Co op: Unterschied zwischen den Versionen

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== Literatur ==
== Literatur ==
* Rothenberg, Martin: „Ausgeträumt“. In: DIE ZEIT 07/1998 (vgl. [https://www.zeit.de/1998/07/Ausgetraeumt ZEIT ONLINE]).
* Rothenberg, Martin: „Ausgeträumt“. In: DIE ZEIT 07/1998 (vgl. [https://www.zeit.de/1998/07/Ausgetraeumt ZEIT ONLINE]).
* „[https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag7596.html 27. Juni 1998 - Auflösung der Coop-Dortmund-Kassel beschlossen]“ (= WDR 2 Stichtag). In: WDR.de.
* „[https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag7596.html 27. Juni 1998 - Auflösung der Coop-Dortmund-Kassel beschlossen]“ (= WDR 2 Stichtag). In: WDR.de, 27.06.2013.


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 15. August 2024, 16:21 Uhr

co op war die spätestens seit den 1970er-Jahren bundesweit vertretene einheitliche Dachmarke verschiedener ehemaliger Konsumgenossenschaften, die im Lebensmitteleinzelhandel agierten. Die meisten dieser Genossenschaften gingen bis in die 1980er-Jahre in der co op AG auf.

Die Marke co op und das blaue co-op-Logo wurden bereits vor Gründung der co op AG als gemeinsamer Marktauftritt der westdeutschen Konsumgenossenschaften eingeführt. Beide wurden daher auch von Konsumgenossenschaften verwendet, die nicht Teil der co op AG waren,[2] darunter die co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG, die die Märkte in Hamm betrieb.

Geschichte

Zur Geschichte der Konsumgenossenschaften in Hamm vor 1969 siehe → Konsumgenossenschaften

Mit dem Vordringen der Discounter und der großen Einzelhandelsfilialisten änderte sich das Klima in der alten Bundesrepublik für die Konsumgenossenschaften grundlegend. Immer mehr westdeutsche Genossenschaften gerieten in wirtschaftliche Bedrängnis. Es begann eine große Modernisierungsdebatte, die in den 1960er Jahren in der Einführung der einheitlichen Marke co op mit zugehörigem Corporate Design mündete.[3] Zudem erkannte man den Zeitgeist und eröffnete ab den 1960er-Jahren zunehmend Supermärkte und SB-Center (umgangssprachlich auch Kaufhallen genannt), die beispielsweise in Großwohnsiedlungen der 70er-Jahre entstanden. Exemplarisch hierfür ist die Kaufhalle an der Friesenstraße 43 zu nennen. Mit der Einrichtung der ersten plaza-Märkte (vgl. allkauf) wurde zudem auf das Vordringen der Großflächenangebote geantwortet.[3]

Unter der Marke co op wurden in Hamm zahlreiche Lebensmittel-SB-Geschäfte, Supermärkte und SB-Verbrauchermärkte betrieben. Hammer Filialen wurden ausweislich des Adressbuchs Stadt Hamm Teil der co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG, die 1969 aus der Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm hervorgegangen war.[4] Obwohl sich viele der inzwischen als co op firmierenden Konsumgenossenschaften der co op AG angeschlossen hatten, behielt die co op Dortmund ihre Eigenständigkeit.

Die Filialen der co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG in Hamm sind im Adressbuch teilweise als „Läden“ nach einem unbekannten System durchnummeriert. Daneben gab es ein unter der Marke plaza geführtes SB-Warenhaus von co op Dortmund-Kassel an der Münsterstraße 183. Die co op Dortmund eröffnete 1973 auch das co op-Center (heute Rathaus-Center) in Bockum-Hövel mit dem co op-Markt als namensgebendem Ankermieter, sowie einer Vielzahl von weiteren Geschäften aller Branchen (Textil-Boutique, Eiscafé, Tabakgeschäft, Zeitschriften, Bäckerei, Sportgeschäft, weitere Bekleidungsgeschäfte, Reisebüro, ALDI-Markt, Friseur usw.). Eine Zechensiedlung mit ca. 50 freistehenden Einfamilienhäusern auf Gartengrundstücken wurde hierfür bis Ende der 60er-Jahre dem Erdboden gleich gemacht. Südöstlich entstand parallel das Rathaus Bockum-Hövel mit Grünanlage.

Nachdem von den Unternehmens-Vorständen der co op AG, Bernd Otto, Dieter Hoffmann und Werner Caspar, in den 80er-Jahren in erheblichem Ausmaß Gelder veruntreut wurden (co op-Skandal), geriet die 1972 gegründete co op AG in finanzielle Schieflage, musste Insolvenz anmelden und wurde in der Folge zerschlagen. Daher schlossen im Nachgang sämtliche Filialen der co op AG deutschlandweit.[5]

Die co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG ging bereits 1986 durch Verschmelzung mit der co op Kassel eG gemäß des Verschmelzungsvertrages vom 15. bzw. 20. Mai in der co op Dortmund-Kassel Konsumgenossenschaft eG auf und blieb noch bis 1998 im Lebensmitteleinzelhandel aktiv. Nach dem co op-Skandal entschied man sich, den Namen co op abzulegen und firmierte ab Juni 1990 als Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel eG (fortan gekürzt KG Dortmund-Kassel).[6]

Die KG Dortmund-Kassel hatte zeitweilig 550.000 Mitglieder, über 300 Filialen[7] und wuchs zweistellig. Ein Umsatz von 4 Mrd. DM-Mark wurde angepeilt.[8] Sie geriet unter anderem wegen der vernachlässigten Modernisierung des Ladennetzes in den 1990er Jahren und unrentabler Expansionsprojekte in Hamburg und Ostdeutschland in wirtschaftliche Schieflage und stand 1997 kurz vor dem Konkurs.[3] Trotzdem warben die Manager noch im Herbst 1996 bei den Genossenschaftlern um weitere Einlagen[7] und zahlten elf Prozent Dividende.[8]

Bereits ab Januar 1997 beteiligte sich allkauf zu 50 % an allen plaza-Warenhäusern der KG Dortmund-Kassel.[9] Das plaza-Warenhaus in Heessen wurde ab dem 24. Februar 1997 auf allkauf umgeflaggt und das Sortiment umgestellt.[10]. 1998 erfolgte die Übernahme durch real, 2021 durch Kaufland.

Ebenfalls 1997 beauftragten Banken und die NRW-Landesregierung, die eine Landesbürgschaft über 50 Millionen Mark gewährt hatte, Wirtschaftsprüfer Jochen Rölfs mit einer Prüfung. Dieser deckte auf, dass die Bilanzen der Jahre 1994 bis 1996 gefälscht waren. Die Abweichung betrug 95 Millionen Mark. Das Unternehmen stufte er als nicht mehr sanierbar ein.[7] Am 27. Juni 1998 beschlossen die Genossenschaftler die Auflösung der Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel, ihre Teile wurden zerschlagen. EDEKA übernahm 177 Standorte, davon 148 co op-Märkte. Sie wurden bis Juli 1999 komplett auf EDEKA aktiv markt umgeflaggt, darunter unter anderem auch die Hammer Filialen an der Werler Straße, Dambergstraße und der Großen Werlstraße. 38 Standorte waren zu diesem Zeitpunkt bereits an selbstständige Kaufleute abgegeben worden. Durch die Zerschlagung verloren die Genossenschafter Spareinlagen von 60 Millionen Euro. Von den 14.000 Beschäftigten werden durch Übernahmen jedoch nur knapp 100 arbeitslos. Die Liquidation dauert zehn Jahre und endet 2008 mit dem Verkauf der letzten Immobilie.[7]

Ehemalige Filialen in Hamm

(Die folgende Übersicht ist unter Umständen nicht vollständig)

Mitte

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG – Laden 89
Alleestraße 10 (belegt 1976 u. 1979, heute Süd-Apotheke)[11]
59065 Hamm
(02381) 51171

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG – Laden 126
Bockumer Weg 160 (belegt 1976, heute Retro Markt)[12]
59065 Hamm
(02381) 32510

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG
Eschenallee 62 (belegt 1976, heute Manu’s Lädchen)[13]
(02381) 51003
59063 Hamm

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG
Großer Sandweg 23 (heute Mix Markt)
59065 Hamm
(02381) 60486

Werler Straße 41 (umgeflaggt auf EDEKA aktiv markt, heute ABEX Herbert Heldt)
59065 Hamm

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG – Laden 328[14]
Weststraße 38–40
59065 Hamm
(02381) 24769

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG
Wilhelmstraße 186 (belegt 1976, heute Siemes Schuhcenter)[15]
59067 Hamm
(02381) 440661

Bockum-Hövel

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG
Rathaus-Center (eh. co op-Center, dann bis 2004 EDEKA aktiv markt)
Rautenstrauchstraße 55
59075 Hamm
(02381) 75188

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG
Spechtstraße 1 (belegt 1976, abgerissen zwischen 1990 und 1998)[16]
59075 Hamm
(02381) 71752

Heessen

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG
Ahlener Straße 2a (belegt 1976, heute Erdemli Megastore)[17]
59073 Hamm
(02381) 32373

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG
Dasbecker Weg 41 (belegt 1976, später u. a. Salon Schulte)[18]
59073 Hamm

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG – Laden 816
Kleine Amtsstraße 3 (heute Evin Homecollection)[19]
59073 Hamm
(02381) 34804

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG
Heessener Markt 12 (belegt 1976, heute Hörstudio Johnson)[20]
59073 Hamm

plaza-Warenhaus
Münsterstraße 183 (später allkauf, real, jetzt Kaufland)
59073 Hamm

Herringen

Dortmunder Straße 32 (heute Kara-Markt)
59067 Hamm

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG – Laden 84
Mutmaßlich Fritz-Husemann-Straße 28 (belegt 1979, später Schlecker, heute „Freiluft-Galerie“)[21]
59077 Hamm
(02381) 461322

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG
Friesenstraße 43 (ca. 1960er–1980er, abgerissen)
59067 Hamm
(02381) 440072

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG – Laden 60
Neufchâteaustraße 19 (belegt 1976, heute Sparkasse)[22]
59077 Hamm
(02381) 466138

Pelkum

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG – Laden 16
Große Werlstraße 3 (belegt 1979–1984)[23]
59077 Hamm
(02381) 400122

Große Werlstraße 45 (später EDEKA Weber, Tratex Teppiche, Diwa Gastronomie Einzel- und Großhandel, Can Gastro-Service u. a.)
59077 Hamm

Rhynern

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG
Auf dem Tigge 2 (ab 1977, später u. a. elli-Markt, Schlecker, Rhynern Frost/Cappadocia Kebap Haus, umgebaut 2022–2024)[24]
59069 Hamm
(02385) 1262

Dambergstraße 15 (später EDEKA aktiv markt Kremser, heute Physioline)
59069 Hamm

Uentrop

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG – Laden 82
Alter Uentroper Weg 48 (belegt 1976, später EDEKA Kremser, heute Viva Fitness)[25]
59071 Hamm

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG – Laden 85
Alter Uentroper Weg 177 (belegt 1976, abgerissen, heute Wohnbebauung)[26]
59071 Hamm
(02381) 82001

co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG – Laden 95
Kirchweg 58 (heute Trinkgut Lötschert)
59071 Hamm
(02381) 80602

Sonstige

  • Das Adressbuch Stadt Hamm 1976 listet eine Filiale an der Soester Straße 3 (Uentrop). Dies entspräche heute Hausnummer 225. Dort gab es aber ausweislich StreetView kein Ladenlokal.

Trivia

  • Viele co op-Filialen, darunter auch einige in Hamm, waren oder sind noch immer an ihrer zeitgenössischen Fassade zu erkennen: Entweder voll gefliest oder in Waschbeton-Opik, überwiegend mit Flachdach.

Literatur

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Missmanagement bei Coop: Das fast perfekte Verbrechen. In: Manager Magazin. 28. August 2001 (manager-magazin.de).
  2. Burchard Bösche, Jan-Frederik Korf (2003): „Chronik der deutschen Konsumgenossenschaften: 150 Jahre Konsumgenossenschaften in Deutschland, 100 Jahre Zentralverband Deutscher Konsumgenossenschaften e. V.“, S. 39–41. Hg. vom Zentralverband deutscher Konsumgenossenschaften.
  3. 3,0 3,1 3,2 Konsumgenossenschaft“ in: de.wikipedia.org, abgerufen am 14. August 2024
  4. Konsumverein Wohlfahrt (1914–1916)“ in: historisches-ehrenfeld.de, abgerufen am 15. August 2024.
  5. co op AG in: de.wikipedia.org
  6. Auszug aus dem Genossenschaftsregister – CO OP Dortmund Konsumgenosschaft, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht (GnR 411, Amtsgericht Dortmund); via [via Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel in: de.wikipedia.org
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 vgl. „27. Juni 1998 - Auflösung der Coop-Dortmund-Kassel beschlossen“ in: WDR (wdr.de), 27. Juni 2013; via Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel in: de.wikipedia.org
  8. 8,0 8,1 Martin Rothenberg: „Ausgeträumt“. In: DIE ZEIT 07/1998.
  9. „Aus plaza wird allkauf – Größerer Einkaufskomfort, mehr Auswahl und Service“ in: allkauf.de (03.02.1997) [Archive.org]
  10. „Aus plaza wird allkauf – Umwandlung der plaza-Märkte in allkauf SB-Warenhäuser – Größerer Einkaufskomfort und mehr Serviceleistungen“ in: allkauf.de (03.02.1997) [Archive.org]
  11. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 9. Essen: Beleke.
  12. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 56. Essen: Beleke.
  13. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 86. Essen: Beleke.
  14. Adressbuch Stadt Hamm 1979. Essen: Beleke, S. 238.
  15. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 341. Essen: Beleke. [damals Hausnummer 184]
  16. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 288. Essen: Beleke.
  17. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 4. Essen: Beleke.
  18. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 73. Essen: Beleke.
  19. Adresse damals (vor KN 1975) Butterpatt 3
  20. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 213. Essen: Beleke. [Adresse damals (vor KN 1975) Marktplatz 12]
  21. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 103. Essen: Beleke. [Aus unbekannten Gründen unter Hausnummer 35 geführt.]
  22. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 98. Essen: Beleke. [Noch unter Friedrich-Ebert-Straße 19 (vor KN 1975) geführt.]
  23. vgl. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 116. Essen: Beleke.
  24. Im Adressbuch irrtümlich als Reginenstraße oNr. geführt.
  25. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 12. Essen: Beleke.
  26. Adressbuch Stadt Hamm 1976 – Straßenverzeichnis, S. 13. Essen: Beleke. [Noch unter Hausnummer 113 (vor KN 1975) geführt.]