Gustav-Lübcke-Museum
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Das Gustav-Lübcke-Museum der Stadt Hamm zeichnet sich durch den Umfang und die Vielfalt seiner Sammlungsbestände aus.
Der 1993 eröffnete Neubau bietet auf über 4.000 m² den Besuchern auch durch seine abwechslungsreiche Architektur und dem Café einen interessanten Aufenthalt in stimmungsvollem Ambiente. Der Neubau wurde von den dänischen Architekten Bo und Wohlert entworfen.
Ursprünge und Inhalte
Nach dem Aufbau der ersten Sammlungen 1886 und deren Erweitungen durch Gustav Lübcke († 1925) und unter Museumsdirektor Ludwig Bänfer († 1959) bietet der Neubau von 1993 mit seinen 4.000 m² Ausstellungsfläche Platz für Dauer- und Wechselausstellungen.
Als ständige Ausstellungen sind Ägyptische Kunst, Stadtgeschichte, Vor- und Frühgeschichte, Angewandte Kunst sowie Malerei des 20. Jahrhundert zu sehen. Neben dem Kinder- und Jugendmuseum widmen sich die Wechselausstellungen unterschiedlichsten Themenbereichen wie Skulpturen, Malerei, Graphik, Kunsthandwerk, Stadtgeschichte und vieles mehr.
Das Gustav-Lübcke-Museum bietet neben Führungen auch unterschiedlichste Programme für Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren. Die Arbeit des Gustav-Lübcke-Museums wird aktiv durch den Museumsverein Hamm e.V. als Förderverein seit 1886 unterstützt.
Sammlungen
Ägyptische Sammlung
Am 26. Juni 1886, einige Monate nach der Gründung des Museumsvereins, wurden die ersten "Actien des Mumienvereins zu Hamm i.W." herausgebracht, die dem Zweck des Erwerbs einer echten, ägyptischen Mumie dienten. Eine mit Spenden der Vereinsmitglieder und der Unterstützung des am Ägyptischen Museum in Kairo tätigen Emil Brugsch wurde am 18. Dezember 1886 eine ägyptische Mumie nach Hamm geschafft, die so die ägyptische Sammlung in Hamm begründete. Bei der Mumie handelte es sich um einen mumifizierten, in Leinenbinden gehüllten, weiblichen Leichnam, der in der Folgezeit im Restaurant Juckenack an der Weststraße ausgestellt war. Leider wurde die Mumie während des Zweiten Weltkrieges zerstört. Heute bilden die im Jahr 1917 als Teil der Sammlung Gustav Lübckes dem Museum übereigneten Bestände den eigentlichen Kern der ägyptischen Sammlung. Zu den prominentesten Ausstellungsstücken dieser Sammlung gehören der Mumiensarg des Peter-Imen-Menu aus Theben-West (aus der 1.Hälfte des 7. Jhs. v. Chr.), eine Mumienmaske aus Kartonage, die in Achmim entdeckt wurde und um 300 v. Chr. datiert wird, und die beiden Mumienporträts eines Mannes und einer Frau aus der römischen Zeit, entdeckt in der Oase Fajum. Zur ägyptischen Sammlung zählen auch zahlreiche Tonfiguren, Uschebtis (kleine Figürchen als Grabbeigaben), Statueten und koptische Stoffe aus spätantiker Zeit.
Antikensammlung
Zur Antikensammlung zählen Fundstücke aus der griechischen und römischen Zeit. Einen Großteil der Antikensammlung bilden die griechischen Vasen. Die Bandbreite reicht von korinthischen Vasen aus der archaischen Zeit (700 - 500 v. Chr.) über attische schwarz- und rotfigurige Keramik aus archaischer und klassischer Zeit (600 - 490 v. Chr.) bis hin zu rotfigurigen Gefäßen aus Unteritalien aus der spätklassischen bzw. frühhellenistischen Zeit (Ende 5. Jh. - Anfang 3. Jh. v. Chr.). Dazu kommen noch weitere Gefäße aus etruskischer und römischer Zeit. Ein weiterer Schwerpunkt der Antikensammlung sind die römischen Glasgefäße aus dem 1. bis zum 5. Jh. n. Chr. Die meisten von ihnen stammen aus dem Rheinland oder dem östlichen Mittelmeergebiet.
Vor- und Frühgeschichte
Die meisten Fundstücke der provinzialrömischen Zeit gehen auf Gustav Lübcke zurück. Unter seinem Nachfolger Ludwig Bänfer gelangten weitere Fundstück aus dem Gebiet von Hamm ins Museum. In den Jahren 1926 bis 1937 erhielt das Museum weitere Fundstücke: Zahlreiche Funde aus der römischen Siedlung Westick bei Kamen wurden nach Hamm gebracht. Die Fundstücke aus der Stein- und Bronzezeit stammen ebenfalls größtenteils aus Westfalen. Dazu zählen die Überreste der verkohlten Knochenkohle aus der Balver Höhle im Sauerland (ca. 130.000 - 10.000 v. Chr.), eine Harpune aus Oberaden aus der Mittelsteinzeit (ca. 10.000 - 5.500 v. Chr.) und verschiedene Dolchspitzen und Beile aus jüngeren, vorchristlichen Jahrtausenden. Man findet im Gustav-Lübcke-Museum auch Ausstellungsstücke aus der Frühzeit bzw. dem Mittelalter. Die bekanntesten Beispiele sind der "Krieger von Werries", die Grabbeigaben eines fränkischen Reiters, entdeckt in der Sandgrube Wiemer in Werries im Jahre 1935, die in das 7. Jh. n. Chr. datiert werden, und ein Baumsarg mit Skelettresten aus Rhynern aus den Jahren um 935 n. Chr., der ein besonderes Zeugnis des beginnenden Christentums in Westfalen ist.
Stadt- und Regionalgeschichte
Zur Sammlung der Stadt- und Regionalgeschichte zählen Ausstellungsstücke aus dem 16. - 20. Jhd. Die Sammlung beschäftigt sich mit der Rolle Hamms und Westfalens in preußischer Zeit bis zur Zeit des Nationalsozialismus. Zu den Stücken gehören u.a. ein Modell der Stadt und des Bahnhofs, Gala-Uniformen, eine Buchdruckpresse aus dem 16. Jhd. und zahlreiche Gemälde und Photographien mit Stadtansichten.
Angewandte Kunst
Die ausgestellten Objekte dieser Sammlung gehören allen Bereichen des Kunsthandwerkes und Designs an und beleuchten den stilgeschichtlichen Ablauf vom Mittelalter bis in die Gegenwart. Beispiele für diese Objekte sind Möbel, Metallarbeiten, Glas, Keramik und Textilien. Dazu zählen ein Kastenschrank aus den Niederlanden (ca. 1650), das Eßzimmer des Hauses Asbeck in Hamm aus einer Worpsweder Werkstatt (1911) und die Wandplatte mit einem Ziegenkopf, erstellt nach einem Entwurf von Pablo Picasso.
Kunst der Moderne
Bereits kurz nach der Errichtung des Städtischen Museums im Jahre 1917 wurde begonnen zeitgenössische Kunst auszustellen. Heute sind im Gustav-Lübcke-Museum beispielsweise Gemälde von August Macke, Emil Nolde und Fritz Winter, aber auch von lokalen Künstlern wie Theo Brün zu sehen.
Kunst nach 1945
Bereits in der Nachkriegszeit war die Sammlung zeitgenössicher, westfälischer Kunst erweitert worden und auch seit der Eröffnung des Neubaus im Jahr 1993 wurde diese Sammlung systematisch vergrößert. Den größten Teil der Sammlung der Kunst nach 1945 bilden Schenkungen, z.B. des Kölner Malers Jupp Lückeroth oder des Münchener Galeristen Otto van de Loo, aber auch Dauerleihgaben, wie die deutsche Malerei der 80er Jahre des 20. Jhds. aus der Sammlung des Düsseldorfer Kunstsammlers Felix Ganteführer.
Münzsammlung
Die Münzsammlung besteht aus insgesamt 30.000 Münzen und bildet somit eine der größten Münzsammlungen in Westfalen. Sie ist im Wesentlichen vor 1914 entstanden und ihr Grundstock stammt aus der Münzsammlung von Lübcke. Die Münzen stammen nahezu aus allen Epochen, von der Antike bis zur Neuzeit; einen Schwerpunkt bilden die Münzen und Medaillen der Stadt Hamm. Darüber hinaus findet man in der Sammlung auch vormünzliche Zahlungsmittel, Jetons, Rechenpfennige, Münzwaagen, Gewichte, Medaillen, Ehrenzeichen und Münzschmuck.[1]
Artothek
Seit 2. November 2008 gibt es im Gustav-Lübcke-Museum Kunst zum Ausleihen. Das Anliegen, Kunst in der Region zu fördern, Gegenwartskunst vertraut und verständlich zu machen und Kunst der Gegenwart möglichst vielen Menschen nahe zu bringen, wird mit der Eröffnung der Artothek im Gustav-Lübcke-Museum erfolgreich umgesetzt: In der neu eingerichteten Artothek wird jedem die Möglichkeit zur Ausleihe zahlreicher Exponate zeitgenössischer Kunst von Künstlerinnen und Künstlern aus dem westfälischen Raum und darüber hinaus geboten. Dabei handelt es sich vorwiegend um Malerei, Zeichnung, Druckgrafik, Fotografie und Arbeiten auf Papier.
Wechselnde Präsentationen von Künstlerinnen und Künstlern der Artothek sowie die Möglichkeit zu Gesprächen mit den Künstlerinnen und Künstlern ergänzen das Angebot. Auch der Kauf eines Kunstwerks ist möglich. Das Gustav-Lübcke-Museum vermittelt gern den Kontakt zum Künstler. Die Artothek wurde von ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in Zusammenarbeit mit dem Museum geplant und eingerichtet.
Schriftenreihe
Unter dem Oberbegriff Notizen zur Stadtgeschichte gibt das Museum seit 1994 eine Schriftenreihe heraus. Bei einigen der unregelmäßig erscheinenden Publikationen handelt es sich um Begleitbücher zu Ausstellungen.
Geschichte des Museums
Ab dem Jahr 2013 wurde der Museumsbau aus dem Jahr 1993 saniert. Der Schwerpunkt lag hierbei auf der Dacherneuerung und dem Einbau einer Klimaanlage, die 1993 beim Neubau nicht realisiert wurde. Um den Museumsbetrieb nicht unnötig lange zu beeinflussen, wurden die Bauarbeiten „in einem Zug“ über einen Zeitraum von ca. zwei Jahren durchgeführt.[2]
Zum anderen war die vakante Stellung der Museumsleitung nach dem Ausscheiden der langjährigen Leiterin, Dr. Ellen Schwinzer, im Februar 2012 neu zu besetzen.[2] Am 13. September 2012 wurde Dr. Friederike Daugelat als neue Museumsleiterin offiziell vorgestellt.[3] Sie war von einem Gremium aus Politik und Verwaltung am 27. August 2012[4] als Nachfolgerin aus einem Bewerberkreis von vier Kandidaten ausgewählt worden und trat ihre Stelle am 1. Januar 2013 an.
Nachdem Dr. Daugelat, deren Arbeit in Hamm gemeinhin als sehr erfolgreich aufgefasst wurde, andernorts eine renommiertere Stelle antrat, war die Museumsleitung wiederholt vakant. Die (nur sehr kurzzeitige) Leitung durch Daniel Spanke löste im Nachgang Kontroversen aus.
Das Café im Museum stand zuletzt längere Zeit leer. Seit dem 12. Dezember 2022 wird es unter dem Namen Café KunstWerke durch die Malteser Lehr- und Trainingsgastronomie betrieben, die auch das Denkma(h)l betreibt. Sie erhält dafür auf fünf Jahre eine Förderung durch die „Aktion Mensch“. Der Besuch des Cafés ist unabhängig von den Ausstellungen möglich.
Museumsleitung
- 1917 bis 1925: Gustav Lübcke
- 1926 bis 1945: Ludwig Bänfer
- 1946 bis 1974: Herbert Zink
- 1974 bis 1988: Hans Wille
- 1989 bis 2012: Dr. Ellen Schwinzer
- 2013 bis 2016: Dr. Friederike Daugelat
- 2017: Ulrich Weißenberg (kommissarisch)
- 2017 bis 2019: Daniel Spanke
- 2019: Ulrich Weißenberg (kommissarisch)
- 2019 bis 2022: Dr. Ulf Sölter[5]
- 2022 bis heute: Thomas Schmäschke[6]
Bildergalerie
Presseberichte
Geografische Koordinaten
Koordinaten: 51° 44' 37.53" N, 7° 48' 37.67 " O
Kontaktdaten
Städt. Gustav-Lübcke-Museum
Neue Bahnhofstraße 9
59065 Hamm
Telefon: (02381) 175701
Telefax: (02381) 172989
E-Mail: gustav-luebcke-museum@stadt.hamm.de
Einzelnachweise
- ↑ Stadt Hamm: Gustav-Lübcke-Museum, Führer durch die Sammlung (Hamm 1998)
- ↑ 2,0 2,1 Westfälischer Anzeiger vom 22. August 2012
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 14. September 2012
- ↑ Westfälischer Anzeiger vom 28. August 2012
- ↑ Wa.de vom 12. März 2019
- ↑ Wa.de vom 29. Juni 2022