Soziale Stiftungen

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Die Kapelle des Westenhospitals befand sich bis 1937 auf dem Areal des Parkplatzes hinter der Grünfläche vor dem Landratsamt
Jahresbericht des Friedrich-Wilhelms-Stift, Hamm 1867
Rückansicht des ehem. Antonii-Gasthauses auf der Oststraße

Bürgerinnen und Bürger der Stadt Hamm errichteten Stiftungen, deren Erträge einem bestimmten Zweck dienten sollten und teils aus Immobilien (Häusern, Grundstücken), teils aus Finanzmitteln bestanden. Auch durch Zustiftungen an bereits vorhandene Stiftungen konnte ein vorhandenes Stiftungsvermögen vermehrt werden. Als Gegenleistung machten katholische Stifter oftmals das Lesen einer bestimmten Anzahl von Jahresmessen (für sich oder die Stifterfamilie) verpflichtend, die dem Totengedenken dienten.
Liste der Armenhäuser und Geldstiftungen (alphabetisch geordnet), aber noch unvollständig!

Armenhäuser

St. Antonius-Gasthaus

Zahlreiche Häuser in der Hammer Altstadt waren dem St. Antonius-Gasthaus zu einer jährlichen Zahlung (= Kanon) verpflichtet.

St. Antonii-Gasthaus Armen und Krancken Haus (1730); Gasthaus Stiftung (1802)
Lage Oststraße 21 (alt: Nro 49)
Gründungsjahr 1404
Stifter Johann Kroys (Kros); 1416: weitere Zustiftung durch den Stifter und seine Ehefrau Elske van Castorpe
Zweck Beherbergung von armen reisenden Pilgern, ab 1556 Beherbergung von Armen
Träger Rat
Verwaltung zunächst ein Gastmeister, dann vier (1555), später zwei Provisoren (1632)
Veränderungen 1781 Verkauf an Kriegsrat Meyer
Literatur Möller 1803, S. 109-110; Schillupp 1927, S. 277-281; Timm 1965, S. 53-54; Perrefort 2001, S. 156

Im St. Antonius-Gasthaus wurden regelmäßig Messen (Vikarien) abgehalten, zu denen die Prediger an der evangelischen Hauptkirche sowie die dortigen Cantoren verpflichtet wurden. Über das überlieferte Quittungsbuch [1] lassen sich die im St. Antonius-Gasthaus tätigen Geistlichen und ihre Helfer aus den Jahren von 1611 bis 1769 nachweisen - und zwar mit eigenhändig geschriebenen Belegen. Der erste - undatierte - Beleg ist vom Schulmeister Henricus Narthoff unterzeichnet, der erste datierte Beleg bezieht sich auf die Jahre 1611 und 1612 und stammt vom Prediger Henricus Rappaeus. Das Quittungsbuch endet mit dem Eintrag vom 23. Dezember 1769 und ist mit "Eylert" unterschrieben.

Armenhaus Brechte (Funkenburg)

Armenhaus Brechte Funckenborgh (1657); Funckenborg (1662); Funckenburg (1781)
Lage Weststraße 23 (alt: Nro 100)
Gründungsjahr 1627
Stifter Eheleute Rötger Brechte und Anna geb. Pfreund (1601 Testament); 1627: Vertragliche Einigung der Erben mit der Stadt Hamm
Zweck Beherbergung von 10 Armen
Träger Rat
Verwaltung Provisor (Beleg 1772)
Veränderungen 1781 Zusammenführung mit den anderen reformierten Stiftungen
Literatur Möller 1803, S. 108; Schillupp 1927, S. 286; Perrefort 2001, S. 156

Elende

Elends Arme (1741), Elends Armenhaus (1781)
Lage zwei Häuser an der Büttelstraße
Gründungsjahr nach 1518
Stifter 1537: Zustiftung der Hartleif Drove; 1543: Zustiftung der Brüder Werner und Johann Brechte
Zweck Aufnahme von armen Seuchenkranken, später Beherbergung armer Witwen
Träger Rat
Veränderungen 1781: Verkauf der Häuser
Literatur Möller 1803, S. 109; Schillupp 1927, S. 284; Timm 1965, S. 54; Perrefort 2001, S. 156

Großes Armenhaus

Großes Armenhaus Großes Armenhaus (1823, 1835), Städtisches Hospital (1886)
Lage Widumstraße 48
Gründungsjahr ca. 1800
Stifter Pfarrer Caspar Ludwig Klönne in Rhynern
Zweck Beherbergung von Armen
Träger Stadt
Verwaltung Armendirektorium
Veränderungen 1835: Reparaturarbeiten; 1849: Umwandlung zum städtischen Krankenhaus; nach 1956 abgebrochen
Literatur Friedrich Johannes Wienstein: Städtisches Krankenhaus, in: Westfälischer Anzeiger und Kurier vom 27.10.1956

Katholisches Armenhaus

Franciscaner Armenhaus (1734)
Lage Brüderstraße
Gründungsjahr 1699
Stifter Johann Wilhelm Hertmanni
Zweck Beherbergung von katholischen Armen beiderlei Geschlechts, ab 1790 nur noch von Frauen; Gehaltszahlung an den katholischen Schulmeister
Träger katholische Gemeinde
Verwaltung Armenprovisoren der katholischen Gemeinde
Veränderungen 1813 Einkünfte der Stiftung dem Armendirektorium zugewiesen
Literatur Schillupp 1927, S. 276

Armenhaus Mostert

Mosters Armen (1734)
Lage zwei Häuser an der Nassauerstraße 28
Gründungsjahr 1562
Stifter Eheleute Gerdt Mostert (1557 Testament); 1562: Ausführung durch Witwe Clara (Elisabeth?) Mostert geb. Brüggemann
Zweck Beherbergung von 4 Armen
Veränderungen wohl 1695: Zerstörung des einen Hauses durch Brand; 1741: Zerstörung des anderen Hauses durch Brand; Verteilung der geringen Mittel auf andere Arme
Literatur Möller 1803, S. 108-109; Schillupp 1927, S. 285-286; Timm 1965, S. 54; Perrefort 2001, S. 156

Nordenhospital

Nordenhospital

Lage Nordenstiftsweg
Gründungsjahr 1280
Stifter Graf Eberhard II., Rat der Stadt Hamm und Burgmannen der Burg Mark
Zweck Beherbergung von Armen
Veränderungen 1417 Umwandlung in ein Damenstift; siehe Nordenhospital

Armenhaus Von Rödinghausen

von Rödinghauser Armenhaus (von) Rödinghauser Armenhaus (1803, 1819, 1826)
Lage Ritterstraße 5 / 7
Gründungsjahr 1716
Stifter Die Geschwister Johann von Rödinghausen, Maria Elisabeth von Rödinghausen und Bürgermeister Werner von Rödinghausen; 1733: Zustiftung des Johann von Rödinghausen
Zweck Beherbergung von 8, später 12 bis 15 reformierten Armen
Träger ?
Verwaltung ?
Veränderungen 1801: Einkünfte der Stiftung dem Armendirektorium zugewiesen; 1835: Reparaturarbeiten; 1875: Verkauf an Wirt Hermann Juckenack
Literatur Möller 1803, S. 112; Schillupp 1927, S. 288-289; Perrefort 2001, S. 157

Armenhaus Steinhaus

Dem Armenhaus Steinhaus gehörte der Hof Schürmann in Wambeln.

Steinhaus Armenhaus (1741); Steinhaus Stiftung (1802)
Lage Martin-Luther-Straße 14
Gründungsjahr 1558
Stifter 1547: Eheleute Bürgermeister Bonaventura Drove und Anna geb. Brünninghaus (Bereitstellung einer Mahlzeit); 1558: Zustiftung der Witwe (Steinhaus); 1560: Zustiftung des Henrich Brünninghaus
Zweck Beherbergung von 6, später (1741) 8 Armen
Träger Rat
Verwaltung zwei Provisoren
Veränderungen 1741: Zerstörung durch Brand; Ausquartierung der Armen; Fortsetzung der Unterstützung durch Naturalien und Bargeld
Literatur Möller 1803, S. 110; Schillupp 1927, S. 284-285; Timm 1965, S. 54; Perrefort 2001, S. 156

Westenhospital

Zur Westenhospitalsstiftung gehörte eine aus 12 Wohnungen bestehende Häuserzeile (Gadums) auf der Martin-Luther-Straße. Diese Gadums wurden zunächst gegen eine jährliche Zahlung vermietet. Daraus leitete sich im Laufe des 18. Jahrhunderts ein dauerhaftes Besitzverhältnis ab. Zudem waren weitere Häuser in der Hammer Altstadt - beispielsweise das Haus Nordstraße 16 (Alt Hamm) - dem Westenhospital zu einer jährlichen Zahlung (= Kanon) verpflichtet. Bis 1937 stand am Westentor die Kapelle des Westenhospitals.

Areal der Gadums des Westenhospitals auf der Martin-Luther-Straße
Westen Hospitahls 12 wohnungen unter 1. Dach (1734);
Westen Hospital Stiftung (1802)
Lage Martin-Luther-Straße, Kapelle am Westentor
Gründungsjahr 1319
Stifter Theodericus de Nyghenbrughen / Niggenbrügge
Zweck Beherbergung von 15 Armen
Träger Rat
Verwaltung zwei Provisoren (belegt 1387, 1437)
Veränderungen 1770er Jahre: Ausquartierung der Armen und Verkauf der Armenhäuser
Literatur Möller 1803, S. 108; Schillupp 1927, S. 276-277; Timm 1965, S. 53

Armenhaus Von Westhoven

Lutherisches Armenhaus Lutherisches Armenhaus (1734), Armen Hauß (1766)
Lage Büttelstraße
Gründungsjahr 1688
Stifter Rüdiger von Westhoven; 1719: weitere Zustiftung durch den Gründer Rüdiger von Westhoven
Zweck Beherbergung von 20 lutherischen Armen
Träger lutherische Gemeinde
Verwaltung ?
Veränderungen 1820: Einkünfte der Stiftung dem Armendirektorium zugewiesen; 1823: Verkauf an die Stadt Hamm
Literatur Möller 1803, S. 95; Schillupp 1927, S. 275-276

Waisenhäuser

Friedrich-Wilhelm-Stift

Jahresbericht des Friedrich-Wilhelms-Stift, Hamm 1867
Friedrich-Wilhelm-Stift
Lage Antonistraße 1
Gründungsjahr 1856 (Einweihung)
Stifter Pfarrer Udo Richter; Mühlenbesitzer und Kaufmann Carl Wiegmann; Rentner Schmiedemann
Zweck Aufnahme und Erziehung evangelischer Waisenkinder
Träger eigenständige Stiftung
Veränderungen ?
Literatur Schillupp 1927, S. 291

Geldstiftungen

Arme-Leute-Kleidung-Stiftung

Auf verschiedenen Häusern in der Hammer Altstadt lagen Lasten (Kanonzahlungen) an die Arme-Leute-Kleidung-Stiftung, so im 18. Jahrhundert z.B. ein Reichstaler auf dem Haus Oststraße 9.

Arme-Leute-Kleidung-
Stiftung
Armen Leute Kleidungs Stiftung (1802)
Lage ?
Gründungsjahr unbekannt; 1424 erwähnt
Stifter unbekannt; Zustiftungen Hammer Bürger, u.a. von Gerhard Mostert
Zweck Ankauf von weißem Wolltuch zur Ankleidung der Stadtarmen, der Armen in Hovestadt, der niederen Stadtbediensteten und sonstiger Armen
Träger ?
Verwaltung Provisoren
Veränderungen ?
Literatur Möller 1803, S. 110-111; Schillupp 1927, S. 284; Timm 1965, S. 54

Bacharach-Stiftung

Bacharach-Stiftung
Gründungsjahr 1896
Stifter Bankier Moritz Bacharach
Zweck Unterstützung hilfsbedürftiger Wöchnerinnen aller Konfessionen
Träger Stadt Hamm
Veränderungen durch Inflation aufgezehrt
Literatur Schillupp 1927, S. 290

Glockenbühnen-Stiftung

Der Name leitet sich vom Auszahlungsort der Unterstützung im Glockenturm der St. Georgskirche ab.

Glockenbühnen-Stiftung
Lage St. Georgskirche
Gründungsjahr 1616
Stifter 1616: Jungfrau Elisabeth von Carthausen; 1616: Elschen Hinckebecke; 1617: wiederum Jungfrau Elisabeth von Carthausen mit Schwester Sophie; 1626: Bernhard von Mostert; 1626: Johann Tegelmeister und Frau; 1636: Johann Altveldt (Altfeldt); 1642: Bürgermeister Henrich Sparketer[2]; 1650: Anna Greve Witwe Wilhelm Schweringhausen.
Zweck Unterstützung für reformierte Haus- und Kirchenarme
Träger Prediger der reformierten Gemeinde
Verwaltung Kuratoren
Veränderungen 1820 Einkünfte der Stiftung dem Armendirektorium zugewiesen
Literatur Möller 1803, S. 112-113; Schillupp 1927, S. 275; Perrefort 2001, S. 157.

Von der Marck-Stiftung

Von der Marck-Stiftung
Gründungsjahr 1880
Stifter Gastwirt Julius von der Marck
Zweck Unterstützung von Armen durch eine Gabe von sechs Reichsmark an Heiligabend
Träger Stadt Hamm
Veränderungen ?
Literatur Schillupp 1927, S. 289

Marks-Stiftung

Marks-Stiftung
Gründungsjahr 1854 (bestätigt 1874)
Stifter Kaufmann Elias Marks
Zweck Unterstützung eines hilfsbedürftigen Bürgers beliebiger Konfessionen
Träger Stadt Hamm
Veränderungen ?
Literatur Schillupp 1927, S. 289f.

Anmerkungen

  1. Quittungsbuch über die durch die Provisoren des Gasthauses S. Antonius im Hamm ausbezahlten Opfergelder. Lanesarchiv NRW, Abteilung Westfalen, A 10, Bd. 5, Manuskripte VII, Kirchen und Klöster, Nr. 6124, Digitalisat des Quittungsbuches
  2. Vgl. Bürgermeister Henricus Spackler zu 1628