Mord am OLG-Teich: Unterschied zwischen den Versionen

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Als '''Mord am OLG-Teich''' oder „OLG-Mord“ wurde in der Presseberichterstattung des [[WA]] der Mord an einer 25-jährigen Frau aus Hamm am Sonntag des [[19. September]] [[2021]] bezeichnet. Der Name rührte daher, dass ihr Leichnam nur wenig später im [[Ahsepark]] am [[Oberlandesgericht]] aufgefunden wurde.
Als '''Mord am OLG-Teich''' oder „OLG-Mord“ wurde in der Presseberichterstattung des [[WA]] der Mord an der 25-jährigen Hannah S. aus Hamm am Sonntag des [[19. September]] [[2021]] bezeichnet. Der Name rührte daher, dass ihr Leichnam nur wenig später im [[Ahsepark]] am [[Oberlandesgericht]] aufgefunden wurde.


Das Verbrechen bewegte die Hammer Öffentlichkeit und führte zu lokaler und überregionaler Medienberichterstattung.
Das Verbrechen bewegte die Hammer Öffentlichkeit und führte zu lokaler und überregionaler Medienberichterstattung.


== Tathergang ==
== Tathergang ==
Das Opfer, Hannah S. (25),<ref>[https://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/ruhrgebiet-aktuell/prozess-nach-mord-in-hamm-unheimliches-brief-gestaendnis-von-hannahs-killer-79565794.bild.html bild.de vom 26. März 2022]</ref> hatte mit Freunden bis in den frühen Morgen des 19. September auf der [[Südstraße]] („Meile“) in der Diskothek [[Saloon Cheyenne]]<ref>[https://www.wa.de/hamm/hamm-mitte-ort370531/mord-im-olg-park-in-hamm-angeklagter-schweigt-zum-prozessauftakt-91411983.html Martin von Braunschweig: „Mord im OLG-Park: Angeklagter schweigt zum Prozessauftakt“ in: Wa.de vom 15. März 2022]</ref> gefeiert. Nur wenige Minuten, nachdem Sie mit einer Freundin den Nachhauseweg angetreten und sich von dieser nahe des [[Bärenbrunnen]]s verabschiedet hatte, muss sie gegen 6 Uhr auf ihren Mörder getroffen sein.<ref>[https://www.wa.de/hamm/mord-hamm-leiche-olg-park-taeter-gefasst-polizei-messer-toetung-90997974.html Wa.de vom 24. September 2021]</ref>  
Das Opfer, Hannah S. (25),<ref>[https://www.bild.de/regional/ruhrgebiet/ruhrgebiet-aktuell/prozess-nach-mord-in-hamm-unheimliches-brief-gestaendnis-von-hannahs-killer-79565794.bild.html bild.de vom 26. März 2022]</ref> hatte mit Freunden bis in den frühen Morgen des 19. September auf der [[Südstraße]] („Meile“) in der Diskothek [[Saloon Cheyenne]]<ref>[https://www.wa.de/hamm/hamm-mitte-ort370531/mord-im-olg-park-in-hamm-angeklagter-schweigt-zum-prozessauftakt-91411983.html Martin von Braunschweig: „Mord im OLG-Park: Angeklagter schweigt zum Prozessauftakt“ in: Wa.de vom 15. März 2022]</ref> gefeiert. Nur wenige Minuten, nachdem Sie mit einer Freundin den Nachhauseweg angetreten und sich von dieser nahe des [[Bärenbrunnen]]s verabschiedet hatte, muss sie gegen 6 Uhr nahe des [[Otto-Krafft-Platz]]es auf ihren Mörder getroffen sein.<ref>[https://www.wa.de/hamm/mord-hamm-leiche-olg-park-taeter-gefasst-polizei-messer-toetung-90997974.html Wa.de vom 24. September 2021]</ref>  


Der Leichnam wurde bereits gegen 6:45 Uhr von Passanten entdeckt. Die junge Frau war nur noch mit ihrem Oberteil bekleidet. Offenbar hatte der Täter sie zur sexuellen Bedfriedigung entkleidet und Fotos angefertigt.<ref name="wade-22-06-29"/>
Ihr Leichnam wurde bereits gegen 6:45 Uhr von Passanten entdeckt. Die junge Frau war nur noch mit ihrem Oberteil bekleidet. Offenbar hatte der Täter sie zur sexuellen Bedfriedigung entkleidet und Fotos angefertigt.<ref name="wade-22-06-29"/>


== Täter ==
== Täter ==
Schon am Montag nach der Tat<ref name="derwesten">[https://www.derwesten.de/region/hamm-frau-tot-mord-leiche-oberlandesgericht-gericht-ahseteich-festnahme-verdaechtiger-kripo-dortmund-beweise-taeter-id233363983.html „Hamm: Polizei hat dringenden Tatverdacht! Mutmaßlicher Mörder von Hannah in Haft“ in: derwesten.de vom 23. September 2021]</ref> konnte Simon S., ein einschlägig vorbestrafter 27-Jähriger aus dem Hammer Süden, der offenbar jahrelang wahllos Frauen nachgestellt hatte,<ref>[https://www.ruhr24.de/dortmund/hamm-mord-nrw-hannah-verdaechtiger-olg-park-chat-facebook-frau-kindheit-ruhrgebiet-news-zr-91004082.html Dennis Friedrich-Liedschulte: „Nach Mord in Hamm: Jetzt packt eine Bekannte des Verdächtigen exklusiv aus“ in: ruhr24.de vom 28. September 2021]</ref> vorläufig festgenommen werden.<ref>[https://www.wa.de/hamm/hamm-mitte-ort370531/leiche-am-olg-in-hamm-verdaechtiger-stellte-jahrelang-wahllos-frauen-nach-90999377.html Wa.de vom 24. September 2021]</ref> S. bestritt die Tat und wurde zunächst entlassen, aber bereits am Mittwoch des 22. September erneut als dringend Tatverdächtiger festgenommen und am Folgetag dem Haftrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ.<ref name="derwesten"/>
Schon am Montag nach der Tat<ref name="derwesten">[https://www.derwesten.de/region/hamm-frau-tot-mord-leiche-oberlandesgericht-gericht-ahseteich-festnahme-verdaechtiger-kripo-dortmund-beweise-taeter-id233363983.html „Hamm: Polizei hat dringenden Tatverdacht! Mutmaßlicher Mörder von Hannah in Haft“ in: derwesten.de vom 23. September 2021]</ref> konnte Simon S., ein einschlägig vorbestrafter 27-Jähriger aus dem Hammer Süden, der offenbar jahrelang wahllos Frauen nachgestellt hatte,<ref>[https://www.ruhr24.de/dortmund/hamm-mord-nrw-hannah-verdaechtiger-olg-park-chat-facebook-frau-kindheit-ruhrgebiet-news-zr-91004082.html Dennis Friedrich-Liedschulte: „Nach Mord in Hamm: Jetzt packt eine Bekannte des Verdächtigen exklusiv aus“ in: ruhr24.de vom 28. September 2021]</ref> als Tatverdächtiger vorläufig festgenommen werden.<ref>[https://www.wa.de/hamm/hamm-mitte-ort370531/leiche-am-olg-in-hamm-verdaechtiger-stellte-jahrelang-wahllos-frauen-nach-90999377.html Wa.de vom 24. September 2021]</ref> S. bestritt den Tatvorwurf und wurde zunächst entlassen, aber bereits am Mittwoch des 22. September als dringend Tatverdächtiger erneut festgenommen und am Folgetag dem Haftrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ.<ref name="derwesten"/>


Unter den Fingernägeln der Toten konnten DNA-Spuren des Mannes nachgewiesen werden. Außerdem wurde ein Messer mit dem Blut des Opfers in seiner Wohnung gefunden.<ref>[https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/prozess-mord-an-hannah-aus-hamm-100.html „Prozessauftakt im Mordfall Hannah S. aus Hamm“ in: wdr.de vom 15. März 2022]</ref> Forensikern der Polizei gelang es ferner, Fotos der Toten auf seinem Handy wiederherzustellen.<ref name="wade-22-06-29">[https://www.wa.de/nordrhein-westfalen/mord-mit-messer-im-park-des-olg-hamm-urteil-am-mittwoch-in-dortmund-91637322.html Martin von Braunschweig: „Mord am OLG in Hamm: Urteil da... und ein winziges ‚Es tut mir leid‘“ in: Wa.de vom 29. Juni 2022]</ref>
Unter den Fingernägeln der Toten konnten DNA-Spuren von Simon S. nachgewiesen werden. Außerdem wurde ein Messer mit dem Blut des Opfers in seiner Wohnung gefunden.<ref>[https://www1.wdr.de/nachrichten/ruhrgebiet/prozess-mord-an-hannah-aus-hamm-100.html „Prozessauftakt im Mordfall Hannah S. aus Hamm“ in: wdr.de vom 15. März 2022]</ref> Forensikern der Polizei gelang es zudem, Fotos der Toten auf seinem Handy wiederherzustellen.<ref name="wade-22-06-29">[https://www.wa.de/nordrhein-westfalen/mord-mit-messer-im-park-des-olg-hamm-urteil-am-mittwoch-in-dortmund-91637322.html Martin von Braunschweig: „Mord am OLG in Hamm: Urteil da... und ein winziges ‚Es tut mir leid‘“ in: Wa.de vom 29. Juni 2022]</ref>


Aus der Untersuchungshaft heraus soll S. seinem Vater einen Brief geschrieben haben, in dem er die Tat einräumt. Hierin soll er außerdem von einer ausufernden „Sexsucht“ berichtet haben.<ref name="ruhrnachrichten"/>
Aus der Untersuchungshaft heraus soll S. seinem Vater einen Brief geschrieben haben, in dem er die Tat einräumt. Hierin soll er außerdem von einer ausufernden „Sexsucht“ berichtet haben.<ref name="ruhrnachrichten"/>


== Strafprozess ==
== Strafprozess ==
Die Staatsanwaltschaft Dortmund erhob im Januar 2022 Anklage wegen Mordes.<ref>[https://www.wa.de/hamm/toetungsdelikt-am-olg-teich-in-hamm-27-jaehriger-hammer-wegen-mordes-angeklagt-91234705.html Wa.de vom 13. Januar 2022]</ref> Die Gerichtsverhandlung begann [[15. März]] vor dem Dortmunder Schwurgericht und war zunächst auf sechs Verhandlungstage angesetzt.  
Die Staatsanwaltschaft Dortmund erhob im Januar 2022 Anklage wegen Mordes.<ref>[https://www.wa.de/hamm/toetungsdelikt-am-olg-teich-in-hamm-27-jaehriger-hammer-wegen-mordes-angeklagt-91234705.html Wa.de vom 13. Januar 2022]</ref> Die Gerichtsverhandlung begann [[15. März]] vor dem Dortmunder Landgericht und war zunächst auf sechs Verhandlungstage angesetzt.  


Zu Irritationen führte im Laufe des Verfahrens, dass einer der Schöffen mehrfach in den Verhandlungen eingeschlafen sein soll. Schließlich wurde er jedoch nicht für befangen erklärt. Diese Entscheidung wurde vom Anwalt des Angeklagten, [[Dennis Kocker]], als falsch bewertet. Aufgrund dieser Vorfälle musste außerdem der letzte Verhandlungstag wiederholt werden.<ref>[https://www.wa.de/hamm/mord-am-olg-hamm-schoeffe-eingenickt-so-geht-prozess-weiter-91566836.html Wa.de vom 23. Mai 2022]</ref>
Zu Irritationen führte im Laufe des Verfahrens, dass einer der Schöffen mehrfach in den Verhandlungen eingeschlafen sein soll. Schließlich wurde er jedoch nicht für befangen erklärt. Diese Entscheidung wurde vom Anwalt des Angeklagten, [[Dennis Kocker]], als falsch bewertet. Aufgrund dieser Vorfälle musste schließlich der letzte Verhandlungstag wiederholt werden.<ref>[https://www.wa.de/hamm/mord-am-olg-hamm-schoeffe-eingenickt-so-geht-prozess-weiter-91566836.html Wa.de vom 23. Mai 2022]</ref>


Während des Verfahrens wurde ein Gutachten der renommierten psychiatrischen Sachverständigen Nalah Saimeh verlesen. Diese diagnostizierte bei dem Angeklagten eine Borderline-Persönlichkeitsstörung und betonte die Notwendigkeit einer Behandlung des Angeklagten, da bei diesem „Sexualität und Wut eng aneinander gekoppelt“ seien.<ref name="ruhrnachrichten">[https://www.ruhrnachrichten.de/regionales/gerichtsprozess-zum-mord-an-hannah-s-keine-worte-mehr-w1767222-2000564655/ Martin von Braunschweig: „28-Jähriger wegen Mord an Hannah S. vor Gericht – Mutter hat ‚keine Worte mehr‘“ in: ruhrnachrichten.de vom 28. Juni 2022]</ref>
Während des Prozesses wurde ein Gutachten der renommierten psychiatrischen Gutachterin Nalah Saimeh verlesen. Diese diagnostizierte bei dem Angeklagten eine Borderline-Persönlichkeitsstörung und betonte die Behandlungsbedürftigkeit des Angeklagten, da bei ihm „Sexualität und Wut eng aneinander gekoppelt“ seien.<ref name="ruhrnachrichten">[https://www.ruhrnachrichten.de/regionales/gerichtsprozess-zum-mord-an-hannah-s-keine-worte-mehr-w1767222-2000564655/ Martin von Braunschweig: „28-Jähriger wegen Mord an Hannah S. vor Gericht – Mutter hat ‚keine Worte mehr‘“ in: ruhrnachrichten.de vom 28. Juni 2022]</ref>


Die Plädoyers wurde am [[27. Juni]] gehalten. Dabei forderte die Staatswanwaltschaft für den Angeklagten 14 Jahre Haft sowie eine unbefristete Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik. Eine lebenslange Haftstrafe sei nur deshalb ausgeschlossen, weil der Mann zur Tatzeit nur vermindert schuldfähig war, so die Staatsanwaltschaft. Anders bewertete dagegen der Vertreter der Hinterbliebenen den Fall. Der Angeklagte habe den Mord geplant und mit der Bluttat unendliches Leid über die Familie gebracht, hieß es in diesem Plädoyer. Erstmals in der Verhandlung gab auch die Verteidigung des Beschuldigten zu, dass der Angeklagte die Tat begangen hatte. Die Verteidiger, Dennis Kocker und Benedict Heiermann, beantragten jedoch nur eine Verurteilung wegen Totschlags, da der genaue Tatablauf unklar sei, auch weil der Angeklagte in dem Prozess geschwiegen habe. Auch Kocker befand die Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik zur Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung des Angeklagten für richtig. Der Angeklagte dagegen schwieg, mit Ausnahme einer auf einen Aktenordner geschriebenen Botschaft („Es tut mir leid“),<ref name="wade-22-06-29"/> bis zum Prozessende: „Ich habe keine Worte, ich habe nichts zu sagen.“<ref>[https://www.wa.de/nordrhein-westfalen/messer-mord-im-park-des-olg-hamm-plaedoyers-gehalten-urteil-am-mittwoch-91634068.html Wa.de vom 27. Juni 2022]</ref>
Die Plädoyers wurde am [[27. Juni]] gehalten. Die Staatswanwaltschaft forderte 14 Jahre Haft sowie eine unbefristete Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik. Eine lebenslange Haftstrafe sei nur deshalb ausgeschlossen, weil der Mann zur Tatzeit nur vermindert schuldfähig war. Anders bewertete dagegen der Vertreter der Hinterbliebenen den Fall: Der Angeklagte habe den Mord geplant und mit der Bluttat unendliches Leid über die Familie gebracht, hieß es in seinem Plädoyer. EErstmals in der Hauptverhandlung räumte auch die Verteidigung des Angeklagten ein, dass der Angeklagte der Täter sei. Die Verteidiger Dennis Kocker und Benedict Heiermann beantragten jedoch nur eine Verurteilung wegen Totschlags, da der genaue Tathergang unklar sei, auch weil der Angeklagte im Prozess geschwiegen habe. Die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus zur Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung des Beschuldigten hielt Kocker ebenfalls für gerechtfertigt. Der Angeklagte dagegen schwieg, mit Ausnahme einer auf einen Aktenordner geschriebenen Botschaft („Es tut mir leid“),<ref name="wade-22-06-29"/> bis zum Prozessende: „Ich habe keine Worte, ich habe nichts zu sagen.“<ref>[https://www.wa.de/nordrhein-westfalen/messer-mord-im-park-des-olg-hamm-plaedoyers-gehalten-urteil-am-mittwoch-91634068.html Wa.de vom 27. Juni 2022]</ref>


Das Urteil wurde am [[29. Juni]] gefällt. Simon S. wurde zu 13 Jahren Freiheitsstrafe und der Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Angeklagte die 25-jährige Frau im September 2021 erstochen hatte, um sich sexuell an ihr zu befriedigen: „Nur das erklärt diese Tat […] wir haben überhaupt keine Zweifel, dass er der Täter ist“, so der Vorsitzende. Das Gericht habe die Unterbringung in der Psychiatrie nicht nur zur Behandlung der Persönlichkeitsstörung des Angeklagten angeordnet, sondern vor allem zum Schutz der Allgemeinheit.<ref name="wade-22-06-29"/>
Das Urteil wurde am [[29. Juni]] gefällt. Simon S. wurde zu 13 Jahren Freiheitsstrafe und der Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Angeklagte die 25-jährige Frau im September 2021 erstochen hatte, um sich sexuell an ihr zu befriedigen: „Nur das erklärt diese Tat […] wir haben überhaupt keine Zweifel, dass er der Täter ist“, so der Vorsitzende. Das Gericht habe die Unterbringung in der Psychiatrie nicht nur zur Behandlung der Persönlichkeitsstörung des Angeklagten angeordnet, sondern vor allem zum Schutz der Allgemeinheit.<ref name="wade-22-06-29"/>


Gegen das Urteil legte die Verteidigung beim Bundesgerichtshof (BGH) Revision ein. Geklärt werden sollte, ob das vom Dortmunder Schwurgericht attestierte Mordmerkmal (Befriedigung des Geschlechtstriebs) tatsächlich erfüllt wurde.<ref>[https://www.wa.de/hamm/hamm-mord-am-olg-teich-verteidigung-geht-in-revision-das-sind-die-gruende-91661350.html Wa.de vom 11. Juli 2022]</ref>
Gegen das Urteil hat die Verteidigung Revision beim Bundesgerichtshof (BGH) eingelegt. Ziel der Revision ist die Klärung der Frage, ob das vom Schwurgericht Dortmund angenommene Mordmerkmal der Befriedigung des Geschlechtstriebs tatsächlich erfüllt worden ist.<ref>[https://www.wa.de/hamm/hamm-mord-am-olg-teich-verteidigung-geht-in-revision-das-sind-die-gruende-91661350.html Wa.de vom 11. Juli 2022]</ref>


== Einzelnachweise ==
== Einzelnachweise ==

Version vom 15. März 2023, 12:40 Uhr

Nahe des Teichs im Ahsepark wurde der Leichnam der jungen Frau entdeckt
Nahe des Teichs im Ahsepark wurde der Leichnam der jungen Frau entdeckt

Als Mord am OLG-Teich oder „OLG-Mord“ wurde in der Presseberichterstattung des WA der Mord an der 25-jährigen Hannah S. aus Hamm am Sonntag des 19. September 2021 bezeichnet. Der Name rührte daher, dass ihr Leichnam nur wenig später im Ahsepark am Oberlandesgericht aufgefunden wurde.

Das Verbrechen bewegte die Hammer Öffentlichkeit und führte zu lokaler und überregionaler Medienberichterstattung.

Tathergang

Das Opfer, Hannah S. (25),[1] hatte mit Freunden bis in den frühen Morgen des 19. September auf der Südstraße („Meile“) in der Diskothek Saloon Cheyenne[2] gefeiert. Nur wenige Minuten, nachdem Sie mit einer Freundin den Nachhauseweg angetreten und sich von dieser nahe des Bärenbrunnens verabschiedet hatte, muss sie gegen 6 Uhr nahe des Otto-Krafft-Platzes auf ihren Mörder getroffen sein.[3]

Ihr Leichnam wurde bereits gegen 6:45 Uhr von Passanten entdeckt. Die junge Frau war nur noch mit ihrem Oberteil bekleidet. Offenbar hatte der Täter sie zur sexuellen Bedfriedigung entkleidet und Fotos angefertigt.[4]

Täter

Schon am Montag nach der Tat[5] konnte Simon S., ein einschlägig vorbestrafter 27-Jähriger aus dem Hammer Süden, der offenbar jahrelang wahllos Frauen nachgestellt hatte,[6] als Tatverdächtiger vorläufig festgenommen werden.[7] S. bestritt den Tatvorwurf und wurde zunächst entlassen, aber bereits am Mittwoch des 22. September als dringend Tatverdächtiger erneut festgenommen und am Folgetag dem Haftrichter vorgeführt, der einen Haftbefehl erließ.[5]

Unter den Fingernägeln der Toten konnten DNA-Spuren von Simon S. nachgewiesen werden. Außerdem wurde ein Messer mit dem Blut des Opfers in seiner Wohnung gefunden.[8] Forensikern der Polizei gelang es zudem, Fotos der Toten auf seinem Handy wiederherzustellen.[4]

Aus der Untersuchungshaft heraus soll S. seinem Vater einen Brief geschrieben haben, in dem er die Tat einräumt. Hierin soll er außerdem von einer ausufernden „Sexsucht“ berichtet haben.[9]

Strafprozess

Die Staatsanwaltschaft Dortmund erhob im Januar 2022 Anklage wegen Mordes.[10] Die Gerichtsverhandlung begann 15. März vor dem Dortmunder Landgericht und war zunächst auf sechs Verhandlungstage angesetzt.

Zu Irritationen führte im Laufe des Verfahrens, dass einer der Schöffen mehrfach in den Verhandlungen eingeschlafen sein soll. Schließlich wurde er jedoch nicht für befangen erklärt. Diese Entscheidung wurde vom Anwalt des Angeklagten, Dennis Kocker, als falsch bewertet. Aufgrund dieser Vorfälle musste schließlich der letzte Verhandlungstag wiederholt werden.[11]

Während des Prozesses wurde ein Gutachten der renommierten psychiatrischen Gutachterin Nalah Saimeh verlesen. Diese diagnostizierte bei dem Angeklagten eine Borderline-Persönlichkeitsstörung und betonte die Behandlungsbedürftigkeit des Angeklagten, da bei ihm „Sexualität und Wut eng aneinander gekoppelt“ seien.[9]

Die Plädoyers wurde am 27. Juni gehalten. Die Staatswanwaltschaft forderte 14 Jahre Haft sowie eine unbefristete Unterbringung in einer geschlossenen psychiatrischen Klinik. Eine lebenslange Haftstrafe sei nur deshalb ausgeschlossen, weil der Mann zur Tatzeit nur vermindert schuldfähig war. Anders bewertete dagegen der Vertreter der Hinterbliebenen den Fall: Der Angeklagte habe den Mord geplant und mit der Bluttat unendliches Leid über die Familie gebracht, hieß es in seinem Plädoyer. EErstmals in der Hauptverhandlung räumte auch die Verteidigung des Angeklagten ein, dass der Angeklagte der Täter sei. Die Verteidiger Dennis Kocker und Benedict Heiermann beantragten jedoch nur eine Verurteilung wegen Totschlags, da der genaue Tathergang unklar sei, auch weil der Angeklagte im Prozess geschwiegen habe. Die Unterbringung in einem psychiatrischen Krankenhaus zur Behandlung der Borderline-Persönlichkeitsstörung des Beschuldigten hielt Kocker ebenfalls für gerechtfertigt. Der Angeklagte dagegen schwieg, mit Ausnahme einer auf einen Aktenordner geschriebenen Botschaft („Es tut mir leid“),[4] bis zum Prozessende: „Ich habe keine Worte, ich habe nichts zu sagen.“[12]

Das Urteil wurde am 29. Juni gefällt. Simon S. wurde zu 13 Jahren Freiheitsstrafe und der Unterbringung in einer psychiatrischen Klinik verurteilt. Die Richter sahen es als erwiesen an, dass der Angeklagte die 25-jährige Frau im September 2021 erstochen hatte, um sich sexuell an ihr zu befriedigen: „Nur das erklärt diese Tat […] wir haben überhaupt keine Zweifel, dass er der Täter ist“, so der Vorsitzende. Das Gericht habe die Unterbringung in der Psychiatrie nicht nur zur Behandlung der Persönlichkeitsstörung des Angeklagten angeordnet, sondern vor allem zum Schutz der Allgemeinheit.[4]

Gegen das Urteil hat die Verteidigung Revision beim Bundesgerichtshof (BGH) eingelegt. Ziel der Revision ist die Klärung der Frage, ob das vom Schwurgericht Dortmund angenommene Mordmerkmal der Befriedigung des Geschlechtstriebs tatsächlich erfüllt worden ist.[13]

Einzelnachweise