1829

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Hamm wurde vor 603 Jahren gegründet.

Urkataster von Hamm

Ereignisse

  • Das Urkataster von Hamm wird erstellt.

Politik

  • Am 13. Juli erscheint die Ablöseordnung. Sie regelt, dass bisherige Verpflichtungen, die an Grund und Boden von den Bauern gegenüber Lehnsherren abzuführen waren, mit dem 25fachen des Jahresbetrags abgelöst werden können. [1]

Verkehr

  • In Heessen wird mit der Anlage einer Landstraße nach Ahlen entlang der bisherigen Linie des alten Weges begonnen. [2]

Wirtschaft

  • Die nordöstlich des Dorfes Bockum gelegene Bockumer Heide und Nagels Heide wird aufgeteilt. Aus der Teilung erhielten u.a. die Herren auf Haus Heessen als Markrichter eine Entschädigung.[3]
  • Im gleichen Jahr wird die Mark Waldemey in der Bauernschaft Merschhoven aufgeteilt. [4]
  • Am 15. Dezember wird die Teilung der Gemeinheit Kerssenbrock im Kirchspiel Heessen vollzogen. Insgesamt kommen 286 Morgen Land zur Verteilung. [5]
  • Die Gemeinschaftsmarken Denne und Dasbecker Mark im Kirchspiel Heessen werden aufgeteilt. Die bereits am 25. Oktober 1825 getroffene Übereinkunft wird am 10. November diesen Jahres endgültig bestätitgt. Es handelt sich dabei um eine Gesamtfläche von 1186 Morgen Land. [6]
  • Die Gemeinheitsfläche der Großen Wöste im Kirchspiel Heessen wird mit Rezess vom 27. November aufgeteilt. Es handelt sich um eine relativ kleine Landfläche von 48 Morgen. [7]
  • Am 31. Januar erschien folgende Zusammenfassung der jüngeren Zeitschriftengeschichte aus Hamm: [8]

Zu Hamm erschien vom 1. Januar 1824: Wochenblatt zur genaueren Kunde der westphälischen=rheinischen Geschichte, herausgegeben von Dr. Troß. Niesertt, Tyrell, Wilkens, Hellmann, von Ledebur, der Herausgeber ließen es an interessanten Mittheilungen nicht fehlen; aber das Interesse Seitens des Publikums fehlte, und das Wochenblatt ging ein. Mit dem Jahre 1827 begann: Hermione. Blätter für Unterhaltung, Kunst und Wissenschaft. Herausgegeben von Dr. H. Schulz. Der ehemalige redakteur soll J. B. Rousseau gewesen sein; die Mitarbeiter waren ungefähr dieselben, welche zur eingegangenen Flora beigesteuert hatten. Das Blatt erlebte keine zwei Jahrgänge. Jetzt bestehen in Westphalen und den Rheinlanden:

1. Der Sprecher oder Rheinisch=Westphälischer Anzeiger, herausg. von Dr. H. Schulz zu Hamm. Von dieser von Hofr. D. Bährens und A. Mallinckrodt gegründeten Zeitschrift hat mit diesem jahre der 49. Bd. begonnen: sie ist somit die älteste, in unserem Vaterlande bestehende Zeitschrift. [...]

Justiz

  • Am 22. Januar fand in Hamm die letzte öffentliche Hinrichtung statt. Der Verurteilte hatte seine Frau erdrosselt und wurde mit dem Beil hingerichtet. Die Urteilsvollstreckung fand am Galgenberg in der Nordenheide statt. [9] Dies wurde auch in der Presse aufgegriffen. Dort hieß es: [10]

Todesstrafe

Zu Hamm wurde kürzlich abermals die Todesstrafe an einem Verbrecher vollstreckt, der fremdes Leben gemordet hatte, und noch dazu ein Leben, das ihm nicht fremd, sondern nahe ihm verbunden war; denn er war der Mörder seiner Frau.

[...]

  • Am 23. März feierte der Präsident des Oberlandesgerichts, Herr von Rappard, sein 60-jähriges Dienstjubiläum. Dazu wurde in der Presse berichtet: [11]

[...] Das 60-jährige Jubelfest des würdigen und verdienten Herrn Chefpräsidenten von Rappard fand am 23. März statt. Das Kollegium des Oberlandes=Gerichts und alle Civil= und Militärbehörden, so wie zahlreiche Freunde und Verehrer wolltem ihm dazu ihren Glückwunsch darbringen. Leider konnte aber der Herr Jubilarius wegen Kränklichkeit nur derselben von wenigen annehmen.

Deshalb begaben sich eine Deputation des Oberlandesgerichts=Kollegiums, bestehend aus den Herrn Oberlandes=Gerichtsräthen Jakobi und Möllenhoff, und Namens der beim Oberlandes=Gerichte fungierenden Herren Justizkommissarien der Herr Justiz=Commissionsrath Cappell nach der Behausung des Jubelgreise, und brachten ihm die heißesten Glückwünsche ihrer Committenten für das fernere Wohlergehen des hochgeschätzten Herrn Jubilars dar, welche der theure Mann auch mit der erfreulichsten Lebendigkeit beantwortete, aber nun mit wehmüthiger Empfindung die Einladung zu dem veranstalteten Mittagsmahl ablehnte. Nur dem Wunsche, einen aus seiner Familie zum Stellvertreter zu erwählen, wurde gern nachgegeben, und dazu den eben anwesenden königl. Oberförster Herr August von Rappard ernannt, der sich unter mehreren eingeladenen Familien=Mitgliedern eingefunden hatte. [...]

Kultur

Am 27. Februar fand im Saal der Klubgesellschaft ein Maskenball statt. Dazu ist folgender Bericht überliefet: [12]

Maskenball zu Hamm

Der diesjährige Maskenball zu Hamm fand am Freitag den 27. Februar 1829 im passenden Lokale des hiesigen Klubgebäudes statt, und wurde recht heiter begangenen und beendet.

Ungeachtet Niemand ohne Maskenzeichen zugelassen werden sollte, so ward dennoch diese Vorschrift theils umgangen, indem sich Alles gleich nach dem Eintritte demaskirte, theils gar nicht befolgte. Hierdurch muß natürlich ein Maskenball das Eigenthümliche verlieren, und wäre nicht durch eine sehr schöne Quadrille, welche in acht Paaren acht verschiedene Nationen, nemlich Mexikaner, Chinesen, Mohren, Griechen, Kosacken, Türken, Spanier und Schotten darstellte, das fest verherrlicht worden, so würde es Niemand mit Recht einen maskenball haben nennen können, da es sonst fast gantz an Cahraktermasken, die allein zur Belebung beitragen können, fehlte. Da die Costüme, besonders die des leitenden Montezuma, im herrlichen Tiegerfelle und seiner reizenden von Gold strahlenden Gefährtin reich und vorzüglich geschmackvoll ausgewählt waren, da der sehr gut eingeübte Schwaltanz den reiz erhöhte, so gebührt den sämmtlichen Mitgliedern der Quadrille der Dank, den die Zuschauenden durch allgemeine Beifallsbezeugungen bekundeten. [...]

Das Schützenfest in der Stadt Hamm fand vom 17. bis 19. Juli statt. Über dieses Fest wurde auch in der Presse berichtet: [13]

Das Schützenfest zu Hamm

Wegen der bevorstehenden Landwehrübung war das Schützenfest zu Hamm auf den 17., 18. und 19. Juli in diesem Jahre verlegt worden, und das herrlichste Wetter begünstigte an diesen Tagen das allbeliebte Volksfest, was von allen Theilnehmern mit wahrem Frohsinne begangen ward, und gewiß für Wenige etwas zu wünschen übrig ließ.

Der Vogel, diesmal ein Adler, war vorzüglich gearbeitet und mit vergoldeter Krone, Scepter und Reichsapfel versehen, deren Herunterschießen durch silberne, mit dem Satdtwappen verzierte Denkmünzen belohnt wurde. Die Form dazu hatte der daselbst Künstler Lessek in Stahl gestochen und fiel die Präge über alle Erwartungen gut aus.

So wurde nicht allein dem blinde Zufalle vertraut, der den König des Tages ernennt, sondern auch der geübte Schütze fand ein kleines Anerkenntniß, was zur Freude aller Schützen zuerst verdienten Hauptmann Wewer zu Theil wurde, dessen glücklicher Schuß die Krone herunter brachte.

In der Ordnung beim Schießen hat ebenfalls eine lobenswerthe Veränderung stattgefunden, welche für alle benachbarte Schützenfeste empfehlenswerth ist. - Das Bataillon wird nemlich in acht Züge eingetheilt, und jeder Zug wiederum in drei Schießabtheilungen. Die erste Schießabtheilung aller Züge ladete zuerst an den Hinter dem Schießzelte befindlichen Ladetischen, und trat sodann mit geladenen und Pfanndeckel versehenen Gewehren hinter dem Schießzelte an. Nun stellten sich von jedem Zuge nach den gezogenen Nummern die Schützen an acht Schießpfähle, z.B. No. 1 von allen 8 Zügen zuerst, dann die No. 2 u.s.w., und feuerten von der rechten zu linken Seite folgend ab. Die versagten und verladenen Gewehre untersuchte an einem besonderen Orte eine dazu bestimmte Commission mit einem Büchsenmacher und stellte sie möglichst wieder in Stand. Wenn die erste Schießabtheilung durchgeschossen hatte, zeigte der Tambour durch einen Wirbel und zwei darauf folgende Schläge an, daß die zweite Schießabtheilung aller Züge zu laden habe, und wenn diese in gleicher Art, wie die erste abgefeuert hatte, durch einen Wirbel und drei Schläge, daß die dritte Schießabtheilung mit dem Laden zu beginnen habe. Sämtliche Offiziere und Fähnriche, welche zuerst nach dem Zeichen von 2 Wirbeln geladen und abgefeuert hatten, waren bei dem Laden und Feuern jeder Abtheilung zugegen und konnten mögliches Unglück durch strenge Aufsicht vorbeugen. So auch durfte Niemand während des Ladens feuern und auf dem Platze vor den Ladetischen sich befinden, eben so wenig wie während des Feuern außer den Offizieren und Fähnrichen unbefugte im Schießzelte sein durften. Diese nun bewährte musterhafte Ordnung machte es möglich, daß das Schießen ziemlich rasch erfolgte und allem Unglücke, was so leicht die Freude des Festes hätte stören können, vorgebeugt wurde.

Der Königsschuß ward diesmal dem Sportel=Rendant des dasigen Köngl. Land= und Stadtgerichts, Hern Wilms, zu Theil, der seine Gattin zur Königin erwählte.

Um dem Ganzen mehr Symmetrie zu geben, war ein neues Laubzelt dem Schießplatze gegenüber, angebracht, die beide um die Vogelstange einem Halbzirkel bildeten und an das große Tanzzelt, was im Innern durch vierundzwanzig Liverpollampen prachtvoll erleuchtet war, sich anreiheten. Die äußere Erleuchtung der genannten drei Zelte durch unzählige Lämpchen, das bunte Gewimmel im Tanzzelt und auf dem Platze, der gestirnte ruhige Himmel, so wie die belebten, nördlich vom Schießplatz angebrachten schönen Privatzelte der Herrn Kalthoff und Meßmann machten das Ganze wahrhaft imposant.

Es konnte nicht fehlen, daßß allgemeiner Frohsinn sich aller Anwesenden bemeisterte, und ausgeschlossen war jede Zwietracht dem Orte, wo nur der Freude Heimath war, ihre Flügel umschlangen libevoll alle Stände, Reiche und Arme, Hohe und Niedere, Jung und Alt; ja die ältesten Leute weilten gern mit den jüngsten unterm Sternenzelte, Gott für die frohen, durch nichts getrübten, schnell dahin eilenden Stunden dankend.

Insbesondere wurde am zweiten Tage die Freude aller Anwesenden durch die Gegenwart Sr. Exzellenz des K. Russischen Generalleutenants Herrn Baron v. Geismar nebst Frau Gemahlin erhöht, und wir hatten das Glück, daß sie bis spät am Abend weilten und durch den allgemeinen Frohsinn bewegt waren, am bunten Tanze Theil zu nehmen.

Der Schützenvostand hatte diesen helden, welcher nach vollbrachtem Siegerwerke im Türkenkriege die entfernte Heimath aufgesucht hatte, um im Kreise seiner achtungswerthen Familie in der Nähe von Hamm einige Zeit zu verleben, so wie auch Sr. Exzellenz dem Köngl. Preuß. Generallieutenant und kommandierenden general Hen. v. Wüffling, ehrerbietig eingeladen und war derselbe auch von beiden gefeierten Zeitgenossen durch eine für jeden Markaner höchst schmeichelhafte Antwort beehrt worden, welche im Kreise der Schützen, der erhaltenen Erlaubniß zu Folge, mitgetheilt wurde. Ein Lebehoch ward den beiden ruhmgekrönten Helden mit dem Gefühle des innigsten Dankes aus voller Brust dargebracht, und ghofft der Schützenverein so glücklich zu sein, den hochverehrten kommandierenden General unserer Provinz, im künftigen Jahre, dem erhaltenen Versprechen gemäß, für das hochgeneigte Versprechen gemäß, für das hochgeneigte Anerkenntniß der Treue unserer biederen Vorälteren und der grafschaft mark im Allgemeinen für König und Vaterland persönlich danken zu können. Ebesno allgemein war der Wunsch, daß alsdann auch Sr. Exzellenz, der wirkliche Geheimerath und Oberpräsident Freiherr v. Vincke, dem Schützenfeste seine beglückende Gegenwart schenken möge.

Den geehrten Fremden, welche auch in diesem Jahre die feier dieses herrlichen Volksfestes durch ihre so überaus zahlreiche Anwesenheit verschönert haben, sei schließlich dafür der herzlichste Dank dargebracht. Wie manchem ist nicht durch das unverhoffte Wiedersehen alter threuer Bekannten eine noch beglückendere Freude bereitet worden!

Mögen Einigkeit, Biedersinn und Freude noch lange die Schützen dieses so reizenden Volksfestes sein, und auch der spä#te Enkel auf demselben frohe und glückliche Stunden verleben.

Geboren

Trauungen

Anmerkungen

  1. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 57
  2. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 188
  3. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Bockum-Hövel 1956. S. 16
  4. Fritz Schumacher, Hartmut Greilich: Bockum-Hövel. Aus Geschichte und Heimatkunde. Bockum-Hövel 1956. S. 27
  5. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 140-141
  6. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 143-144
  7. Emil Steinkühler. Heessen (Westf.). Die Geschichte der Gemeinde. Heessen 1952. S. 145
  8. Die Angelegenheiten und Ereignisse Westfalens und d2r Rheinlande. Münster, Jg. 1 1829. H. 2 S. 32
  9. vgl. Maria Perrefort: Mit aufgesperrtem Munde und todtbleichem Gesicht. Aus der Geschichte des Strafvollzugs im Hammer Noden. In: Der Märker, Jg. 42, 1993, Heft 4, S. 182-185
  10. Die Angelegenheiten und Ereignisse Westfalens und der Rheinlande. Münster, Jg. 1, 1829. H. 3, S. 57-58
  11. Die Angelegenheiten und Ereignisse Westfalens und der Rheinlande. Münster, Jg. 1, 1829. H. 7, S. 153-156
  12. Die Angelegenheiten und Ereignisse Westfalens und der Rheinlande. Münster, Jg. 1 1829. H. 7 S. 149-150
  13. Die Angelegenheiten und Ereignisse Westfalens und der Rheinlande. Münster, Jg. 1 1829. H. 16 S. 370-371