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Das Kaufhaus '''ter Veen''' (eigentlich ''Kaufhaus für Jedermann Egbert ter Veen GmbH'') war ein Traditionskaufhaus in der Fußgängerzone von Hamm.
'''Ter Veen''' (eigentlich ''Kaufhaus für Jedermann Egbert ter Veen GmbH'') war ein Traditionskaufhaus in der Fußgängerzone von Hamm.
 
Es überlebte 112 Jahre, obwohl ihm mit [[Kaufhalle]] (bzw. [[Müller-Hamm]]), [[Kaufhof]] und [[Horten]] zwischenzeitlich drei größere Konkurrenten in der [[Bahnhofstraße]] das Geschäft streitig machten. ''Ter Veen'' wurde schließlich nur um ein Jahr von Kaufhof überlebt – die übrigen Konkurrenten gaben vorher auf.


== Geschichte ==
== Geschichte ==
Der erste Besitzer des Geschäftes war Siegfried Richter, [[Bahnhofstraße]] 13. Er betrieb dort seitdem [[16. September]] [[1907]] ein Spezialgeschäft ''guter Haushaltswaren, Galanterie-und Luxuswaren''. <ref> vgl. Wiederaufbau in Etappen. Im Zweiten Weltkrieg wird das Kaufhaus komplett zerstört - Töpfe aus Waffen. Westfälischer Anzeiger vom 1. November 2007 </ref> Die Familie Richter gehörte der jüdischen Gemeinde in Hamm an. Siegfried Richter starb schon früh, im Alter von 44 Jahren, im Jahr [[1928]]. Sein Grabstein befindet sich heute auf dem jüdischen Teil des [[Ostenfriedhof]]s. Siegfried Richters Ehefrau Selma und die Kinder Lotte und Grete verließen [[1933]] die Stadt Hamm.  
Der erste Besitzer des Geschäftes war Siegfried Richter ([[Bahnhofstraße]] 13). Er betrieb dort seit dem [[16. September]] [[1907]] ein Spezialgeschäft ''guter Haushaltswaren, Galanterie- und Luxuswaren''.<ref>vgl. Wiederaufbau in Etappen. Im Zweiten Weltkrieg wird das Kaufhaus komplett zerstört Töpfe aus Waffen. Westfälischer Anzeiger vom 1. November 2007</ref> Die Familie Richter gehörte der jüdischen Gemeinde in Hamm an. Siegfried Richter starb schon im Alter von 44 Jahren im Jahr [[1928]]. Sein Grabstein befindet sich heute auf dem jüdischen Teil des [[Ostenfriedhof]]s. Siegfried Richters Ehefrau Selma und die Kinder Lotte und Grete verließen [[1933]] die Stadt Hamm.  


[[1934]] wird auf Antrag der Rheinisch-Westfälische Boden-Credit-Bank in Köln ein Antrag beim [[Amtsgericht]] in Hamm auf Anordnung der Zwangsverwaltung wegen 16.750 RM rückständiger Zinsen gestellt. Die Grundstücke [[Bahnhofstraße]] 13 und [[Gasstraße]] 1 sollen beschlagnahmt werden. Als Verwalter wird der Rechtsanwalt Stähler aus Hamm bestellt. Diesem Antrag wird von dem Gericht stattgegeben.
[[1934]] wird auf Antrag der Rheinisch-Westfälische Boden-Credit-Bank in Köln ein Antrag beim [[Amtsgericht]] in Hamm auf Anordnung der Zwangsverwaltung wegen 16.750 Reichsmark (RM) rückständiger Zinsen gestellt. Die Grundstücke [[Bahnhofstraße]] 13 und [[Gasstraße]] 1 sollen beschlagnahmt werden. Als Verwalter wird der Rechtsanwalt Stähler aus Hamm bestellt. Diesem Antrag wird vom Gericht stattgegeben.


Rechtsanwalt Stähler nimmt Gespräche mit dem Testamentsvollstrecker des verstorbenen Siegfried Richter, Rudolf Levy, auf, einem Bruder von Selma Richter. Es geht um die Vermietung des Geschäftes und die Neufestsetzungen der Mieten des Wohn- und Geschäftshauses.  
Rechtsanwalt Stähler nimmt Gespräche mit dem Testamentsvollstrecker des verstorbenen Siegfried Richter, Rudolf Levy, auf, einem Bruder von Selma Richter. Es geht um die Vermietung des Geschäftes und die Neufestsetzung der Mieten des Wohn- und Geschäftshauses.  


Rechtsanwalt Stähler schlägt dem Testamentsvollstrecker Rudolf Levy und dem Buchhalter Brandt vor, einen arischen Mieter zu suchen, der einen monatlichen Zins von 1.000 bis 1.500 RM erzielen könnte. Überraschenderweise zieht die Bank ihren Pfändungsantrag zurück, Besitzer des Wohn- und Kaufhauses ist weiterhin die Erbengemeinschaft Richter. Aus den Akten im Stadtarchiv geht nicht genau hervor, welcher Mieter in den Jahren von 1934 bis [[1940]] zum Zuge kommt. Es spricht einiges dafür, dass Egbert Ter Veen die Immobilie im Jahr [[1937]] gemietet hat, es könnte aber auch schon 1934 gewesen sein. Im Jahre [[1940]] wird das jüdische Kaufhaus zwangsarisiert (enteignet) und geht an den Meistbietenden. Das ist Egbert Ter Veen mit 280.000 Reichsmark.
Rechtsanwalt Stähler schlägt dem Testamentsvollstrecker Rudolf Levy und dem Buchhalter Brandt vor, einen arischen Mieter zu suchen, der einen monatlichen Zins von 1.000 bis 1.500 RM erzielen könne. Überraschenderweise zieht die Bank ihren Pfändungsantrag zurück, Besitzer des Wohn- und Kaufhauses ist weiterhin die Erbengemeinschaft Richter. Aus den Akten im Stadtarchiv geht nicht genau hervor, welcher Mieter in den Jahren von 1934 bis [[1940]] zum Zuge kommt. Es spricht einiges dafür, dass Egbert Ter Veen die Immobilie im Jahr [[1937]] gemietet hat, es könnte aber auch schon 1934 gewesen sein. Im Jahre [[1940]] wird das jüdische Kaufhaus zwangsarisiert (enteignet) und geht an den Meistbietenden. Das ist Egbert Ter Veen mit 280.000 Reichsmark.


Das Kaufhaus Ter Veen wurde im 2. Weltkrieg zweimal ausgebombt und in der Nachkriegszeit von Ter Veen wieder aufgebaut, so gab es neben [[Müller-Hamm]] ein zweites Kaufhaus in Hamm.  
Das Kaufhaus Ter Veen wurde im Zweiten Weltkrieg zweimal ausgebombt und in der Nachkriegszeit von Ter Veen wieder aufgebaut. Damit gab es neben [[Müller-Hamm]] ein zweites Kaufhaus in Hamm.  


Am [[19. April]] [[1951]] kam es zwischen der Erbengemeinschaft Richter und Kaufmann Egbert Ter Veen zu einem Vergleich.<ref>Text aus "Die Geschichte des Kaufhauses Richter/Ter Veen" mit freundlicher Genehmigung des Autors Hartmut Regenstein</ref>
Am [[19. April]] [[1951]] kam es zwischen der Erbengemeinschaft Richter und Kaufmann Egbert Ter Veen zu einem Vergleich.<ref>Text aus „Die Geschichte des Kaufhauses Richter/Ter Veen“ mit freundlicher Genehmigung des Autors Hartmut Regenstein</ref>


<blockquote>In der Rückerstattungssache der Erben des Kaufmanns Siegfried Richter, früher in Hamm als Antragstellerin und dem Kaufmann Ter Veen, wohnhaft in der Bahnhofstr. 13 wird ein Vergleich geschlossen:  
<blockquote>In der Rückerstattungssache der Erben des Kaufmanns Siegfried Richter, früher in Hamm als Antragstellerin und dem Kaufmann Ter Veen, wohnhaft in der Bahnhofstr. 13 wird ein Vergleich geschlossen:  


* Grundstücke: Aufgrund der Zwangsversteigerung besteht kein Anspruch. Aber es besteht Anspruch auf Erstattung der Geschäftseinrichtung und des Warenlagers.  
* Grundstücke: Aufgrund der Zwangsversteigerung besteht kein Anspruch. Aber es besteht Anspruch auf Erstattung der Geschäftseinrichtung und des Warenlagers.  
* Der Antragsgegner zahlt an die Antragstellerin den Betrag von 50.000 DM und zwar 15.000 DM sofort und den Restbetrag von 35.000 DM in monatlichen Teilbeträgen von 2.000 DM. Der Restbetrag ist jährlich mit 5% zu verzinsen.
* Der Antragsgegner zahlt an die Antragstellerin den Betrag von 50.000 DM und zwar 15.000 DM sofort und den Restbetrag von 35.000 DM in monatlichen Teilbeträgen von 2.000 DM. Der Restbetrag ist jährlich mit 5 % zu verzinsen.
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In den 1960er-Jahren war ter Veen weit über die Grenzen der Stadt bekannt. Schönheitsköniginnen wie z. B. Mrs. Germany 1967, Fee v. Zitzewitz, waren - genauso wie die Baby-Elefanten des Zirkus Althoff - besondere Attraktionen in den Verkaufsräumen. In den Jahren [[2008]] und [[2009]] wurden im Zuge des Kaufhaussterbens in Deutschland mehrere Reportagen von WDR, ZDF, Deutschlandfunk und Sat.1 gedreht.<ref>web.archive.org</ref>
In den 1960er-Jahren war Ter Veen weit über die Grenzen der Stadt bekannt. Schönheitsköniginnen wie Mrs. Germany 1967, Fee von Zitzewitz, waren genauso wie die Baby-Elefanten des Zirkus Althoff besondere Attraktionen in den Verkaufsräumen. Das Haus warb mit dem Wahlspruch „Alle geh'n zu Ter Veen“ für sich in Prospekten und an der Fassade.
 
Im Jahr 1966 – ein Jahr vor seinem Tod – verkaufte Egbert Ter Veen sein Kaufhaus an einen Münchner Kaufmann namens Ensmann. 1981 ging das Kaufhaus an Artur Teppler über. Sein Sohn Andreas wurde 1992 sein Nachfolger in der Geschäftsführung.<ref>vgl. Wiederaufbau in Etappen. Im Zweiten Weltkrieg wird das Kaufhaus komplett zerstört – Töpfe aus Waffen. Westfälischer Anzeiger vom 1. November 2007</ref>
 
In den Jahren [[2008]] und [[2009]] wurden hier im Zuge des Kaufhaussterbens in Deutschland mehrere Reportagen von WDR, ZDF, Deutschlandfunk und Sat.1 gedreht.<ref>web.archive.org</ref> Im September [[2018]] wurde dann bekannt, dass auch Ter Veen Mitte 2019 aufgeben würde, da sich das Geschäft nicht mehr lohnte. Nach einem mehrwöchigen Räumungsverkauf war der [[29. Juni]] [[2019]] schließlich nach 112 Jahren der letzte offizielle Öffnungstag.
 
In der darauffolgenden Woche vom 1. bis 6. Juli öffnete das Haus überraschend noch einmal, um Restposten und Einrichtungsgegenstände zu verkaufen – allerdings nicht mehr unter dem Namen Ter Veen, sondern über die TIG GmbH in Möhnesee, deren Geschäftsführer auch Andreas Teppler ist.<ref>Amtsgericht Arnsberg HRA 8248</ref>
 
== Nachnutzung und Abriss ==
[[Datei:Ter Veen (2022)-1.jpg|mini|rechts|Zustand im Jahr 2022]]
Für den letzten Eigentümer, Andreas Teppler, stand früh fest, dass die Immobilie nach Aufgabe des Geschäfts zeitnah abgerissen werden sollte, um die Nachbarschaft nicht mit einem Leerstand zu belasten. Eine Nachnutzung schied aufgrund des Sanierungsstaus im Gebäude und der veralteten Bausubstanz aus. Nach Aufgabe des Geschäfts war das Gebäude entkernt worden, Schadstoffe wurden dabei nicht gefunden.<ref name="WAde-2019-07-30" />
 
Über das Grundstück, das 1700 m² umfasst, schlossen Teppler und die Dudoq Real Estate GmbH (Aachen und Stuttgart) schon am [[12. Dezember]] 2019 einen Kaufvertrag.<ref>Frank Osiewacz: [https://www.wa.de/hamm/ende-kaufhaus-aera-veen-besiegelt-investor-dudoq-real-estate-plant-zuegigen-abriss-neubau-hamm-13303818.html „Ende der Kaufhaus-Ära Ter Veen besiegelt: Investor plant zügigen Abriss“] in: wa.de vom 13. Dezember 2019</ref>  


Im Jahr 1966 – ein Jahr vor seinem Tod – verkaufte Egbert Ter Veen sein Kaufhaus an einen Münchner Kaufmann namens Ensmann. 1981 ging das kaufhaus an Artur Teppler über. Sohn Andreas Teppler wurde 1992 sein Nachfolger in der Geschäftsführung.<ref> vgl. Wiederaufbau in Etappen. Im Zweiten Weltkrieg wird das Kaufhaus komplett zerstört – Töpfe aus Waffen. Westfälischer Anzeiger vom 1. November 2007</ref>
Anfänglich prüfte der Investor die Errichtung eines Hotels oder eines kombinierten Wohn- und Geschäftshauses.<ref name="WAde-2019-07-30">Jörn Funke: [https://www.wa.de/hamm/hamm-mitte-ort370531/kaufhaus-veen-hamm-geschlossen-verkauf-immobilie-steht-bevor-hotel-nachfolger-moeglich-12871379.html „Es tut sich was am Standort von Ter Veen - Kommt Hotel?“] in: wa.de vom 30. Juli 2019</ref>  


Im September [[2018]] wurde bekannt, dass das Kaufhaus Mitte 2019 schließen würde. Andreas Teppler wollte die Immobilie verkaufen. Nach einem mehrwöchigen Räumungsverkauf war der [[29. Juni]] [[2019]] schließlich der letzte offizielle Öffnungstag.
=== Plane für ein Hotel der ''Ghotel Group'' (2019–2021) ===
[[Datei:Ter Veen (2022)-3.jpg|mini|rechts|Zustand im Jahr 2022]]
Im Dezember 2019 wurde kolportiert, dass die ''Ghotel Group'' auf dem Gelände des Kaufhauses ein Hotel der Kategorie 3-Sterne Superior mit 326 Betten in 148 Zimmern und 15 Apartments errichten wolle. Es hätte sich hierbei um den größten Hotelstandort in Hamm gehandelt, noch vor dem benachbarten [[Mercure]].<ref>Frank Osiewacz: [https://www.wa.de/hamm/hamm-mitte-ort370531/ehemaligem-ter-veen-standort-hamm-neues-hotel-wird-2023-zimmern-hamms-groesster-herberge-13346811.html „An ehemaligem Ter-Veen-Standort: Neues Hotel wird 2023 mit 148 Zimmern zu Hamms größter Herberge“] in: wa.de vom 17. Dezember 2019</ref>


In der darauffolgenden Woche vom 1. bis 6. Juli öffnete Ter Veen noch letztmalig, um Restposten und Einrichtungsgegenstände zu verkaufen – allerdings nicht mehr unter dem Namen Ter Veen, sondern durch die TIG GmbH in Möhnesee, deren Geschäftsführer auch Andreas Teppler ist.<ref>Amtsgericht Arnsberg HRA 8248</ref>.
Bereits den ursprünglichen Abrisstermin (März 2020) konnte man aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie nicht halten. Im März [[2020]] stellte Dudoq Real Estate den Abriss dann für April 2020 in Aussicht.<ref>Frank Osiewacz: [https://www.wa.de/hamm/hamm-mitte-ort370531/bagger-rollen-ter-veen-abriss-steht-unmittelbar-bevor-13630760.html „Die Bagger rollen an: Ter-Veen-Abriss steht unmittelbar bevor“] in: wa.de vom 27. März 2020</ref> Da die Ghotel Gruppe mit einem langfristigen Rückgang von Übernachtungen durch die Corona-Pandemie rechnete und von ihrem Bauvorhaben Abstand nahm, wurde der Abriss bis auf Weiteres verschoben, wie erst im Februar 2021 öffentlich wurde.<ref>Frank Osiewacz: [https://www.wa.de/hamm/hotel-kommt-doch-nicht-neue-plaene-fuer-die-ter-veen-flaeche-in-der-innenstadt-in-hamm-90210138.html „Hotel kommt doch nicht: Neue Pläne für die Ter Veen-Fläche in der Innenstadt“] in: wa.de vom 18. Februar 2021</ref> Die Schaufenster von Ter Veen wurden daraufhin im Juli 2021 im Auftrag des Inhabers mit Graffitis übersprüht.
 
=== Pläne für ein Wohn- und Geschäftshaus (2022–2024) ===
Im April 2022 gab Dudoq Real Estate aktualisierte Planungen zur Nachnutzung des Geländes bekannt, denen zufolge nun ein Wohn- und Geschäftshaus mit Seniorenwohnungen errichtet werden sollte. In diese Planungen sollten die Parkplätze hinter dem Ter Veen-Komplex mit einbezogen werden, um eine geschlossene Bebauung bis zur [[Neue Bahnhofstraße|Neuen Bahnhofstraße]] zu erreichen. Der Abriss wurde abermals bis zur Einreichung des Bauantrags für den Neubau aufgeschoben.<ref>Frank Osiewacz: [https://www.wa.de/hamm/hamm-mitte-ort370531/kult-kaufhaus-ter-veen-in-hamm-nachnutzung-der-flaeche-steht-fest-91479672.html „‚Ter Veen‘: Nachnutzung der Kaufhaus-Fläche steht fest“] in: wa.de vom 15. April 2022</ref> Dudoq Real Estate war nach [[WA]]-Informationen vertraglich daran gebunden, das Projekt bis Mitte 2024 ins Rollen zu bringen.<ref>Frank Osiewacz: [https://www.wa.de/hamm/hamm-mitte-ort370531/kaufhof-ter-veen-und-co-in-hamm-aktueller-planungsstand-91895745.html „Kaufhof, Ter Veen und Co.: Der aktuelle Planungsstand - Ein Projekt bereitet Sorgen“] in: wa.de vom 4. November 2022</ref> Auch dieser Plan wurde schließlich nicht in die Tat umgesetzt und der Abriss fand erneut nicht statt.
 
=== Verkauf an ''Deck 8'' (2024) ===
Im Oktober 2024 wurde öffentlich, dass die ''Deck 8 Live & Stay GmbH'' aus Soest die Immobilie und das Grundstück von Dudoq Real Estate gekauft hat, um hier in einem Neubau unter ihrer Marke ''Deck 8'' einen Hotel-Betrieb mit 140 Zimmern und Appartements (3–4 Sterne) zu errichten. Die Hotelgastronomie mit Zugang zur Bahnhofstraße soll auch Nicht-Hotelgästen offen stehen, der Eingang des Hotels wird an der Straße [[Am Stadtbad]] liegen. Der Bauantrag soll bis in den Dezember 2024 eingereicht werden.<ref>Frank Osiewacz: [https://www.wa.de/hamm/hamm-mitte-ort370531/stadt-hamm-bekommt-neues-hotel-bahnhof-ter-veen-komplex-investor-soest-deck8-93381893.html „Hamm bekommt ein neues Hotel an einem prominenten Standort“] in: wa.de vom 30. Oktober 2024</ref>


== Weitere Bilder ==
== Weitere Bilder ==
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Datei:100 Jahre Ter Veen.jpg|Dekoration zum 100-jährigen 2007
Bild:Ter_Veen_2008.jpg|2008
Bild:Ter_Veen_2008.jpg|2008
Bild:Terveen Hamm 2011.jpg|2011
Bild:Terveen Hamm 2011.jpg|2011
Datei:TerVeen Mosaik.jpg|Mosaik am Ter Veen-Gebäude
Datei:Ter Veen (2022)-2.jpg|Westseite im Jahr 2022
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== Ehemaliger Weblink ==
== Ehemaliger Weblink ==
* https://www.kaufhaus-terveen.de/
* kaufhaus-terveen.de


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==
<references/>
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Aktuelle Version vom 25. November 2024, 23:44 Uhr

Logo ter Veen
Kaufhaus Richter 1920er
ter Veen 1940er
ter Veen 1958
ter Veen 1960 mit Bahnhofstraße
Vor Räumung (2019)

Ter Veen (eigentlich Kaufhaus für Jedermann Egbert ter Veen GmbH) war ein Traditionskaufhaus in der Fußgängerzone von Hamm.

Es überlebte 112 Jahre, obwohl ihm mit Kaufhalle (bzw. Müller-Hamm), Kaufhof und Horten zwischenzeitlich drei größere Konkurrenten in der Bahnhofstraße das Geschäft streitig machten. Ter Veen wurde schließlich nur um ein Jahr von Kaufhof überlebt – die übrigen Konkurrenten gaben vorher auf.

Geschichte

Der erste Besitzer des Geschäftes war Siegfried Richter (Bahnhofstraße 13). Er betrieb dort seit dem 16. September 1907 ein Spezialgeschäft guter Haushaltswaren, Galanterie- und Luxuswaren.[1] Die Familie Richter gehörte der jüdischen Gemeinde in Hamm an. Siegfried Richter starb schon im Alter von 44 Jahren im Jahr 1928. Sein Grabstein befindet sich heute auf dem jüdischen Teil des Ostenfriedhofs. Siegfried Richters Ehefrau Selma und die Kinder Lotte und Grete verließen 1933 die Stadt Hamm.

1934 wird auf Antrag der Rheinisch-Westfälische Boden-Credit-Bank in Köln ein Antrag beim Amtsgericht in Hamm auf Anordnung der Zwangsverwaltung wegen 16.750 Reichsmark (RM) rückständiger Zinsen gestellt. Die Grundstücke Bahnhofstraße 13 und Gasstraße 1 sollen beschlagnahmt werden. Als Verwalter wird der Rechtsanwalt Stähler aus Hamm bestellt. Diesem Antrag wird vom Gericht stattgegeben.

Rechtsanwalt Stähler nimmt Gespräche mit dem Testamentsvollstrecker des verstorbenen Siegfried Richter, Rudolf Levy, auf, einem Bruder von Selma Richter. Es geht um die Vermietung des Geschäftes und die Neufestsetzung der Mieten des Wohn- und Geschäftshauses.

Rechtsanwalt Stähler schlägt dem Testamentsvollstrecker Rudolf Levy und dem Buchhalter Brandt vor, einen arischen Mieter zu suchen, der einen monatlichen Zins von 1.000 bis 1.500 RM erzielen könne. Überraschenderweise zieht die Bank ihren Pfändungsantrag zurück, Besitzer des Wohn- und Kaufhauses ist weiterhin die Erbengemeinschaft Richter. Aus den Akten im Stadtarchiv geht nicht genau hervor, welcher Mieter in den Jahren von 1934 bis 1940 zum Zuge kommt. Es spricht einiges dafür, dass Egbert Ter Veen die Immobilie im Jahr 1937 gemietet hat, es könnte aber auch schon 1934 gewesen sein. Im Jahre 1940 wird das jüdische Kaufhaus zwangsarisiert (enteignet) und geht an den Meistbietenden. Das ist Egbert Ter Veen mit 280.000 Reichsmark.

Das Kaufhaus Ter Veen wurde im Zweiten Weltkrieg zweimal ausgebombt und in der Nachkriegszeit von Ter Veen wieder aufgebaut. Damit gab es neben Müller-Hamm ein zweites Kaufhaus in Hamm.

Am 19. April 1951 kam es zwischen der Erbengemeinschaft Richter und Kaufmann Egbert Ter Veen zu einem Vergleich.[2]

In der Rückerstattungssache der Erben des Kaufmanns Siegfried Richter, früher in Hamm als Antragstellerin und dem Kaufmann Ter Veen, wohnhaft in der Bahnhofstr. 13 wird ein Vergleich geschlossen:

  • Grundstücke: Aufgrund der Zwangsversteigerung besteht kein Anspruch. Aber es besteht Anspruch auf Erstattung der Geschäftseinrichtung und des Warenlagers.
  • Der Antragsgegner zahlt an die Antragstellerin den Betrag von 50.000 DM und zwar 15.000 DM sofort und den Restbetrag von 35.000 DM in monatlichen Teilbeträgen von 2.000 DM. Der Restbetrag ist jährlich mit 5 % zu verzinsen.

In den 1960er-Jahren war Ter Veen weit über die Grenzen der Stadt bekannt. Schönheitsköniginnen wie Mrs. Germany 1967, Fee von Zitzewitz, waren – genauso wie die Baby-Elefanten des Zirkus Althoff – besondere Attraktionen in den Verkaufsräumen. Das Haus warb mit dem Wahlspruch „Alle geh'n zu Ter Veen“ für sich in Prospekten und an der Fassade.

Im Jahr 1966 – ein Jahr vor seinem Tod – verkaufte Egbert Ter Veen sein Kaufhaus an einen Münchner Kaufmann namens Ensmann. 1981 ging das Kaufhaus an Artur Teppler über. Sein Sohn Andreas wurde 1992 sein Nachfolger in der Geschäftsführung.[3]

In den Jahren 2008 und 2009 wurden hier im Zuge des Kaufhaussterbens in Deutschland mehrere Reportagen von WDR, ZDF, Deutschlandfunk und Sat.1 gedreht.[4] Im September 2018 wurde dann bekannt, dass auch Ter Veen Mitte 2019 aufgeben würde, da sich das Geschäft nicht mehr lohnte. Nach einem mehrwöchigen Räumungsverkauf war der 29. Juni 2019 schließlich nach 112 Jahren der letzte offizielle Öffnungstag.

In der darauffolgenden Woche vom 1. bis 6. Juli öffnete das Haus überraschend noch einmal, um Restposten und Einrichtungsgegenstände zu verkaufen – allerdings nicht mehr unter dem Namen Ter Veen, sondern über die TIG GmbH in Möhnesee, deren Geschäftsführer auch Andreas Teppler ist.[5]

Nachnutzung und Abriss

Zustand im Jahr 2022

Für den letzten Eigentümer, Andreas Teppler, stand früh fest, dass die Immobilie nach Aufgabe des Geschäfts zeitnah abgerissen werden sollte, um die Nachbarschaft nicht mit einem Leerstand zu belasten. Eine Nachnutzung schied aufgrund des Sanierungsstaus im Gebäude und der veralteten Bausubstanz aus. Nach Aufgabe des Geschäfts war das Gebäude entkernt worden, Schadstoffe wurden dabei nicht gefunden.[6]

Über das Grundstück, das 1700 m² umfasst, schlossen Teppler und die Dudoq Real Estate GmbH (Aachen und Stuttgart) schon am 12. Dezember 2019 einen Kaufvertrag.[7]

Anfänglich prüfte der Investor die Errichtung eines Hotels oder eines kombinierten Wohn- und Geschäftshauses.[6]

Plane für ein Hotel der Ghotel Group (2019–2021)

Zustand im Jahr 2022

Im Dezember 2019 wurde kolportiert, dass die Ghotel Group auf dem Gelände des Kaufhauses ein Hotel der Kategorie 3-Sterne Superior mit 326 Betten in 148 Zimmern und 15 Apartments errichten wolle. Es hätte sich hierbei um den größten Hotelstandort in Hamm gehandelt, noch vor dem benachbarten Mercure.[8]

Bereits den ursprünglichen Abrisstermin (März 2020) konnte man aufgrund des Ausbruchs der Corona-Pandemie nicht halten. Im März 2020 stellte Dudoq Real Estate den Abriss dann für April 2020 in Aussicht.[9] Da die Ghotel Gruppe mit einem langfristigen Rückgang von Übernachtungen durch die Corona-Pandemie rechnete und von ihrem Bauvorhaben Abstand nahm, wurde der Abriss bis auf Weiteres verschoben, wie erst im Februar 2021 öffentlich wurde.[10] Die Schaufenster von Ter Veen wurden daraufhin im Juli 2021 im Auftrag des Inhabers mit Graffitis übersprüht.

Pläne für ein Wohn- und Geschäftshaus (2022–2024)

Im April 2022 gab Dudoq Real Estate aktualisierte Planungen zur Nachnutzung des Geländes bekannt, denen zufolge nun ein Wohn- und Geschäftshaus mit Seniorenwohnungen errichtet werden sollte. In diese Planungen sollten die Parkplätze hinter dem Ter Veen-Komplex mit einbezogen werden, um eine geschlossene Bebauung bis zur Neuen Bahnhofstraße zu erreichen. Der Abriss wurde abermals bis zur Einreichung des Bauantrags für den Neubau aufgeschoben.[11] Dudoq Real Estate war nach WA-Informationen vertraglich daran gebunden, das Projekt bis Mitte 2024 ins Rollen zu bringen.[12] Auch dieser Plan wurde schließlich nicht in die Tat umgesetzt und der Abriss fand erneut nicht statt.

Verkauf an Deck 8 (2024)

Im Oktober 2024 wurde öffentlich, dass die Deck 8 Live & Stay GmbH aus Soest die Immobilie und das Grundstück von Dudoq Real Estate gekauft hat, um hier in einem Neubau unter ihrer Marke Deck 8 einen Hotel-Betrieb mit 140 Zimmern und Appartements (3–4 Sterne) zu errichten. Die Hotelgastronomie mit Zugang zur Bahnhofstraße soll auch Nicht-Hotelgästen offen stehen, der Eingang des Hotels wird an der Straße Am Stadtbad liegen. Der Bauantrag soll bis in den Dezember 2024 eingereicht werden.[13]

Weitere Bilder

Ehemalige Adresse

Bahnhofstraße 13
59065 Hamm
Telefon: (02381) 924610‎
Fax: (02381) 9246111

Presseberichte

Ehemaliger Weblink

  • kaufhaus-terveen.de

Einzelnachweise

  1. vgl. Wiederaufbau in Etappen. Im Zweiten Weltkrieg wird das Kaufhaus komplett zerstört – Töpfe aus Waffen. Westfälischer Anzeiger vom 1. November 2007
  2. Text aus „Die Geschichte des Kaufhauses Richter/Ter Veen“ mit freundlicher Genehmigung des Autors Hartmut Regenstein
  3. vgl. Wiederaufbau in Etappen. Im Zweiten Weltkrieg wird das Kaufhaus komplett zerstört – Töpfe aus Waffen. Westfälischer Anzeiger vom 1. November 2007
  4. web.archive.org
  5. Amtsgericht Arnsberg HRA 8248
  6. 6,0 6,1 Jörn Funke: „Es tut sich was am Standort von Ter Veen - Kommt Hotel?“ in: wa.de vom 30. Juli 2019
  7. Frank Osiewacz: „Ende der Kaufhaus-Ära Ter Veen besiegelt: Investor plant zügigen Abriss“ in: wa.de vom 13. Dezember 2019
  8. Frank Osiewacz: „An ehemaligem Ter-Veen-Standort: Neues Hotel wird 2023 mit 148 Zimmern zu Hamms größter Herberge“ in: wa.de vom 17. Dezember 2019
  9. Frank Osiewacz: „Die Bagger rollen an: Ter-Veen-Abriss steht unmittelbar bevor“ in: wa.de vom 27. März 2020
  10. Frank Osiewacz: „Hotel kommt doch nicht: Neue Pläne für die Ter Veen-Fläche in der Innenstadt“ in: wa.de vom 18. Februar 2021
  11. Frank Osiewacz: „‚Ter Veen‘: Nachnutzung der Kaufhaus-Fläche steht fest“ in: wa.de vom 15. April 2022
  12. Frank Osiewacz: „Kaufhof, Ter Veen und Co.: Der aktuelle Planungsstand - Ein Projekt bereitet Sorgen“ in: wa.de vom 4. November 2022
  13. Frank Osiewacz: „Hamm bekommt ein neues Hotel an einem prominenten Standort“ in: wa.de vom 30. Oktober 2024

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