Westentor

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Das Westentor ist eine Straße im Bezirk Mitte. Sie verbindet den Westring mit der Ritterstraße/Martin-Luther-Straße und fungiert heute in erster Linie als Durchgangshaltestelle für den Busverkehr.

Geschichte

1920er

Wo sich heute die Bushaltestelle Westentor befindet, lag im Mittelalter das westliche Stadttor (Westentor) der früheren Stadt Hamm. Das zeitweilig auch Klever Tor genannte Gebäude[1] trug ab 1688 eine Uhr mit Schlagwerk und Zeiger und wurde schließlich 1798 abgebrochen. Heute ist ein Stück der alten Mauer an der Bushaltestelle zu besichtigen. Auf dem Mauerstück ist aus Eisen die frühere Lage des Westentores verzeichnet. Wo sich heute der Westring befindet, verlief einmal das Ahseufer. Die Ahse diente früher als Schutz gegen Angreifer.

19. und 20. Jahrhundert

2009

Im Jahr 1887 wurde am Westentor das sogenannte Ständehaus als Sitz des Landratsamtes für den Kreis Hamm errichtet. Das Landratsamt verblieb bis 1930 im Gebäude. Nachdem es bei einem alliierten Luftangriff vom 22. April 1944 schwer getroffen wurde, wurde es nach Kriegsende nicht wieder aufgebaut.

Bereits 1898 wurde das Westentor mit der Einführung der Straßenbahn zur Haltestelle und seither mehrfach entsprechend der jeweiligen Erfordernisse umgestaltet. Es blieb jedoch lange Zeit für den Kraftverkehr geöffnet.[2]

1988 bis 1989 wurde das Westentor abermals umgebaut. Unter anderem wurden die Bussteige mit halbrunden, transparenten Kunststoffdächern überdacht. Diese Gestaltung des Westentors überdauerte schließlich bis ins Jahr 2024. Während der Bauarbeiten stieß man bereits am 20. April 1988 auf einen Teil der Stadtmauer, den man jedoch auf Druck der Bauherren sogleich wieder verschüttete.[3] Später wurden zudem noch jene Fundamente eines Stadttores aus dem 13. Jahrhundert entdeckt, die noch heute an der Haltestelle zu besichtigen sind.[2]

21. Jahrhundert

Westentor vor Umbau, August 2024

Im Zuge des städtebaulichen Rahmenplans „Perspektive Innenstadt 2030“ hatte die Stadt ursprünglich geplant, das Westentor zwischen 2016 und 2019 erneut umzugestalten. Entsprechende Pläne wurden bereits 2014 bekanntgegeben.[4] Neben einer Verbesserung der Barrierefreiheit sollte auch ein Bussteig entfernt werden, um so Radfahrern und Fußgängern mehr Raum zu verschaffen. Der Verein zur Förderung des Martin-Luther-Viertels regte in diesem Zuge an, das Westentor durch künstlerische Elemente zu einem „Kulturbahnhof“ aufzuwerten. Geplant waren ursprünglich Investitionen von 1,2 Millionen Euro.[5]

Die notwendige Ausschreibung bzw. der Architektur-Wettbewerb, der eine konkrete Planung ermöglichen sollte, hatte jedoch bis 2019 noch nicht stattgefunden.[6] Die Stadt wollte unter anderem die nächsten Schritte des Investors der Ritter-Passage abwarten, der an dieser Stelle das „B-Tween“ errichten wollte, um zwei parallele Baustelle in der Nachbarschaft zu vermeiden.[7]

Westentor im Umbau, November 2024

Nachdem der Umbau bzw. Abriss der Ritter-Passage nicht nennenswert vorangekommen war, wollte die Stadt den Umbau des Westentors schließlich vorziehen. Die erste europäische Ausschreibung für einen Entwurf des neuen Westentors im Sommer 2021 brachte jedoch nach Ansicht der Stadt nur wenige und zudem keine tauglichen Entwürfe hervor. Die Frist wurde daher bis 12. November verlängert, was einer zweiten Ausschreibung gleich kam.[8]

Am 9. Mai 2022 präsentierte die Stadt schließlich den Siegerentwurf der Planungsbüros Gnegel aus Sendenhorst und Landschaft planen und bauen aus Dortmund, der den Namen „Treffpunkt Westentor: ankommen / abfahren / treffen / verbinden“ trug. Dem Entwurf gemäß wird der mittlere Bussteig entfernt, die verbleibenden Bussteige mit Dachbegrünung neu überdacht und der konventionelle Asphaltbelag mit einen wasserdurchlässigen Belag ausgetauscht. Die Beschallung der Haltestelle mit synthetischem Vogelgesang ist vorgesehen.[9]

Westentor – Bauschild

Im Juni 2023 beschloss der Hauptausschuss des Rates die Maßnahme offiziell. Die Gesamtkosten sollen sich auf 2,1 Millionen Euro belaufen, wovon die Stadt einen Eigenanteil von 600.000 € tragen wird. Weitere Mittel kommen aus einem Förderprogramm für den Umbau von Bushaltestellen.[10] Als Baubeginn wurde der Beginn des Jahres 2024 ins Auge gefasst.[11]

Schließlich fand der Umbau des Westentors parallel zum Bau des „B-Tween“ statt, der ebenfalls 2024 begann. Vorbereitende Arbeiten für den Umbau des Westentors fanden zwischen Mitte 2023 und 2024 statt. Dabei wurden die kränklichen Bäume entfernt. Die eigentlichen Bauarbeiten begannen am 2. September 2024 mit der Vollsperrung des Westentors und sollen ein Jahr dauern. Die ansässigen Betriebe blieben jedoch zumindest fußläufig erreichbar, da Maßnahmen wie die Entfernung der Überdachungen nachts stattfanden. Anschließend verlegten die Stadtwerke neue Leitungen. Der Busverkehr nach Osten/Süden wurde über die Friedrichstraße und gen Westen über den Nordenwall umgeleitet. Zu diesem Zeitpunkt wurden die Gesamtkosten auf 2,2 Mio. Euro taxiert.[12]

Während der vorausgehenden archäologischen Untersuchungen im Oktober 2024 wurde am Westentor ein etwa vier Meter langer Abschnitt der alten Stadtmauer freigelegt, der wahrscheinlich aus der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts stammt.[13] Allerdings stellte sich heraus, dass es sich dabei um einen Wiederholungsfund handelte. Bereits am 20. April 1988 hatte man die Stadtmauer an dieser Stelle zu Beginn des damaligen Umbaus des Westentors entdeckt, aber auf Druck der Bauherren noch am gleichen Tag wieder verschüttet.[3]

Sicherheitslage

Seit dem Jahr 2021 ist das Westentor aufgrund von gewaltsamen Zwischenfällen und Gruppierungen jugendlicher Delinquenten mehrfach in die Schlagzeilen geraten:

Treffpunkt von Jugendbanden (2021–2022)

In den Jahren 2021 und 2022 war das Westentor regelmäßiger Treffpunkt eine Gruppe Jugendlicher aus Hamm und verschiedenen Nachbar- und Ruhrgebietsstädten, die Passanten belästigte und dabei wiederholt für Polizeieinsätze sorgte:

2021 konnte erfolgreich eine Gruppe im Alter von 12 bis 16 Jahren zerschlagen werden, die sich (unter anderem) am Westentor traf und aus der heraus diverse Straftaten verübt wurden, darunter Sexualdelikte, Körperverletzungen, Diebstähle und Erpressungen.[14] Bekannt wurden u. a. folgende Vorfälle:

  • Am 19. März 2021 wurden zwei 15-jährige Mädchen aus Lippstadt an der Oststraße von der fraglichen Gruppe eingekreist und sexuell belästigt.[15] Die polizeibekannten Täter konnten ermittelt werden, ihre Handys wurden sichergestellt.
  • Am 21. März 2021 gerieten Teile der Gruppierung am Willy-Brandt-Platz in Konflikt mit einem Busfahrer, dem sie ihre Bustickets nicht vorzeigen wollten. Anfängliche Beleidigungen steigerten sich schließlich zu Schlägen gegen den Busfahrer. Auch hier konnten die schon polizeibekannten Täter ermittelt werden.
  • Am 29. April 2021 wurden ein 14-Jähriger und eine 15-Jährige an der Neuen Bahnhofstraße von bis zu acht Gruppenmitgliedern zunächst beleidigt und schließlich bis kurz vor das Allee-Center verfolgt, wo sie den 14-Jährigen mit Schlägen malträtierten. Durch das Eingreifen von Zeugen wurde die Situation entschärft, die Täter entkamen ins Allee-Center.

Die vorläufige Zerschlagung der Gruppe gelang durch Kooperation der Polizei und der Kripo Hamm mit der Staatsanwaltschaft Dortmund, dem Jugendamt der Stadt und dem vom Jugendamt beauftragten Verein „Paidaia“. Ein 14-jähriger Intensivtäter, der zu der Gruppe gehörte, wurde zunächst in U-Haft genommen und später einem Programm zur Resozialisierung im Ausland zugeführt, in dem er sich mindestens noch im August 2022 befand.[16]

2022 bildete sich aus Teilen der behördlich bekannten Täterschaft von 2021[16] erneut eine schwerpunktmäßig am Westentor anzutreffende Jugendbande. Neben diversen Pöbeleien kam es u. a. zu folgenden Delikten:

  • Am 4. Juli und am 11. Juli wurden Passanten aus der Gruppe heraus schwer beleidigt.[16]
  • Am 11. Juli 2022 schlugen sich Mitglieder der Gruppe offenbar untereinander am Westentor. Verdächtige konnten nicht ermittelt werden.[16]
  • Am 25. Juli 2022 wurde am Westentor im Zuge eines Streits ein 14-jähriger Hammer, der in Begleitung seines 19-jährigen Bruders war, von drei der Jugendlichen geschlagen und getreten. Als der 19-Jährige seinem jüngeren Bruder beistehen wollte, wurde diesem mehrfach ins Gesicht geschlagen.[17]
  • Am 19. August wurde eine weitere, nicht näher bezeichnete Gewalttat aktenkundig.[18]

Abermals beauftragte die Stadt Hamm den Verein „Paidaia“, um die Gruppe zu analysieren und Handlungsempfehlungen abzuleiten. Unter Berufung auf den Vereinsvorsitzenden, Ibrahim Ismail, berichtete der WA am 24. August 2022 von einer Größe der Gruppe, die zwischen 20 und 30 Jugendlichen gelegen haben soll.[18]

Messerangriff (2024)

Am 18. Mai 2024 ereignete sich am Westentor ein offenbar wahlloser Messerangriff.[19] Der 26-Jährige Raman S., der nach Angaben der Staatsanwaltschaft Dortmund auch der Drogenszene am Nordringpark zugehörig sein soll, wird beschuldigt, gegen 09:10 Uhr unvermittelt einen an einer Ampel am Westentor haltenden Radfahrer in die Wange gestochen zu haben.[20][21]

Videoüberwachung

Die Polizei beabsichtigt, das Westentor ab Mitte November 2024 in unregelmäßigen Abständen mit einer der zwei ihr zur Verfügung stehenden mobilen Videoüberwachungsanlagen zu beobachten. Der Anhänger, auf dem die Kameras montiert sind, wird auf Höhe der Persil-Uhr in Richtung Westentor filmen, die Weststraße bleibt unbeobachtet.[22]

Hausnummern

1 Backwerk
1 ehemals Grüter & Schimpff
2 (Ecke Westring) Handy Planet
2 ehemals Gelato Caffe
2 ehemals Tabakwaren Palm
2 Ecke (Ritterstraße) Leerstand
2 ehemals Geers Gutes Hören (bis 31. Oktober 2022)
2 ehemals Tschibo
2 ehemals Tabakwaren Palm
2 ehemals Imbiss Hahnenteller (1970er)
3 (Ecke Westring) Zeeman
3 ehemals Urban (Sonder- & Restposten)
3 Candy Sale (seit August 2023)
3 ehemals Süßwaren Fabrik (September 2021 bis Mitte 2023)
3 ehemals Volksbank Hamm eG
3 ehemals Blumen Risse
4 (Eingang links) Chicken Time bei Al-Sham
4 (Einrang rechts) Bistro-Shop Kaymaz
4 ehemals Claire’s
4 ehemals Fleischerei Schneider
4 ehemals Bäckerei Hosselmann
4 ehemals Drogerie Koepe (1960er)

Presseberichte

Weitere Bilder

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Zum Artikel gibt es eine Fotoseite.

Haltestelle

Icon Haltestelle.png
Haltestelle

Besonderheiten

Verkehrszeichen 245.png

Einzelnachweise

  1. J. Wünsche: „War die Stadt Hamm mit Festungsmauern umgeben oder waren die jetzt noch vorhandenen Wälle durch Palisaden befestigt“ in: Heimat-Kalender für Kreis und Stadt Hamm, Unna, Kamen und das Gebiet der ehemaligen Grafschaft Mark. 1926. Hamm o. J., S. 65–69.
  2. 2,0 2,1 Jörn Funke, Frank Osiewacz: „Ideen-Wettbewerb fürs Westentor“ in: wa.de vom 18. August 2018
  3. 3,0 3,1 Jörn Funke: „Historische Stadtmauer in der Innenstadt freigelegt – doch nicht zum ersten Mal“ in: wa.de vom 26. Oktober 2024
  4. Jörn Funke: „Umgestaltung: Westentor soll barrierefrei werden“ in: wa.de vom 6. März 2014
  5. Frank Osiewacz: „Neues Westentor erst ab 2020 - Umgestaltung verzögert sich“ in: wa.de vom 27. August 2017
  6. Frank Osiewacz: „Umbau des Westentors: Statt Priorität jetzt Beliebigkeit?!“ in: wa.de vom 10. August 2019
  7. Frank Osiewacz: „Vorfahrt für „B-tween“: Umbau des Westentors folgt kurz darauf 2022“ in: wa.de vom 19. August 2019
  8. Frank Osiewacz: „Kein Interesse am Westentor? Umbau verzögert sich weiter“ in: wa.de vom 22. Oktober 2021
  9. Frank Osiewacz: „Viel Grün, Vogelgezwitscher wenn die Busse fahren: So soll das Westentor bald aussehen“ in: wa.de vom 10. Mai 2022
  10. Frank Osiewacz: „Umbau des Westentors soll Anfang 2024 beginnen“ in: wa.de vom 23. September 2022
  11. Jörn Funke: „Westentor in Hamm: Baubeginn zur Verschönerung im kommenden Jahr“ in: wa.de vom 9. Oktober 2023
  12. Jörn Funke: „Ab Montag: Westentor-Umbau mit weiträumigen Bus-Umleitungen“ in: wa.de vom 1. September 2024
  13. Maximilian Gang: „‚Gut erhalten‘: Historische Stadtmauer in der Innenstadt entdeckt“ in: wa.de vom 25. Oktober 2024
  14. „Polizei geht gegen brutale Bande vor - 14-Jähriger in Untersuchungshaft“ in: wa.de vom 2. Juli 2021
  15. Cedric Sporkert: „Jugendliche kesseln Mädchen ein und berühren sie unsittlich - auch Busfahrer getreten und geschlagen“ in: wa.de vom 3. Mai 2021
  16. 16,0 16,1 16,2 16,3 Frank Osiewacz: „Prügel und Polizei: „Kinderbande“ treibt Unwesen am Westentor“ in: wa.de vom 4. August 2022
  17. Svenja Jesse: „Schlägerei am Westentor: Zwei Brüder verletzt - Täter auf der Flucht“ in: wa.de vom 26. Juli 2022
  18. 18,0 18,1 Frank Osiewacz: „Krawall-Kinder im Fokus: Stadt sieht dringenden Handlungsbedarf “ in: wa.de vom 24. August 2022
  19. Max Lametz, Marvin K. Hoffmann: „Messerangriff am Westentor in Hamm: Kein Raub, kein Anlass - Mann sticht unvermittelt zu“ in: wa.de vom 20. Mai 2024
  20. Markus Hanneken: „Polizei kennt Messerstecher vom Westentor: Foto veröffentlicht“ in: wa.de vom 22. Mai 2024
  21. Markus Hanneken, Frank Lahme: „Festnahme nach Messerangriff am Westentor: So lief die Aktion ab“ in: wa.de vom 24. Mai 2024
  22. Frank Osiewacz: „Polizei baut Videoüberwachung in der Innenstadt aus – dritter Standort geplant“ in: wa.de vom 24. Oktober 2024