Städtische Musikschule Hamm
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Die Musikschule – offiziell Städtische Musikschule Hamm – ist seit 1940 eine Einrichtung der Stadt Hamm. In ihrem Gebäude an der Gabelung von Ostenallee und Nordring lernen Schüler im Osten der Stadt das Musizieren an verschiedenen Instrumenten. Mit ca. 7.000 Schülern (April 2024)[1] und über 100 Lehrern[2] zählt sie zu den größten und bedeutendsten deutschen Musikschulen.
Hervorzuheben sind vor allem das Sinfonieorchester der Städtischen Musikschule Hamm (Leitung: Bernd Smalla) als Spitze der klassischen Orchesterschule, das Sinfonische Blasorchester unter Georg Turwitt und die Jazz-Combo (Leitung: Arno Mejauschek). Die Musikschule verfügt allerdings über eine Vielzahl weiterer musikalischer Gruppierungen im klassischen wie im Popularbereich und bietet auch dem Tanz ein Zuhause.
Geschichte
Die 1940 gegründete Städtische Musikschule Hamm hatte Vorbildcharakter für viele andere Musikschulen in Deutschland. Von Norbert Edelkötter, dem früheren Leiter der Musikschule, stammt die Idee der mehrstufigen Orchesterschule, die – in Hamm erfolgreich umgesetzt – viele Musikschulen zu ähnlichen Modellen inspirierte. Die von Norbert Edelkötter ins Leben gerufene, reichhaltige Orchesterlandschaft wurde fortgeführt und prägt das kulturelle Leben der Stadt in vielfältiger Weise.
Nach dem Zweiten Weltkrieg nahm die Musikschule zunächst mit einer Singklasse den Betrieb zum 1. Dezember 1948 wieder auf. Bis 1973/1974 befand sie sich in einer Villa an der Südstraße 42, dann bezog sie ihrerseits einen Neubau an der Ostenallee Ecke Nordring. Im zeitgenössischen Stil war das Gebäude mit einer Waschbeton-Fassade und Flachdach errichtet worden. Die Schulpflegschaft hatte zuvor damit gedroht, gerichtliche Schritte gegen einen verfrühten Abriss der alten Musikschule einzuleiten. Walter Cryns, SPD-Fraktionschef, wurde dazu mit den Worten „Das ist das Letzte, was uns geboten werden kann“ zitiert.[3] An dieser Adresse ist heute die Agentur für Arbeit in dem modernen Nachfolgebau ansässig.
Zwischen Juli 2010 und Januar 2012 wurden aufwendige Sanierungs- und Umbaumaßnahmen durchgeführt. Die Musikschule wurde dabei aufgestockt und mit einer moderneren Fassadengestaltung in Form eines Flügels umgestaltet. Das Gebäude konnte am 14. Januar 2012 wieder eingeweiht werden. In der Übergangsphase hatte der Unterricht in verschiedenen Räumlichkeiten stattgefunden, darunter in der ehemaligen Zentralbibliothek.
Bereits 2014 traten an der modernisierten Fassade dann Spannungsrisse zu Tage, die später eine Sanierung unumgänglich machen würden. In einem seit 2015 währenden Rechtsstreit um die Schäden an der Fassade erhielt die Stadt Hamm Anfang des Jahres 2022 schließlich Recht. Das Dortmunder Landgericht schloss sich der Auffassung der Stadt an, dass durch Baumängel und eine nicht sachgemäße Bauüberwachung des beauftragten Architekturbüros Spannungsrisse an der Fassade aufgetreten waren. Als Ursache wurde unter anderem ein nicht sachgemäß verbautes Wärmeverbundsystem benannt.[4] Nachdem im Herbst 2022 auch die Berufung zurückgezogen wurde, erhielt die Stadt von der Versicherung der Architekten knapp 1 Mio. Euro Schadenersatz. Das Bauunternehmen war durch dessen Insolvenz nicht mehr in Regress zu nehmen.[5]
Die Sanierung der Fassade sollte ursprünglich im Frühjahr 2024 beginnen. Dazu sollten bis Ende Oktober 2023 entsprechende Vorplanungen erstellt werden.[4] Im Mai 2024 wurde über den Westfälischen Anzeiger öffentlich, dass die Stadt Hamm die Fassadensanierung erst 2025 angehen wird, da zu diesem Zeitpunkt noch kein genauer Zeitplan für die Sanierung vorlag. Zwar hatte ein neues Architekturbüro die Schäden planmäßig dokumentiert, aufgrund der noch unfertigen Gesamtplanung wäre aber mit Fassadenarbeiten im Winterhalbjahr zu rechnen gewesen, die die Stadt vermeiden will.[6] Veranschlagt sind Kosten von 1,2 Mio. Euro, wodurch die Versicherung des Architekten zu Nachzahlungen verpflichtet wäre.[4]
Laut Aussage der Schulleitung wurden 2023 ca. 150 Konzerte vor insgesamt 30.000 bis 40.000 Zuschauern gegeben.[1]
Schulleiter
- 1940–1944: Heinz Eccarius
- 1948–1953: Josef Kemper
- 1954–1976: Martin Wolschke
- 1976–1979: Joshard Daus
- 1979–1998: Norbert Edelkötter
- 1998–2021: Bernd Smalla
- 2021–heute: Matthias Brakel
Literatur
- Städtische Musikschule Hamm. Drei Jahrzehnte kulturelle Leistung, Hamm [1972] (Tatsachen und Berichte. Schriftenreihe der Stadt Hamm 5).
Fotos
Presseberichte
Stele zur Stadtgeschichte
Einzelnachweise
- ↑ 1,0 1,1 Holger Krah: „Eindrucksvoller Aufwärtstrend: Musikschule hat 7000 Schüler“ in: wa.de vom 1. April 2024
- ↑ hamm.de/musikschule, abgerufen am 11. Oktober 2022
- ↑ Hammmagazin 02/1973, S. 14.
- ↑ 4,0 4,1 4,2 Jörn Funke: „Bauschäden: Musikschule in Hamm wird endlich saniert“ in: wa.de vom 11. September 2023
- ↑ Cedric Sporkert: „Endlich: Entscheidung im Mammut-Prozess um Millionen-Murks an Musikschule“ in: wa.de vom 11. Oktober 2022
- ↑ Jörn Funke: „Sanierung der Musikschule verzögert sich nochmals deutlich“ in: wa.de vom 15. Mai 2024