Schloss Heessen: Unterschied zwischen den Versionen

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== Heutige Nutzung ==
== Heutige Nutzung ==
Seit 1957 wird das Schloß als [[Landschulheim Schloss Heessen|privates Internat und Tagesgymnasium]] genutzt. Außerhalb der Schulzeit können baugeschichtlich Interessierte das Gelände nach vorheriger Anmeldung besichtigen.
Seit 1957 wird das Schloß als [[Landschulheim Schloss Heessen|privates Internat und Tagesgymnasium]] genutzt. Außerhalb der Schulzeit können baugeschichtlich Interessierte das Gelände nach vorheriger Anmeldung besichtigen.
Im Jahr [[2008]] wurde der Kinofilm ''Die wilden Hühner'' im und um Schloss Heessen gedreht.
 
Im Jahr 2008 wurde der Kinofilm ''Die wilden Hühner'' im und um Schloss Heessen gedreht. Im Sommer und zum Jahresende 2017 wurden hier Teile der ZDF-Serie ''Parfum'' gedreht. Dabei diente das Schloss als fiktives Internat St. Laurentius, in dem die Protagonisten ihre Schulzeit verbracht haben.


== Historische Postkarten ==
== Historische Postkarten ==

Version vom 22. April 2022, 16:05 Uhr

Schloss Heessen
Schloss_Heessen.jpg

Schloss Heessen, Blick aus dem Innenhof

Bezirk Hamm-Heessen
Stadtteil Heessen
Adresse Schloßstraße 1
PLZ 59073
Typ Schlossanlage
Gebäudetyp Schloss
Denkmalliste Stadt Hamm No. 5 seit dem 12. Juli 1985
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Stand der Daten 22.04.2022
Schloss Heessen

Das Schloss Heessen ist eine Schlossanlage im gleichnamigen Stadtbezirk von Hamm. Die Anlage ist Sitz der Schule Landschulheim Schloss Heessen, ein privates Gymnasium mit Internat.

Geschichte

Schloss Heessen ist ehemaliger Wohnsitz der Freiherren von Boeselager Höllinghofen und blickt auf eine lange, wechselvolle Geschichte zurück. Bereits 975 als Erbgut des Bischofs Ludolf von Münster erwähnt, befindet sich ein Oberhof Heessen um 1200 im Familienbesitz der Grafen von Altena-Mark, seit 1243 Lehen der Grafen von Isenberg-Limburg und ihrer Nachfolger. Dieser befestigte Oberhof bestand einige Jahrhunderte vor Errichtung der Wasserburg Haus Heessen, etwa 500 Meter nordwestlich des heutigen Schlosses.

Lehnsträger war im 14. Jahrhundert Dietrich IV. von Volmerstein, verheiratet mit Gostie von Rinkerode. Er baute auf eigenem Grund um 1360 am Lippeufer die Wasserburg Heessen, den architektonischen Ursprung von Schloss Heessen. Nach Aussterben der Familie von Volmerstein gehen die beiden Burgen, die Ländereien, abhängigen Höfe und alle Rechte an die Familie von der Recke und bleiben für die folgenden 300 Jahre in deren Besitz. Anna Elisabeth von der Recke, selber kinderlos, vermachte Haus Heessen schließlich 1775 dem Freiherrn Joseph von Boeselager, einem Enkel ihrer Tante Rosine. Mit der Schenkung an die von Boeselager war die evangelische Seite der Familie von der Recke nicht einverstanden, so dass sich ein jahrzehntelanger Rechtsstreit anschloss mit wechselndem Prozesserfolg.

Dabei spielte die große Politik mit hinein, als z.B. Preußen 1803 zum Vorteil der von der Recke (Prozessvertreter war Eberhard Friedrich von der Recke-Stockhausen, seit 1784 preußischer Justizminister), neuer Landesherr wurde. König Friedrich Wilhelm III. entschied schließlich kraft seines Amtes 1806 die Rückgabe an die von der Recke.

1806 brach der Krieg zwischen Frankreich und Preußen aus, der mit der Niederlage der Preußen bei Jena und Auerstedt endete. Napoleon mit den verbündeten Holländern nahm Heessen ein. Die preußische Kommission wurde aufgehoben.

Am 16. Februar 1808 schließlich - nach Eingliederung des Münsterlandes in das Großherzogtum Berg - wurden die von Boeselager in ihre alten Besitzrechte vorläufig wieder eingesetzt und am 21. September 1810 schlossen die von der Recke mit den von Boeselager einen endgültigen Vergleich. Gegen 66 000 Reichsthaler traten sie alle Ansprüche ab.

In dieser Zeit war Heessen noch eine "Herrlichkeit mit Gerichtsbarkeit" (aufgehoben 1812). Gerichtsstätten befanden sich im Dorf Heessen, vor der Schlosspforte oder auf der Brücke zum Schloss. Das Gerichtsschwert befindet sich heute in Höllinghofen, dem Wohnsitz der Freiherren von Boeselager. In den Befreiungskriegen 1813 hatte auch Heessen schwer zu leiden, etwa durch plündernde Soldaten aus Polen, Frankreich, Russland, Sachsen, Schweden und Hannover.

Das Wetter - wie häufig in diesen Jahren - bereitete große Sorgen. Winter und Frühjahr waren häufig außerordentlich kalt - z.B. Winter 1820 -16 Grad - mit Gefahren für die Schleuse am Schloss und die Gebäude, Fische erfroren in den Teichen, Trinkwassermangel bestand oder Hochwasser durch Dauerregen wie im Jahr 1816 vernichtete die Ernte.

Ab 1812 war der Adelssitz Schloss Heessen ausschließlich ein großes land- und forstwirtschaftlich genutztes Gut, dessen Grundbesitz durch Erwerb umliegender Höfe und Flächen stetig wuchs. Bereits 1816 wurden feste Wege angelegt. Es bestand eine eigene Ziegelei und eine Schlossbrauerei (1837). Als Lagergewölbe wurde ab 1839 an der Einmündung der Schlossstraße in die Dolberger Straße der sog. "Bayrische Keller" errichtet.

Baubeschreibung

Haus Heessen selbst ist über die Jahrhunderte immer wieder umgebaut worden. Die Gründung aus dem 14. Jhd. besteht aus Tausenden massiver Eichenpfähle, auf denen das gesamte Gemäuer ruht. Sie befinden sich ständig unterhalb des Grundwasserspiegels, so dass sie nahezu unbeschädigt die Jahrhunderte überstanden haben.

Aus der Volmersteiner Wasserburg wurde durch Umbau und Erweiterung unter der Familie von der Recke im 15. Jahrhundert ein dreiflügliges gotisches Herrenhaus, das im frühen 17. Jahrhundert vierflügelig ausgebaut wurde. Zum Ende des 18. Jahrhunderts ließen die neuen Besitzer von Boeselager das spätmittelalterliche Bauwerk modernisieren und zu einem schlichten klassizistischen Landsitz umgestalten, der wieder dreiflüglig wurde. Vor dem Tor westlich befand sich ein Barockgarten (Reitweg und Mittelpunkt noch erhalten). Um 1805 legte man östlich des Schlosses den Rosengarten und romantische englische Gärten an, 1816 gab es fließendes Wasser über ein Pumpwerk, und bereits 1825 ein Abwassersystem. Das erste "Waterclosett" aus England wurde 1846 eingebaut. Am 18. September 1826 feierten im Garten die frisch verheirateten Carl von Boeselager (1802-1869) und Adolfine von Wolff-Metternich (1808-1879), Freundin von Annette von Droste-Hülshoff, die auch in Heessen zu Gast war. 1828 entstand die "Liebesinsel", eine Parklandschaft zwischen Schleusenkanal und Alt-Lippe. 1826 wurde das Haus auch erheblich umgebaut und weiß gekälkt. Offene Kamine wurden durch Eisengussöfen ersetzt. Um 1908 wurde das Haus in neogotischem Stil durch Alfred Hensen in dem heutigen Erscheinungsbild errichtet mit Turmbau, gotischen Zinnen und einer Kapelle in englischem Stil.

Heutige Nutzung

Seit 1957 wird das Schloß als privates Internat und Tagesgymnasium genutzt. Außerhalb der Schulzeit können baugeschichtlich Interessierte das Gelände nach vorheriger Anmeldung besichtigen.

Im Jahr 2008 wurde der Kinofilm Die wilden Hühner im und um Schloss Heessen gedreht. Im Sommer und zum Jahresende 2017 wurden hier Teile der ZDF-Serie Parfum gedreht. Dabei diente das Schloss als fiktives Internat St. Laurentius, in dem die Protagonisten ihre Schulzeit verbracht haben.

Historische Postkarten

Historische Aufnahmen

Weitere Fotos

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Literatur

  • Rita Kreienfeld: Karl von Boeselager sorgte für das Wohl der Bauern. Der Herr auf Schloss Heessen bei Hamm bewährte sich bei den sozialen Umwälzungen in der Zeit um 1830, in: Unser Westfalen 2007, S. 107-108.
  • Georg Dehio, unter wissenschaftlicher Leitung von Ursula Quednau: Handbuch der deutschen Kunstdenkmäler - Nordrhein-Westfalen II Westfalen. Deutscher Kunstverlag, Berlin/München 2011, ISBN 978-3-422-03114-2, Seite 390f

Geografische Koordinaten

Koordinaten: 51° 41' 55.72" N, 7° 50' 48.88" O

Weblinks