Co op: Unterschied zwischen den Versionen

K (Ergänzung)
Zeile 40: Zeile 40:
Mit dem Vordringen der Discounter und der großen Einzelhandelsfilialisten änderte sich das Klima in der alten Bundesrepublik für die [[Konsumgenossenschaften]] grundlegend. Immer mehr westdeutsche Genossenschaften gerieten in wirtschaftliche Bedrängnis. Es begann eine große Modernisierungsdebatte, die in den 1960er Jahren in der Einführung der einheitlichen Marke co op mit einheitlichem Corporate Design mündete.<ref name="kg-wiki"/> Zudem erkannte man den Zeitgeist und eröffnete ab den 1960er-Jahren zunehmend Supermärkte und SB-Center (umgangssprachlich auch ''Kaufhallen'' genannt), die beispielsweise in Großwohnsiedlungen der 70er-Jahre entstanden. Exemplarisch hierfür ist die Kaufhalle an der [[Friesenstraße]] 43 zu nennen. Mit der Einrichtung der ersten [[Plaza|plaza]]-Märkte (vgl. [[allkauf]]) wurde zudem auf das Vordringen der Großflächenangebote geantwortet.<ref name="kg-wiki"/>  
Mit dem Vordringen der Discounter und der großen Einzelhandelsfilialisten änderte sich das Klima in der alten Bundesrepublik für die [[Konsumgenossenschaften]] grundlegend. Immer mehr westdeutsche Genossenschaften gerieten in wirtschaftliche Bedrängnis. Es begann eine große Modernisierungsdebatte, die in den 1960er Jahren in der Einführung der einheitlichen Marke co op mit einheitlichem Corporate Design mündete.<ref name="kg-wiki"/> Zudem erkannte man den Zeitgeist und eröffnete ab den 1960er-Jahren zunehmend Supermärkte und SB-Center (umgangssprachlich auch ''Kaufhallen'' genannt), die beispielsweise in Großwohnsiedlungen der 70er-Jahre entstanden. Exemplarisch hierfür ist die Kaufhalle an der [[Friesenstraße]] 43 zu nennen. Mit der Einrichtung der ersten [[Plaza|plaza]]-Märkte (vgl. [[allkauf]]) wurde zudem auf das Vordringen der Großflächenangebote geantwortet.<ref name="kg-wiki"/>  


Unter der Marke co op wurden in Hamm zahlreiche Lebensmittel-SB-Geschäfte, Supermärkte und SB-Verbrauchermärkte betrieben. Hammer Filialen wurden ausweislich des [[Adressbuch der Stadt Hamm|Adressbuchs]] Stadt Hamm Teil der ''co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG'', die [[1969]] aus der Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm hervorgegangen war.<ref>„[http://www.historisches-ehrenfeld.de/geschichte-konsumverein.htm Konsumverein Wohlfahrt (1914–1916)]“ in: historisches-ehrenfeld.de, abgerufen am 15. August 2024.</ref> Obwohl sich viele der inzwischen als co op firmierenden Konsumgenossenschaften der co op AG angeschlossen hatten, behielt die co op Dortmund ihre Eigenständigkeit. Die Filialen der co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG in Hamm sind im Adressbuch teilweise als „Läden“ nach einem unbekannten System durchnummeriert. Daneben gab es ein unter der Marke ''[[Plaza|plaza]]'' geführtes SB-Warenhaus von co op Dortmund-Kassel an der [[Münsterstraße]] 183.
Unter der Marke co op wurden in Hamm zahlreiche Lebensmittel-SB-Geschäfte, Supermärkte und SB-Verbrauchermärkte betrieben. Hammer Filialen wurden ausweislich des [[Adressbuch der Stadt Hamm|Adressbuchs]] Stadt Hamm Teil der ''co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG'', die [[1969]] aus der Konsumgenossenschaft Dortmund-Hamm hervorgegangen war.<ref>„[http://www.historisches-ehrenfeld.de/geschichte-konsumverein.htm Konsumverein Wohlfahrt (1914–1916)]“ in: historisches-ehrenfeld.de, abgerufen am 15. August 2024.</ref> Obwohl sich viele der inzwischen als co op firmierenden Konsumgenossenschaften der co op AG angeschlossen hatten, behielt die co op Dortmund ihre Eigenständigkeit.  


Die co op Dortmund eröffnete [[1973]] auch das [[co op-Center]] (heute Rathaus-Center) in [[Bockum-Hövel]] mit dem co op-Markt als namensgebendem Ankermieter, sowie einer Vielzahl von weiteren Geschäften aller Branchen (Textil-Boutique, Eiscafé, Tabakgeschäft, Zeitschriften, Bäckerei, Sportgeschäft, weitere Bekleidungsgeschäfte, Reisebüro, [[ALDI]]-Markt, Friseur usw.). Eine Zechensiedlung mit ca. 50 freistehenden Einfamilienhäusern auf Gartengrundstücken wurde hierfür bis Ende der 60er-Jahre dem Erdboden gleich gemacht. Südöstlich entstand parallel das [[Rathaus Bockum-Hövel]] mit Grünanlage.
Die Filialen der co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG in Hamm sind im Adressbuch teilweise als „Läden“ nach einem unbekannten System durchnummeriert. Daneben gab es ein unter der Marke ''[[Plaza|plaza]]'' geführtes SB-Warenhaus von co op Dortmund-Kassel an der [[Münsterstraße]] 183. Die co op Dortmund eröffnete [[1973]] auch das [[co op-Center]] (heute Rathaus-Center) in [[Bockum-Hövel]] mit dem co op-Markt als namensgebendem Ankermieter, sowie einer Vielzahl von weiteren Geschäften aller Branchen (Textil-Boutique, Eiscafé, Tabakgeschäft, Zeitschriften, Bäckerei, Sportgeschäft, weitere Bekleidungsgeschäfte, Reisebüro, [[ALDI]]-Markt, Friseur usw.). Eine Zechensiedlung mit ca. 50 freistehenden Einfamilienhäusern auf Gartengrundstücken wurde hierfür bis Ende der 60er-Jahre dem Erdboden gleich gemacht. Südöstlich entstand parallel das [[Rathaus Bockum-Hövel]] mit Grünanlage.


Nachdem von den Unternehmens-Vorständen der co op AG, Bernd Otto, Dieter Hoffmann und Werner Caspar, in den 80er-Jahren in erheblichem Ausmaß Gelder veruntreut wurden (co op-Skandal), geriet die 1972 gegründete co op AG in finanzielle Schieflage, musste Insolvenz anmelden und wurde in der Folge zerschlagen. Daher schlossen im Nachgang sämtliche Filialen der co op AG deutschlandweit.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Co_op_AG co op AG in: de.wikipedia.org]</ref>  
Nachdem von den Unternehmens-Vorständen der co op AG, Bernd Otto, Dieter Hoffmann und Werner Caspar, in den 80er-Jahren in erheblichem Ausmaß Gelder veruntreut wurden (co op-Skandal), geriet die 1972 gegründete co op AG in finanzielle Schieflage, musste Insolvenz anmelden und wurde in der Folge zerschlagen. Daher schlossen im Nachgang sämtliche Filialen der co op AG deutschlandweit.<ref>[https://de.wikipedia.org/wiki/Co_op_AG co op AG in: de.wikipedia.org]</ref>


co op Dortmund blieb hingegen noch bis 1998 im Lebensmitteleinzelhandel aktiv. Die co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG ging bereits 1986 durch Verschmelzung mit der co op Kassel eG gemäß des Verschmelzungsvertrages vom 15. bzw. 20. Mai in der ''co op Dortmund-Kassel Konsumgenossenschaft eG'' auf. Nach dem co op-Skandal entschied man sich, den Namen co op abzulegen und firmierte ab Juni 1990 als ''Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel eG'' (fortan gekürzt KG Dortmund-Kassel).<ref>Auszug aus dem Genossenschaftsregister – ''CO OP Dortmund Konsumgenosschaft, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht'' (GnR 411, Amtsgericht Dortmund); via [via [https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumgenossenschaft%20Dortmund-Kassel Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel in: de.wikipedia.org]</ref>  
Die co op Dortmund Konsumgenossenschaft eG ging bereits 1986 durch Verschmelzung mit der co op Kassel eG gemäß des Verschmelzungsvertrages vom 15. bzw. 20. Mai in der ''co op Dortmund-Kassel Konsumgenossenschaft eG'' auf und blieb noch bis 1998 im Lebensmitteleinzelhandel aktiv. Nach dem co op-Skandal entschied man sich, den Namen co op abzulegen und firmierte ab Juni 1990 als ''Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel eG'' (fortan gekürzt KG Dortmund-Kassel).<ref>Auszug aus dem Genossenschaftsregister – ''CO OP Dortmund Konsumgenosschaft, eingetragene Genossenschaft mit beschränkter Haftpflicht'' (GnR 411, Amtsgericht Dortmund); via [via [https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumgenossenschaft%20Dortmund-Kassel Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel in: de.wikipedia.org]</ref>  


Die KG Dortmund-Kassel hatte zeitweilig über 500.000 Mitglieder. Sie geriet unter anderem wegen der vernachlässigten Modernisierung des Ladennetzes in den 1990er Jahren und unrentabler Expansionsprojekte in Hamburg und Ostdeutschland in wirtschaftliche Schieflage und stand 1997 kurz vor dem Konkurs.<ref name="kg-wiki">„[https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumgenossenschaft Konsumgenossenschaft]“ in: de.wikipedia.org, abgerufen am 14. August 2024</ref> Trotzdem warben die Manager noch im Herbst 1996 bei den Genossenschaftlern um weitere Einlagen und zahlten Dividenden aus.<ref name="WDR"/>
Die KG Dortmund-Kassel hatte zeitweilig 550.000 Mitglieder, über 300 Filialen<ref name="WDR"/> und wuchs zweistellig. Ein Umsatz von 4 Mrd. DM-Mark geriet zumindest in Reichweite.<ref name="diezeit">Martin Rothenberg: „Ausgeträumt“. In: DIE ZEIT 07/1998.</ref> Sie geriet unter anderem wegen der vernachlässigten Modernisierung des Ladennetzes in den 1990er Jahren und unrentabler Expansionsprojekte in Hamburg und Ostdeutschland in wirtschaftliche Schieflage und stand 1997 kurz vor dem Konkurs.<ref name="kg-wiki">„[https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumgenossenschaft Konsumgenossenschaft]“ in: de.wikipedia.org, abgerufen am 14. August 2024</ref> Trotzdem warben die Manager noch im Herbst 1996 bei den Genossenschaftlern um weitere Einlagen<ref name="WDR"/> und zahlten elf Prozent Dividende.<ref name="diezeit"/>


Bereits ab Januar 1997 beteiligte sich [[allkauf]] zu 50 % an allen plaza-Warenhäusern der KG Dortmund-Kassel.<ref>[https://web.archive.org/web/19970414011956/http://www.allkauf.de/presse/030297_a.html „Aus plaza wird allkauf – Größerer Einkaufskomfort, mehr Auswahl und Service“] in: allkauf.de (03.02.1997) [Archive.org]</ref> Das plaza-Warenhaus in Heessen wurde ab dem 24. Februar 1997 auf allkauf umgeflaggt und das Sortiment umgestellt.<ref>[https://web.archive.org/web/19970414011956/http://www.allkauf.de/presse/030297_a.html „Aus plaza wird allkauf – Umwandlung der plaza-Märkte in allkauf SB-Warenhäuser – Größerer Einkaufskomfort und mehr Serviceleistungen“] in: allkauf.de (03.02.1997) [Archive.org]</ref>. 1998 erfolgte die Übernahme durch [[real]], [[2021]] durch Kaufland.
Bereits ab Januar 1997 beteiligte sich [[allkauf]] zu 50 % an allen plaza-Warenhäusern der KG Dortmund-Kassel.<ref>[https://web.archive.org/web/19970414011956/http://www.allkauf.de/presse/030297_a.html „Aus plaza wird allkauf – Größerer Einkaufskomfort, mehr Auswahl und Service“] in: allkauf.de (03.02.1997) [Archive.org]</ref> Das plaza-Warenhaus in Heessen wurde ab dem 24. Februar 1997 auf allkauf umgeflaggt und das Sortiment umgestellt.<ref>[https://web.archive.org/web/19970414011956/http://www.allkauf.de/presse/030297_a.html „Aus plaza wird allkauf – Umwandlung der plaza-Märkte in allkauf SB-Warenhäuser – Größerer Einkaufskomfort und mehr Serviceleistungen“] in: allkauf.de (03.02.1997) [Archive.org]</ref>. 1998 erfolgte die Übernahme durch [[real]], [[2021]] durch Kaufland.


Im gleichen Jahr beauftragen Banken und die NRW-Landesregierung Wirtschaftsprüfer Jochen Rölfs mit einer Prüfung. Dieser deckt auf, dass die Bilanzen der Jahre 1994 bis 1996 gefälscht waren. Die Abweichung betrug 95 Millionen Mark. Das Unternehmen stuft er als nicht mehr sanierter ein.<ref name="WDR"/> Am 27. Juni 1998 beschlossen die Genossenschafter die Auflösung der Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel, ihre Teile werden zerschlagen. [[EDEKA]] übernahm 177 Standorte, davon 148 co op-Märkte. Sie wurden bis Juli 1999 komplett auf ''EDEKA aktiv markt'' umgeflaggt, darunter unter anderem auch die Hammer Filialen an der Werler Straße, Dambergstraße und der Großen Werlstraße. 38 Standorte waren zu diesem Zeitpunkt bereits an selbstständige Kaufleute abgegeben worden. Im Zuge der Zerschlagung verlieren die Genossenschafter 60 Millionen Euro Spareinlagen. Von den 14.000 Beschäftigten werden lediglich knapp 100 arbeitslos. Die Liquidation dauert zehn Jahre und endet 2008 mit dem Verkauf der letzten Immobilie.<ref name="WDR">vgl. [https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag7596.html „27. Juni 1998 - Auflösung der Coop-Dortmund-Kassel beschlossen“] in: WDR (wdr.de), 27. Juni 2013; via [https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumgenossenschaft%20Dortmund-Kassel Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel in: de.wikipedia.org]</ref>
Im gleichen Jahr beauftragten Banken und die NRW-Landesregierung, die eine Landesbürgschaft über 50 Millionen Mark gewährt hatte, Wirtschaftsprüfer Jochen Rölfs mit einer Prüfung. Dieser deckte auf, dass die Bilanzen der Jahre 1994 bis 1996 gefälscht waren. Die Abweichung betrug 95 Millionen Mark. Das Unternehmen stufte er als nicht mehr sanierbar ein.<ref name="WDR"/> Am 27. Juni 1998 beschlossen die Genossenschafter die Auflösung der Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel, ihre Teile werden zerschlagen. [[EDEKA]] übernahm 177 Standorte, davon 148 co op-Märkte. Sie wurden bis Juli 1999 komplett auf ''EDEKA aktiv markt'' umgeflaggt, darunter unter anderem auch die Hammer Filialen an der Werler Straße, Dambergstraße und der Großen Werlstraße. 38 Standorte waren zu diesem Zeitpunkt bereits an selbstständige Kaufleute abgegeben worden. Im Zuge der Zerschlagung verlieren die Genossenschafter 60 Millionen Euro Spareinlagen. Von den 14.000 Beschäftigten werden lediglich knapp 100 arbeitslos. Die Liquidation dauert zehn Jahre und endet 2008 mit dem Verkauf der letzten Immobilie.<ref name="WDR">vgl. [https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag7596.html „27. Juni 1998 - Auflösung der Coop-Dortmund-Kassel beschlossen“] in: WDR (wdr.de), 27. Juni 2013; via [https://de.wikipedia.org/wiki/Konsumgenossenschaft%20Dortmund-Kassel Konsumgenossenschaft Dortmund-Kassel in: de.wikipedia.org]</ref>


== Ehemalige Filialen in Hamm ==
== Ehemalige Filialen in Hamm ==