Radbodsee
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Der rechtsseitig der Lippe, direkt neben dem Lippedeich gelegene Radbodsee entstand aus untertägigem Kohlenbergbau der namensgebenden Zeche Radbod. Er steht im Eigentum der Stadt Hamm und liegt auch auf ihrem Gebiet, genauer gesagt auf der Grenze zwischen den Stadtbezirken Mitte und Bockum-Hövel.
Lage und Größe
Das Gewässer wird im Osten von der Römerstraße, im Westen von Lippehof und Nienbrügger Weg, im Norden von der Hüserstraße und im Süden durch die Lippe bzw. den Lippedeich eingegrenzt. Seine Fläche beträgt 5,4 Hektar.
Beschreibung
Im Rahmen des Neubaus des Datteln-Hamm-Kanals bis 1914 ist die Lippe von Heessen bis Bockum-Hövel kanalisiert worden. Dabei hat sich streckenweise ihr Verlauf verändert: Sie wurde parallel zum Kanal begradigt. In der Nähe der damaligen Zeche Radbod hat sich dadurch ein Arm der Lippe abgetrennt, die sogenannte "Alte Lippe". Der Radbodsee entstand im Bereich dieses Lippealtarms, wobei sein Becken durch Bergsenkungen entstanden ist.
Das Grubenwasser, das beim Untertagebau der angrenzenden Zeche Radbod abgepumpt werden musste, wurde hier gesammelt, wodurch die Zeche ein Kühlwasserreservoir erhielt. Dadurch vergrößerte sich der von Wasser bedeckte Bereich beträchtlich, bis ein zur Zeit seiner größten Ausdehnung 200 Morgen durchmessender See entstanden war. Dieser wird heutzutage von mehreren Bachläufen gespeist. Dazu zählt vor allem die Geinegge, ein ehemaliger Nebenfluss der Lippe, der im Zuge der Eindeichung der Lippe in den Radbodsee umgeleitet worden ist und somit keine direkte Anbindung mehr an diese hat. Außerdem wird das geklärte Wasser aus der Hammer Kläranlage in den Radbodsee geleitet.
Bedingt durch Bergsenkungen liegt der Radbodsee heute wesentlich tiefer als die Lippe; der untertägige Kohleabbau durch die Zeche Radbod hat eine Absenkung der Alten Lippe und des angrenzenden Seeareals um etliche Meter verursacht. So befindet sich der tiefste Punkt von Hamm an der Straße Am Lausbach, ganz in der Nähe des Radbodsees. Die Eindeichung der Lippe hat den zu überwindenden Höhenunterschied noch vergrößert. Um den Erfolg der Eindeichung zu sichern und nicht ins Gegenteil zu verkehren, muss das Wasser der in den Radbodsee mündenden Bäche nebst dem Klärwasser in die Lippe gefördert werden. Ein Pumpwerk (121,773 Kilometer vor der Lippemündung) pumpt es hoch in die Lippe.
Geplante Abkopplung der Geinegge vom Radbodsee
Die Europäische Wasserrahmenrichtlinie hat zu Überlegungen geführt, die Geinegge zu renaturieren. Um die Wasserrahmenrichtlinie umzusetzen, hat das Land Nordrhein-Westfalen unter Berücksichtigung der Geinegge neben einem behördenverbindlichen Bewirtschaftungsplan verschiedene Maßnahmenprogramme beschlossen. Unter anderem soll die Geinegge wieder direkt an die Lippe angeschlossen werden. Die Wasserrechtsrahmenrichtlinie sieht vor, für alle Gewässer einen guten ökologischen und chemischen Zustand zu erreichen und zu erhalten, damit die Gewässer wieder Lebensadern für der Natur werden. Das Pumpwerk am Ende der Geinegge bildet jedoch ein Wanderhindernis für Wanderfischarten, Wasserpflanzen und Kleinlebewesen in der Geinegge. Darüber hinaus verursacht es Betriebskosten. Eine von einem externen Ingenieursbüro erarbeitete Machbarkeitsstudie soll nach Möglichkeiten zur freien Anbindung der Geinegge an die Lippe suchen. Geinegge und Radbodsee sollen sich danach nicht mehr gegenseitig beeinflussen. Die Belange des Radbodsees werden jedoch berücksichtigt. So stellt sich etwa die Frage, ob durch die Abkopplung der Geinegge die Nährstoffzufuhr in den Radbodsee vermindert wird. Die Studie soll außerdem Auskunft über Randbedingungen und Restriktionen geben und die Kosten der Baumaßnahme abschätzen. Die Studie selbst soll 35.000 Euro kosten, wobei 90 % dieser Kosten vom Land getragen werden. Seitens der Bezirksvertretung Bockum-Hövel wurde die Befürchtung geäußert, die Verlagerung des Radbodsees in ein natürliches Bett würde dazu führen, dass das gesamte Gebiet um den Radbodsee "absäuft". Das Umweltamt der Stadt Hamm sieht eine solche Gefahr nicht. Die Geinegge solle auf der östlichen, nicht auf der westlichen Seite der Römerstraße in die Lippe fließen. Hier gebe es noch das natürliche Gefälle, so dass der Höhenunterschied zwischen Lippe und dem tiefergelegenen Radbodsee keine Rolle spiele. Vor diesem Hintergrund stimmte auch die Bezirksvertretung einer Machbarkeitsstudie zu.
Die geplante Baumaßnahme wird dadurch erschwert, dass es sich beim Radbodsee um ein Naturschutzgebiet handelt und folglich solche Umbaumaßnahmen nicht ohne weiteres durchgeführt werden können. So ist schon eine Angleichung der Wasserstände von Lippe und Radbodsee nicht möglich, weil auf Anregung der unteren Landschaftsbehörde der Wasserspiegel des Radbodsees während der Sommermonate künstlich abgedenkt wird, damit die Vogelwelt des Sess die Sandbänke nutzen kann. Der Wasserstand der Lippe liegt deshalb fast während des gesamten Jahres höher als der des Radbodsees.
Naturschutzgebiet
→ siehe Naturschutzgebiet Alte Lippe und Radbodsee
Freizeitpark Radbodsee
Am Nordufer des Sees findet sich mit dem Freizeitpark Radbodsee auf 7.800 m² ein Indoor-Freizeitpark mit Sport-, Spiel- und Gastronomieangebot.