Seitenweise Hamm
In Seitenweise Hamm – 24 Autoren schreiben über ihre Stadt ist ein 150 Seiten starkes Buch, in dem 24 Autoren aus oder mit Bezug zu Hamm Geschichten über ihre Stadt erzählen. Dabei werden sie von 15 ortsverbundenen Künstlern unterstützt, deren Grafiken und Bilder die Texte illustrieren.
Geschichte des Buches
Vor zwei Jahren kam Isabel Stolzenburg, Vorsitzende des Freundeskreis Stadtbücherei, auf die Idee, eben dieses Buch zu verwirklichen. Jetzt wurde das fertige Werk offiziell vorgestellt.
Im Rahmen der Eröffnungstage des Heinrich-von-Kleist-Forums begrüßten die Herausgeber Stolzenburg und Dr. Volker Pirsich, der Städtische Bibliotheksdirektor, zur Buchpremiere rund 100 Gäste im Lesecafé der Einrichtung – darunter fast alle Künstler und Autoren. Stellvertretend für sie lasen Ilse Bintig und Prof. Dr. Karl Otto Conrady aus ihren Erzählungen über Erinnerungen und Erlebnisse, die sie mit der Stadt verbinden, vor. Beide berichteten von den Straßen, in denen sie aufwuchsen, und wie sie sich seit ihren Kindertagen verändert haben. Sie erinnerten an ihre ersten Begegnungen mit der Kunst und den Umgang damit in der „dunklen Zeit“ der ersten Hälfte des vergangenen Jahrhunderts – also der Zeit des Nationalsozialismus. Es ging um Heimatverbundenheit und Fremde, Nähe und Distanz, Emotionen und Nüchternheit. Von den abgedruckten Grafiken der Künstler konnte man sich dank der ausgestellten Originale ein gutes Bild machen. Landschaften und Wahrzeichen, vergangene und aktuelle Ansichten aus Hamm sind da zu sehen.
Einleitend hatte Stolzenburg über die Idee zu dem Buch berichtet. Hamm sei bereits seit langem eine lesende und zuhörende Stadt, das zeige das große Interesse an Lesungen und die Menge an konzentrierten und interessierten Lesern. Dass Hamm auch eine schreibende Stadt sei, zeige nun Seitenweise Hamm.
Fast alle Texte seien eigens für das Buch geschrieben worden. Die Autoren und Künstler verzichteten auf ihre Honorare, so dass der Erlös des Buchverkaufs an die Stadtbüchereien zur Unterstützung der Lese- und Schreibförderung fließt.
Pirsich hob hervor, dass das Buch nicht zu verwirklichen gewesen wäre, wenn es keine weitestgehende Förderung erfahren hätte, die vom Bücherei-Freundeskreis, dem Landschaftsverband Westfalen-Lippe sowie dem Lions Club Hamm-Hammona gesichert wurde.
Bunt sei die Mischung gewesen, die schlussendlich veröffentlicht wurde. Autoren seien darunter, so Stolzenburg, deren Werke seit Jahren in der Zentralbibliothek zur Ausleihe stünden, aber auch solche, die ihre Texte bislang nur auf Lesungen vorgestellt hätten. Texte von Nachwuchsautoren finden sich – darunter zwei, die zuvor den Schreibwettbewerb gewonnen haben.
Am 22. April, wenn die Hammer Local Hero-Woche im Rahmen des Kulturhauptstadtjahres Ruhr.2010 ansteht, wird es bei der Langen Nacht der Literatur weitere Lesungen aus Seitenweise Hamm geben.[1]
Vorwort
Hamm ist in der Vergangenheit nicht übermäßig häufig literarischer Schauplatz gewesen: Walter Göddens „Dichter Stätten Literatouren“ (1992) nennt gerade einmal vier Romane, die in Hamm angesiedelt sind. Gödden nennt nur das literarisch Bedeutungsvolle. Sucht man etwas weiter, findet man erheblich mehr, darunter teilweise Ephemeres, teilweise sicher auch Kitschiges; und teilweise sind Arbeiten darunter, die nicht als selbständige Veröffentlichungen erschienen sind – aber nichtsdestoweniger lohnt ein Blick darauf, um das Bild des literarischen Nicht-Schauplatzes Hamm ein wenig zu korrigieren.
Es muss nicht der Beginn der literarischen Betrachtung Hamms gewesen sein – aber mit Wilhelm Neuhaus' neulateinischen barocken Lobgedichten über die Herrenhäuser auf dem Gebiet des heutigen Hamm (in seinen „Otia parerga“, 1725) gibt es einen ersten Meilenstein; ein Teil dieser Gedichte liegt übrigens auch in deutscher Übersetzung vor. Danach scheint es in größerer Dichte erst im frühen 20. Jahrhundert weiter zu gehen; mit historisierenden Romanen (Georg Wilhelm Vogel: Der treue Bote von Ostwennemar, 1909; Friedrich Köhler: Alisos Ende, 1924), durchaus aber auch mit zeitgenössischen Romanen (z. B. denen von Clara Ratzka). Eine Sonderrolle kommt hier Hermann Heijermans auf Niederländisch verfasstem Theater-stück über das Grubenunglück auf Radbod „Glück auf!“ aus dem Jahr 1911 zu.
Im weiteren Verlauf des 20. Jahrhunderts ist vor allem Gerda Brockmanns unter dem Pseudonym Sophie Modiano veröffentlichter Roman „Spät erklingt, was früh erklang“ (1962) eine gesonderte Erwähnung wert: ein Roman über Alexander Haindorf und das Hamm des ausgehenden 19. und 20. Jahrhunderts. In den letzten 25 Jahren hat sich die Veröffentlichtungsdichte erheblich erhöht.
Hier sind mit Ilse Bintig („Lieber Hanno“, 1986; „Trümmer und Träume“, 1995; „Zwischen Fördertürmen und Fabrikschornsteinen“, 2005) und Dieter Schliwka, der in den 1980er Jahren in Hamm ansässig war, mit seinem Roman „Kinder der Taublume“ (1987) zwei Autor/inn/en zu nennen, die auch (und vor allem) für Kinder und Jugendliche schreiben Und es gibt – neben anderen - Frank Mattem, der mit seinem „Hagen vom Northof“ (2004) noch einmal in die Geschichte eintaucht und über Aufstieg und Fall von Nienbrügge, die Vorgängerstadt Hamms, und die Anfänge der Stadt Hamm schreibt; es gibt Michael Lamprecht, der in "Als Frau Bardot Herrn Gott betörte" (2006) einen Schelmenroman über die 50er Jahre schreibt mit Pelkum als deutlich erkennbarem Schauplatz. Und es gibt natürlich Heinz Weischer, der inzwischen seine Westfalen-Trilogie mit Heessen als Schauplatz abgeschlossen hat („Der Brautschleier“, 1993; „Schützenfest“, 1998; „Zurück aus Costa Rica“, 2007).
Die Zahl von Erzählungen und Gedichten mit Hamm als Schauplatz und/oder als Thema ist inzwischen nur noch schwer überschaubar - nicht zuletzt durch die Anthologien zum Krimi-Festival „Mord am Hellweg“ oder Marion Gays Sagen-Bänden.
Alles bislang Vorgestellte bleibt mehr oder minder in der Region.
Wohl nur ein einziges Werk, in dem Hamm eine Hauptrolle spielt, hat den Rahmen der Region hinter sich gelassen: Reinhard Meys Chanson „Hauptbahnhof Hamm“ aus dem Jahr 1967.[2]
Presseberichte
Westfälischer Anzeiger,
14. April 2010
Anmerkungen
- ↑ Tim Griese im Westfälischen Anzeiger vom 3. Oktober 2010
- ↑ Vorwort Dr. Volker Pirsich