Fährstraße
- Länge
- 1,3 km
- Typ
- Verbindungsstraße
- Klasse
- Kreisstraße (K5)
- Namensherkunft
- siehe Text
- Radarfalle
- Zwischen Ostenallee und Brücke
mobil (30 km/h)
Fährstraße von der Ostenallee aus
- Stand der Daten
- 13.12.2023
Die Fährstraße ist eine Straße im Bezirk Heessen und Uentrop und verbindet die Kreuzung Ostenallee, Soester Straße mit der Dolberger Straße.
Verkehrslenkung
Seit März 2022 gilt auf der Fährstraße zwischen Ostenallee und Datteln-Hamm-Kanal eine Höchstgeschwindigkeit vom 30km/h. Hintergrund sind die Arbeiten für den Neubau der Klinik für Manuelle Therapie. Dort entstehen im kommenden Jahr auch eine Fußgängerquerung und Abbiegespuren zur Klinik und zum gegenüberliegenden Restaurant. Die Tempo-30-Regelung soll aber auf Dauer Bestand haben.[1]
Namensherkunft und Geschichte nach Wienstein
Die Fährstraße, die von der Ostenallee gegenüber der Soester Straße abzweigt und in nördlicher Richtung bis zur Dolberger Straße nach Heessen führt, erinnert daran, dass noch bis 1913 hier die Lippe mit einer Fähre überquert werden konnte.
Bis um 1880 gehörte das Gelände östlich des heutigen Ahsebettes und nördlich der Ostenallee zu Heimbecks Kotten, der 1883 größtenteils in den Besitz der Stadt Hamm überging. Einige Jahre später wurde in dem Anwesen die Stadtgärtnerei eingerichtet. Ein Teil des Grundbesitzes wurde an die damalige Aktiengesellschaft Bad Hamm und an den Bürgerschützenverein verkauft. Hier entstand der heutige Kurpark. Durch den Heimbeckschen Grundbesitz führte damals der schmale Fährweg, der jedoch am Kotten nach Osten abbog und sich dann zum Flussufer senkte, das mehrere Meter tiefer lag als heute. Unmittelbar an der Lippe stand damals westlich des Weges das Fährhaus. Dort musste man zunächst warten, bis genügend Anwärter versammelt waren, um die Überfahrt lohnend zu gestalten. Der Fahrpreis betrug zwei Pfennig pro Person.
Auf der Heessener Seite musste man sich durch eine dort angebrachte Glocke bemerkbar machen. Die Fähre selbst war ein breiter Kahn mit Sitzbänken an den Längsseiten. Ein am Vordersteven befestigtes Drahtseil führte über eine Rolle die auf einem starken Drahtseil lief, das zwischen dem Nord- und Südufer gezogen war. Bei Hochwasser und Überschwemmungen musste der Fährverkehr ruhen; die einzige Verbindung zwischen Hamm und Heessen führte dann über die Nordstraße und die Münsterstraße. Diese Verbindung musste von Fuhrwerken stets genutzt werden, da die Fähre nur dem Personenverkehr diente.
Als 1910 bis 1912 die Lippe, die bis dahin reich an Windungen war, begradigt und nach Norden verlegt, und außerdem der Lippe-Seiten-Kanal geschaffen wurde, waren die Tage der Fähre gezählt, denn über beide Wasserläufe wurden feste Brücken gebaut. Zugleich wurde der alte Fährweg als Straße ausgebaut und erhielt die jetzige Richtung. Durch den Brückenbau war dieser Stelle gleichsam jener Zustand wieder hergestellt worden, der Anfang des 19. Jahrhunderts vorhanden war. Damals führte hier auch eine Brücke über die Lippe. Diese alte Brücke wurde zwischen 1820 und 1830 abgerissen, als die Lippe für die Treidelfahrten eingerichtet wurde, bei denen der Lastkahn an einer Leine durch Menschen oder Pferde gezogen wurde, die sich auf dem neben dem Fluß verlaufenden Lein- oder Treidelpfad bewegten. Damals war die alte Brücke ein Hindernis für den Schiffsverkehr und sie wurde daher durch die Fähre ersetzt, die wieder 1913 als Schifffahrtshindernis verschwinden musste.[2]
Die alte Brücke, die nach dem Zweiten Weltkrieg als „Provisorium“ errichtet wurde, und die nur einspurig befahrbar war, sodass vor beiden Enden eine Ampel vorhanden war, wurde erst im Jahre 2001 durch die heutige Brücke ersetzt.
Namensherkunft und Geschichte nach Kreienfeld
Die Fährstraße führt in der Verlängerung der Soester Straße über Lippe und Kanal durch die Lippewiesen zur Dolberger Straße und ins Heessener Dorf. Sie ist eine der ältesten Straßen im Hammer Stadtgebiet.
Als die Stadt Hamm noch gar nicht existierte, Friedrich von Isenberg den Mord am Kölner Erzbischof noch nicht plante, Adolf von der Mark seinen begehrlichen Blick noch nicht auf „tom Hamme“ und den nördlichen Brückenkopf richtete, gab es zu dieser Zeit, also vor dem Jahr 1226, in Heessen schon Straßenverkehr. Seitdem die Menschen Handel trieben, führte eine Straße von Soest aus über die Lippe in Richtung Münster. So kam beispielsweise das lebenswichtige Salz aus Werl in die Bischofsstadt Münster. Außerdem besaßen die Fürstbischöfe von Münster Grundbesitz in Rhynern, den sie ebenfalls über diese Straße erreichten. Die Brücke über die Lippe wurde von den Grafen von der Mark auf der südlichen Seite mittels einer befestigten Burg bewacht, auf der nördlichen Seite bot die Burg Heessen den Handelsreisenden und den Pilgern Schutz vor Überfällen.
Seit wann eine Brücke als Übergang über die Lippe die flache Furt komfortabel ergänzte, ist nicht überliefert. Die Brücke hatte sogar einen Namen, sie hieß Bosmarbrücke nach dem Flurstück an der Lippe. Nachdem bei einem Eistreiben auf der Lippe 1835 die Brücke zerstört wurde, richteten die Heessener eine Fähre ein, die die Menschen von Hamm nach Heessen brachte und zurück. An dieser Stelle hatte man kein Interesse mehr an einer Brücke, weil inzwischen die Münsterstraße als Haupthandelsstraße zwischen Hamm und Münster über die Lippe führte und ausgebaut worden war. Die Heessener Fähre war ein breiter Kahn mit Sitzbänken an den Längsseiten, die mittels eines Seiles über den Fluss gezogen wurde. Am nördlichen Ufer erreichte man Heessener Gebiet auf dem bis heute bestehenden Fährweg.
Nachdem der Hammer Stadtförster Droste, der die Fähre bedient hatte, aufhörte, übernahm Wilhelm Bauhaus, zuvor Gärtner auf Schloss Heessen, den Betrieb. Der letzte Fährmann Heessens ist älteren Bürgern Hamms noch ein Begriff, mussten doch die Kinder, die von Heessen aus ein Hammer Gymnasium besuchen wollten, täglich die Fähre benutzen, erreichten die Sonntagsspaziergänger des Hammer Ostens den Heessener Wald nur mittels der Fähre. Besonders, wenn die Kirmesleute ihre Geschäfte im Schatten der Stephanuskirche aufgestellt hatten, gab es für den Fährmann reichlich zu tun. Bei solchen Ereignissen wurde sogar eigens aus mehreren Booten eine Art Pontonbrücke eingerichtet. Wilhelm Bauhaus nahm pro Person zwei Pfennig, fünf Pfennig für Radfahrer und zehn Pfennig für ein Pferdefuhrwerk. Er soll einmal, als Kirmes in Heessen war, 1200 Mark eingenommen haben.
Der Verkehr nahm noch zu, als Heessen im Jahre 1891 einen Bahnhof erhielt. Im Jahre 1912 wurde die Lippe begradigt und nach Norden verlegt sowie der neue Lippeseitenkanal auf Heessener Gebiet fertig gestellt. 1914 führten auch die bei-den neuen Brücken über Kanal und Lippe. Die Gemeinde Heessen wie auch die Stadt Hamm sahen sich außerstande, eine befestigte Straße zwischen dem neuen Brückenbauwerk und dem Dorf Heessen zu finanzieren. So ließ, zeitgleich mit dem Brückenbau, der Heessener Schlossherr, Freiherr Dietrich von Boeselager, auf eigene Kosten eine befestigte Straße mit schattenspendenden Bäumen durch seine Wiesen anlegen, die heutige Fährstraße. Diese Straße durfte allerdings nur er und seine Familie mit Fuhrwerken befahren, alle anderen mussten zu Fuß gehen. Selbst das Radfahren war auf dieser Privatstraße nicht gestattet; das Verbot wurde aber selten beachtet. Sehr häufig wurde diese neue Straße durch die Lippe überflutet und musste ständig ausgebessert werden, auch hatten die Gärtner von Schloss Heessen genug damit zu tun, für Ersatzpflanzungen der bei Hochwasser eingegangenen Bäume zu sorgen.
Ostern 1945, als amerikanische Truppen von Norden her aus Heessen in Richtung Hamm vorstießen, wurden die Lippebrücken von den abrückenden Deutschen gesprengt, darunter die Fährstraßenbrücke und auch die Münsterstraßenbrücke. Nachdem eine behelfsmäßige Pontonbrücke mit finanzieller Hilfe und Materiallieferungen der Zeche Sachsen gebaut worden war, wurde die Brücke 1950 wieder errichtet. Sie war allerdings nur einspurig zu befahren und für Lastwagen nicht geeignet. Dass dieses Flickwerk von Brücke das Jahr 2000 erleben würde, das hätten seine Erbauer sicher nicht gedacht.
Seit 1957 gab es Bestrebungen, aus dem Provisorium ein richtiges Brückenbauwerk auszuführen. 1976 war man dann soweit, eine große Straße über einen hochwassergeschützten Damm durch die Lippewiesen zu führen und eine gigantische 23,50 Meter breite Brücke zu bauen, die auch vom Schwerlastverkehr befahren werden könnte. Aber alle Pläne scheiterten an der Sturheit des Freiherrn von Boeselager und einer Bürgerinitiative, die sich zum Ziel gesetzt hatte, die wertvolle Lippeniederung und den Kurpark zu schützen. Heute kann man nur sagen, dass es ein Glück war, dass sich letztlich die Naturschützer und der Baron durchsetzten, die in der Landschaft mehr sahen als „die paar sauren Wiesen“, wie sich der damalige Oberbürgermeister Werner Figgen bei einer Bürgerversammlung ausdrückte. So konnte ein wertvolles Naherholungsgebiet und eine histo-risch gewachsene Landschaft erhalten werden. Im Sommer 2000 wurde nach einer zweijährigen Bauphase die neue zweispurige Brücke eingeweiht, wobei die Trassenführung der Fährstraße geringfügig verändert wurde, um Überschwemmungen auszuschließen.
Das Bootshaus, einziges Gebäude an der Heessener Seite der Fährstraße, hat eine lange Erfolgsgeschichte. Als der Fährmann Wilhelm Bauhaus durch den Bau der Brücke arbeitslos wurde, erhielt er die Erlaubnis, im Naturschutzgebiet eine Gaststätte zu errichten. Als Ausflugsziel für die Hammer Bürger und ihre Kurgäste erlangte das Bootshaus mit seinen 30 Ruderbooten, in denen die Gäste auf der Lippe paddelten, einige Berühmtheit. Selbst als in den 1980er Jahren die Pächter hier eine Jugenddisco einrichteten, konnte man sonntags nachmittags gemütlich auf der Terrasse unter den alten Kastanienbäumen seinen Kaffee und Kuchen genießen. Als die Gaststätte, die mit ihrer Fachwerkkonstruktion so gut in die westfälische Landschaft passte, im 20. Jahrhundert abbrannte, sah mancher Hammer darin das Ende des Bootshauses. Doch die alte Tradition einer gutbürgerlichen Gaststätte wird seit kurzer Zeit von der Familie Phung wiederbelebt, die in dem neu erbauten Haus neben der traditionsreichen chinesischen Küche die nicht weniger traditionsreichen Kuchen der Bäckerei Ridder nebst Kaffee und Terrassenherrlichkeit serviert. Man will sogar den Bootsanleger alter Zeiten wiederbeleben.[3]
Baumaßnahmen
Am 14. Dezember 1998 begannen die Arbeiten für den Neubau der Fährstraßenbrücken mit einer Sperrung der Fährstraße, denn bevor weitere Arbeiten durchgeführt werden konnten, mussten zunächst einmal 39 Bäume gefällt werden, die auf der geplanten Trasse standen.
Ab dem 11. April 2022 wurde die Fährstraße für ca. drei Wochen für Kraftfahrzeuge gesperrt. Grund hierfür waren Baumaßnahmen nahe der Dolberger Straße.
2024/2025 soll die Fährstraße zwischen Dolberger Straße und Ostenallee saniert werden. Die Kosten belaufen sich auf 180.000 Euro.
Hausnummern
- 1 Baudenkmal Altes Fährhaus
- 1 Restaurant Altes Fährhaus
- 1 ehemals Hohoffs 800°
- 1 TC Rot-Weiß Hamm e.V.
- 6 Kanu Club Heessen e.V.
- 6 Wasser- und Schifffahrtsamt Rheine Außenbezirk Hamm
- 7 Bootshaus
- 13 ehemals Märkischer Reiterverein
Fotos
Presseberichte
Besonderheiten
- 30 km/h zwischen Ostenallee und Datteln-Hamm-Kanal
- Verbot für Fahrräder an der Brücke – einschließlich Auffahrten
Anmerkungen
- ↑ zitiert nach Rita Kreienfeld, Quelle: Alte Homepage des Heimatverein Heessen
- ↑ nach Friedrich Johannes Wienstein
- ↑ Originaltext im Stil dem Artikel angeglichen