Winfried Masannek

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Winfried Masannek (* 5. September 1934, † 13. Juni 2024 in Hamm) war Dezernent für Wirtschaftsförderung, Sport und Müllbeseitigung in Hamm. Fälschlicherweise hatte er behauptet, zwei Doktortitel erlangt zu haben.

Werdegang

Winfried Masannek war Berglehrling und Grubensteiger, dann besuchte er das Abendgymnasium und machte sein Abitur, schließlich studierte er Jura und – nach eigenen, gefälschten Behauptungen – Volkswirtschaftslehre, beides mit angeblicher Promotion.

Als CDU-Mitglied wurde er in der damals selbstständigen Bockum-Hövel Beigeordneter. Mit der kommunalen Neuordnung 1975 wurde er von der Stadt Hamm als Rechtsdezernent übernommen, später war er als Sport- und Wirtschaftsdezernent tätig.[1]

Im Volksmund wurde er allgemein als „Doppeldoktor“ bezeichnet. Im April 1986 kam heraus, daß der „Doppeldoktor“ gar keiner war: Die Urkunden sowohl des angeblich 1972 erworbenen Dr. jur. wie auch des vermeintlich 1975 erlangten Dr. rer. pol. waren gefälscht. Volkswirtschaft hatte der Kommunalbeamte (CDU) nie studiert und seine Noten für das Erste und Zweite juristische Staatsexamen nachträglich verbessert. Im Zuge der Aufdeckung der Urkundenfälschungen kam zudem die Bestechlichkeit Masanneks ans Licht.

Aufdeckung der Urkundenfälschungen

Luftbild der MVA Hamm
Luftbild der MVA Hamm

Der Westfälische Anzeiger deckte die Urkundenfälschungen auf, als seine Angaben bezüglich der Erlangung der Doktortitel überprüft wurden und vergeblich nach seinen Doktorarbeiten gefahndet wurde. Aufgefallen war sein als hemdsärmelig zu bezeichnender Arbeitsstil. Pikant war seine Reaktion, wenn er in Sitzungen von Mandatsträgern der Opposition mit „Dr. Masannek“ angeredet wurde; er legte Wert auf die Anrede „Dr. Dr.“.

Eine eingehende Prüfung der beiden Urkunden ergab, dass die Unterschriften der beiden unterzeichnenden Professoren, Ernst Helmstädter und Hans Kiefner, schlicht imitiert worden waren. Zudem hatte man ein Siegel verwendet, das von der ausstellenden Stelle, der Westfälischen Wilhelms-Universität Münster bereits nicht mehr verwendet wurde. Auch datierte die Urkunde des Dr. jur. auf einen Tag in den Semesterferien, an dem die zuständige Stelle keinerlei Urkunden ausstellt.

Bestechungsskandal

Die Staatsanwaltschaft Dortmund klagte Masannek wegen Urkundenfälschung an. Bei den Akten fanden die Ermittler unter anderem einen hoch dotierten Beratervertrag zwischen Masannek und der Deutschen Babcock AG, wo Masannek „Planungen für die Lösung von Entsorgungsproblemen“ erarbeiten sollte. Hierfür sollte er einen Honorar-Tagessatz von 800 bis 8000 Deutsche Mark beziehen. Babcock zählt zu den Marktführern bei Müllverbrennungsanlagen und hatte in den 80ern im Stadtteil Bockum-Hövel eine solche Anlage für ca. 60 Millionen Euro errichtet. Eifrigster Befürworter des umstrittenen Projekts war Winfried Masannek. Einwendungen von Naturschutzverbänden in der Planungsphase, die sich u. a. auf den Standort in der ökologisch wertvollen Lippeaue bezogen, wurden von ihm regelrecht „vom Tisch gewischt“. Ein Babcock-Vertreter hatte die MVA in einer Sitzung des Umweltausschusses sogar als „Kleinod in der Lippeaue“ bezeichnet.

Babcock-Pressesprecher Werner Stork verwies darauf, dass der Beratungsvertrag im August 1985 geschlossen worden sei. Der Auftrag für die Müllverbrennung sei aber schon 1982 vergeben worden. Gleichwohl bewarb sich Babcock seinerzeit um eine Sondermüllverbrennung in Hamm, die aber nicht mehr gebaut wurde.

Winfried Masannek wurde in der Folge der Affäre aus dem Dienstverhältnis bei der Stadt Hamm entlassen. Vor dem Bochumer Landgericht wurde Masannek 1989 zu viereinhalb Jahren Haft verurteilt. Weitere Ermittlungen hatten ergeben, dass Masannek für den Bau der Müllverbrennungsanlage 1,7 Millionen Mark Bestechungsgeld erhalten hatte.[1]

Quellen

Weblinks

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Jörn Funke: „Hammer „Doppeldoktor“ Winfried Masannek gestorben“ in: wa.de vom 1. Juli 2024