Josef Lappe (1879–1944)

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Dr. phil., Dr. rer. pol., Dr. jur. utr. Josef Lappe (* 2. März 1879 in Geseke; † 6. März 1944 in Dotternhausen, Württemberg) war ein deutscher Pädagoge, Heimatforscher und Kommunalpolitiker. Er war einer der produktivsten westfälischen Historiker.[1]

Leben

Er war der Sohn des Landwirtes Franz Lappe und der Theresia Schupmann.[2] Nach seinem Abitur (1899) auf dem Gymnasium Theodorianum in Paderborn immatrikulierte sich Lappe im Oktober 1900 an der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Bonn und promovierte dort 1903 mit der Dissertation Die Philosophie des Nikolaus von Autrecourt zum Dr.phil. An der Rechts- und Staatswissenschaftlichen Fakultät der Westfälischn Wilhelms-Universität zu Münster promovierte er 1907 mit seiner Arbeit Die Geseker Huden zum Dr.rer.pol. Schließlich promovierte er 1920 an der gleichen Fakultät mit seiner Dissertation Die Wüstungen der Provinz Westfalen zum Dr. jur.

Ab 1907 war er Lehrer, zuletzt Oberlehrer am Progymnasium in Lünen (Westfalen) (später: Freiherr-vom-Stein-Gymnasium (Lünen)). Politisch war er 1919 Kandidat der Deutschen Demokratischen Partei (DDP). Kurze Zeit später trat er zur Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD) über und wurde 1923 Stadtverordneter in Lünen. Er legte allerdings schon 1925 sein Mandat wieder nieder und widmete sich seitdem verstärkt der Erforschung der westfälischen Geschichte, der er sich bereits viele Jahre zuvor schon verschrieben hatte. Hierzu wurde er in jungen Jahren durch seinen Onkel, den „alten Rat“ Ludwig Schupmann (1851–1920) inspiriert.

Auf dem Gebiet der Erforschung der westfälischen Geschichte erwarb er sich überregionale Bedeutung. Sein beruflicher Werdegang (u.a. Studium der Theologie und Philosophie an der Bischöflichen Philosophisch-Theologischen Lehranstalt, Paderborn sowie an der Königlichen Bayerischen Ludwig-Maximilians-Universität, München in den Jahren 1899-1900) befähigte ihn, außergewöhnliche akademische Leistungen zu vollbringen. Zunächst wandte er sich mit seiner Doktorarbeit Die Geseker Huden der Erforschung der Geschichte seiner Heimatstadt Geseke zu. Die meisten Werke und Arbeiten Lappes entstanden während seiner Lüner Zeit. Die stadtgeschichtliche Forschung über Lünen kommt ohne seine profunden Kenntnisse und Erkenntnisse nicht aus. Ein weiterer Schwerpunkt seiner historischen Forschungen war die Person des Reichsfreiherrn Heinrich Friedrich Karl vom und zum Stein. 1920 erschien sein Buch Freiherr vom Stein als Gutsherr auf Kappenberg. Viele Aufsätze und Artikel veröffentlichte er in Zeit- und Jubiläumsschriften. Familiengeschichtliche Forschungen, verbunden mit historischen Abhandlungen über Wüstungen, Schnadegänge, Straßen- und Flurnamen, Hausinschriften, Stadtbefestigungen, Landwehren und Schützenwesen sowie Werke über Industriepioniere der Gründerzeit runden seine umfangreiche Tätigkeit ab.

Seine kritische Haltung gegenüber den Nationalsozialisten – er gehörte zur Widerstandstandsbewegung „Rote Kapelle“ – führte während der Zeit des Nationalsozialismus zu erheblichen Konflikten. Daraus folgte seine Suspendierung und frühzeitige Entlassung aus dem Schuldienst. Lappe verzog nach Münster, später wieder in seine Heimatstadt Geseke. Hier erhielt er 1944 den Hinweis, dass die Nationalsozialisten ihn in ein Konzentrationslager bringen wollten. Lappe reiste daraufhin mit seiner Familie nach Dotternhausen (Schwarzwald) zu den Angehörigen seines Schwiegersohnes. Kurze Zeit nach der Ankunft in Dotternhausen verstarb er am 6. März 1944 an einer Gesichtsrose.

Seine letzte Ruhestätte fand Josef Lappe auf dem Friedhof seiner Heimatstadt Geseke.

Ehrungen

  • In seinem Geburtsort Geseke ist die Dr.-Lappe-Straße nach ihm benannt.
  • Ab 19. März 1989 in Lünen und vom 21. Mai bis 4. Juni 1989 in Geseke gab es die Wanderausstellung des Stadtarchivs Lünen Josef Lappe, „Der dreifache Dr.“, Kommunalpolitiker – Historiker – Studienrat.
  • Die Stadt Lünen, in der er über drei Jahrzehnte lebte, ehrte ihn, indem sie einen Weg nach ihm benannte.

Schriften (Auszug betreffend Hamm)

  • Freiherr vom Stein als Gutsherr auf Kappenberg . Aschendorff, Münster 1920
  • Die Burg zur Mark, in: Die Heimat. Monatsschrift für Land, Volk und Kunst in Westfalen und am Niederrhein. Zeitschrift des Westfälischen Heimatbundes 8, [Dortmund] 1926, Seiten 184-187.
  • Die Gründung Hamms, in: Die Heimat. Monatsschrift für Land, Volk und Kunst in Westfalen und am Niederrhein. Zeitschrift des Westfälischen Heimatbundes 8, [Dortmund], 1926, Seiten 188-190.
  • Die Befestigung der Stadt Hamm, in: Die Heimat. Monatsschrift für Land, Volk und Kunst in Westfalen und am Niederrhein. Zeitschrift des Westfälischen Heimatbundes 8, [Dortmund] 1926, Seiten 191-196.
  • Stadt und Land, Handwerker und Bauern, in: Heimatkalender für Kreis und Stadt Hamm, Unna und Kamen, Hamm 1927.
  • MarkNienbrügge – Hamm. Zur Stadt- und Territorialgeschichte, in: Auf Roter Erde. Beiträge zur Geschichte des Münsterlandes und der Nachbargebiete 1, [Münster] 1928, Seite 1-11.
  • Hamm im Mittelalter und in der Neuzeit, in: 700 Jahre Stadt Hamm, hrsg. vom Magistrat der Stadt Hamm, Hamm 1927, Nachdruck Werl 1973, Seiten 49-155.
  • Ein westfälischer Schulzenhof (Der Hof zu Kump im Kreis Unna), Paderborn 1935.
  • Die Geschichte des Amtes Rhynern, Amtsverwaltung Rhynern, Hamm 1949 (posthum erschienen)

Literatur

  • Elisabeth Haag: Josef Lappe, „Der dreifache Dr.“ In: Schriftenreihe des Stadtarchivs Lünen, Band 9, Lünen 1989.
  • Kürschners Deutscher Gelehrten-Kalender 1931, 1935.

Einzelnachweise

  1. Westfälische Zeitschrift, Band 157, Verein für Geschichte und Altertumskunde Westfalens, Verlag Bonifatius, 2007, Seite 249
  2. Autobiografie in: Josef Lappe: Die Philosophie des Nikolaus von Autrecourt. Verlag Sebastian Foppen, 1905, Seite 55

Quelle

    Wikipedia de klein.jpg     Quelle für diesen Artikel: de.wikipedia.org
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