Lippepark Hamm
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Unter dem Slogan „Im Westen was Neues“ entstand von 2009 bis 2014 auf dem Gelände des ehemaligen Schachtes Franz im Stadtbezirk Herringen ein neues Freizeitgelände, der Lippepark Hamm. Mit seinen Spazier- und Radwegen, einem Funpark, Aussichtspunkten sowie Grill- und Spielplätzen ist er heute ein beliebtes Ausflugsziel der Herringer.
Das Projekt ging aus einer Bewerbung der Stadt um die Austragung der Landesgartenschau 2014 hervor, bei der man sich nicht gegen Zülpich durchsetzen konnte. Der eigentliche Park wurde von 2009 bis 2014 in zwei Abschnitten (Nord und Süd) errichtet, bis 2016 fand dann noch ein Brückenschlag nach Bockum-Hövel über Lippe und Datteln-Hamm-Kanal statt. Der Brückenbau löste aufgrund von Pannen und Mehrkosten jedoch Kontroversen aus.
Geschichte
Hamm wollte sich mit dem Projekt um die Austragung der Landesgartenschau 2014 bewerben, den Zuschlag erhielt allerdings die Stadt Zülpich. Trotzdem wurde das Projekt in Hamm umgesetzt, da die notwendige Finanzierung trotz gescheiterter Bewerbung in weiten Teilen gewährt wurde.[1] Das Projekt wurde gefördert mit Mitteln der folgenden Institutionen:[2]
- Europäische Union über den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung
- Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung
- Ministerium für Wirtschaft, Energie, Bauen, Wohnen und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen
Offizieller Start der Baumaßnahmen war der sogenannte Herringer Mauerfall am 17. Mai 2009, als Teile der Mauer des ehemaligen Schacht-Franz-Geländes eingerissen wurden.
Die Arbeiten zur Anlage des Parks erstreckten sich zuerst auf das südliche Gelände von Schacht Franz. Der Endausbau des Abschnitts Schacht Franz Süd war für Ende 2012 geplant[3] und wurde mit der Eröffnung am 30. November 2012 auch plangemäß abgeschlossen. Teile waren bereits früher fertig gestellt und nutzbar, z. B. der Funsportpark Herringen (2011), eine Freizeitsportanlage für Skater, Basketball, Streetball, Tischtennis, Hockey und Parkouring. Diese Anlage wurde in enger Zusammenarbeit mit den Nutzern geplant und erstellt. Auch der Bergbauspielplatz (September 2011) und der Barfuß- und Erlebnispfad (2012) waren eher nutzbar.[3]
Die Freigabe der Nordseite und somit das Ende der Errichtung des eigentlichen Parks war bis 2014 geplant und konnte ebenso eingehalten werden. Anschließend sollte im Jahr 2014 noch eine Anbindung an die Halde Radbod in Bockum-Hövel durch Errichtung von zwei Fußgänger- und Radfahrerbrücken über Lippe und Datteln-Hamm-Kanal erfolgen, die sich jedoch bis in den Mai 2016 verzögerte.
Namensfindung (2011)
Zum Projekt „Im Westen was Neues“ gab es einen Beirat unter Vorsitz des ehemaligen Herringer Bezirksvorstehers Horst Podzun. Dieser Beirat favorisierte – im Gegensatz zur Stadtverwaltung, die den Namen Lippepark Hamm immer bevorzugt hatte – den Namen Westpark und brachte diesen Vorschlag beim Stadtrat ein. Der Rat stimmte jedoch in seiner Sitzung im Dezember 2011 gegen den Namen Westpark.
Da Horst Podzun seinen Vorsitz im Beirat des Projektes von dem Namen Westpark abhängig gemacht hatte, trat er nach der Entscheidung für den Namen Lippepark als Vorsitzender zurück. Anfang 2012 konnte er jedoch von den anderen Mitgliedern des Beirates überzeugt werden, die Position weiterhin zu bekleiden.[4]
Bau eines interkulturelle Gartens (bis 2012)
Zwei Halden der ehemaligen Zeche Heinrich-Robert, zu der auch Schacht Franz in Herringen gehört, befinden sich südlich unweit des Lipepparks: Die Halden Humbert und Kissinger Höhe. Sie bilden als Bergbaufolgelandschaft den Übergang zwischen dem Lippepark und den Wohngebieten von Herringen und Pelkum. Während die Halde Humbert noch unter Bergaufsicht stand, war die Kissinger Höhe seinerzeit bereits längere Zeit frei zugänglich und wurde vom neuen Eigentümer, der Regionalverband Ruhr (RVR) als „Walking-Halde“ ausgebaut.
Zwischen beiden Halden wurde im Rahmen des Projekts „Im Westen was Neues“ der 280 Meter lange Barfuß- und Sinneserlebnispfad mit einem interkulturelle Garten erweitert, der am 17. Juni 2012 eingeweiht wurde. Der Barfuß-Erlebnispfad verfügt neben einem intensiven Bereich am Fuß der Halde auch über einen barfußtauglichen Weg rund um die Halde.
Der zwischen den Halden verlaufende Herringer Bach soll nach der geplanten Renaturierung bzw. ökologischen Aufwertung durch den Lippeverband eine attraktive Wasserlandschaft zwischen den Halden darstellen. Der parallel zum Bach verlaufende Weg stellt die direkte Verbindung in Richtung Pelkum dar,[5] existierte aber schon vor dem Projekt Lippepark.
Bauabschnitt Süd (bis 2012)
Auf der Südfläche des Geländes entstand zunächst die große Funsport-Anlage und das Kunstprojekt Seilfahrt, das schon wenig später von Vandalen zerstört und später in robusterer Bauweise wieder aufgebaut wurde.[6] Danach folgte der insgesamt ca. 12 ha große Wiesenpark mit Liegewiese und Grillplätzen, einem weiteren Spielplatz, dem Ort der Bergbaugeschichte und dem Ort der interreligiösen Begegnung.[7]
Während der Arbeiten konnten interessierte Bürger die Baustelle von einem Aussichtsturm aus beobachten. 120 000 m³ Mutterboden und 25 000 m³ Oberboden mussten zur Modellierung der Flächen bewegt werden. Beteiligt am Bau waren die Hammer Firmen Gartenbau Mennigmann und Hugo Schneider.[3]
Die offizielle Einweihung wurde am 30. November 2012 begangen. Im Frühjahr und Anfang des Sommers 2013 erfolgten noch Abschlussarbeiten in Gestalt zusätzlicher Anpflanzungen von Sträuchern und Bäumen. Im Bereich der Promenade wurden zahlreiche Sitzmöglichkeiten aufgestellt.
Bauabschnitt Nord (bis 2014)
Die Gestaltung der Nordfläche erfolgte in großen Teilen im Rahmen des sogenannten Abschlussbetriebsplans durch die RAG selbst, die zuletzt die Zeche Heinrich-Robert und den dazugehörigen Schacht Franz betrieben hatte.
Die RAG übergab die Fläche somit in gestaltetem Zustand an die Stadt Hamm. Dabei wurden die eingebrachten Bürgerideen, z. B. der Mountainbike-Parcours oder ein Rodelhang, berücksichtigt oder durch die Stadt Hamm ergänzt.[8]
Die offizielle Eröffnung fand am 27. April 2014 statt.
Anbindung Bockum-Hövels (bis 2016)
Der südlich an die Lippe-Altaue angrenzende Bereich wird von der begradigten Lippe und dem Datteln-Hamm-Kanal geprägt. Zwischen Lippe und Kanal erstreckt sich ein Mitteldamm, auf dem unter anderem überregionale Radwanderrouten verlaufen. In weiteren Bauabschnitten wurde durch einen Brückenschlag nach Bockum-Hövel die Einbindung der Halde Radbod sowie der auf dem Damm verlaufenden Radrouten hergestellt.
Durch seine Lage in unmittelbarer Nachbarschaft zum Siedlungsbereich von Bockum-Hövel kam dem Entwicklungsbereich Radbod eine besondere Rolle bei der Anbindung dieses Stadtteils an den Lippepark zu. Dabei sollte das „passive“ Landschaftserleben im Vordergrund stehen, bei dem sich dem Besucher die vielgestaltige Auenlandschaft erschließt, die durch die jüngere Industriegeschichte geprägt worden ist und in großen Teilen Landschafts- und Naturschutzstatus genießt. Der Aussichtspunkt auf der Halde Radbod ist zudem ein geeigneter Ort zur Information über die Auenlandschaft mit ihrer unter FFH-Schutz[9] stehenden Fauna und Flora und darüber hinaus über das Flussgebietsmanagement im Lipperaum.
In einem Kooperationsprojekt sollte auf dem Gelände der ehemaligen Kokerei Radbod im Zuge der Errichtung des Umlagerungsbauwerkes die von Bürgern angeregte Trainingsstrecke für Radfahrer in Zusammenarbeit mit der RAG MI realisiert werden. Die Bauarbeiten sollten Ende 2011 abgeschlossen sein.
Verzögerungen beim Brückenbau
Die Finanzierung der Lippe- und Kanalbrücken und deren Fertigstellung bis 2014 galt laut Pressebericht vom 30.11.2012 als gesichert,[10] geriert aber anschließend wegen Verzögerungen, fragwürdiger Gesamtkosten und Pannen zur Lokalposse.
Von den taxierten sechs Millionen Euro Baukosten sollten 4,8 Mio. Euro durch Förderung gedeckt werden. Auf die Brücken inklusive aller Rampen entfielen hervor jedoch nur ca. 3,43 Mio. Euro. Durch „Wege, Zäune, Hundeauslauf, Hundeserviceplätze, ein Aussichtspodest, Amphibienquerungshilfen, Bäume, Bänke, Infosystem, Gutachten, eine ökologische Bauleitung, ein Naturschutzmonitoring“ und andere Maßnahmen vergrößerten die Gesamtsumme auf mehr als 6 Mio. Euro. Der Bund des Steuerzahler nahm das Projekt daher 2015 in sein „Schwarzbuch“ für Steuerverschwendung auf. Unter anderem sollten die Brücken laut Planfeststellungsbeschluss auch durch ein Tor gesperrt werden, wenn die Altarme der Lippe vereisen und die überwinternden Wasservögel auf die industriell erwärmte Lippe ausweichen.[11]
Nachdem beide Brückenteile fristgerecht im Sommer 2014 angeliefert wurden, verzögerte sich das Aufsetzen der Brücken mehrmals: Der für Ende 2014 vorgesehene Einbau musste verschoben werden, da notwendige Gutachten nicht vorlagen. Die Brücken wurden in einem Gewerbegebiet eingelagert.[11] Die Stadt entzog der Firma Rohlfing, die den Einbau verantworten sollte, Anfang 2015 den Auftrag. Als Grund gab man an, dass Rohlfing das vom Wasser- und Schifffahrtsamt geforderte statische Gutachten für die Montage noch immer nicht vorgelegt habe. Ein neuer Bauunternehmer wurde erst nach dem Sommerferien 2015 gefunden.[12] Dann passierte lange nichts. Im November musste der geplante Termin für das Einschwenken der Brücken per Kran auf 9. und 10. Dezember vertagt werden. Grund waren nicht abgeschlossene Arbeiten am Mitteldamm.[13]
Der Versuch, die Lippe-Brücke am 9. Dezember 2015 auf die vorgesehenen Positionen einzuschwenken, scheiterte dann an einem unerwartet hohen Gewicht. Kalkuliert war eine Masse von rund 135 Tonnen, die Waage des Krans zeigte dann jedoch 166 t an, wofür die Anschlagseile und die Gegengewichte nicht ausgelegt waren. Die Brücke wurde wieder auf dem Kohlehafen abgesetzt, wo sie gelagert worden war. Die Verschwenkung der zweiten Brücke über den Datteln-Hamm-Kanal am 10. Dezember wurde daraufhin verschoben.[14]
Der zweite Versuch am 11. Dezember, der zuvor von einem Prüfstatiker aufgrund neuer Berechnungen genehmigt worden war, wurde aufgrund starker Winde abgebrochen. Die Vorhersage deutete auf Winde mit einer Geschwindigkeit von bis zu 14 Metern pro Sekunde, möglich waren die Arbeiten jedoch nur bis maximal 10,8 m/s.[15]
Schließlich konnten beide Brücken am 15. Dezember in 14 Stunden Arbeit erfolgreich abgesetzt werden, blieben aber noch für den Publikumsverkehr gesperrt.[16] Die endgültige Freigabe der 6 Millionen Euro teuren Brücken durch Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann konnte erst am 20. Mai 2016 erreicht werden,[17] auch danach war allerdings ein Übergang auf den Mitteldeich zunächst nicht möglich, da der Bodenbelag erst wenig später fertiggestellt werden konnte.
Fotos
Presseberichte
Einzelnachweise
- ↑ „LaGa 2014 ade“ in: herringen.de (2009)
- ↑ „Im Westen was Neues“ in: hamm.de (2009)
- ↑ 3,0 3,1 3,2 „Arbeiten zum Lippepark schreiten zügig voran“ in: wa.de vom 6. April 2012
- ↑ „‚Lippepark‘: Horst Podzun bleibt Beirats-Vorsitzender“ in: wa.de vom 26. Januar 2012
- ↑ „Im Westen was Neues, südliche Halden“ in: hamm.de
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 18. Juli 2012
- ↑ „Im Westen was Neues, Schacht Franz Süd“ in: hamm.de
- ↑ „Im Westen was Neues, Schacht Franz Nord“ in: hamm.de
- ↑ Flora-Fauna-Habitat, die höchste europäische Schutzkategorie
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 30. November 2012
- ↑ 11,0 11,1 „Lippepark-Brückenschlag hat Eintrag im Schwarzbuch 2015“ in: wa.de vom 30. September 2015
- ↑ Stefan Gehre: „Hamms Prestigeprojekt: Die Pannen-Chronik der Lippepark-Brücken“ in: wa.de vom 11. Dezember 2015
- ↑ Stefan Gehre: „Brückenschlag im Lippepark einmal mehr verschoben“ in: wa.de vom 8. November 2015
- ↑ Stefan Gehre, Marc Borgmann, Maike Geißler: „Brückenschlag im Lippepark gescheitert - Video mit Drohnenbildern“ in: wa.de vom 9. Dezember 2015
- ↑ Lars Becker, Stefan Gehre: „Wind zu stark: Zweiter Versuch für Brückenschlag fällt am Freitag aus“
- ↑ Stefan Gehre: „Brückenschlag im Lippepark erfolgreich“ in: wa.de vom 15. Dezember 2015
- ↑ Stefan Gehre: „Lippepark-Brücken werden am Freitag freigegeben“ in: wa.de vom 18. Mai 2016