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Multi-Hub Westfalen

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Das „Maxi-Terminal“, ein Containerterminal der Firma Lanfermann im Westhafen, soll Teil des Projekts werden

Als Multi-Hub-Westfalen bezeichnen Deutsche Bahn und Stadtverwaltung den geplanten Umbau des Rangierbahnhofs im Hammer Westen zu einem trimodalen Güterdrehkreuz (Schiene, Straßen, Wasserwege) bzw. „Terminal für den kombinierten Verkehr“. Das Projekt befindet sich derzeit in der Planung und soll 2028 fertiggestellt werden.

Durch den Multi-Hub sollen bis zu 170.000 LKW-Fahrten jährlich (deutschlandweit) vermieden werden. Für die Durchführung wird nach ersten Schätzungen eine Summe von 300 bis 350 Millionen Euro investiert. Das Vorhaben wird vom Land und Bund befürwortet.[1]

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) rechnet damit, dass mit der Umsetzung bis zu 350 Arbeitsplätze geschaffen werden.[2]

Geschichte

Ursprünglich war geplant, große Teile der nicht mehr benötigten Bahnanlagen des Rangierbahnhofs, einst der größte seiner Art, zu entwidmen und einer städtebaulichen Nachnutzung zuzuführen, beispielsweise einer Bebauung mit Gewerbe- und Wohnflächen. Am 1. Oktober 2021 verkündeten Deutsche Bahn, Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und das Rathaus jedoch eine Absichtserklärung, der zufolge der Rangierbahnhof auf 60 ha bis 2028 zum Multi-Hub Westfalen umgebaut werden soll. Der damalige NRW-Verkehrsminister und heutige Ministerpräsident Hendrik Wüst (CDU) ließ sich bei dieser Gelegenheit mit den Worten zitieren

„Deutschland muss wieder Bahnland werden. Dazu gehört die Verlagerung von Güterverkehren von Lkw auf die Schiene und Wasserstraße. Mit der Transformation des ehemaligen Rangierbahnhofs zur multimodalen Verkehrsdrehscheibe wird in der traditionsreichen Eisenbahnstadt Hamm das nächste Kapitel Mobilitätsgeschichte geschrieben. In Zukunft könnten 170.000 Lkw-Fahrten über den neuen MULTI HUB WESTFALEN auf die Schiene gebracht werden und zu den Häfen rollen. Das schafft mehr Platz auf den Straßen und schont das Klima. So wird Mobilität besser, sicherer und sauberer. Das Land Nordrhein-Westfalen unterstützt das Projekt gerne.“

— Hendrik Wüst[3]

Oberbürgermeister Marc Herter versicherte:

„Mit dem Projekt setzen wir einen wichtigen Impuls für einen nachhaltigen wirtschaftlichen Aufbruch in Hamm, der zu neuer wirtschaftlicher Dynamik führt.“

— Marc Herter[3]

Am 4. Mai 2022 wurde die Gründung der Entwicklungsagentur für nachhaltigen Güterverkehr notariell beurkundet. Zu diesem Zweck hatte Oberbürgermeister Marc Herter (SPD) den Bundestagsabgeordneten Michael Thews (SPD) sowie Michael Theurer, den Parlamentarischen Staatssekretär im Ministerium für Digitales und Verkehr sowie Beauftragten der Bundesregierung für den Schienenverkehr, zu Gast. Gesellschafter der Entwicklungsagentur für nachhaltigen Güterverkehr wurden zu

  • 51 % die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm mbH,
  • 27 % die DB Cargo,
  • 14 % die Hafen Hamm GmbH,
  • 5 % die Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr und zu
  • 3 % Lanfer Logistik.

Als Geschäftsführer wurden Thomas Hesse (DB Cargo) und Marc Berendes (Wirtschaftsförderung Hamm) berufen.[4]

Anfang Juli 2023 wurden die Ergebnisse der Vorprüfung der Pläne durch das Eisenbahn-Bundesamt verlautbart. Das Bundesamt bescheinigte dem Multi-Hub die Förderfähigkeit.[5] Am 4. September trat Marc Berendes als Geschäftsführer zurück. Ersatzweise wurde Pascal Ledune, Geschäftsführer der Hammer Wirtschaftsagentur IMPULS., berufen. Ursachen waren ein fehlender Geschäftsführervertrag und eine fehlende D&O-Versicherung (Geschäftsführer-Haftpflichtversicherung).[6]

Maßnahmen

Die Gesamtsumme der Investitionen verteilt sich nach Angaben der Sprecherin von DB Cargo, Martina Niemann, zu ca. je einem Drittel auf Straßen- und Schienenbau sowie Investitionen in Immobilien.[7]

Straßen

Im Zuge der Planungen für den Multi-Hub soll die Errichtung der Kreisstraße 35n (K 35n) forciert werden, der Verbindung von Rathenaustraße (auf Höhe des Wiescher Bachs) und Kamener Straße.[8] Laut eines Gutachtens des Ingenieurbüros BBW Bochum im Auftrag der DB Cargo, des späteren Betreibers des Multi-Hubs, werden insgesamt 600 LKW-Fahrten am Tag erwartet, in der Regeln zwischen 06:00 Uhr und 20:00 Uhr, wovon voraussichtlich 360 Fahrten über Wiescherhöfen und Pelkum führen werden. Deshalb empfehlen die Gutachter die Errichtung eben jener K 35n und den Bau einer Lärmschutzwand sowie eine Temporeduzierung auf 30 km/h im Bereich der Ortsdurchfahrt Wiescherhöfen. Das bisherige Straßennetz in der Nähe des Rangierbahnhofs, vor allem die Lohauserholzstraße und Weetfelder Straße, werden als nicht hinreichend leistungsfähig eingestuft.[9]

In einer Pressemitteilung der Stadt führte Thomas Hesse, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft, in diesem Zusammenhang aus:

„Der Multi Hub Westfalen wird nur dann Realität, wenn alle daran Beteiligten eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Für die Realisierung und Entwicklung des Projektes spielt die Umsetzung der geplanten Kreisstraße 35n eine zentrale Rolle.“

— Thomas Hesse[10]

Langfristig ist auch der mittelbare Anschluss an die A 2 über die derzeit in Vorplanung befindliche B 63n geplant.[11]

Schienen und Kanäle

In das Projekt wird das von Lanfer Logistik bereits errichtete Schiene-Wasser-Güterterminal („Maxi-Terminal“) integriert, über das jährlich bei voller Auslastung bis zu 52.000 Ladeeinheiten aller Größen zwischen Kanal und Schiene umgeschlagen werden sollen.[12]

Ein weiteres Kranverladeterminal für den Umschlag zwischen Straße und Schiene soll im Südwesten des Geländes errichtet werden.[13]

Finanzierung

Nach Berichten der Deutschen Verkehrs-Zeitung beläuft sich das Projektvolumen auf insgesamt 500 Millionen €.

Die Entwicklungsagentur wird im Zuge des „5-Standorte-Programms“ für ehemalige Standorte von Kohlekraftwerken unmittelbar mit 6,5 Millionen € gefördert. Hinzu sollen Förderungen aus weiteren Töpfen treten. Bei Gründung der Agentur am 4. Mai 2022 waren jedoch noch nicht alle Förderanträge tatsächlich gestellt.[14]

Kritik

Die Bürgergemeinschaft gegen die Zerstörung der Weetfelder Landschaft e. V. unter Vorsitz von Ulrich Schölermann (Bündnis 90/Die Grünen) befürwortet die Reaktivierung des Rangierbahnhofs grundsätzlich, lehnt jedoch den Bau der neuen Kreisstraße 35n ab und hält auch die B63n für verzichtbar.[15]

Einzelnachweise