Naturschutzbund Hamm e.V.: Unterschied zwischen den Versionen
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Aktuelle Version vom 26. Juli 2023, 09:17 Uhr
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Der NABU Hamm (Naturschutzbund Hamm e.V.) ist ein Verein in Hamm.
Geschichte/Gründung
Der Naturschutzbund Hamm e.V. ist ein ehrenamtlich arbeitender Naturschutzverband, der den Schutz der Lebensgrundlagen von Mensch, Tier und Pflanze unterstützt. Schwerpunkt des Vereins ist daher der Natur- und Artenschutz, obwohl natürlich auch Umweltschutzbelange vertreten werden. Die Arbeit des Naturschutzbundes hat sich sehr verändert in den Jahren seit der Gründung (1955). Sie ist mit den Anforderungen gewachsen, die die sich ausbreitende Industriegesellschaft (gemeint ist der Zeitraum nach 1945) an Natur und Umwelt gestellt hat und immer noch stellt. Für den Verein, genauer gesagt für die Aktiven, ist es heute ungleich schwerer geworden als es im Jahr 1955 gewesen ist. Das soll die Arbeit der Aktiven aus der Gründerzeit natürlich nicht herabsetzen.
Fakt ist heute: Die Bestandszahlen der wild lebenden Tier- und Pflanzenarten sind in den zurückliegenden Jahrzehnten kontinuierlich gesunken, nur für wenige Arten gibt es steigende Zahlen. Das wohl größte Problem stellt die zunehmende Versiegelung dar, die mit dem Verlust an Freiflächen einhergeht. Das Bundesamt für Bauwesen und Raumordnung hat ermittelt, dass 1999 täglich eine Fläche von 129 Hektar durch Bebauung und Zersiedelung in Deutschland verloren ging – heute (Stand November 2013) liegt diese Zahl laut Umweltbundesamt bei 74 Hektar.
Vom „Deutschen Bund für Vogelschutz“ (DBV) zum „Naturschutzbund Deutschland“ (NABU)
Anfangs nannte sich der seit 1899 bundesweit bestehende Verein „Deutscher Bund für Vogelschutz“ – die Namensänderung vom DBV zum NABU hat nachvollziehbare Gründe gehabt: Nach der Wiedervereinigung Deutschlands 1989 konnte in Verhandlungen über einen Zusammenschluss mit dem ornithologischen Verband Ostdeutschlands über den „DBV“ keine Einigung erzielt werden. Die Jugend der ostdeutschen Ornithologen war aber mit dem „NABU“ als Verbandsbezeichnung einverstanden. Aber bereits vor der Wiedervereinigung wurde im DBV schon lange und intensiv über den nicht mehr zeitgemäßen Verbandsnamen gestritten, bis dato allerdings ohne Ergebnis.
Natur- und Umweltschutz gilt oft als ein Reizwort, besonders dann, wenn es um Innovationen in der Wirtschaft geht, um die Ausweisung von Wohn- und Gewerbeflächen oder um den Straßenbau. Denn damit verbunden sind Arbeitsplätze, ohne die es nun einmal nicht geht. Aber die Mitglieder von Naturschutzverbänden brauchen diese Arbeitsplätze genau so wie alle anderen Menschen auch. Naturschützer unterscheiden sich insofern nicht von ihren Mitmenschen. Aber der Unterschied liegt im Detail. Nicht die Bereitstellung von Arbeitsplätzen um jeden Preis sollte das Ziel des schaffenden Menschen sein. Vielmehr darf der Schutz der Lebensgrundlagen des Menschen und der Tier- und Pflanzenarten nicht aus den Augen verloren werden; er muss an vorderster Stelle stehen.
Über 60 Jahre NABU Hamm
In Hamm wurde der NABU am 1. Januar 1955 gegründet, damals noch unter der Vereinsbezeichnung „Deutscher Bund für Vogelschutz, Ortsgruppe Heessen“. Es existiert eine Chronik des NABU aus dem Jahr 2005, dem Jahr des 50. Vereinsbestehens. Diese Chronik zeigt die Geschichte des Vereins auf. Nicht nur über die herausragenden Höhepunkte, sondern auch über die vielen kleinen Ereignisse, von denen ein Verein lebt, wird berichtet. Erfolge und weniger gute Ergebnisse waren aufzuzeigen, wenn es um die Naturschutzarbeit geht. Die ehrenamtlichen Naturschützer befanden sich im stetigen Dialog mit Kommunalpolitik und Stadt Hamm, wenn es galt, im Rahmen von Planungen, die in Natur und Landschaft eingriffen, die Interessen der wild lebenden Arten zu vertreten. Die notwendigen Kompromisse reichten aber oft nicht aus, um auch in Hamm dem Artenschwund entgegenzusteuern.
Besonders die Gründerjahre des Heessener DBV werden auf den ersten Seiten der Chronik genauer beschrieben. So wird dokumentiert, wie schnell der Verein nach 1955 gewachsen ist und wie zügig er in der damals sicher schweren wirtschaftlichen Zeit (hören wir heute nicht Ähnliches?) seine Aufgaben wahrnehmen konnte.
Gründer und Vorsitzende
Wenn über die Gründung des Vereins gesprochen wird, dann muss ein Name an erster Stelle genannt werden: Heinz Siegel. Er ist der Initiator des Deutschen Bundes für Vogelschutz, Ortsgruppe Heessen, gewesen und war einer der sechs Gründungsmitglieder. Vom Gründungstage an führte er mit großem Engagement den Verein 26 Jahre lang als Vorsitzender. Im Juli 1988 verstarb er viel zu früh im Alter von 66 Jahren. Heinz Siegels ökologisches Fachwissen hat ihn weit über die Grenzen Hamms hinaus bekannt gemacht.
Heinz Siegels Mitstreiter in den ersten Gründungsjahren war Otto Melbert, der botanische Experte des Vereins. Er verstarb am 21. April 2004. Zusammen mit vier weiteren Naturschützern bildeten sie die sechsköpfige Gruppe, die am Neujahrstag 1955 den Verein auf die Füße stellte und die sicher nicht leichte erste Zeit der Vereinstätigkeit in den schweren Nachkriegsjahren regelte.
Heinz Siegels Nachfolger wurde 1981 Karlheinz Jenzelewski, ihm folgte 1990 Ulrich Schölermann. 1996 übernahm Johann Kois die Vereinsführung, bis ihm 2005 wieder Ulrich Schölermann folgte. Seit 2011 steht Irene Weigt als erste Vorsitzende dem Nabu Hamm vor.
Heutige Tätigkeiten
In den Gründerjahren hatte der Zustand vieler Tier- und Pflanzenarten noch nicht so dramatische Auswirkungen angenommen als heute. Gefordert sind damals wie heute ein sensibles Umgehen mit Biotopen und Arten und ein kritisches Begleiten von Planungen, die in den Freiraum eingreifen.
Heute werden die Vereinstätigkeiten immer vielfältiger. Sie lehnen sich an die Satzung des NABU an, in der der Schutz der Lebensgrundlagen von Mensch, Tier und Pflanze an erster Stelle steht.
Geblieben aus der Gründerzeit ist der als klassische Tätigkeit aufzuführende Vogelschutz. Allerdings werden nicht mehr so umfangreich wie früher Nistmöglichkeiten, also Vogelnistkästen, aufgehängt und betreut. Dies ist eher eine Nebentätigkeit geworden. Das Bemühen um gute Lebensbedingungen für Vogelarten wird aber immer eine der Hauptaufgaben des Vereins bleiben.
Gesetzlich anerkannter Naturschutzverband
Seit etwa 1980 gilt der NABU als „gesetzlich anerkannter Naturschutzverband“ nach § 63 des Bundesnaturschutzgesetzes (BNatSchG). Zu allen Planungen, die in Natur- und Landschaft eingreifen, wird der Verband zu einer Stellungnahme aufgefordert. Oft konnte der NABU im Rahmen seiner Beteiligung mit Hilfe seines Sachverstandes Verbesserungen für den Naturschutz erreichen.
Biotopschutz ist umfassender Artenschutz
In der Praxis wird umfangreich Biotopschutz durchgeführt. Dazu hat der NABU ein drei Hektar großes Wiesengrundstück in Uentrop gekauft, das er für Tier- und Pflanzenarten in jährlicher Pflege optimiert. Besonders Wiesenbrüter wie Bekassine und Kiebitz finden hier optimale Brut- und Lebensbedingungen. Dies gilt auch für Amphibien, Eidechsen und Pflanzen. Direkt angrenzend liegt eine Fläche von zwei Hektar, die landwirtschaftlich unbewirtschaftet ist und auch vom NABU entsprechend betreut und gepflegt werden kann.
Im Jahr 2015 erwarb der NABU Hamm ein kleines Waldstück in Pelkum.
Weitere Gebiete hat der Verein gepachtet. Sie liegen teilweise in der Lippeaue und haben insbesondere eine Bedeutung als Schmetterlingslebensräume. Jährlich wird der Aufwuchs gemäht und abgeräumt, sodass sich hier seit etwa 1980 ein ökologisch wertvoller, magerer Aufwuchs eingestellt hat, der den Arten gute Lebensbedingungen bietet.
Drei Teiche gehören auch zu den Pachtflächen. Die beiden kleineren Teiche haben eine Bedeutung für Amphibien erlangt, während der deutlich größere dritte Teich in einer kleinen Waldfläche liegend Kormoranen als Schlafplatz dient.
Kopfweiden- und Heckenpflege
Eine der umfangreichsten Tätigkeiten war das Beschneiden von Kopfweiden. Diese für Westfalen typischen oft an Gewässern stehenden Weiden werden heute kaum noch von Korbflechtern genutzt (und geschnitten). Die Pflege hat der NABU viele Jahre lang übernommen, um dadurch insbesondere Lebensräume für den Steinkauz zu erhalten. Hin und wieder konnten neue Kopfweiden gepflanzt werden.
Ähnliches gilt für die Bestand erhaltende Pflege von Hecken. Viele Landwirte haben kaum noch Kapazitäten frei, um Hecken etwa alle neun Jahre „auf den Stock“ zu setzen. Sie bilden aber einen wichtigen und nicht zu ersetzenden Lebensraum für viele Arten: Vögel, Säugetiere, Schmetterlinge, Insekten und selbst für Fledermäuse. Daher hat der NABU im Laufe der Jahre neben hunderten von Kopfbäumen auch mehrere Kilometer von Hecken durch Pflegeschnitte erhalten. An mehreren Stellen wurden in Vereinbarung mit Grundstück besitzenden Landwirten neue Hecken gepflanzt.
Zwei ehemalige Trafohäuschen hat der NABU von den Stadtwerken Hamm gekauft. Sie sind so umgestaltet worden, dass Schleiereulen, Turmfalken, Mauersegler und Fledermäuse hier Nist- und Unterschlupfmöglichkeiten finden und so von großer Bedeutung sind.
Hilfe für Frösche, Kröten, Molche
An mehreren „Brennpunkten“ errichtet der NABU im Spätwinter und beginnenden Frühjahr mobile Amphibienfangzäune. Damit soll verhindert werden, dass viele Erdkröten, Grasfrösche und Molche auf ihrer so genannten Laichwanderung zwischen Winterquartier und Laichgewässer auf den Straßen überfahren wurden. Bis zu 4600 Einzeltiere konnten so pro Jahr vor dem „Straßentod“ bewahrt werden. Mittlerweile hat die Stadt Hamm (teilweise gegen erhebliche Widerstände von Teilen der Kommunalpolitik) stationäre hölzerne Amphibienschutzzäune gebaut. Trotzdem baut der NABU jährlich noch an bis zu drei weiteren ungesicherten Straßen mobile Zäune auf, kontrolliert sie zwischen Februar und April täglich in den frühen Morgen- und späten Abendstunden und setzt die in eingegrabene Eimer gefallenen Tiere sicher auf der gegenüberliegenden Straßenseite wieder ab.
Schutz der Fledermäuse
Seit 1996 bemüht sich der NABU um den Schutz der Fledermäuse in Hamm. Anfangs war über das Vorhandensein von Fledermäusen wenig bekannt. Es gibt 26 Arten in NRW, alle Arten gelten als bestandsbedroht. Die Fledermausgruppe des Vereins hat durch ständige Untersuchungen herausgefunden, dass auf dem Stadtgebiet 14 Arten (Stand: 2015) vorkommen. Viele Quartiere der „fliegenden Säugetiere“ sind mittlerweile registriert, ständig kommen neue hinzu. In mehreren Waldgebieten hat die Gruppe Fledermauskästen aufgehängt, die als Tagesversteck im Sommer dienen oder auch als Überwinterungsquartier genutzt werden. Mehrere Bunker sind entrümpelt und so umgebaut worden, dass sie Fledermäusen als Sommer- und Winterquartiere von großem Nutzen sind. Verletzte und geschwächte Tiere werden „aufgepäppelt“, bis sie wieder frei gelassen werden können.
Weiteres Engagement von Mitgliedern
Mehrere Mitglieder des NABU Hamm sind in verschiedenen Gremien aktiv. So entsendet der Verein Vertreter in den Naturschutzbeirat (offiziell: Beirat bei der Unteren Naturschutzbehörde der Stadt Hamm) und in den Jagdbeirat der Stadt Hamm. Weitere Mitglieder sind in Hamm zu Landschaftswächtern (Landschaftswacht) gewählt worden. Wahlgremium ist jeweils der Rat der Stadt Hamm. Auch ein Sitz im Umweltausschuss der Stadt Hamm wird vom NABU Hamm belegt. Dieser wird ihm freundlicherweise durch die SPD Fraktion des Rates der Stadt Hamm zur Verfügung gestellt.
Jugend- und Kindergruppen
Beim NABU gibt es sowohl eine Jugend- als auch eine Kindergruppe, die monatlich zu festen Terminen und zu naturkundlichen Inhalten thematisch orientierte Gruppenstunden durchführen. Diese finden am Haus Busmann statt, dem Vereinsheim des NABU in Heessen. Das Umfeld des Hauses und der nahe gelegene Köhlinger Wald sind sehr gute und für Kinder besonders geeignete „Lernorte der Natur“. Die Inhalte der Gruppenstunden befassen sich mit Artenkunde z. B. zu Vögeln, Insekten, Schmetterlingen, Bienen und Hummeln, Säugetiere und orientieren sich vor allem am Lauf der Jahreszeiten. Spielerisch werden die Kinder an den Artenschutz herangeführt: Malen, Basteln, Singen und Geschichten hören, Kochen und Essen sind neben den Waldspaziergängen fester Bestandteil der Kindergruppenstunden. Für die größeren Kinder und für Jugendliche werden Exkursionen in interessante Gebiete durchgeführt, und sie helfen auch bei Pflegeeinsätzen.
Vereinsheim Haus Busmann
Das Haus Busmann wird aber auch als Vortragssaal für Lichtbildervorträge genutzt. Reiseberichte in naturkundlich interessante Gebiete mit artenreichem Tier- und Pflanzenbestand werden angeboten. Natürlich werden ebenso Vorträge über Hammer Gebiete gezeigt und über die heimische Flora und Fauna berichtet. Ein Novum für Hamm ist die seit über zehn Jahren durchgeführte Vortragsreihe zur Vakuum-Feld-Energie mit einem Vortrag pro Jahr.
Am 2. Samstag eines Monats um 16:00 Uhr findet im Haus Busmann der NABU-Treff statt. Diese zwanglose Zusammenkunft bei Kaffee und Kuchen dient dem Meinungsaustausch. Auch Nichtmitglieder sind herzlich willkommen.
Alle zwei Jahre präsentiert sich der NABU dort beim „Tag der offenen Tür“. Im April erscheint jeweils das komplette Jahresprogramm der Veranstaltungen, das auch auf der Homepage einsehbar ist.
Anfahrtbeschreibung zum Haus Busmann: Das Haus Busmann finden Sie an der Uedinghoffstraße in Heessen. Es ist erreichbar über die Münsterstraße (Richtung Münster), auf dem Hardinghauser Knapp rechts ab in die Mansfelder Straße, die 1. Straße links ist eine Sackgasse, die 2. Straße links ist die Uedinghoffstraße (hier links einbiegen). An einer grasbewachsenen Mittelinsel teilt sich die Straße: links abbiegen. Links liegt auch die Friedhofsgärtnerei Kleuser am Dasbecker Friedhof; am Ende des Friedhofes befindet sich ein Parkplatz. Dort steht das Fachwerkhaus Haus Busmann. Gegenüber befindet sich neben einem landwirtschaftlichen Gehöft das Gelände des Reit- und Fahrvereins Heessen. Die postalische Adresse lautet Dasbeck 5 (was allerdings nirgendwo sichtbar angegeben ist, nur in Stadtplänen).
Zeitschrift
Die Zeitschrift des Vereins heißt "Naturschutz in Hamm" und kann beim NABU Hamm gegen Auslage der Porto- und Versandkosten angefordert werden. Die aktuelle Zeitschrift umfasst 32 Seiten, Größe DIN A 4 und ist 4farbig gedruckt.
Kontakt
Jürgen Hundorf
Weckermannweg 3a
59368 Werne
Telefon (0157) 31338388
E-Mail: info@nabu-hamm.de