Weststraße 28
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Das Gebäude Weststraße 28 in der Hammer Innenstadt ist ein dreiachsiges, dreigeschossiges Wohn- und Geschäftshaus mit einem Werkstattgebäude im Hinterhof. Das Ensemble wurde mit Wirkung vom September 2010 in die Denkmalliste der Stadt Hamm eingetragen.
Baubeschreibung
Bei dem Wohn- und Geschäftshaus aus dem Jahr 1884 handelt es sich um ein dreiachsiges, dreigeschossiges Gebäude, dessen hinterer Teil über eine sehr schmale Traufgasse auf der Westseite erschlossen wird. Das Haus wurde als Wohn- und Geschäftshaus, wie es sich heute noch darstellt, errichtet. Unten ebenerdig befindet sich der Laden mit rückwärtigen Lager- und Büroräumen, im ersten und zweiten Obergeschoss befinden sich Wohnräume. Das Treppenhaus ist zu den Wohnräumen nicht abgeschlossen. Das an den Traufwänden in Fachwerk und an der hinteren Giebelwand aus Backstein gemauerte Haus ist nur zur Weststraße hin aufwändig gestaltet. Die beiden Obergeschosse über dem Ladengeschoss, das die gesamte Hausbreite einnimmt, sind reich in Neorenaissanceformen stuckiert. Ein vorkragendes Konsolgesims an der Traufe verdeckt das flache Satteldach, sodass der Bau wie ein Flachdachgebäude aussieht. Bis auf die Straßenfassade ist das Haus sehr bescheiden gestaltet. Das Innere baut auf älteren Gewölbekellern auf, die von dem Vorgängerhaus stammen.
Das Hammer Häuserbuch von Andreas Schulte weist die Einwohner bis 1767 nach. Verkaufsverhandlungen aus dem Jahr 1787 zeigen, dass das Haus nach dem Stadtbrand von 1741 neu errichtet worden ist. Die Keller könnten natürlich auch noch älter sein, sind aber in jedem Falle von dem Neubau von 1741. In den oberen Geschossen weist das Haus eine sehr bescheidene Ausstattung aus. [1]
Das Werkstattgebäude im Hinterhof ist nahezu gleichzeitig mit dem Vorderhaus entstanden, es ist fast vollständig erhalten. Nur die ehemalige Abortanlage ist der Werkstatt zugeschlagen worden. Unten ist ein großer Raum, oben befinden sich zwei kleinere Räume, der Dachraum ist ebenfalls mit der Treppe erschlossen und konnte als Lagerraum genutzt werden.
Fotos
Geschichte der Hausstätte
Das Haus Weststraße 28 befindet sich auf der alten Hausstätte Nro 105 in der Nordhofe. 1768 kaufte der Regimentsfeldscher Johann Jakob Meisner das Haus. Im Jahr 1787 war das Haus im Besitz von dessen Witwe Anna Regina Meisner geb. Freymuth. 1789 kaufte der Landmesser und ehemalige Feldwebel des Regiments zu Fuß Wilhelm Gosebruch das Haus für 760 Reichstaler bei der nach dem Tode der Witwe vorgenommenen Versteigerung. Auch 1793 und 1803 finden wir ihn - mittlerweile zum Bauinspektor und Kämmerer avanciert - als Besitzer vor. Der Kupferschmied Gerhard Keck begegnet uns zwischen 1831 und 1866 als Hausbesitzer, als Mieter (belegt 1846, 1848) der Handschuhmacher Heinrich Ochs († 1898). 1878 wohnte der Kupferschläger Ludwig Keck (* 1817) mit seiner Schwester Henriette (* 1824) im Hause, das 1886 dem Kürschner Carl Althoff gehörte, der Schirme, Hüte und Pelzwaren im Sortiment hatte. 1902 war Carl Althoff unter der Telefonnummer 371 zu erreichen (Althoff, Carl, Gr. Weststrasse). Noch 1986 war das Geschäft Althoff in Hamm an gleicher Stelle zu finden.
Historische Fotos
Baudenkmaleintrag
Das Denkmal umfasst das Wohn- und Geschäftshaus und das dahinter liegende Werkstattgebäude. Denkmal im Vorderhaus ist das gesamte Äußere und Innere. Ausgenommen ist die neue Grundrissstruktur im Erdgeschoss. Der Eingang zum Wohnteil wurde von der Seite nach hinten verlegt, dadurch musste die Flursituation neu geordnet werden. Bei dem rückwärtigen Werkstattgebäude gehört ebenfalls das gesamte Äußere und Innere zum Denkmalwert.
Das Wohn- und Geschäftshaus mit rückwärtigem Werkstattgebäude ist bedeutend für die Ortsgeschichte von Hamm, da es das Wohnen und Wirtschaften eines Handwerkbetriebes - hier Schirm- und Kappenmacher – bezeugt. Der unmittelbare Zusammenhang von Werkstatt, Verkauf und Wohnung ist hier, trotz einiger Veränderungen im Vorderhaus, noch gut ablesbar. Dieser Zusammenhang ist für Hamm überaus selten.
Für die Erhaltung und Nutzung liegen wissenschaftliche, hier architekturgeschichtliche Gründe vor, da das Haus mit seiner Prachtfassade und der schlichten rückwärtigen Gestaltung, sowie dem funktional gestalteten Werkstattgebäude typische Beispiele für die Bauweise des Historismus darstellen. Weiterhin liegen für die Erhaltung und Nutzung städtebauliche Gründe vor, da das Haus den kommerziellen Wandel der Innenstadt am Ende des 19. Jahrhunderts dokumentiert. Ähnlich wie das Nachbargebäude Weststraße 26 wurden große Ladenlokale eingerichtet. [2]
Einzelnachweise
- ↑ Denkmalwertbegründung - zitiert nach Denkmalliste der Stadt Hamm, Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 326
- ↑ Denkmalwertbegründung - zitiert nach Denkmalliste der Stadt Hamm, Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 326
Literaturnachweis
- N.N.: Baudenkmalbeschreibung No. 326, Stadt Hamm - 65/Untere Denkmalbehörde
Geografische Koordinaten
Koordinaten: 51° 40' 51.34" N, 7° 48' 58.94" O