Erich Deter
Erich Deter (* 29. August 1893 in Berlin; † 2. Mai 1945 bei Ardey (heute ein Stadtteil von Fröndenberg) war Diplom-Ingenieur, Funktionär der NSDAP in Hamm und Oberbürgermeister von Hamm während der Nazidiktatur.
Leben
Gymnasium und Erster Weltkrieg
Erich Deter besuchte in Potsdam das Gymnasium und machte die Reifeprüfung im Herbst 1911. Anschließend besuchte er die Technische Hochschule Charlottenburg (Fach: Maschinenbau) und absolovierte 1914 erfolgreich eine Vorprüfung. Am Ersten Weltkrieg hat er als Soldat von 1914 bis 1918 teilgenommen. Er hatte die Funktion des Funkers.
Diplom und beruflicher Werdegang
Von 1919 bis 1920 war Deter Zeitfreiwilliger beim Garde-Kavallerie-Schützen-Korps. Im Jahr 1920 machte er sein Diplom in „Allgemeinem Maschinenbau“ und war von fortan Diplom-Ingenieur. Von 1920 bis 1921 fungierte er als Konstrukteur bei den Vereinigten Stahlwerken in Dortmund, als er anschließend in den Jahren von 1921 bis 1931 als Betriebsingenieur auf der WDI in Hamm arbeitete. Infolge der Wirtschaftskrise, und wegen seiner politischen Orientierung, war er zunächst arbeitslos, bevor er ab dem 13. April 1933 Staatskommissar bei der Stadtverwaltung Hamm wurde. Er war voher von 1932 bis 1933 noch als Verkaufsvertreter der Drahtindustrie tätig.
Gefangenschaft und Tod
Auf der Flucht aus Hamm wurde er von amerikanischen Truppen am 1. Mai 1945 in Fröndenberg festgesetzt. Am nächsten Tag wurde er unter nicht geklärten Umständen in einem Straßengraben erschossen. Unter anderem wurde ihm ein Fluchtversuch unterstellt.
Privates
Deter heiratete am 26. September 1935 seine Frau Margarete. Er hatte mit ihr drei Kinder (zwei leibliche sowie ein Kind aus 1. Ehe der Frau).
Margarete Deter hatte als Witwe keinen Anspruch auf Hinterbliebenenbezüge. Später wurden ihr von der Stadt Hamm ein Drittel der Pension bewilligt und anschließend auf zwei Drittel erhöht.
Politik
Parteimitgliedschaft und Funktionen
Deter war im Jahr 1929 Gründer des Freiheitsbundes in Hamm. Ab dem 1. Januar 1930 war er Mitglied der NSDAP und wurde im März 1930 stellv. Ortsgruppenleiter sowie im Juli 1930 dessen Unterbezirks- u. Bezirksleiter. Von September 1930 bis September 1932 war er einer von drei Ortsgruppenleitern. Von September 1932 bis Juli 1937 war er als Kreisleiter hauptamtlicher Funktionär der NSDAP in Hamm. Im Jahr 1937 wurde der Verband Hamm mit weiteren Städten zum Hellwegkreis zusammengeschlossen. Deter war danach "Kreisleiter zur besonderen Verfügung".
Kandidaturen und Mandate
Deter kandidierte 1932 erfolgslos für den Preußischer Landtag sowie für die Reichstagswahl im Juli und September 1932. Ab 1933 war er NSDAP-Fraktionsführer in der Stadtverordnetenversammlung in Hamm. Außerdem war er Mitglied im Vorstand der AG Ruhr-Lippe Kleinbahnen in Soest, Vorsitzender des Aufsichtsrates der Hammer Gemeinnützigen Baugesellschaft und Mitglied des Aufsichtsrates des Kraftverkehrsvereins des LK Lüdinghausen in Dortmund.
Oberbürgermeister von Hamm
Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahr 1933 vertrieb er durch eine Schmutzkampagne den Oberbürgermeister Josef Schlichter aus dem Amt und war zunächst kommissarischer Oberbürgermeister. Am 27. Juli 1933 wurde er durch die Stadtverordnetenversammlung für 12 Jahre zum Oberbürgermeister der Stadt Hamm gewählt, musste jedoch noch ein Jahr auf die Bestätigung des damaligen Regierungspräsidenten Max von Stockhausen warten, da Deter aus desen Sicht bei Amtsantritt noch mangelnde Qualifikationen für dieses Amt hatte. Die Bestätigung seiner Wahl erfolgte dann am 15. Juni 1934 aus Arnsberg. Am 31. März 1945 wurde er vom damaligen Reichsverteidigungskommissar, Gauleiter Albert Hoffmann, als Oberbürgermeister abgesetzt, da er gegen Ende des Zweiten Weltkrieges die Stadt Hamm kampflos an die alliierten Truppen übergeben wollte. Er wurde daraufhin, nach kurzer Vernehmung am Harkortberg zur Vermeidung der standrechtlichen Erschießung, zum Fronteinsatz im Iserlohner Kessel abkommandiert.
Porträt in der OB-Ahnengalerie im Hammer Rathaus
Bereits des Öfteren wurde das Porträt des Nazi-Oberbürgermeisters Deter aus der Ahnengalerie von verschiedenen Organisationen genommen. Der damalige Oberbürgermeister, Thomas Hunsteger-Petermann, teilte darauf Ende des Jahres 2017 mit, dass die Galerie der ehemaligen Oberbürgermeister im Rathaus keine Ehren- sondern eine Ahnengalerie sei. Er wolle keine Geschichtsfälschung betreiben, indem er das Bild abnehme. Man müsse auch zu den dunklen Stunden der Stadt Hamm ein Gesicht zeigen.
Man einigte sich daraufhin, unter Deters Porträt, eine Info-Tafel anzubringen.
Künftig heißt es bei dem Porträt unter der Überschrift:
„Hamm unter dem Hakenkreuz: Nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten im März 1933 drängte Erich Deter den amtierenden Oberbürgermeister Josef Schlichter wegen angeblicher Korruption aus dem Amt. Im April 1933 ließ er sich seine Selbsternennung zum Staatskommissar für die Stadt Hamm ‘nachträglich legitimieren’. Als Oberbürgermeister trieb Erich Deter die Gleichschaltung der Stadtverwaltung und der Stadtvertretung voran. Er war mitverantwortlich für ‘Säuberungsaktionen’ und die Gleichschaltung von Parteien und Gewerkschaften in Hamm. Als Vertreter des NS-Staates hatte er die systematische Verfolgung von Juden, Sinti, Behinderten und vieler weiterer Gruppen zu verantworten. Nach dem Krieg wurde Erich Deter als amtierender Oberbürgermeister von amerikanischen Truppen in Fröndenberg festgesetzt und unter nicht geklärten Umständen erschossen.“
Literatur
- Anneliese Beeck: Hamm unterm Hakenkreuz - 1930-1945, Hamm 2007
- Anneliese Beeck: So entstand das neue Hamm - Kriegsende und Wiederaufbau, Hamm 1992