeiter geplündert (u.a. die Geschäfte von Fahning, Viehoff)
  • Ab dem 13. April operiert das 735. Eisenbahn-Betriebs-Bataillon der US-Armee in Hamm und organisiert erste Wiederaufbauarbeiten an der Eisenbahn. [11]
  • Vermutlich am 14. April kommt es zu einem folgenschweren Zusammenstoß zwischen Bergleuten am Schacht Franz und ehemaligen Zwangsarbeitern. Dabei kamen mehrere Menschen ums Leben. [12]
  • Auf Anordnung der Besatzungsmacht scheidet am 19. April der Bürgermeister Dransfeld in Heessen aus dem Amt. Zu seinem Nachfolger wird der Zechenbeamte Joseph Böker ernannt. [13]
  • Am 1. Mai fahren die Züge der Ruhr-Lippe-Kleinbahn wieder, und zwar zunächst auf den Strecken Hamm-Lippborg und Hamm-Haaren-Ahlen. [14]
  • Am 8. Mai ist durch die bedingungslose Kapitulation Deutschlands der Zweite Weltkrieg beendet.
  • Der Postsparkassendienst wird am 18. Mai wieder aufgenommen.
  • Dr. Ferdinand Schultz wird von der britischen Militärregierung und vom Bürgerrat der Stadt Hamm am 4. Juni zum Stellvertreter des Oberbürgermeisters und zum Chefjuristen der Stadtverwaltung gewählt.
  • Seit dem 18. Juni verkehren wieder Reisezüge in Hamm
  • Am 17. Juni beginnt der Abtransport aller Ausländer aus Hamm mit der Ankündigung, dass die Stadt Hamm 5000 Anzüge, 5000 Hemden, 5000 Unterhosen, 5000 Paar Socken und 5000 Paar Schuhe oder Stiefel abzuliefern habe. Diese Bedingung konnte nicht erfüllt werden. Gleichwohl wurde die Drohung, die Stadt zur Plünderung freizugeben, nicht umgesetzt.
  • Am 19. Juni erscheint das erste Mitteilungsblatt für den Stadtkreis Hamm und den Landkreis Unna im Verlag Emil Griebsch. Das Blatt enthielt die offiziellen Bekanntmachungen der alliierten Militärregierung. Am gleichen Tag um 19 Uhr fand in den Ostringanlagen eine Übertragung der Besatz statt. Gesendet wurde das BBC-Hörfungprogramm. Die wichtigste Botschaft lautete: Kampf dem Kartoffelkäfer.
  • Am 22. Juni wird der Fahrdienst der Eisenbahn wieder in deutsche Hände gelegt.[15]
  • Die Militärregierung erlaubt ab dem 26. Juni wieder das Telefonieren im Ortsnetz von Hamm.
  • Die Straßenbahn in Hamm nimmt ihren Betrieb am 30. Juni wieder auf. Die erste Teilstrecke verläuft von der Augustastraße bis zur Fangstraße in Pelkum
  • Am 7. Juli wurde das Solebad im Kurpark wieder geöffnet.
  • Im Juli wurde die SPD im Unterbezirk Hamm reaktiviert. Erster Unterbezirksvorsitzenden wurde Heinrich Schreiner aus Heeren-Werve.
  • Am 7. August wurde das Amtsgericht durch den britische Stadtkommandanten wieder eröffnet.
  • Die Leerung von zunächst 17 Briefkästen lief ab dem 10. August wieder an.
  • Josef Schlichter wird am 18. August zum Bürgermeister in Hamm ernannt.
  • Am 19. August findet die Gründungsversammlung eines Bergarbeiterverbandes auf der Schachtanlage Heinrich Robert und Franz statt. [16]
  • Das Orchester der Stadt Münster unter Leitung von Generalmusikdirektor Heinz Dressel bestreitet das erste Nachkriegs-Sinfoniekonzert im Hammer Kurhaus.
  • Am 12. September können die ersten Gasversorgungsleitungen im Hammer Süden wieder in Betrieb genommen werden. [17]
  • Ab dem 15. September wird die Berufsausbildung beim Eisenbahnbetriebswerk Hamm wieder aufgenommen. [18]
  • Am 23. September wird die CDP (Christlich-demokratische Partei) in Hamm gegründet. Als erster Vorsitzender wurde Josef Weidekamp gewählt. Aus der CDP wurde später die CDU.
  • Am 27. September beginnen die Schulen in Herringen wieder mit dem Unterricht.
  • Im September finden bereits wieder Varieté-Vorstellungen im Café Corso statt.
  • Am 14. Oktober konstituiert sich in Hamm die KPD (Kommunistische Partei Deutschlands) unter der Führung des politischen Sekretärs Johannes Knittel.
  • Am 23. Oktober wird die Katholische Schule im Westen wieder eröffnet.
  • Der Kino-Nachkriegsstart des Ufa-Theaters (Westentor) findet im Kurhaus statt. Am 26. Oktober wird der Film Der große Preis mit Gustav Fröhlich und Carola Höhn gezeigt.
  • Im Oktober beschlagnahmt die britische Militärregierung alle Schäferhunde in Hamm.
  • Im November öffnet in Hamm eine Geschäftsstelle der Liberal Demokratischen Partei (LDP), die sich 1946 in FDP (Freie Demokratische Partei) umbenannte.
  • Am 15. Dezember bietet das Theater des Westens einen Varieté-Abend im Lokal Drees-Tannenwald.
  • Die Militärregierung ernennt am 16. Dezember einen neuen Rat für Heessen. Er besteht aus je vier Mitgliedern der CDU und der SPD sowie zwei Mitgliedern der KPD. [19]
  • Im Dezember eröffnen Emil Liesegang und Jane Liesegang ihre Tanzschule in der Wilhelmstraße 27 neu. Verbunden mit der Tanzschule ist ein Step-Tanz-Studio.

Wirtschaft

  • Wegen der schlechten Verkehrsverhältnisse nach dem Zweiten Weltkrieg richtet die Industrie- und Handelskammer Dortmund in Hamm eine Außenstelle ein. Diese kommt im Haus Nordstraße 11 (Ecke Ritterstraße) unter. Dort befand sich das Café Hasebrink. Diese Zweigstelle ist, wenn auch inzwischen am Ostring 15 zu finden, nach wie vor geöffnet.

Verkehr

  • Der Personenreiseverkehr mit der Bahn beschränkte sich im Juni zunächst auf 15 Züge, Ende des Jahres sind es immerhin schon wieder 110 Züge pro Tag. [20]

Bergbau

Kultur

Literatur

  • Stefan Gehre: Unvergessene Wäscheleine. Irene Rumpenhorst-Stratmann berichtet vom Kriegsende. Westfälischer Anzeiger vom 14. April 2020 (siehe Online-Artikel)
  • Torsten Haarmann: Angst und Schrecken zu Ostern 1945. Zeitzeugen berichten von den letzten Kriegstagen vor 75 Jahren in Uentrop und Haaren. Westfälischer Anzeiger vom 14. April 2020 (siehe Online-Artikel)

Anmerkungen

  1. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 284
  2. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 284
  3. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 277
  4. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 278
  5. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 284
  6. vgl. Michael Girkens: Es ging um die Nachschubwege. Dr. Ulrich Heitger hat neue Erkenntnisse zum Bombenangriff vor 75 Jahren. Westfälische Anzeiger vom 27.03.2020; Beitrag von Girkens im WA vom 27. März 2020
  7. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 284
  8. zum Ende des 2. Weltkriegs in Hamm vgl. auch: Jörn Funke: Vor 75 Jahren endet der Krieg in Hamm. Westfälischer Anzeiger vom 4.4.2020
  9. Markus Meinold: Bahnhof Hamm (Westf). Die Geschichte eines Eisenbahnknotens. Hövelhof 2004. S. 140
  10. vgl. Siegfried Paul: Die Geschichte der Polizei in Hamm 1921-1945. Hamm 1984. S. 135
  11. Markus Meinold: Bahnhof Hamm (Westf). Die Geschichte eines Eisenbahnknotens. Hövelhof 2004. S. 26
  12. vgl. Online-Artikel "Stollentragödie von Schacht Franz"
  13. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 285
  14. Markus Meinold: Bahnhof Hamm (Westf). Die Geschichte eines Eisenbahnknotens. Hövelhof 2004. S. 140
  15. Markus Meinold: Bahnhof Hamm (Westf). Die Geschichte eines Eisenbahnknotens. Hövelhof 2004. S. 26
  16. vgl. WA vom 22.08.2020
  17. 100 Jahre Stadtwerke Hamm/Westf. 1858-1958. Hamm 1958. S. 62
  18. 50 Jahre Berufausbildung Betriebswerk Hamm. O.O. o.J. S. 15
  19. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 285
  20. Markus Meinold: Bahnhof Hamm (Westf). Die Geschichte eines Eisenbahnknotens. Hövelhof 2004. S. 31
  21. Michael Rost: Chronik des Bergwerks Heinrich Robert 1901-2001.100 Jahre Heinrich Robert. Bergbau in Hamm. O.O. o.J.
  22. Peter Voß: Die Zechen in Hamm. Werne 1994. S. 21
  23. Peter Voß: Die Zechen in Hamm. Werne 1994. S. 47
  24. Peter Voß: Die Zechen in Hamm. Werne 1994. S. 58-59
  25. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 285