Zeche Heinrich-Robert
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Die Zeche Heinrich-Robert, gegründet 1901 als Zeche de Wendel, war das letzte fördernde Steinkohlen-Bergwerk in Hamm und zuletzt mit der Zeche Aden/Monopol Kamen ein Teil des Verbundes „Bergwerk Ost“. Die Zeche wurde 2010 endgültig stillgelegt.
Geschichte
Probebohrungen durch Heinrich Grimberg
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Zeche de Wendel – 1901 bis 1937
Die Geschichte der Zeche de Wendel begann am 8. Mai des Jahres 1901 mit dem Abteufen der Schächte I und II (Schacht Heinrich und Schacht Robert – benannt nach den Brüdern Henri und Robert de Wendel). Bereits im Folgejahr 1902 erreicht der Schacht I die erste Kohlenschicht in 562 Metern Tiefe. Im Jahr 1904 beginnt auf der ersten Sohle von Schacht II die Eigenbedarfsförderung der Zeche, zwei Jahre später startet die regelmäßige Kohleförderung auf der Zeche.
Am 17. Januar 1906 traten die Bergarbeiter in Streik. Er dauerte bis zum 10. Februar. Dabei ging es u. a. um die Einführung des achtstündigen Normalarbeitstages.
In der Zeit des ersten Weltkrieges stand die Zeche unter deutscher Zwangsverwaltung. Die Eigentümer, die Familie de Wendel, erhielt die Zeche nach dem Weltkrieg zurück.
Im Jahr 1922 wird außerhalb der bisherigen Zechenanlage mit dem Abteufen eines neuen Schachts III begonnen. Dieser Schacht erhält den Namen Schacht Franz (nach Francois de Wendel). Mit diesem Schacht wird 1924 in 611 Meter Tiefe das Karbongebirge erreicht. Er liegt in 2 km Entfernung zum Stammbergwerk und wird bis 1994 betrieben.
Am 27. November 1926 ereignet sich auf der Zeche eine Schlagwetterexplosion, bei der 11 Tote zu beklagen sind. Im nächsten Jahr wird der vierte Schacht der Zeche abgeteuft (Schacht IV – benannt nach Humbert de Wendel). Erneut kommt es am 1. März 1927 zu einem Schlagwetter, bei dem 4 Kumpel ihr Leben lassen müssen.
Während Schacht Franz bereits 1928 seine Förderung aufnimmt, erreicht Schacht Humbert 1929 auf 595 Meter Tiefe das Karbongebirge. Im gleichen Jahr, am 4. August, kommt es erneut zu einem Schlagwetter in der Zeche – drei Tote werden beklagt.
Im Jahr 1930 geht Schacht IV als Wetterschacht für die Zeche de Wendel in Betrieb, aber bereits zwei Jahre später wird der Betrieb auf den Schächten II und IV eingestellt, um 1934 wieder aufgenommen zu werden. Grund dafür war die Weltwirtschaftskrise und deren Überwindung durch die Aufrüstungspolitik der inzwischen an die Macht gekommenen Nationalsozialisten.
Zeche Heinrich Robert – 1937 bis 1998
Vor dem Hintergrund der Nazi-Herrschaft in Deutschland erachten es die Eigentümer für hilfreich, den französischen Namen de Wendel aus der Zechenbezeichnung zu entfernen. Sie gründen daher am 26. April 1937 die Aktiengesellschaft Steinkohlenbergwerk Heinrich Robert und benennen die Zeche in Heinrich Robert um.
Die Gesamtanlage besteht zu diesem Zeitpunkt aus den Förderschächten Heinrich/Robert, die in fünfte Sohle auf 929 Meter Tiefe Steinkohle fördern. Die Anlagen am Standort Heinrich/Robert umfasst auch eine Kokerei. Schacht Franz ist bis auf 1010 Meter Tiefe abgeteuft. Dort wird auf Sohle IV in 839 Metern Tiefe ab 1937 wieder abgebaut. Schacht Humbert dient als Wetterschaft und zwar bis zur vierten Sohle in 840 Meter Tiefe.
Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs kommt die Zeche wieder unter deutsche Zwangsverwaltung.
In den Jahren 1942 bis 1945 wird Schacht Robert tiefergeteuft. Erst in 1047 Metern Tiefe wird die Teufe eingestellt. In den Jahren 1946 bis 1948 wiederholt sich der Vorgang am Schacht Heinrich. Dort werden 1114 Meter Teufe erreicht. Im Jahr 1949 werden die Schächte Robert und Humpert tiefergeteuft. Schacht Robert erhält eine sechste Sohle in 1038 Meter Tiefe.
Nach dem Krieg stand die Zeche Heinrich Robert zunächst unter der Verwaltung der Rhine Coal Control. Am 25. Mai 1950 konnte die Familie de Wendel die Zeche allerdings wieder übernehmen.
Im Jahr 1951 wird im Schacht Franz ein Bohrloch vom Schachtsumpf zur sechsten Sohle des Bergwerks in 1024 Meter Tiefe angelegt. Am 30. Mai 1951 kommt es zu einem Zechenbrand und in dessen Folge zu einer Schlagwetterexplosion. 17 Menschen verlieren dabei ihr Leben, 19 weitere werden zum Teil schwer verletzt.
1958 wird mit dem Neubau der Mannschaftskaue am Schacht Heinrich begonnen. Der Bau wird erst 1963 fertig.[1] Im Abbaugebiet der Zeche kommt es im gleichen Jahr zu teilweise massiven Bergsenkungen.[2]
Am 1. Januar 1967 wird Oskar Görgen neuer Bergwerksdirektor.[3] Im gleichen Jahr wird im Wetterschacht Humbert ein neuer Grubenlüfter installiert.[4]
Das Jahr 1969 markiert eine grundlegende Änderung in der Kohleförderung auf der Zeche Heinrich Robert. Die Gründerfamilie de Wendel verkauft die Zeche an die Ruhrkohle AG. Das bedeutete u. a. die Möglichkeit zur Expansion der Zeche. Noch im selben Jahr wird die Förderung in den Schächten Heinrich und Franz eingestellt, der Schacht Robert wird zum Hauptförderschacht der Anlage.
Im Jahr 1973 wird das Feld Monopol II aufgeschlossen. Durch den Verbund mit der Zeche Werne hält die Zeche Heinrich Robert nun Berechtsame auf 22 km². In den beiden Folgejahren wird die Zeche Werne in Teilen übernommen.
Das Jahr 1978 ist geprägt von der Kooperation der Zeche Heinrich Robert mit der Zeche Königsborn. Der Schacht Sandbochum wird abgeteuft, das Teilfeld Monopol III mit dem Schacht Lerche wird von Heinrich Robert übernommen. Mit der Zeche Königsborn wird eine gemeinsame Wirksdirektion gebildet. Die Berechtsame der Zeche belaufen sich nunmehr auf 37 km².
Im Jahr 1979 kommt es in der Schwarzkaue am Schacht Heinrich zu einem Brand.[5] Des Weiteren erreicht der Schacht Sandbochum das Kohlegebirge in 726 Meter Tiefe. Das Bergwerk legt eine sechste Sohle in 1034 Meter Tiefe an. Im Folgejahr wird der Schacht Werne verfüllt.
Mit der Teuftiefe von 1221 Metern ist Schacht Sandbochum 1981 vorläufig fertiggestellt. Es erfolgt ein Durchschlag zur sechsten Sohle von Heinrich Robert sowie das Ansetzen einer siebten Sohle in 1184 Meter Tiefe. Auch Schacht Franz wird weiter abgeteuft, und zwar bis zur sechsten Sohle.
Da die Förderung der Steinkohle sich in die siebte Sohle verlagert, wird 1982 auch Schacht Heinrich weiter abgeteuft. Bereits im Folgejahr kann auf 1084 Meter Tiefe dort die siebte Sohle angesetzt werden.
In den Jahren 1985 und 1988 werden der Schacht Lerche und der Schacht Humbert weiter abgeteuft, während im Jahr 1987 die Kokerei von Heinrich Robert stillgelegt wird.
Ein weiterer Meilenstein der Abbaugeschichte wird im Jahr 1994 mit dem Durchschlag der siebten Sohle zum Schacht Sandbochun erreicht. Im gleichen Jahr wird Schacht Franz stillgelegt, um im Folgejahr für Seilfahrten wieder in Betrieb genommen zu werden.
Bergwerk Ost – 1998 bis 2010
Am 1. April 1998 geht die Zeche Heinrich Robert mit der Zeche Haus Aden/Monopol einen Verbund zum Bergwerk Ost ein. Die Geschichte des Verbundbergwerks reicht somit bis in das Jahr 1873 zurück, als man mit dem Abteufen des Schachtes Grillo 1 des Bergwerks Monopol in Kamen begann.
Der Abbau der Steinkohle erfolgte bei einer Teufe von 1.200 im Bereich „Heinrich-Robert“ und bis 1.500 Metern im Bereich „Monopol“. Die größte Tiefe lag bei 1.460 Metern unter NN. Die Länge des Streckennetzes betrug 80 Kilometer und das Grubenfeld erstreckte sich auf 285 Quadratkilometer im November 2008.
Auf dem Bergwerk waren zuletzt circa 2.600 Menschen beschäftigt (davon 179 Auszubildende) und die Jahresförderung betrug rund 1,5 Millionen Tonnen.
Nach dem Auslaufen der untertägigen Vorräte war einst der Aufschluss des Feldes Donar für das geplante Bergwerk Donar nördlich des letzten Betriebsbereiches vorgesehen. Zur Verwirklichung dieses Projekts kam es schließlich nicht mehr.[6]
Die drei Standorte bzw. Teil-Bergwerke des Bergwerks Ost:
Stilllegung
Am 30. September 2010 wurde die letzte Förderschicht gefahren. Ein Jahr später waren alle Maschinen und Anlagen unter Tage abgebaut. Große Teile der oberirdischen Anlagen wurden 2011 nach China veräußert und hierfür demontiert.[7]
Nachnutzung
Für die erhaltenen Anlagen, Gebäude und das Betriebsgelände wurden inzwischen verschiedene Formen der öffentlichen und gewerblichen Nachnutzung entwickelt. Teile der Maßnahmen befinden sich noch in Vorbereitung (Stand 2021).
Schächte und Halden
Der schon in den 90ern aufgegebene Schacht Franz wurde ab 2009 zum Lippepark umgestaltet.
Auf der früheren Halde Kissinger Höhe können ganztägig Teile der auf Heinrich-Robert genutzten Anlagen auf einem Bergbaulehrpfad besichtigt werden. Auch die ehemalige Halde Humbert steht heute Spaziergängern ganztägig offen.
Gebäude und Anlagen
Das ehemalige Kasino der Zeche dient schon länger als Jugendzentrum.
Das das Bild der Stadtteile Herringen und Wiescherhöfen prägende Hammerkopf-Gebäude des Bergwerks, die Maschinenzentrale sowie weitere als historisches Ensemble schützenswerte Gebäude bleiben erhalten und sollen vermietet werden:[8]
- Alte Pforte (ehemaliges Betriebsratsbüro mit Laubengang)
- Neue Verwaltung mit vorgelagertem Park
- Mannschaftskaue
- Magazin, Lampenstube, Verwaltung (mit Lichthof)
- Hammerkopfturm Schacht Robert
- Fördermaschinenhaus Schacht Heinrich
- Maschinenzentrale
- Fördermaschinenhaus Schacht Robert
- (Kasino)
Betriebsgelände
Im Zuge der Diskussionen um die Nachnutzung des Geländes des Bergwerks Ost fasste die Stadt Hamm Ende 2016 den Plan zur Errichtung des Creativreviers Heinrich-Robert. Das Zechengelände soll diesen Plänen zufolge, nach Abschluss der Bodensanierung und Entlassung aus der Bergaufsicht, mit einem Mix aus Wohnbebauung, Einzelhandels- und Gewerbeflächen umgestaltet werden.
Ab Februar 2021 wurden die Mauern des Bergwerksgeländes an der Kamener Straße abgerissen und die Bodensanierung eingeleitet.[9]
2016 und 2019 war das CreativRevier jeweils Spielort der Kulturveranstaltung ExtraSchicht.[10].
Fotos
Presseberichte
Weblink
Haltestelle
Nachweise
- ↑ Peter Voß: Die Zechen in Hamm. Werne 1994. S. 23
- ↑ Michael Rost: Chronik des Bergwerks Heinrich Robert 1901-2001 - 100 Jahre Heinrich Robert, Bergbau in Hamm. O.O. o.J.
- ↑ Michael Rost: Chronik des Bergwerks Heinrich Robert 1901-2001.100 Jahre Heinrich Robert. Bergbau in Hamm. O.O. o.J.
- ↑ Peter Voß: Die Zechen in Hamm. Werne 1994. S. 24
- ↑ Peter Voß: Die Zechen in Hamm. Werne 1994. S. 27
- ↑ Wikipedia.de, Artikel „Bergbauprojekt Donar“
- ↑ Wa.de vom 01.08.2011
- ↑ Wa.de vom 27.11.2020
- ↑ Wa.de vom 23.02.2021
- ↑ Wa.de vom 26.06.2016