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Josef Schlichter

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Josef Schlichter
Porträt
Grabmal auf dem Ostenfriedhof 2006

Josef Schlichter (* 27. Juli 1879 in Schwelm; † 19. Mai 1952 in Hamm) war Jurist und von 1920 bis 1933 sowie von 1945 bis 1946 Oberbürgermeister der Stadt Hamm.

Familie

Josef Schlichter kam in jungen Jahren nach Hamm, da sein Vater, Bernhard Schlichter, 1890 als Justizrat an das Oberlandesgericht Hamm versetzt wurde.

Leben

Nach dem Abitur im Jahre 1899 am Gymnasium Hammonense studierte Schlichter von 1899 bis 1902 Rechtswissenschaft in München, Kiel und Berlin. Von 1902 bis 1908 war er Gerichtsreferendar und ab 1908 Gerichtsassessor. Am 1. April 1908 wurde er Magistratsassesor sowie im Dezember 1908 ab dem 1. April 1909 zum besoldeten Stadtrat in Hamm gewählt.

Als Reserveoffizier war er von 1902 bis 1903 Einjährig-Freiwilliger im Clevischen Feld-Artillerie-Regiment Nr. 43 in Wesel, nahm am Ersten Weltkrieg teil und geriet als Hauptmann und Abteilungsführer im September 1918 in französische Gefangenschaft.

Schlichter war bis 1932 Mitglied der Zentrumspartei. 1919 zum Oberbürgermeister gewählt, konnte er das Amt erst am 16. März 1920 – nach erfolgter Rückkehr aus französischer Kriegsgefangenschaft – antreten. In seiner Amtszeit gewann die Stadt Hamm ein großstädtisches Aussehen durch den neuen Hauptbahnhof (1920), das neue Hauptpostamt (1924), das Polizeipräsidium (1927), das Stadthaus am Marktplatz (erbaut 1925/27) und das neue Amtsgericht (1929). Ebenso wurden die Ringanlagen um die Hammer Altstadt ausgebaut und das Straßenbahnnetz erweitert. Verdienste erwarb er sich auch beim Ausbau der Katholischen Rektoratsschule (gegründet 1867) zu einem Realgymnasium, aus dem das Märkische Gymnasium hervorging. Nach Ablauf seiner zwölfjährigen Amtszeit wurde er im April 1931 wiedergewählt.

Am 13. April 1933 von den Nationalsozialisten zunächst beurlaubt, wurde er zum 1. August 1933 zwangspensioniert. Dabei wurde eine Kampagne wegen angeblicher Korruption gegen ihn eingeleitet und mit gestellten Fotos ein Skandal heraufbeschworen, der der Machtübernahme durch die Nazis eine öffentliche Legitimation geben sollte. Er lebte daraufhin von 1933 bis zur seiner Rückholung 1945 in München.

Am 15. August 1945 wurde Schlichter vom Bürgerrat der Stadt – einem von der britischen Besatzungsmacht eingesetzten kommunalen Selbstverwaltungsorgan – das Amt des Oberbürgermeisters wieder übertragen. Vom 7. November 1945 bis 29. April 1946 verwaltete er außerdem das neu geschaffene Amt des Oberstadtdirektors.

Am 7. Oktober 1946 wurde er zum Ehrenbürger der Stadt Hamm ernannt. Am 4. November 1946 gab er aus Gesundheitsgründen auch das Amt des Oberbürgermeisters ab. Zum Amtsnachfolger wurde Ferdinand Poggel gewählt.

Ehrungen

Literatur

  • Anneliese Beeck: So entstand das neue Hamm. Kriegsende und Wiederaufbau, Hamm 1992.
  • Otto Löbke: Hamm. Kommunale Neuordnung, Hamm [1999], S. 14.
  • Ilsemarie von Scheven: In memoriam Josef Schlichter. Zweimal Oberbürgermeister der Stadt Hamm, in: Hammagazin 7/1979, S. 3 und S. 9.
  • 75 Jahre kreisfreie Stadt Hamm, hrsg. vom Oberstadtdirektor der Stadt Hamm, Hamm 1976 (= Tatsachen und Berichte 20 (1976), S. 8-9.
  • Manfred Witt: Stadt und Region Hamm in der Weimarer Republik. In: Wilhelm Ribhegge u.a.: Geschichte der Stadt und Region Hamm im 19. und 20. Jahrhundert. Schwann im Patmos-Verlag, Düsseldorf 1991, ISBN 3-491-34228-7