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Konsumgenossenschaften

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Konsumgenossenschaften, teils auch als Verbrauchergenossenschaft oder als Konsumverein bezeichnet, waren Genossenschaften im Lebensmittel-Einzelhandel. In Hamm sind noch bis in die 1980er-Jahre Lebensmittelgeschäfte nachweisbar, die durch die Dortmunder Konsumgenossenschaft betrieben wurden.

Seit den 1990er-Jahren wird der Lebensmittel-Einzelhandel in Hamm von Einzelhandels-Filialisten, Discountern oder selbständigen Kaufleuten unter dem Dach von EDEKA oder REWE kontrolliert.

Zweck

Bis zur Gründung der Konsumgenossenschaften versorgten sich Verbraucher, insbesondere in Städten, bei sogenannten Krämern, selbständigen Kaufleuten, die in der Alltagssprache heute auch als „Tante-Emma-Läden“ bezeichnet werden. Im 19. und frühen 20. Jahrhundert waren Filialisten und Dicounter im Lebensmittel-Einzelhandel noch gänzlich unbekannt. Solche Krämer standen nicht in dem gleichen Maße im Wettbewerb miteinander wie die späteren Filialisten und Discounter, wodurch ein sogenannter Anbieter-Markt vorherrschte: Die Angebotsmenge, aber vor allem Preise auf dem lokalen Markt konnte der Kaufmann setzen. Laut Wikipedia wurde solchen Krämern zudem „oft Betrug durch ungenaues Wiegen und den Verkauf verdorbener oder minderwertiger Ware vorgeworfen.“[1]

Analog zu den Arbeitervereinen, den Vorläufern heutiger Gewerkschaften, fanden sich daher Konsumenten zu Konsum-Genossenschaften zusammen, um ihre Versorgungslage zu verbessern. Das Springer-Gabler Wirtschaftslexikon definiert Konsumgenossenschaften als „Verbrauchergenossenschaft[en], die ihren Mitgliedern durch Großeinkauf, ggf. auch durch eigene Fertigung, preisgünstige Konsumgüter beschafft.[2] Den Konsumgenossenschaften gelang es vereinfacht ausgedrückt durch Bündelung der Nachfrage ihrer Mitglieder, für mehr Wettbewerb, Angebot und somit bessere Preise zu sorgen. Anders als in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts waren die Konsumgenossenschaften seinerzeit noch darauf beschränkt, ausschließlich an ihre Mitglieder zu verkaufen.

Geschichte in Hamm

26 Arbeiter gründeten 1901 (nach Böttger 1902) den „Allgemeinen Konsumverein für Dortmund und Umgebung“.[3] Zur Zeit des Nationalsozialismus wurden die Konsumvereine gleichgeschaltet und zerschlagen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Dortmunder Genossenschaft neu gegründet.[4]

Noch bis in die 1960er-Jahre sind in Hamm Geschäfte der Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm mit Sitz in Dortmund nachweisbar. Es handelte sich um Lebensmittel-Geschäfte, die überwiegend in Ladenlokalen im Erdgeschoss von Mietshäusern eingerichtet waren und sich auf den Verkauf von Lebensmittel des täglichen Bedarfs und Kolonialwaren (etwa Kaffee und Tee) konzentrierten. Feinkost, Drogerie- und andere Non-Food-Artikel gingen vorwiegend noch im Fachhandel über die Ladentheke.

Wahrscheinlich war noch nicht in allen dieser Geschäfte das Prinzip der Selbstbedienung (SB) eingeführt. Der Kunde wurde bis Ende der 50er-Jahre in der Regel von einem Verkäufer bedient, das SB-Prinzip hielt ab den 60er-Jahren Einzug. Entsprechende Märkte wurden zu dieser Zeit in der Regel auch gesondert als SB-Märkte ausgewiesen. Supermärkte (ab 400 m² Verkaufsfläche)[5] und Verbrauchermärkte („SB-Center“, ab 800 m²)[6] nach heutigem Standard entstanden ebenfalls erst ab den 60er-Jahren. SB-Warenhäuser – wie die heutigen Kaufland-Filialen – existierten bis zur Eröffnung von famila in Bergkamen (1968) im Raum Hamm überhaupt nicht.

Die Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm übernahm 1962 den Bochumer Konsumverein und hieß fortan Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm-Bochum. Diese wurde 1969 in die co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG überführt.[4]

Mit dem Vordringen der Discounter und der großen Einzelhandelsfilialisten änderte sich das Klima in der alten Bundesrepublik für die Konsumgenossenschaften grundlegend. Immer mehr westdeutsche Genossenschaften gerieten in wirtschaftliche Bedrängnis. Es begann eine große Modernisierungsdebatte, die in den 1960er Jahren in der Einführung der einheitlichen Marke co op mit zugehörigem Corporate Design mündete. Zudem erkannte man den Zeitgeist und eröffnete ab den 1960er-Jahren zunehmend Supermärkte und SB-Center (umgangssprachlich auch Kaufhallen genannt), die beispielsweise in Großwohnsiedlungen der 70er-Jahre entstanden.

Zur Geschichte der Konsumgenossenschaften in Hamm nach 1969 siehe → co op

Ehemalige Filialen in Hamm

(Die folgende Übersicht ist unter Umständen nicht vollständig)

Heeessen

Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm
Ahlener Straße 7 (belegt 1960, heute Schanzenbach Snack)[7]

Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm
Rosa-Luxemburg-Straße 2 (belegt 1960, heute Fahrschule Nillies)[7]

Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm
Amtsstraße 72 (belegt 1960, heute Malerfachmarkt Lohmann & Gawehn)[7]

Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm
Bockelweg 27 (belegt 1960, heute zu Wohnung umgebaut)[7]

Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm
Dasbecker Weg oNr. (belegt 1960)[7]

Pelkum

Konsum Geschäft
Kamener Straße 85 (heute Outletstore Hamm)[8]
59077 Hamm

Einzelnachweise

  1. Konsumgenossenschaft“ in: de.wikipedia.org, abgerufen am 15. August 2024.
  2. Konsumgenossenschaft“ in: wirtschaftslexikon.gabler.de, abgerufen am 15. August 2024.
  3. 27. Juni 1998 - Auflösung der Coop-Dortmund-Kassel beschlossen“ (= WDR 2 Stichtag). In: WDR.de, 27.06.2013.
  4. 4,0 4,1 Konsumverein Wohlfahrt (1914–1916)“ in: historisches-ehrenfeld.de, abgerufen am 15. August 2024.
  5. vgl. „Supermarkt“ im Springer-Gabler Wirtschaftslexikon
  6. vgl. „Verbrauchermarkt“ im Springer-Gabler-Wirtschaftslexikon
  7. 7,0 7,1 7,2 7,3 7,4 Adressbuch Stadt Hamm 1960 – Branchenverzeichnis, S. 36. Essen: Beleke.
  8. Zeitreise 2024 (Postkartenkalender). Edition Pelkum, Blatt August.

Literatur

  • Böttger, Werner (1966): Organisation und Leistungen einer Großkonsumgenossenschaft, dargestellt am Beispiel der Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm-Bochum. (= Abhandlungen der Rheinisch-Westfälischen Akademie der Wissenschaften). Wiesbaden: VS Verlag für Sozialwissenschaften.