Am Roten Läppchen
- Länge
- 160 m
- Typ
- Wohnstraße
- Namensherkunft
- siehe Kapitel Namensherkunft
Am Roten Läppchen von der Hermann-Pünder-Straße aus
- Stand der Daten
- 01.03.2023
Am Roten Läppchen ist eine Straße im Bezirk Heessen.
Sie verbindet die Amtsstraße mit der Hermann-Pünder-Straße.
Namensherkunft
Als im Jahre 1951 die Straßen im ersten Bauabschnitt der Neuen Heimat in Heessen einen Namen bekommen mussten, stritten sich die gesellschaftlichen Gruppen Heessens um den richtigen Namen. Die Gewerkschaft setzte sich gegenüber allen anderen Gruppen durch, nur der Heimatverein unter der Leitung des Rektors Budde durfte den von der Amtsstraße abzweigenden Wohnweg Am Roten Läppchen nennen. Dieser Name hat eine sehr alte Tradition und ist jedem Heessener bekannt. Dort steht die Annenkapelle und dort war in früheren Zeiten ein Haus für Kranke, die wegen ansteckender Krankheiten einen roten Lappen aus dem Fenster hängen mussten.
So einfach ist es nicht. Der Name Rotes Läppchen scheint eine uralte Flurbezeichnung zu sein und deutet auf eine sumpfige Gegend hin. Wir kennen das Wort aus anderen Flurbezeichnungen wie zum Beispiel Lappenbrede. Rot bedeutet Moder oder Fäulnis und ist ebenfalls ein Sumpfwort. Es steckt zum Beispiel in der Flurbezeichnung Rothebach und Rottkamp und auch im englischen Wort rotten, verfault. Es ist für uns heute kaum noch nachvollziehbar, dass unsere Heimat noch vor 150 Jahren eine sehr sumpfige Gegend gewesen ist, allein auf Heessener Gebiet gab es über 70 Teiche.
Während des ganzen Mittelalters wurden in Europa an Lepra erkrankte Menschen aus der Gesellschaft ausgesondert, ausgesetzt, daher heißt die Krankheit auch Aussatz. Deshalb gab es in jeder Stadt oder Ansiedlung mindestens ein Leprosorium, eine Leprastation, in der die von der Krankheit befallenen Menschen leben mussten.
Die Heessener Leprastation war ein typisches Leprosorium jener Zeit, an einer Hauptverkehrsstraße gelegen, entfernt von der Ansiedlung, an einem Wasserlauf. Die Lage an einer Hauptverkehrsstraße war wichtig, damit die Reisenden Spendengeld in den bereit stehenden Opferstock legen konnten, denn die Kranken waren auf Almosen angewiesen. Inwieweit es für die Heessener Leprosen eine Stiftung gab, ist nicht bekannt.
Die St. Annen- oder Melatenkapelle war vor 1514 bereits vorhanden. In diesem Jahr bestimmte Dietrich von der Recke, Herr zu Heessen, dass in der Kapelle der Armen von den Melaten von der heiligen Sankt Anna jeden Dienstag auf seine Kosten eine Messe gelesen werden sollte. In den Wirren des 30jährigen Krieges verfiel die Kapelle und wurde zum Unterschlupf für Straßenräuber. 1670 wurde die Kapelle wieder instand gesetzt und 1728 vollständig im Stil der Renaissance als achteckiger Ziegelbau mit Dachreiter neu errichtet. Das neue Gebäude wurde auf den achteckigen mittelalterlichen Sockelbau aufgesetzt. Auf ein sehr hohes Alter der Kapelle lässt auch die Glocke schließen, die aus dem 13. Jahrhundert stammt und eine der ältesten Glocken im Hammer Stadtgebiet ist. Seit dem Laterankonzil von 1179 hatten die Leprakranken einen Anspruch auf ein eigenes Gotteshaus, weil sie aus der Angst vor Ansteckung begründet, nicht am Gottesdienst in der Pfarrkirche teilnehmen durften.
Wenn nun in naher Zukunft am Roten Läppchen das neue Hospiz entsteht, so wird der Ort wieder seiner seit Alters her bestehenden Bestimmung zugeführt, der Fürsorge und Versorgung von Kranken. Die Geschichten und Ereignisse rund um das Gasthaus Rotes Läppchen, die werden mit Sicherheit noch lange im Bewusstsein der Heessener und Hammer lebendig bleiben.[1]
Presseberichte
Westfälischer Anzeiger,
29. März 2011
Einzelnachweise
- ↑ zitiert nach Rita Kreienfeld, Quelle: Alte Homepage des Heimatverein Heessen