Isenbeck-Brauerei

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Isenbeck Brauerei, 1980er
Isenbeck Brauerei, 1980er

Die Isenbeck-Brauerei am Nordenwall in Hamm wurde im 18. Jahrhundert gegründet und produzierte bis Ende der 1980er Jahre feinherbes Pils. Als die Nies-Gruppe als damalige Hauptaktionärin beschloss, die Bierproduktion auf ihre Braustätte in Paderborn zu konzentrieren, wurde der Braubetrieb in Hamm eingestellt und die Brauerei abgerissen. Sie befand sich am heutigen Standort des Allee-Centers am Richard-Matthaei-Platz.

Geschichte

Isenbeck-Brauerei, Eingang

Das Bierbrauen hatte in Hamm eine lange Tradition. Bereits im Jahr 1444 ist in den Annalen der Stadt Hamm nachzulesen, dass den Bäckern und Brauern das Gewerbemonopol für Bier und Brot im damaligen Amt erteilt wurde. Um 1720 gab es in Hamm neben neun Brauereien noch 61 Braustellen in Bürgerhäusern, in denen das damals vielgerühmte Hammer Bier, der so genannte „Hämmische Koit“, produziert wurde. Neben Leinen war der „Koit“ ein wichtiger Handelsartikel, der auch in die Nachbarstaaten ausgeführt wurde. Anfang des 20. Jahrhunderts waren es jedoch nur noch wenige Brauereien, die in Hamm produzierten.

Isenbeck Luftbild, 1970er

Der Ursprung der Marke „Isenbeck“ geht bis in das Jahr 1769 zurück. Im Januar 1897 wurde die Brauerei bei Übernahme der Brauerei Friedr. Pröpsting Nachf. & Co. unter der Firma Brauerei W. Isenbeck & Cie. in eine Aktiengesellschaft mit 1,3 Millionen Mark Aktienkapital umgewandelt. Einige Zeit nach dem Ende der Inflation wurde das Aktienkapital im Frühjahr 1925 offiziell auf 1,76 Millionen Reichsmark umgestellt. Zu dieser Zeit wurde das Unternehmen von Brauereidirektor Wilhelm Isenbeck geleitet. Während des Zweiten Weltkriegs war Adolf Nies aus Lippstadt Vorstandsvorsitzender, im Aufsichtsrat saßen unter anderen auch Vertreter der Deutsche Bank AG (Niederlassung Essen) und der Dresdner Bank AG (Niederlassung Bielefeld). Etwa 25 % der Akten gehörten damals der Paderborner Aktien- & Vereins-Brauerei AG, die ebenfalls zur Nies-Gruppe zählte.

Die Isenbeck-Brauerei übernahm in den 1970er Jahren die Hammer Kloster-Brauerei, die nach einem alten Franziskaner-Kloster benannt war, und legte sie still. Das ehemalige Gelände der Klosterbrauerei heißt heute Klosterdrubbel.

Bis 1988 produzierte die Isenbeck-Brauerei am Nordenwall ein feinherbes Pils „made in Hamm“. Dann verlegte die damalige Hauptaktionärin der damaligen Isenbeck-Privatbrauerei Nies AG, die Nies-Gruppe, den Braubetrieb nach Paderborn, wo die Nies-Gruppe eine eigene Braustätte unterhielt. Die Bierproduktion in Hamm wurde eingestellt und die Brauerei wurde abgerissen. Ende 1990 übernahm dann die Warsteiner-Brauerei mit dem Braustandort Paderborn auch die Marke Isenbeck, welche die Warsteiner-Brauerei mit der Produktion in Argentinien und Kamerun als ihre zweite internationale Marke aufbaut. In Deutschland wird Isenbeck heute nur noch als regionale Marke von Warsteiner vertrieben. Von der ehemaligen Vielfalt sind nur noch Isenbeck Premium Pils und Isenbeck Dunkel geblieben.

Abriss der Brauerei 1990

Am 12. Mai 1990 um 15:15 Uhr wurden die seit mehreren Monaten geräumten Gebäude der Brauerei dem Erdboden gleichgemacht. Das Malzsilo und das Hauptgebäude (Produktionsgebäude) wurden gesprengt. Die grüne Ummantelung der Fassade wurde vor der Sprengung wegen des hohen Asbestgehalts und der Gefahr umherfliegender Trümmerteile demontiert.

Isenbeck-Glas

Isenbeck-Glas am Universa-Haus
Isenbeck-Glas am Universa-Haus

Das Pils-Glas, das lange als Leuchtreklame am Kühlturm der Brauerei angebracht war, wurde vor der Sprengung demontiert und eingelagert, ging jedoch später bei einem Brand der Lagerhalle unwiderbringlich in Flammen auf.

Nach rund fünfzehn Jahren kehrte dieses Wahrzeichen der Stadt Hamm am 5. September 2004 als Replikat zurück. Das volllaufende Pils-Glas leuchtet seither am Universa-Hochhaus und zeigt den Hammern den Weg zur Kneipenstraße „Meile“. Die Leuchtreklame wurde dem zerstörten Original exakt nachgebildet und bringt den Hammer Biertrinkern ein paar nostalgische Erinnerungen an „ihr Bier“. Die Kopie wurde bei der Firma Neon-Licht Werbung Redeker beauftragt und gefertigt.[1] Der einzige augenfällige Unterschied zwischen Original und Replikat ist, dass das Glas jetzt wesentlich langsamer vollläuft als bei der ursprünglichen Lichtreklame am Kühlturm. Der Reiter aus dem Isenbeck-Logo trägt fortan immer den Namen des aktuellen Oberbürgermeisters.

2011 war das Isenbeck-Glas defekt. Im Sommer wurden deswegen 98 defekte Transformatoren und zwei Neon-Systeme ausgetauscht.[2] Die ursprünglich rein mit Leuchtstoffröhren ausgestattete Kopie des Glases wurde dann Ende November 2016 auf LED-Technik umgerüstet. Dazu gibt es eine Bilderstrecke beim Westfälischen Anzeiger. Die Umrüstung bezog sich jedoch nur auf den Isenbeck-Schriftzug; Reiter und Pilsglas blieben weiterhin mit Neontechnik beleuchtet, da es nach Aussage von Werbetechniker Redeker[3] mit LED-Technik nicht möglich sei, den Fülleffekt des Glases nachzubilden.[4]

Seit März 2022 war das Isenbeck-Glas erneut defekt. Da ab 1. September des selben Jahres aufgrund eines Beschlusses der Bundesregierung nachts Leuchtreklamen nicht mehr in Betrieb sein durften, um Energie einzusparen, wurde das Glas bis ins Jahr 2023 auch nicht mehr instand gesetzt[3], als die Energiesparauflagen schließlich abgeschafft wurden.

Im Juli 2023 meldete der Westfälische Anzeiger, dass die Warsteiner-Gruppe, zu der die Marke Isenbeck gehört, an einer Wiederinbetriebnahme arbeiten wolle.[1]

Isenbeck im Ausland

Isenbeck Pils ist seit 1994 ein sehr beliebtes Bier in Argentinien. Seit 1999 wird es auch in Kamerun gebraut.

Fotos

Gebäude

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Presseberichte

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Literatur

  • Anneliese Beeck: „Mit dem Bierglas schwand die Brautradition. Abschied von der berühmten Isenbeck-Brauerei nach 220 Jahren am 12. Mai 1990.“ in: Unser Westfalen 2008, S. 71 f.
  • „Brauerei Isenbeck AG, Hamm.“ In: Hamm. Chronik einer Stadt. Köln 1965, S. 287 f.
  • Handbuch der deutschen Aktiengesellschaften. 48. Ausgabe, Band 1. Berlin 1943, S. 529 ff.

Weblinks

Einzelnachweise

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