Urkunde 1293 November 15

Graf Eberhard von der Mark bekundet am 15. November 1293, dass seine Ministerialen Heinrich Sibregtinc und Johannes Schekere sich mit der Tochter des von ihnen erschlagenen Dortmunder Bürgers Ertmar von Sunthem ausgesöhnt haben und dass die Aussöhnung von der Stadt Dortmund angenommen wurde.
Wortlaut
Die Urkunde ist in lateinischer Sprache verfasst und wird nach Rübel (S. 163-164) zitiert: [1]
Nos Everhardus comes in Marka omnibus presentes literas visuris, salutem perpetuam et notitiam veritatis. Ad universitatis vestre notiam cupimus pervenire, quod cum accidente infortunio Henricus de Sibregtinc et Johannes dictus Schekere, nostri ministeriales, circa vulnerationem, captivitatem et mortem subsequentem quondam Ertmari de Sunthem oppidani Tremoniensis graviter contra ipsam civitatem et parentelam eiusdem Ertmari excessissent, ipsique burgenses Tremonienses a nobis peterent super huismodi excessu contra eosdem procedi, prout de iure communi patrie esset procedendum, nos exigente iusticia per nostros iudices ipsis de huius excessu precepimus fieri iusticie communis per succisionem devastri, tandem vero amici predicti Henrici intervenientibus et pro reformatione huius discordie agentibus, prefata dissention ex parte ipsius H. erga civitatem Tremoniensem et parentelam euisdem Ertmari nobis presentibus secundum modum infra notatum reformata extitit et ad concordiam redacta, eo videlicet modo, quod exceptis aliis piis operibus, quod pro remedio anime dicti defuncti idem H. facturum se promisit, contulit et donavit, de pleno consensu et ratihabitione filii sua tunc presentis, Elyzabeth filie prefati Ertmari, nomine emende annuos redditus 12 maldrorum 6 videlicet siliginis et 6 ordei ad tempora vite sue de bonis suis in Aslen, que a nobis feodo tenet, percipiendos, quos eidem in crastino beati Martini annis singulis promisit firmiter se daturum, ea vero defuncta predicti redditus ad ipsum Henricum vel ad suos heredes integre devolentur. Promiserunt etiam consules et burgenses Tremonienses predicti, quod si aliquis corum, vel extraneorum ipsum Hinricum ratione dicti eccessus infra muros Tremoniensis alloqueretur vel impeteret, quod eidem assistere deberent testimonium reddituri et fateri, quod erga civitatem Tremoniensem liberos et consanguineos proximiores ipsius Ertmari integram et rationabilem fecerit compositionem et emendam. Quibus sic coram nobis ac consulibus, necnon universitate Tremoniensi peractis et consummatis supplicavit nobis idem Henricus, ut super hiis nostras litteras sigillatas conferre dignaremur, non vero ad petitionem suam et alteris partis in testimonium veritatis et stabilitatius perpetue presentes litteras nostras super hiis contulimus sigilli nostri una cum sigilli civitatis Tremoniensis munimine communitas. Actum et datum anno domini 1293 dominica proxima post festum beati Martini.
Übersetzung
Übersetzt ins Deutsche lautet die Urkunde wie folgt:
Wir, Everhardus, Graf von der Mark, entbieten allen, die dieses Schreiben sehen, ewiges Heil und die Kenntnis der Wahrheit.
Wir wollen, dass es eurer gesamten Gemeinschaft zur Kenntnis gelangt, dass, da Henricus von Sibregtinc und Johannes, genannt Scheker, unsere Ministerialen, unglücklicherweise gegen die Stadt Dortmund (Tremoniensis) und die Verwandtschaft des verstorbenen Ertmarus von Sunthem – eines Bürgers von Dortmund – schwerwiegend verstoßen hatten, indem sie ihn verwundeten, gefangen nahmen und er anschließend verstarb, und die besagten Bürger von Dortmund uns baten, gegen jene wegen dieses Vergehens vorzugehen, wie es das allgemeine Recht des Landes vorsah, wir gemäß der Gerechtigkeit durch unsere Richter befahlen, ihnen für dieses Vergehen durch Zerstörung des Besitzes allgemeine Gerechtigkeit zukommen zu lassen.
Schließlich jedoch, auf Vermittlung der Freunde des vorgenannten Henricus, die sich für die Beilegung dieser Zwietracht einsetzten, wurde der besagte Konflikt seitens des Henricus gegenüber der Stadt Dortmund und der Verwandtschaft des Ertmarus in unserer Anwesenheit nach der unten genannten Weise beigelegt und zur Einigung gebracht.
Dies geschah auf folgende Weise: Abgesehen von anderen frommen Werken, die er versprach, für das Heil der Seele des Verstorbenen zu tun, hat Henricus mit voller Zustimmung und Billigung seines damals anwesenden Sohnes Johannes und zu Ehren seiner verstorbenen Ehefrau Mechtildis und Engelbertus, seines Bruders, als Wiedergutmachung an Elizabeth, der Tochter des vorgenannten Ertmarus, jährliche Einkünfte von 12 Scheffeln (maldrorum), nämlich 6 Scheffel Roggen und 6 Scheffel Gerste, von seinen Gütern in Aslen, die er von uns zu Lehen hat, auf Lebenszeit übertragen und geschenkt. Er versprach fest, ihr diese an jedem Tag nach dem heiligen Martin (12. November) zu geben. Nach ihrem Tod jedoch sollen die vorgenannten Einkünfte vollständig an Henricus oder seine Erben zurückfallen.
Die vorgenannten Konsuln und Bürger von Dortmund versprachen auch, dass, falls einer von ihnen oder ein Fremder den Henricus wegen des besagten Vergehens innerhalb der Mauern von Dortmund ansprechen oder anfechten würde, sie ihm beistehen würden, um zu bezeugen und zu bestätigen, dass er gegenüber der Stadt Dortmund und den nächsten Verwandten des Ertmarus eine vollständige und angemessene Abmachung und Wiedergutmachung getroffen hat.
Nachdem all dies vor uns und den Konsuln sowie der Bürgerschaft von Dortmund abgeschlossen und vollendet war, bat uns Henricus, ihm darüber unsere versiegelten Urkunden zu gewähren. Und so haben wir auf seine Bitte und die der anderen Partei zur Bezeugung der Wahrheit und zur ewigen Beständigkeit dieses Schreiben mit unserem Siegel und dem Siegel der Stadt Dortmund versehen.
Geschehen und gegeben im Jahre des Herrn 1293, am Sonntag nach dem Fest des heiligen Martin (17. November).
Literatur
- Karl Rübel: Dortmunder Urkundenbuch. Band I. Erste Hälfte. Dortmund 1881
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ Karl Rübel: Dortmunder Urkundenbuch. Band I. Erste Hälfte. Dortmund 1881, S. 163-164