Aufschwörungstafeln
Aufschwörungstafeln sind genealogische Übersichttafeln mit Wappenabbildungen für einen einzelnen adligen Probanden, die in einem formalen Akt von anderen Adligen beeidet (aufgeschworen) wurden.
Wichtig sind die Aufschwörungstafeln in mehrerer Hinsicht:
- zur Anerkennung als Adliger in der regionalen Ritterschaft
- zum Erwerb bestimmter Ämter und Einkünfte, z.B. auch zur Zulassung in ein Kloster
- zur Standeserhöhung
- zur Darstellung auf Grabstellen
Für Hamm sind eine Reihe von Aufschwörungstafeln bekannt.
Grabstellen
Die Grabstelle des Pentling von Münster in der Pauluskirche enthält eine 16-Probe seiner Abstammung, also 16 Wappen adeliger Vorfahren, aufgeteilt in acht Wappen der väterlichen und acht Wappen der mütterlichen Seite.
Aus derselben Familie ist ein Epitaph der Tante des Pentling von Münster in der St. Victor-Kirche in Herringen vorhanden.
In der Agnes-Kirche sind im südlichen Seitenschiff zwei Epitaphe weiblicher Mitglieder (Mutter und Tochter) der Familie Harmen aus dem 16. Jahrhundert mit jeweils acht Wappen zu sehen.
Aufschwörungstafeln nach Familien
von Beverförde zu Werries
Die Aufschwörungstafel des Engelbert von Beverförde aus dem Jahr 1623 diente ihm zur Aufnahme in das Domkapitel von Münster.
Die Tafel enthält auf der linken Seite die männliche Abstammungslinie beginnend in der obersten Zeile mit dem Wappen derer von Beverförde, während auf der rechten - weiblichen - Seite die Darstellung links mit dem Wappen derer von Brabeck startet. Diese beiden Wappen stehen für die Eltern von Engelbert von Beverförde, nämlich seinen Vater Johann Christoph von Beverförde und seine Mutter Kiliana von Brabeck.
Auf der väterlichen Seite treten zudem die Wappen der Familien Plettenberg, Hatzfeld, Knipping, Torck, Schade, Nesselrott und Sobbe auf, während auf der mütterlichen Seite die Wappen der Familien Lethmate, Westhoff, Droste, Schonbeck, Voß, Ense und Hoberg erscheinen. Aus diesen Wappen läßt sich eine Abstammungslinie für Engelbert von Beverförde rekonstruieren. [1]
Bernhard Engelbert Christian von Beverförde, ein Neffe von Engelbert von Beverförde, gab sein Amt als Domherr zu Münster auf, als sein älterer Bruder verstarb. Er nahm das Erbe auf Schloss Werries an und heiratete im Jahr 1699. In diesem Zusammenhang ist seine Aufschwörungstafel 1698 oder 1699 entstanden. Sie ist in der Form eines Stammbaumes wiedergegeben und enthält teilweise die vollständigen Namen der Vorfahren (auf der väterlichen Seite).
Noch aufschlussreicher ist die Aufschwörungstafel seines Bruders Ferdinand - siehe Aufschwörungstafel des Ferdinand von Beverförde -, die bis auf die Namen der Eltern und Großeltern der bereits oben erwähnten Kiliane von Brabeck sämtliche Vorfahren namensmäßig aufführt; und dies, obwohl diese Tafel etwa 10 Jahre älter war als die von Bernhard Engelbert Christian und bei der Erstellung seines Dokuments sicherlich vorlag.
Aus der nächsten Generation ist die Aufschwörungstafel von Friedrich Christian Heidenreich Theodor von Beverförde überliefert. Sie enthält ebenfalls sämtlich Namen der Vorfahren mit Ausnahme derer von Kiliana von Brabeck. Die Aufschwörungstafel - siehe Aufschwörungstafel des Friedrich Christian von Beverförde - ist im Jahr 1722 angelegt worden.
Zu den Aufschwörungstafel, die an dieser Stelle erwähnt werden müssen, gehört auch die von Friedrich Clemens Johann Nepomuk Karl Maria von Elverfeldt gen. von Beverförde zu Werries. Mit dem Erlöschen der Familie von Beverförde und seiner vorangegangenen Adoption durch die von Beverfördes tritt nun die Familie von Elverfeldt die Eigentumsrechte an Haus Werries an. Gleichzeitig wird diesem Zweig der Familie durch den preußischen König die Führung des Beinamens von Beverförde zu Werries genehmigt. Die abgebildete Aufschwörungstafel diente zur Aufnahme des Probanden in die münsterische Ritterschaft.
von Boeselager zu Heessen
Die Familie von Boeselager erwirbt im 18. Jahrhundert das Haus Heessen und ist bis heute Eigentümerin der Anlage. Der in der Aufschwörungstafel genannte Vater des Probanden, Friedrich Joseph von Boeselager ist der erste Besitzer des Anwesens. Allerdings bestand schon eine verwandtschaftliche Beziehung zum Haus Heessen über dessen Großmutter väterlicherseits, wie die Abbildung ausweist. Aus der Ahnenfolge wird ersichtlich, dass die Familie von Boeselager ihren Stammsitz auf Haus Nehlen hatte. Dieser Rittersitz, der von der Familie Boeselager im 17. Jahrhundert im Stil der Lipperenaissance von einer Wasserburg in ein Schloss umgebaut wurde, befindet sich im Stadtteil Berwicke der Gemeinde Welver und liegt an der Landstraße zwischen Hamm und Soest.
Tatsächlich reicht die Geschichte der Familie von Boeselager weit über die in der hier abgebildeten Aufschwörungstafel hinaus. Bereits im 14. Jahrhundert war die Familie im Hochstift Magdeburg ansässig und lässt sich ab der Mitte des 15. Jahrhunderts in direkter Stammfolge belegen. [2]
von Galen zu Ermelinghof
Die älteste vom Geschlecht der von Galen zu Ermelinghof hier präsentierten Aufschwörungstafel stammt von Hermann von Galen, einem jüngeren Bruder von Alexander von Galen, Herr zu Haus Ermelinghof. Die Tafel reicht vier Generationen zurück und damit bis in die Generation des Dietrich von Galen, Herrn auf Ermelinghof, der um 1490 geboren sein dürfte. Interessanterweise es in dieser Tafel in der Generation des Dietrich von Galen bezüglich seiner Gattin einen Widerspruch zur bestehenden Stammfolge der Besitzer des adligen Hauses. Während in der Aufschwörungstafel die Ehefrau von Dietrich von Galen aus dem Geschlecht von Schenking stammt, nennt Heinrich Josef Düsting eine Alexandra von Ullft zu Horst als Gattin des genannten Dietrich. [3]
Eine Generation nach dem vorgenannten Alexander von Galen ist sein Sohn Dietrich Ludolf von Galen der Herr auf Ermelinghof. Seine Aufschwörungstafel lässt sich tagesgenau auf den 16. Mai 1679 datieren. Sie diente wohl der Anerkennung seiner ritterschaftlichen Abstammung, die mütterlicherseits auf die Familie von Westrem zu Sümmeren beruht.
Christoph Bernhard von Galen, Nachfolger von Dietrich Ludolf, hat 1697 eine Aufschwörungstafel erstellt - siehe Aufschwörungstafel Christoph Bernhard Reichsfreiherr von Galen. Die Standeserhöhung in den Reichsfreiherrenstand ist wohl auf darin begründet, dass seine Mutter aus dem Hase von Merveldt eine Reichsfreiin war. Die Tafel von Christoph Bernhard ist insofern interessant, als sie die vollständigen Namen der aufgeführten Personen enthält.
von der Recke
Die Familienzweige der Reckes sind an verschiedenen Orten um Hamm zu finden. In Lerche war mit Haus Heide, das später von Haus Reck abgelöst wurde, der Stammsitz des Familienverbandes, den wir zudem auf Haus Heessen, auf Haus Haaren, auf Haus Uentrop, auf Haus Heidemühle und auf Haus Caldenhof antreffen. Für diese Familien geben die Aufschwörungstafeln zahlreiche Hinweise auch auf die immer wieder anzutreffenden Heiraten zwischen den Zweigen - auch mit Reckes außerhalb von Hamm, etwa in Drensteinfurt, Kurl oder Heeren.
von der Recke zu Reck
Aus dem Stammhaus der Familie von der Recke ist uns die Aufschwörungstafel des Dietrich von der Recke aus dem Jahr 1682 überliefert. Auf dieser Tafel erscheint er als fünfter Namensträger in seiner männlichen Ahnenfolge, da Vater, Großvater, Urgroßvater und Ururgroßvater alle auf den Namen Dietrich hörten. Alle diese Personen hatten Ämter in der Grafschaft Mark inne, waren Drosten, d.h. Amtmänner, zu Unna und Kamen. SDer älteste aufgeführte Dietrich von der Recke hatte zudem das Marschallsamt inne. Sie alle hatten Haus Reck als Rittersitz inne. In der männlichen Linie ist zudem die Verwandtschaft mit denen von der Recke zu Heessen verbrieft.
Die weibliche Seite der Ahnentafel gibt die Vorfahren der Mutter Judith Isabella von Oer zu Kakesbeck wieder.
von der Recke zu Uentrop
Aus dem Jahr 1732 ist eine Aufschwörungstafel für Friedrich Freiherr von der Recke zu Uentrop überliefert. Sie gliedert sich in die väterliche Seite, die für Haus Uentrop Vater, Großvater und Urgroßvater jeweils mit dem Namen Diedrich von der Recke ausweist, an dessen Spitze Matthias von der Recke, Herr zu Uentrop steht. Sie alle besaßen und bewohnten Haus Uentrop an der Lippe. Diese väterliche Seite weist zudem die verwandtschaftlichen Beziehungen zu den Familienzweigen auf Haus Heessen, Haus Reck und in Drensteinfurt aus.
Die mütterliche Seite der Anna Magdalena von Bar (oder auch Baer) stammt nicht aus Westfalen (Ippenburg bei Osnabrück, Biesendorf in Niedersachsen, Königsrück in Sachsen, Risum in Schleswig-Holstein)
von der Recke zu Heessen
Die Familie von der Recke hatte über viele Jahrhunderte das Haus Heessen in ihrem Besitz. Das zeigen auch die beiden abgebildeten Aufschwörungstafeln aus zwei aufeinanderfolgende Generationen aus dem Haus Reck zu Heessen. Sie reichen zurück bis zu Jobst VII. von der Recke, der 1582 die Ehe mit Elberta von Ketteler zu Hovestadt einging und 1614 verstarb, wie der jündere Stammbaum von 1729 zeigt. Auf der linken Seite finden wir zusätzlich die Eltern von Jobst von der Recke, nämlich Johann XX. von der Recke und dessen Ehefrau Ermgard von Schenking zu Bevern. Johann XX. von der Recke war Droste zu Werne.
In der jüngeren Stammtafel erkennen wir, dass Bernhard Dietrich von der Recke mit Clara Margarethe Eugenia von der Recke zu Kurl verheiratet war, die damit aus einem anderen Familienstamm der von der Reckes entstammte.
von der Recke zu Heidemühlen
Für die Familie von der Recke auf Haus Heidemühle sind uns zwei Aufschwörungstafeln von Frauen überliefert, die aus zwei aufeinanderfolgenden Generationen stammen. Die Tafeln zeigen grob die Geschichte der Familie, die wesentlich aus den Häusern Recke zu Horst und Recke zu Uentrop abstammen und auf Haus Heidemühlen sesshaft wurden. Die linke Tafel zeigt die Ahnentafel der Charlotta Albertina von der Recke zu Heidemühlen, deren Vater Johann Matthias Friederich von der Recke zu Heidemühlen und deren Mutter Charlotta Albertina von Plettenberg war. Die rechte Seite zeigt dazu die Aufschwörungstafel ihrer Nichte Josina Wilhelmina Elisabeth von der Reck zu Heidemühle mit deren Eltern Diederich Henrich Conrad von der Recke zu Heidemühlen und Dorothea Sybilla von Dincklage. Dieser Adelsnachweis diente der Inhaberin im Jahr 1774 zum Eintritt in das Stift Clarenberg in Hörde.
Familie von Torck in Nordherringen
Die Familie von Torck war u.a. auf dem Haus Nordherringen ansässig. Dort konnte sich die Familie, die ursprünglich in Edinghausen im Kirchspiel Flierich ihren Sitz hatte, über mehrere Generationen halten.
Von der Familie von Torck werden drei Abbildungen vorgelegt. Sie entsprechen drei aufeinander folgenden Generationen. Auf der linken Seite ist die älteste Generation zu erkennen, die mit Göddert von Torck seinen ältesten Vorfahren in der männlichen Linie aufweist. Die beiden Tafeln auf der rechten Seiten zeigen Aufschwörungstafeln der nachfolgenden beiden Generationen, die ältere oben. Die erstgenannte endet mit Jaspar von Torck in der väterlichen Linie. Er war mit Adelheid von Ovelacker verheiratet. Aus deren Ehe entstammte Caspar von Torck, der als ältester Vertreter der männlichen Linie mit Sibilla Margreta von Kall verheiratet war. Alle drei genannten Vertreter der Familie von Torck waren im Besitz von Haus Nordherringen. Diese Linie der Besitzer lässt sich durch die Tafeln mit Dietrich Adolf (verheiratet mit von Amalie Schwansbell), seinem gleichnamigen Sohn (verheiratet mit Elisabeth Charlotta von Fridag) vervollständigen.
Der oben genannte Göddert von Torck war der erste Besitzer von haus Nordheringen in der Familie von Torck. Er hatte das Haus im Jahr 1495 von der Familie Smeling erworben. Ludolph von Torck, dessen Aufschwörungstafel aus dem Jahr 1762 abgebildet ist, war der letzte Besitzer des Hauses Nordherringen. Das Haus mit allen dazugehörigen Kotten und Höfen wurde 1787 versteigert und ging zum Teil in bürgerliche Familien über.
Anmerkungen
- ↑ vgl. Familie von Beverförde zu Werries
- ↑ vgl. Artikel "Boeselager" bei Wikipedia
- ↑ vgl. Günter Beaugrand: Haus Ermelinghof in Hamm und seine adligen Besitzer. Werl. 2004, S.24-25