Alltagsmenschen

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Alltagsmenschen sind nach dem Vorbild realer Menschen von der Wittener Künstlerin Christel Lechner entworfene, lebensgroße Betonfiguren. Sie sollen Menschen abbilden, denen man (so ähnlich) oftmals im Alltag begegnet.

Unter dem Namen Alltagsmenschen fand vom 25. März bis zum 21. Oktober 2012 eine erste temporäre Open-Air-Ausstellung im Maxipark mit knapp 80 Exponaten statt. Aufgrund des großen Erfolges gab es im Zeitraum 14. April bis 3. November 2013 eine Neuauflage unter dem Titel Alltagsmenschen 2, Sie sind wieder da.

Seit 2013 wurden im Bezirk Pelkum bislang fünf verschiedene, originär für diesen Zweck durch Lechner geschaffene Alltagsmenschen dauerhaft aufgestellt. Eine weitere Figur befindet sich nahe der Pfarrkirche Liebfrauen.

Konzeption der Kunstwerke

Entworfen werden die Alltagsmenschen als bewusst liebenswerte Figuren mit einer zumeist üppigen Leibesfülle, aufgrund derer sie nicht unbedingt dem gängigen Schönheitsideal unserer Zeit entsprechen. Es sind Alltagsmenschen, denn der alltägliche Mensch im Alltag ist eben nicht perfekt. Genau diese vermeintlich fehlende Perfektion verleiht den Figuren von Christel Lechner ihre besondere Ausstrahlung. Viele Menschen identifizieren sich selbst mit ihnen, selbst Oberbürgermeister Thomas Hunsteger-Petermann war in seiner Eröffnungsansprache der Meinung, die Künstlerin müsse beim Entwurf der Figuren an ihn gedacht haben.

Der Entstehung der einzelnen Figuren geht eine genaue Beobachtung von Menschen in Christel Lechners Umgebung voraus. Hat die Künstlerin schließlich ein bestimmtes Bild vor Augen, wie das Beobachtete dargestellt werden soll, folgt ein erster Entwurf. Liegt das gewünschte Ergebnis vor, wird es zunächst in Kunststoff umgesetzt und zum dauerhaften Bestand Beton beschichtet. So vergehen vom Entwurf über die Gestaltung bis zur Fertigstellung ca. zwei Monate. Die Alltagsmenschen sind zwischen 1,70 m und 2,50 m groß und treten hauptsächlich in Gruppen auf. Einzelne Figuren werden eher selten ausgestellt – und wenn man eine findet, geschieht dies eher überraschend und man muss unter Umständen zweimal hinschauen um festzustellen, ob das nun ein realer Mensch oder ein Alltagsmensch ist (vgl. Trivia).

Christel Lechner liegt es fern, sozialkritische Aspekte in den Mittelpunkt zu stellen. Vielmehr möchte sie mit ihren vielschichtigen Inszenierungen einerseits nachdenklich machen, andererseits aber auch zum Schmunzeln einladen, da die Figuren uns eine Art Spiegel vorhalten, der uns mit einem Augenzwinkern unser eigenes Bild zurückwirft. Die Arbeiten haben nicht nur großen Zuspruch in Deutschland – selbst in Griechenland, Israel und Amerika sind die Figuren von Christel Lechner zu finden.

Die Künstlerin zieht es vor, ihre Figuren im öffentlichen Raum zu präsentieren - nicht in Museen und/oder Galerien sondern dort, wo die Menschen ihren Alltag erleben. Damit war der Maximilianpark für die Alltagsmenschen eine perfekte Kulisse und deshalb hatte Christel Lechner nicht nur bereits bestehende, sondern auch eigens für die Parkkulisse geschaffenen Alltagsmenschen mitgebracht.

Christel Lechner

Christel Lechner 2012

Christel Lechner (* 10. November 1947 in Iserlohn) lebt und arbeitet in ihrer eigenen Großwerkstatt „Lechnerhof“ in Witten-Vormholz und ist eine Töpfermeisterin, Bildhauerin und Installationskünstlerin. Die Künstlerin machte in den Jahren 1978 bis 1981 eine Ausbildung zur Keramikerin in Landshut und legte 1982 die Meisterprüfung an der damals so genannten Werkkunstschule Münster ab. Seit 1986 arbeitet sie mit Kunst-Keramik und seit 1988 fast ausschließlich mit überlebensgroßen Polystyrol/Beton-Konstruktionen.

Christel Lechner ist für ihre großen Skulpturen bekannt, zunächst durch eine Reihe von Tiermotiven, insbesondere Hühner, später aber fast ausschließlich durch Menschen und Menschengruppen – ihren Alltagsmenschen – die auf Ausstellungen und Inszenierungen nicht nur in vielen deutschen Städten, sondern auch in Österreich, Belgien, den Niederlanden, Griechenland und Italien zu sehen sind bzw. zu sehen waren.

Alltagsmenschen im Hammer Stadtbild

Im Nachgang der Alltagsmenschen-Ausstellungen im Maxipark wurden mindestens sechs Alltagsmenschen als öffentliche Kunstwerke gestiftet. Besonderen Gefallen daran fand man in Pelkum, wo alleine fünf dieser Skulpturen aufgestellt wurden. Weitere Alltagsmenschen blieben im Maximilianpark dauerhaft aufgestellt.

Fritz

„Fritz“ befindet sich im Teich des Selbachparks und stellt einen badenden Senioren dar. Stifter war der Förderverein Selbachpark.

Fritz wurde 2017 durch Unbekannte schwer beschädigt, als er noch nahe am Ufer aufgestellt war, 2018 jedoch an heutiger Stelle nach Reparatur wieder aufgestellt.[1]

Gerda

„Gerda“ befand sich auf der Mittelinsel des Kreisverkehrs von Kamener Straße und Alter Landwehrstraße und stellt eine einkaufende Seniorin dar. Die Einweihung fand 2013 statt.[2] Stifter war der Lippeverband, Anlass war die Beendigung der Sanierung der Kanäle unter der Kamener Straße, eben durch den Lippeverband.

2017 wurde „Gerda“ von Unbekannten vollends zerstört, danach aber mit Mitteln der Stadt im gleichen Jahr wieder hergerichtet.[3][4]

Zwischen dem 13. und 14. Mai 2022 wurde Gerda erneut beschädigt. Unbekannte brachen die Figur nahe des Sockels ab und stürzten sie um.[5] Sie kehrte im gleichen Jahr nach Reparatur zurück.

Am 30. Mai 2024 wurden „Gerda“ (und Hund „Rüdiger“) bei einem Alleinunfall endgültig zerstört. Ein 59-jähriger Hammer hatte gegen 7 Uhr die Kontrolle über seinen Peugeot verloren, überfuhr eine Mittelinsel vor dem Kreisverkehr, schleuderte in die Figuren auf dem Kreisverkehr und kippte anschließend um. Die Polizei zog seinen Führerschein ein und leitete ein Verfahren wegen Gefährdung des Straßenverkehrs ein. Die Kunstwerke wurden am gleichen Tag auf Veranlassung von Bezirksbürgermeister Axel Püttner abtransportiert und sollten repariert werden.[6]

Am 11. August wurde auf wa.de berichtet, dass Gerda diesmal nicht mehr zu reparieren sei. Geplant ist, dass Künstlerin Christel Lechner einen „Zwilling“ von Gerda erstellt. Rüdiger wird hingegen repariert. Den Schaden an der Figur im Eigentum des Lippeverbandes muss die Kfz-Versicherung des Unfallverursachers regulieren.[7]

Rüdiger

„Rüdiger“ befindet sich ebenfalls auf der Mittelinsel des Kreisverkehrs Kamener Straße/Alte Landwehrstraße und ist Gerdas Hund. Er wurde 2016 nachträglich aufgestellt.[8] Gestiftet wurde er durch freiwillige Spender, nachdem Udo Schulte, der damalige Bezirksvorsteher, im WA dafür geworben hatte.

Mike und Horst

„Mike“ und „Horst“ befinden sich auf der Mittelinsel des Kreisverkehrs Kleine Werlstraße/Kamener Straße. Es handelt sich um die Nachbildungen eines erwachsenen und eines jugendlichen Fußballers inkl. der Ecke eines Fußballplatzes. Die Einweihung fand 2017 statt.[9]

Zur Einweihung von „Horst“ und „Mike“ waren die Namenspaten, die Hammer Fußballer Horst Hrubesch und Mike Hanke, persönlich anwesend. Die Figuren sind jedoch von Lechner nicht den beiden Fußballprofis nachempfunden worden.

„Mike“ wurde 2018 von Unbekannten „geköpft“, anschließend jedoch wieder hergerichtet.[10]

Kumpel Theo

„Theo“ befindet sich am Wiescherhöfener Markt (im Hochbeet gegenüber Fahrrad Schricke) und stellt einen Bergmann dar. Die Einweihung war 2018[11] und wurde vom Förderverein Wiescherhöfen und der Sparkasse Hamm ermöglicht.

Namenspate ist Theo Rohrkamp, langjähriger Betriebsratsvorsitzender der Zeche Heinrich-Robert.

Franziska

„Franziska“ stellt eine Marktfrau dar. Sie wurde durch den Bürgerverein zur Stadtbildpflege im Jahr 2020 gestiftet, Anfang Juli eingeweiht und ist auf einer Rasenfläche nahe der Pfarrkirche Liebfrauen im Hammer Süden installiert. Zur Namensgebung wurde ein Wettbewerb veranstaltet, in dem sich der Name Franziska unter mehr als 160 Vorschlägen durchsetzte.[12]

Am 16. März 2024 wurde die Skulptur zwischen 19:00 und 20:55 Uhr von Unbekannten aus der Verankerung gerissen, dabei oder danach ging ihr der Kopf abhanden.[13]

Trivia

  • Noch vor der offiziellen Einweihung löste der Alltagsmensch „Gerda“ einen Polizeieinsatz aus, da vorbeifahrende Autofahrer die in der Mitte eines Kreisverkehrs aufgestellte Figur für eine verwirrte, im Verkehr gestrandete Seniorin hielten.[14]
  • Die Fußgängerampel in der Nähe der Figur „Theo“ zeigt Bergmänner als Leuchtsignal.

Alltagsmenschen aus der temporären Ausstellung im Maxipark

Presseartikel

2013

2012

Weblinks

Einzelnachweise