Zweiter Weltkrieg

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Luftbild von Hamm am 12. Mai 1945
Zerstörte Liebfrauenkirche im Jahr 1940
Brennende Pauluskirche am 30.09.1944
Ausweis für Teil-Fliegergeschädigte, Vorderseite. Ausgestellt am 04.04.1945 im Kreis Unna

Die Massenarbeitslosigkeit in Deutschland machte auch vor Hamm nicht Halt: Viele Hammer Bürgerinnen und Bürger waren davon betroffen und lebten am Existenzminimum. Armut wurde zunehmend zum Problem. Die NSDAP nutzte diese Situation aus und versprach in ihrem Wahlprogramm Besserung der Situation.

1933 feierten die Nationalsozialisten in Hamm die Ernennung Adolf Hitlers zum Reichskanzler. Es kam in den folgenden Monaten und Jahren zu Razzien im Hammer Stadtgebiet, bei denen u. a. Sozialdemokraten und Kommunisten verhaftet wurden. Weiterhin kam es zu ersten Übergriffen auf die jüdische Bevölkerung in Hamm.

Bei den Reichstagswahlen im März 1933 gewann die NSDAP in Hamm mit "nur" 38,06 % der Stimmen, während in Norddinker 82 % und in Uentrop 77 % der Bürger den Nationalsozialisten ihre Stimme gaben.

In der Pogromnacht am 9. November 1938 wurde die Hammer Synagoge verwüstet und musste später von den Juden selbst abgerissen werden.

Anfang Juni 1940 fielen nachts die ersten Bomben auf den Raum Hamm. Sie waren als Vergeltung für deutsche Bombenangriffe auf die Zivilbevölkerung englischer Industriestädte von britischen Bombern abgeworfen worden. Was zunächst noch von der Bevölkerung als eine Attraktion angesehen wurde – man strömte schaulustig zu den ersten Bombentrichtern – erwuchs später zur großen Bedrohung. Ein weiterer Angriff folgte am 8. September des selben Jahres kurz vor Mitternacht: Zwei Bomben trafen die Liebfrauenkirche und richteten schwere Schäden an. Die Tatsache, dass dies das erste Gotteshaus in Deutschland war, das ein Opfer der Bomben wurde, nutzte Goebbels propagandistisch aus.

Wie ein Auszug aus der amtlichen landrätlichen Beschreibung der Stadt- und Landkreise im Regierungsbezirk Arnsberg vom Februar 1944 besagt, war Hamm "Luftschutzort erster Ordnung und war zu Anfang des Krieges wegen seiner Verkehrsbedeutung die am häufigsten angegriffene Stadt des Industriegebietes". Die strategische Bedeutung des Raumes Hamm war aber nicht nur auf seinen Verschiebebahnhof und den Kanal zurückzuführen, sondern auch auf die vier Kasernenanlagen sowie die vormals für die Wirtschaft der Stadt so wichtigen Drahtwerke, die jetzt wichtige Kriegsgüter herstellten.

Die Zivilbevölkerung wurde zwar schon vor dem Krieg in luftschutzgemäßes Verhalten eingewiesen, die ersten Bunker wurden jedoch erst im Jahr 1940 errichtet. Nach und nach entstanden in Hamm elf bombensichere Hochbunker, die aber bei weitem nicht der gesamten Bevölkerung Schutz bieten konnten. Zwar plante man im Jahr 1944 weitere Bunker zu errichten, diese Pläne wurden aber nicht mehr realisiert.

Als die USA sich 1941 am Krieg beteiligten, wurde die Lage für die Zivilbevölkerung noch gefährlicher. 1943 begannen die Alliierten mit Flächenbombardements und dem so genannten "Bombing around the clock". Der erste schwere Tagesangriff am 4. März 1943, der dem Industriegebiet im Westen der Stadt, vor allem der Westfälischen Union galt, forderte 154 Todesopfer.

Der erste Großangriff auf das gesamte Stadtgebiet und die nähere Umgebung Hamms folgte in den Abendstunden des 22. April 1944. Unter Einsatz von 750 Bombern und einigen hundert Jagdflugzeugen wurden 8000 Spreng- und 3500 Brandbomben abgeworfen. Innerhalb einer knappen Stunde war die Stadt in ein Flammenmeer und eine Trümmerwüste verwandelt. Der Verschiebebahnhof, der Güterbahnhof sowie Wohnviertel im südlichen und westlichen Stadtgebiet wurden besonders schwer getroffen. Etwa 240 Gebäude wurden völlig zerstört, weitere 350 schwer beschädigt. Mit weit über 200 Todesopfern forderte dieser Angriff die meisten Menschenleben, die je einem Luftangriff auf die Stadt Hamm während des Krieges zum Opfer fielen.

Am 31. Mai 1944 forderte ein weiterer Großangriff mit ca. 200 Toten, von denen der größte Teil Zwangsarbeiter und Kriegsgefangene waren, wieder eine große Zahl von Menschenopfern. Zeitweise waren mehrere Tausend Zwangsarbeiter sowie Kriegsgefangene in der Stadt und der Umgebung in extra dafür eingerichteten Lagern untergebracht. Sie arbeiteten zum größten Teil auf den umliegenden Zechen. Die hohe Zahl an getöteten Kriegsgefangenen beim Angriff vom 31. Mai 1944 war darauf zurückzuführen, dass eine Bombe das so genannte "Russenlager" an der Rosenstraße 35/Wilhelmstraße 150 traf. Den Insassen war es, wie auch der jüdischen Bevölkerung, untersagt, bei Fliegeralarm die Luftschutzräume aufzusuchen.

Im Herbst desselben Jahres folgten drei große Angriffsserien auf die Stadt und die Umgebung, die ebenfalls schwere Schäden verursachten.

Das Leben der Menschen in Hamm war von ständiger Angst vor neuen Angriffen und von Verlusten an Menschenleben und Sachwerten geprägt, so dass mit Beginn des Jahres 1945 die meisten das Kriegsende herbeisehnten.

Am 6. April 1945 wurde Hamm von den Amerikanern besetzt. Für die Stadt war damit der Krieg beendet. Die jüdische Gemeinde in Hamm existierte nicht mehr. Später schlossen sich einzelne jüdische Menschen aus Hamm der jüdischen Kultusgemeinde Groß-Dortmund an.

Im Zweiten Weltkrieg wurden in Hamm 1.029 Personen getötet, davon 233 Internierte und Kriegsgefangene. Aufgrund seiner Zentralität war Hamm - nach Dortmund - die am stärksten zerstörte Stadt des westfälischen Ruhrgebiets. Bei 55 Luftangriffen wurden mehr als 60 % der Stadt zerstört. Die Hochbunker überstanden die massiven Bombenangriffe und sind heute noch Bestandteil des Stadtbildes.

Beim Wiederaufbau nach dem Krieg wurden lediglich die drei alten Kirchen in der Stadt im früheren Stil wieder errichtet. Die anderen Neubauten erfolgten überwiegend im modernen Stil; die Bedürfnisse des Autoverkehrs spielten bei der Stadtplanung eine große Rolle.