Justizvollzugsanstalt Hamm
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Die Justizvollzugsanstalt Hamm ist eine Anstalt des geschlossenen Vollzuges für in der Regel 168 männliche Gefangene,[1][2] die sich seit 1930 im Zentrum der Stadt in unmittelbarer Nachbarschaft von Amtsgericht, Arbeitsamt, Finanzamt, Polizeipräsidium und Rathaus befindet.
Die als „Atriumbau“ errichtete Anstalt wurde mehrfach erweitert und umgebaut[2] und steht seit April 1998 unter Denkmalschutz.
Aufgaben
Die JVA Hamm ist zuständig für folgende Gefangene:[3]
- Untersuchungsgefangene des Landgerichtsbezirks Arnsberg sowie der Amtsgerichte Hamm, Kamen, Delbrück und Lippstadt
- Strafgefangene des Regelvollzugs mit einer Vollstreckungszuständigkeit von bis zu 18 Monaten
- Zivilhäftlinge (Ordnungs-, Sicherungs-, Zwangs- und Erzwingungshaft) im Landgerichtsbezirk Paderborn sowie den Amtsgerichtsbezirken Hamm und Kamen
- Personen in Strafarrest, die ihren Wohnsitz im Landgerichtsbezirk Arnsberg haben
- Auslieferungshäftlinge für das Oberlandesgericht Hamm
In Strafhaft befinden sich hier alle Gefangenen, die ihren Wohnsitz im Landgerichtsbezirk Arnsberg sowie den Amtsgerichtsbezirken Hamm, Kamen, Lünen, Unna, Altena, Iserlohn haben. Personen mit Freiheitsstrafen von 9–18 Monaten, die ihren Wohnsitz in Ahaus, Borken Rheine und Steinfurt haben, sitzen ebenfalls hier ein.[3]
Ferner ist die JVA Hamm auch Transportumlaufleitende Behörde und Zentralstelle für Angelegenheiten des Gefangenentransports,[2] das heißt, sie verfügt über zwei Gefangenentransportbusse mit 28/29 Plätzen und ist in das bundesweite Gefangenentransportwesen eingebunden. Daneben transportieren Bedienstete Gefangene zu 17 Amtsgerichten und Maßregelvollzugseinrichtungen.
Auch der Leiter der Zentralen Waffenkammer der Justiz NRW gehört zur JVA Hamm.[2]
Geschichte
Die heutige Anstalt in der Stadtmitte wurde als viergeschossiges Gebäude in den Jahren 1927/28 als Gerichtsgefängnis erbaut und am 1. April 1930 bezogen. Zuvor verfügte Hamm nur über eine im 19. Jahrhundert geschaffene „Strafanstalt“.
Baudenkmaleintrag (1998)
Im April 1998 wurde die JVA unter Denkmalschutz gestellt:
Die JVA Bismarckstraße 3 ist bedeutend für die Stadt Hamm und für die Geschichte des Menschen in der Region. Sie dokumentiert anschaulich zeittypische Vorstellungen der 1920er Jahre über den Strafvollzug bzw. von der Verwahrung von Untersuchungsgefangenen.
Für ihre Erhaltung und Nutzung sprechen wissenschaftliche, hier bau- und justizgeschichtliche Gründe. Die JVA Hamm stellt ein bemerkenswertes Beispiel des konservativen staatlichen Baus im Preußen der Weimarer Republik dar. Vorherrschend ist hier eine „sprechende“ Architektur, die mit traditionellem Repertoire Inhalte vermittelt. Während die Rechtsprechung (Amtsgericht, Oberlandesgericht) wie auch die Verwaltung des Gerichtsgefängnisse in noblen, jedoch monumentalen Formen gekleidet ist, schließt sich der eigentliche Gefängnisbau wie eine Festung nach außen hin ab.
Der Denkmalwert erstreckt sich auf die gesamte Bausubstanz.[4]
Neues Jahrtausend
Im Frühjahr 2022 kam es in der JVA zu einem Großausbruch des Coronavirus. Erste Fälle mit vier Angestellten und acht Häftlingen wurden am 28. Februar erfasst, anschließend wurden innerhalb einer Woche mehr als 80 Häftlinge und ca. 40 Beamte positiv getestet. Der Betrieb konnte trotz angespannter Personallage fortgesetzt werden, allerdings entfielen unter anderem Gefangenenbesuche, Transportfahrten, Arbeitsmaßnahmen und Freizeitangebote.[5]
Im Sommer des selben Jahres fungierte die JVA Hamm als Kulisse für die Anfangsszenen des Abschlussfilmprojekts einer Studentin der Filmregie an der Ruhrakademie Schwerte unter dem Titel „Südwesten – Richtung Freiheit“.[6]
Leiter
- Johannes Berntzen
- 2003–2009: Rainer Wegener
- 2009–2010: Volker Wingerter
- 2011–2016: Elisabeth Nubbemeyer[7]
- 2016–2019: Rolf Silwedel[7][8]
- 2019-2022: Martin Wulfert[1][8]
- seit 2023: Andreas Jellentrup[1]
Statistik
- 77 der 163 Gefangenen (47,24 %) waren mit Stichtag 31. März 2021 Ausländer. 2015 waren es noch knapp sieben Prozentpunkte weniger (40,35 %). Der Höchststand wurde 2018 mit 100 von damals 179 Häftlingen erreicht.[9]
- Jeder Gefangene verursachte 2021 tägliche Kosten von 178,91 Euro. 2015 lagen diese noch bei 133,55 €, 2018 betrugen sie 139,84 €.[9]
Elefant
Die JVA ist mit einem kleinen Elefanten an der Elefantenparade beteiligt:
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Kontaktdaten
Bismarckstraße 5
59065 Hamm
Telefon: (02381) 9028 0
Telefax: (02381) 9028 201
E-Mail: poststelle@jva-hamm.nrw.de
Geografische Koordinaten
Koordinaten: 51° 40' 37.64" N, 7° 49' 12.16" O
Weblinks
Literatur
- Maria Perrefort (2000): KETTEN-KERKER-KNAST – Zur Geschichte des Strafvollzugs in Westfalen (= Notizen zur Stadtgeschichte;5). Hg. vom Gustav-Lübcke-Museum Hamm. ISBN: 3-9806491-2-1.
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 1,2 Gisbert Sander: „Rückkehr in die Heimat: Andreas Jellentrup leitet die JVA Hamm“ in: Wa.de vom 14. März 2023
- ↑ 2,0 2,1 2,2 2,3 JVA Hamm: „Behördenvorstellung“ in: jva-hamm.nrw.de/behoerde/behoerdenvorstellung/index.php, zul. abgerufen am 14. März 2023
- ↑ 3,0 3,1 JVA Hamm: „Zuständigkeiten“ in: jva-hamm.nrw.de/aufgaben/zustaendigkeiten/index.php, zul. abgerufen am 14. März 2023
- ↑ vgl. Denkmalwertbegründung – zitiert nach Denkmalliste der Stadt Hamm, Bestandsverzeichnis lfd. Nummer 241.
- ↑ Frank Osiewacz: „Corona-Massenausbruch im Hammer Knast: mehr als 100 Fälle!“ in: Wa.de vom 7. März 2022
- ↑ Sarah Hanke: „Flucht aus Hammer Gefängnis: JVA als Kulisse für Filmprojekt“ in: Wa.de vom 4. Juli 2022
- ↑ 7,0 7,1 Frank Lahme: „Neuer Knast-Chef in Hammer JVA“ in: Wa.de vom 25. August 2016
- ↑ 8,0 8,1 Katharina Küpper: „Hinter Gittern im Hammer Gefängnis: Neuer Chef im Knast“ in: Wa.de vom 20. Juni 2019
- ↑ 9,0 9,1 Holger Krah: „JVA in Hamm: Hoher Anteil an ausländischen Gefangenen“ in: Wa.de vom 24. August 2022