Urkunde 1298 Juli 3: Unterschied zwischen den Versionen
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Darüber hinaus gibt die Urkunde den Zeitpunkt der Ausstellung stundengenau an: post horam verspertinam bezeichnet die Stunde nach Sonnenuntergang. | Darüber hinaus gibt die Urkunde den Zeitpunkt der Ausstellung stundengenau an: post horam verspertinam bezeichnet die Stunde nach Sonnenuntergang. | ||
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* Niklas Kindlinger: Geschichte der Familie und Herrschaft von Volmestein - ein Beytrag zur Geschichte des Bauern- und Lehnwesens, und der Staatsverfassung. Welcher die Urkunden enthält. Osnabrück 1801 | |||
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Version vom 28. August 2025, 21:27 Uhr

Graf Everhard von der Mark bezeugt am 3. Juli 1298, dass der Knappe Hermann von Berstrathe die Hufe zu Wirinchusen im Kirchspiel Ervethe, welche er vom Ritter Hermann von Wolmestene zu Lehn trug, der Aebtissin Methildis und dem Kloster Benninghausen verkauft habe. Als Zeugen benennt die Urkunde die Edlen Theoderich von Wolmestene, Engelbert, Sohn des Ausstellers, Anton Ritter von Schedingen und Heinrich, Schulrektor zu Hamm.
Wortlaut
Die Urkunde ist in lateinischer Sprache verfasst. Ihr Wortlaut wird nach Kindlinger (S. 213-215) zitiert: [1]
Nos Everhardus Comes de Marca presentium protestatione tam futuris quam presentibus presentum paginam inspecturis volumus esse notum, quod Hermannus de Berstrathe famulus noster in nostra presentia compos mentis & corporis constitutus publice recognovit. quod mansum suum in Wirinchusen situm in Parrochia Ervethe cum pratis, pascuis, rubetis, nemoribus, terris cultis & incultis tam in sespitibus quam in frondibus, ac cum omni fructuum & proventuum utilitate, quem mansum idem Hermannus a Hermanno milite de Wolmestene in libero feodo tenuerat, dilectis in Chriszo Domine Methildi Abbe & conventui sanctimonialium in Benikinchusen ordinis cystersiensis coloniensis Dyocesis pro sexaginta marcis denariorum Susati legalium legitime rationabiliter & simpliciter vendidisset scitu & consensu plenario uxoris sue Hildegardis, nec non & fratrum suorum, videlicet Johannis Canonici Asnidensis, Hynrici, & Gerhardi, aliorumque omnium heredum, quoscunque aliquid juris mansi predicti contingit. Insuper spopondit item H. bona fide, quod ipse cum heredibus & coheredibus suis prenominatis dictum mansum cum attenentiis omnibus superius expressis, quandocunque a prefata Abbatissa vel conventu fucrit requisitus, resignabit. Est insuper adjectum, quod precatio proprietatis, ac etiam Herwardii de dictomanso,l siquid obvenerit, solutio siet sub ejusdem Abbe & conventus laboribus & expensis. Super omnia ad reprimendum omnis calumnie vitium, predictus H. pro se suisque heredibusprenominatis renuntiavit publice coram nobis, omnibus exceptionibus Doli, mali, pecunie non numerate, non tradite, non solute, ac etiam omni auxilio juris tam canonici quam civilis, per quod dicta venditio acta rationabiliter & legitime posset imposterum impediri. Et nos adpetitionem H. predicti omnia suprascripta recognoscentis publice in testimonium evidens sigilli nostri caracterem apponi fecimus, volentes omnibus calumniandi materiam tollere & auffere. Aderant etiam huic facto viri nobiles Dominus Theodericus dictus de Wolmestene, Dominus Engelbertus filius noster primogenitus, Antonius Miles de Scheidingen, & Henricus Rector Scholarum in Hammone, in viridario curie nostre, Anno domini M°.CC°. nonagesimo octavo, feria quinta infra octavas Apostolorum Petri & Pauli post horam vespertinam.
Übersetzung
Ins Deutsche übertragen lautet der Urkundentext wie folgt:
Wir, Everhardus, Graf von der Marka, wollen durch die öffentliche Bekundung dieses Schreibens, das sowohl Zukünftige als auch Gegenwärtige sehen sollen, kundtun, dass unser Knappe Hermannus von Berstrate (Berstrathe) in unserer Anwesenheit bei vollem Verstand und körperlich fähig öffentlich anerkannte, dass er seinen Hof in Wirinchusen in der Pfarrei Erwitte mit Wiesen, Weiden, Gestrüpp, Hainen, bebauten und unbebauten Ländereien, sowohl in Torfstichen als auch in Zweigen, und mit allem Nutzen aus Früchten und Erträgen, den Hermannus als freies Lehen von dem Ritter Hermannus von Volmarstein (Wolmestene) gehalten hatte, den im Christus geliebten Herrinnen, der Äbtissin Mechtildis und dem Konvent der Nonnen in Benikinchusen des Zisterzienserordens in der Diözese Köln (coloniensis), für sechzig Mark legaler Soester (Susati) Pfennige rechtmäßig, angemessen und einfach verkauft hat, mit dem Wissen und der vollen Zustimmung seiner Ehefrau Hildegardis sowie seiner Brüder, nämlich Johannes, Kanoniker in Essen (Asnidensis), Hynricus und Gerhardus, und all seiner anderen Erben, die in irgendeiner Weise an dem vorgenannten Hof ein Recht haben.
Ferner versprach derselbe Hermannus in gutem Glauben, dass er zusammen mit seinen vorgenannten Erben und Miterben den besagten Hof mit all dem oben genannten Zubehör jederzeit, wenn er von der vorgenannten Äbtissin oder dem Konvent dazu aufgefordert wird, abtreten wird.
Es wurde zusätzlich vereinbart, dass die Zahlung, falls die Ablöse des Eigentums und auch des Harwards von dem besagten Hof anfällt, auf Kosten und mit den Ausgaben der Äbtissin und des Konvents erfolgen soll.
Vor allem, um jede Art von Anfechtung zu unterdrücken, verzichtete der vorgenannte Hermannus für sich und seine vorgenannten Erben öffentlich vor uns auf alle Einreden der Arglist, des Betrugs, des nicht gezahlten, nicht übergebenen, nicht bezahlten Geldes, sowie auf jede rechtliche Hilfe, sei es kanonisches oder ziviles Recht, durch die der besagte, rechtmäßig und gesetzlich geschlossene Verkauf in Zukunft behindert werden könnte.
Auf Bitten des vorgenannten Hermannus, der all das Vorgenannte öffentlich anerkennt, haben wir zum eindeutigen Zeugnis unser Siegel anbringen lassen, um allen die Möglichkeit zur Anfechtung zu nehmen.
Anwesend bei dieser Handlung waren auch die edlen Herren Theodericus, genannt von Volmarstein (Wolmestene), Herr Engelbertus, unser erstgeborener Sohn, Antonius, Ritter von Scheidingen, und Henricus, Rektor der Schulen in Hamm (Hammone), im Garten unseres Hofes, im Jahre des Herrn 1298, am fünften Wochentag innerhalb der Oktav der Apostel Petrus und Paulus (5. Juli) nach der Vesper.
Standort
Landesarchiv NRW, Abteilung Westfalen, Münster [2]
Digitalisat unter archive.nrw
Bemerkungen
Die Urkunde ist hinsichtlich der Erwähnung des Schulrektors Heinrich von stadtgeschichtlicher Bedeutung für Hamm. Es handelt sich um die erste Erwähnung einer solchen Person und damit auf den ersten indirekten Hinweis auf eine Schule in der Stadt.
Die Datierung der Urkunde ist wie folgt auszulösen: Das Fest der Apostel Peter und Paul liegt auf dem 29. Juni. Die Datierung quinta infra octavas bezeichnet den fünften Tag in der Oktave nach dem Fest, wobei der Festtag selber mitgezählt wird. Da der Juni 30 Tage besitzt, ist also der 3. Juli gemeint.
Darüber hinaus gibt die Urkunde den Zeitpunkt der Ausstellung stundengenau an: post horam verspertinam bezeichnet die Stunde nach Sonnenuntergang.
Literatur
- Niklas Kindlinger: Geschichte der Familie und Herrschaft von Volmestein - ein Beytrag zur Geschichte des Bauern- und Lehnwesens, und der Staatsverfassung. Welcher die Urkunden enthält. Osnabrück 1801
Weblink in der Digitalen Westfälischen Urkundendatenbank
http://www.westfaelische-geschichte.de/que62700