Marktplatz 10
Der Nachkriegsbau am Marktplatz 10 befindet sich auf einer besonders historischen Hausstätte. Hier befand sich sowohl das Stammhaus der Hammer Bürgermeisterfamilie von Rödinghausen im 17. und 18. Jahrhundert als auch das Wirtshaus Stadt London in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts.
Geschichte der Hausstätte
Das Haus Marktplatz 10 befindet sich auf der alten Hausstätte Nro 69 in der Nordhofe. Nach dem Stadtbrand von 1734 ließen es die Erben von Rödinghausen auf der alten Hausstätte ausweislich der Brandstellenkartierung von 1742 neu erbauen. Die Angabe der massiven Bauweise 1765 deutet aber darauf hin, dass das Haus beim Stadtbrand 1734 eher ausgebrannt als völlig abgebrannt ist. Auch der gemeinschaftliche Brunnen mit dem Nachbarhaus Marktplatz 11 war 1742 unbeschädigt.
1765 wollte der spätere Premierleutnant Theodor von Nordeck, der seit 1761 mit Theresia Philippina von Rödinghausen, einer Tochter des Bernhard Hermann von Rödinghausen (1682-1729) verheiratet war, das Haus verkaufen. Er war nächster Anverwandter, da der am Marktplatz ansässige Familienzweig ausgestorben war. In der erhaltenen Verkaufsanzeige wird das Haus als das von Roedinghausische Erb- und Stammhaus zum Hamm bezeichnet. [1] Für das 19. Jh. ist im Hause das Wirtshaus Stadt London (bel. 1833, 1840, 1854 [2] nachgewiesen, das schon 1858 zum Verkauf stand [3] und schließlich 1879 an den Staat Preußen verkauft wurde. Bis 1894 war in den Räumlichkeiten das Kreisgericht untergebracht, von 1894 bis 1922 die Reichspost. 1922 erfolgte der Verkauf des Grundstücks an die Stadt Hamm und das Gebäude wurde abgebrochen, um das Stadthaus zu errichten.
Eigentümer
- 1684 Otmar von Rödinghausen († 1684), Bürgermeister
- oo Anna Katharina von Waldenheim gen. Potgießer (ca. 1624-1673)
- oo Anna Katharina von Waldenheim gen. Potgießer (ca. 1624-1673)
- 1684 bis 1715 Erben Otmar von Rödinghausen [4]
- 1722 bis 1723 Werner von Rödinghausen [5] (1655-1723), Bürgermeister
- oo (1707) Margarethe Sophie Sybille von Elverfeldt
- 1723 bis 1734 Wwe Werner von Rödinghausen
- 1742 Erben von Rödinghausen
- 1761 bis 1780 Theodor von Nordeck (1734-1815), Premierlieutenant
- oo 1761 Anna Theresia Philippina von Rödinghausen ( † ca. 1792)
- oo 1780 Maria Anna Wilhelmina von Nordeck
- 1792 bis 1802 Erben Franz Wilhelm von Closter
- 1811 Wwe Gast- und Weinwirth Johann Hermann Opderbeck geb. Henriette Catharine von der Nahmer
- 1812 bis 1816 Johann Heinrich Torley (ca. 1757-1816) aus Schiedam, pens. Capitain Lieutenant, Weinwirt
- oo Wwe Opderbeck geb. Henriette Catharine von der Nahmer
- oo Wwe Opderbeck geb. Henriette Catharine von der Nahmer
- 1816 bis 1840 Wwe Torley
- 1858 Wilhelm Opderbeck, Gastwirt
- 1866 August Klassmann, Kaufmann
- 1879 bis 1922 Staat Preußen
- 1879/94 Amtgericht
- 1894/22 Reichspost (Paketpost)
Anmerkungen
- ↑ das von Roedinghausische Erb- und Stammhaus zum Hamm, so die von Nordeck erblich nunmehro besitzen, pur massiv und a la moderne gebauet, zu samt seinen Appertinentien, Scheuer und Hofraum, auch nach Gefalen Gärtens dabey, sind zu verkaufen gegen baares Geld sichere ausgestellte Obligationen
- ↑ neben dem Hôtel London , WA 85 vom 25.10.1854
- ↑ Der Gasthof liegt an der Hauptstraße inmitten der Stadt, unfern des Marktes, neben dem Appellations-Gerichtsgebäude vis-à-vis der großen evangelischen Kirche und einer Linden-Allee, ist ganz massiv, sehr gut erhalten und in keinem Theile reparaturbedürftig, mit gewölbten Keller [!], Hofraum, Remise und Stallung versehen und eignet sich zu einer gewerblichen Anlage oder jedem andern Geschäftsbetriebe
- ↑ Nach Wienstein hatte Otmar von Rödinghausen 4 Kinder: Werner (1655-1723), der Nachfolger in der Nro 69, den unverheiratet gebliebenen Johann (ca. 1658-1733), Anna Helene († 1701), die mit Arnold Amand von Rödinghausen (1651-1726) verheiratet war und schließlich die unverheiratet gebliebene Maria Elisabeth
- ↑ Die Ehe blieb nach Wienstein kinderlos.
Literatur
Martin Lehmann: Das Neue Stadthaus in Hamm (Westf.), Hamm 1927.
Andreas Schulte: Häuserbuch der Stadt Hamm, unveröffentlichtes Manuskript, Nro 69.