Kraftwerk Westfalen

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Kraftwerk Westfalen aus der Luft
Kraftwerk Westfalen, Baustelle 2009
Kühltürme des Kraftwerks aus der Luft
Kraftwerk Westfalen Grundsteinlegung am 29.08.2008

Das Kraftwerk Westfalen war ein kohlebefeuertes Großkraftwerk der RWE Power AG (bis 2000 VEW) in Hamm-Schmehausen am östlichen Ende des Datteln-Hamm-Kanals. Es war von der A 2 und dem Glaselefanten weithin sichtbar. Das Kraftwerk bestand im Endausbau aus fünf Blöcken (A–E), wovon vor der Schließung nur noch der mit einer Nennleistung von 800 Megawatt ausgestattete Block E in Betrieb war.

Größtes Bauwerk der Anlage war – mit einer Höhe von 122 Metern und einem Durchmesser von 92 Metern – der Nasskühlturm des Blocks C, der 2021 gesprengt wurde. Zwei ältere Ventilatorkühltürme mit je 34 Metern Höhe ergänzten das Kühlsystem. Auch diese wurden zurückgebaut.

Das Kraftwerk wurde hauptsächlich mit Steinkohle betrieben. Zuletzt wurden außerdem Klärschlamm und Ersatzbrennstoffe eingesetzt.

Auf dem gleichen Gelände lag auch der 1989 stillgelegte THTR-300. Ebenfalls auf dem Gelände plante man ab etwa 1975, das Kernkraftwerk Hamm (KKH) zu errichten, ein 1300-Megawatt-Kernkraftwerk mit Druckwasserreaktor der so genannten Konvoi-Baureihe. Dieser Plan wurde 1988 aufgrund der Reaktorkatastrophe von Tschernobyl verworfen.

Geschichte

Die Baugenehmigung des Kraftwerks wurde am 6. Juli 1960 erteilt. Drei Jahre später nahm das Kraftwerk 1963 mit zwei 152-Megawatt-Blöcken (A und B) seinen Betrieb auf. 1969 wurde der Standort um einen weiteren Block (C) mit einer Nettoleistung von 284 Megawatt ergänzt. Während die Blöcke A und B noch für eine Mischfeuerung mit Öl ausgelegt waren, wurde Block C von vornherein für den alleinigen Einsatz von Steinkohle konzipiert.

Ende der 1980er-Jahre wurde das Kraftwerk mit einer Entschwefelungs- und Entstickungsanlage ausgerüstet. Im Zuge dessen wurden zwei 150 Meter hohe Schornsteine durch einen neuen, 200 Meter hohen Kamin ersetzt.

Seit 2001 wurde eine ConTherm-Anlage betrieben, mit der aus Ersatzbrennstoffen Pyrolysegas und Pyrolysekoks erzeugt und anschließend im Block C verstromt wurden. Diese Anlage wurde Ende 2009 außer Betrieb genommen.

Noch am 29. August 2008 legte Bundeskanzlerin Angela Merkel den Grundstein für die ebenfalls mit Kohle befeuerten Blöcke D und E, die im Juni bzw. Dezember 2012 den kommerziellen Betrieb aufnehmen sollten. Tatsächlich kam es nach einem Salzsäureunfall nie zur Inbetriebnahme des Blocks D, während Block E planmäßig – und zuletzt als einzig verbliebener Block – bis 2021 in Betrieb war. Der WA schrieb in diesem Zusammenhang von einem „Milliardengrab“.[1]

Bereits mit Wirkung ab 28. Februar 2011 wurden die Blöcke A und B stillgelegt. Der Block A wurde um 21:22 Uhr und der Block B um 21:30 Uhr zum letzten Mal vom Netz getrennt.

Im Zuge eines gestiegenem Bewusstseins für den Klimawandel in den 2010er-Jahren und der dadurch veränderten Vorzeichen für die deutsche Energiewirtschaft wurde schließlich ein bundesweiter Ausstieg aus der Kohleverstromung beschlossen, wodurch auch das Aus für dieses Kraftwerk besiegelt wurde. Der Betrieb wurde am 8. Juli 2021 eingestellt. Von der Schließung waren die verbliebenen 166 Mitarbeiter betroffen. Der Generator von Block E soll danach zur Stabilisierung der Netzspannung zu einem „rotierenden Phasenschieber“ umgebaut werden.[2]

Am 30. September 2021 wurde der 1969 errichtete Kühlturm des Blocks C erfolgreich gesprengt. An der Stelle des Kraftwerks wird eine Grünfläche geschaffen.[3] Von Februar bis März 2022 wurden auch die kleineren Kühltürme dem Erdboden gleich gemacht.[4]

Im März 2022 spekulierte der Westfälische Anzeiger, dass im Zuge des Verzichts auf russisches Gas nach dem Beginn des Angriffskriegs Russlands auf die Ukraine eine Wiederinbetriebnahme des modernen Blocks E möglich sein könnte.[5] Bislang ist dies jedoch nicht erfolgt.

Nach Plänen von RWE wird das ehemalige Kohlekraftwerk künftig zur Energiespeicherung genutzt, da der Standort aufgrund der vorhandenen Netzanbindung besonders dafür qualifiziert ist. Für rund 90 Millionen Euro werden dazu in Schrankbauweise 690 Lithium-Ionen-Blöcke auf 14.000 m² Fläche verbaut, die rund 80 MW Speicherkapazität bereitstellen sollen. Baubeginn ist voraussichtlich Mitte 2023, die Fertigstellung erfolgt wohl 2024.[6]

Fotos

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Einzelnachweise