Der Friedensschluß zwischen Bischof Ludwig von Münster, Graf Engelbert von der Mark, Graf Rupert von Virneburg (Verneborg), Marschall zu Westfalen, Graf Gottfried von Sayn (Zeynen) und Graf Otto von Tecklenburg (Tekeneborg) wird am 28. März 1319 getroffen.

Wappen der Grafen von der Mark

Regest

Der Friedensschluss beinhaltet folgende Bestimmungen: Befestigungen, die in gegenwärtiger Fehde und nach dem vom Bischof und dem Grafen Engelbert zu Ahlen ausgestellten Brief angelegt wurden, sollen unverzüglich abgebrochen werden. Gegenseitiges Friedegelöbnis auf Lebenszeit der Aussteller. Zur Beilegung von Streitigkeiten Bestellung eines Schiedsgerichts, das zu Ahlen tagen soll. Schiedsmannen vonseiten des Bischofs Herr Alf von Batenhorst und Herr Bernhard von Darup (Dodorpe), vonseiten des Grafen von der Mark Herr Engelbert von Herbern (Herebornen) und Herr Gottfried Volenspit, vonseiten des Grafen von Virneburg Herr Friedrich von Sassendorf (Sassendorpe) und Herr Dietrich van dem Honrode und vonseiten des Grafen von Tecklenburg Herr Hugo von Horne (Hornen) und Herr Ludolf Hake. Obermannen: die Grafen Rupert von Virneburg und Gottfried von Sayn. Bestimmungen über gegenseitige Rechtshilfe. Keiner der Vertragspartner darf näher am andern bauen als bisher. Die fünf Aussteller dürfen keinem Herrn gegeneinander dienen. Von dieser Bestimmung nehmen der Bischof und der Graf von der Mark den Erzbischof von Köln, den Grafen Adolf von Berg und Herrn Simon von der Lippe, der Bischof ferner den jungen Grafen Rainald von Geldern, der Graf von der Mark weiterhin den Herzog Friedrich von Österreich, König in Deutschland (Almanien), der Graf Otto von Tecklenburg den genannten Grafen von Geldern und die Grafen Friedrich und Otto von Rietberg (Retberghe) und schließlich der Bischof den Grafen Dietrich von Kleve aus. Bricht einer der Aussteller eine der obigen Bestimmungen, wollen die übrigen seine Feinde sein. Siegelankündigung der Aussteller. Up dem daghe tusschen deme Hamme unde Alen.

Wortlaut

Die Urkunde ist in mittelniederdeutscher Sprache verfasst und wird nach WUB Band 8 (S. 481-483) zitiert: [1]

Wir . . Lodewich, van der ghenade Godes en byscop des stichtes van Munstere, greve Engelbracht van der Marke, greve Robrat van Verneborg, en marscalc to Westvalen, greve Godevort van Zeynen unde greve Otto van Tekeneborg don kundich allen, die dessen bref sen unde horen lesen, daz wir alles des crighes unde alle der twist, die tuschen uns bis up dessen dach sin gheweset, et si van papen oder von legen upghekomen, sin ghenceliche, lipliche unde vrentliche vorsont: Also dat waz ghetimmeret ist uf beyder zit in desseme orloghe unde noch (!) den breve, de wir byscop Lodewich unde greve Engelbracht, de dar voreghenomet sin, ghegheven hatten tzo Alen, brechen sal unser iclicher unvortrecket. Wer och daz, dat sich daweder ieman in unsen landen weren wolde, de timmerinche en w[u]rde tzobrochen unde vorsturet, dar sole wir samentliche vore vallen mit unser cost mallich nach siner macht unde sunder arghelist nicht dan tzo komene, de timmerinche en sin tzobrochen vullenkemeliche unde altomale. Vorbazme, daz wir umme ghemeyne nut unser lande unde unser lude uns tzosamene vorbunden hebben bi unsen truwen an eydes stat, also daz unser nin des anderen vigent sal werden, dewile daz wi leven, unde umme daz keynerhande crig oder twist under uns unde ouch under unsen luden allenthalven mughen upwassen, so heft unser iclicher under uns heren twene ritter ghekoren tho soneluden. Also were, daz ghebrochen w[u]rde under uns heren oder unser aller underdanen, an weme ghebrochen dan were, de solt it vorkundighen der vir heren ritteren. So solden die achte rittere die twiachtichen besceyden eynen dach in to Alen, alda sulen die achte rittere dan vorhoren unde vorclaren ir beyder recht. Were dan, dat se uns oder deselven crighaftighen lude nicht vorminnen en muchten, so solden se uns oder deselven lude scheyden nach rechte van den daghe, dat se ingheriden sint tzo Alen, binnen virtin nachten. Also sal men ouch scheyden allerhande dinc unde crig, de under uns unde unsen underdanen jutto ghewassen ist. Wir byscop . . Lodewich van Munstere benomen tzo unsen sonluten hern Alve van Batenhorst unde hern Bernharde van Dodorpe, wir greve . . van der Marke benomen hem Engelbrachte van Herebornen unde hern Godevorde Volenspite, wir greve van Verneborg benomen hern Vrederike van Sassendorpe unde heren Diderike van dem Honrode, wir greve van Tekeneborg benomen hern Hughen van Hornen unde hern Ludolve Haken mit suliken underscheyde: Wer, daz ir eyn von dodes weghene afghinghe oder van rechter ummute nicht an de stat komen en muchte, dat sin here eynen anderen ritter setten mughe an sine stat, dye deselven ghewalt hebbe mit den anderen. Ghesche och, daz die achte rittere nicht endrechtich w[u]rden an eynen rechte to seghene oder eyn recht nicht seghen kunden, so solen greve Robracht van Verneborg unde greve Godevort van Zeynen twe overman sin unde to en inriden to Alen, wanne se ghemanent werden. Kunnen se dan de crighachtigen nicht scheyden noch minnen, so solen se van den daghe binnen eyner mant en saghen en enthaft recht bi eren eren unde bi eren eyden. Ouch sal iclich here sich mechtigen siner underdanen unde derghenen, de under eme sittent, also dar her recht muce gheven unde nemen, oder her sal sin vigent sin unde behelplich dem clegheren also lange, bit den clegheren recht ghesche. Wer ouch, daz ghyman mit rouve, oder de scaden dede, vluhe ut unsers eynes lande in des anderen heren lant, dem mughen nachvolghen des heren vront oder dem, de scade gheschen ist, in desghenes lant, dar he in vluhet, unde mughen darinne benachten in alle sinen vesten unde alle sinen sloten umbekummeret unde umbebesazt; unde komen se solke undedighe lute an, so sal de herre den cleghere richten nach rechte unde nach ghewontheeyt sines landes. Gesche ouch, daz ieman uzer unser eynes lande scaden oder gherouf ghetan hette in des anderen heren lande, also daz de herre vorkundighet unde vorvolghet hat bi dem heren, uz des lande daz geschen ist, wert de scade oder de rouf dan nicht wederdan binnen virtin nachten nach der vorkundunghe, so sal her richten den cleghere ober den man, de daz ghetan hebbet, nach rechte oder nach ghewunetheyt sines landes. Vortmer so hebbe wi vorlovet in unser vorbintnisse, daz unser keyne staden sal binnen sinen lande, daz ieman den anderen ut des anderen heren lande besetzen sole, se en sin dan rechtsculdighen oder rechtsculdighe eyghene lute. Vortmer so en sal unser keyn dem anderen naher bowen dan hute ghebowet ist up dessen dach, unde unser iclich sal den anderen latzen bezitten in sinen olden rechte ungbeenghet unde umbedrunghen van allen stucken. Hirenboven hebbe wy vif heren die voreghenanten uns ouch also vorbunden, daz unser keyn up den anderen keynen herren denen sal, sunder die . . byscop unde der greve van der Marke de vorghenomden sclieydent uz beyde den ercebyscop van Colne , greven . . Adolve van den Berghe, heren Symone den heren van der Lyppe. Also weder welkeren derselve ercebyscop, greve ... Adolf oder Symon de herre von der Lyppe orloghen wolde, bode de recht unde wolte recht gbeven, so solde io der andere stille sitzen. Ouch sceydet uz deselve byscop van Munstere den iunghen greven Rheynolde van Ghelren dit neste iar, also daz her eme mughe helpen sin lant weren unde anders nicht mer. Vorbazme sceydet uz der vorghenomde greve van der Marke den ersamen vorsten hertzogen . . Vrederichen van Osterriche, de sich vor eynen ghekorenen kuninc helt tzo Almanien. Ouch sceydet uz de vorghenomde greve . . Otte van Tekeneborg den vorghesprochenen greven van Ghelren unde sine omen , greven . . Vrederike unde greve Otten van den Retberghe. Vorbazme scheydet uz deselve byscop van Munstere greve Dederike von Cleve. Also ist, dat der greve van der Marke den byscop led gheweldich sines rechtes, so sal her stille sitzen; wer aber her sines rechtes nicht gheweldich, so mach her dem greven van Cleve lantwere helpen don, ober ir beyder lant des byscopes van Munstere unde des greven van der Marke sal io bliven unbeworren. Darenboven wer, daz unser keyn under uns vif heren, de darenboven benomet sin, keyne der stucke, de in dessen breve ghescriven sint, die wir an trowen an eydes stat ghelovent hant unde gheloven in dessem keghenwordighen breve, vorbreche, so solen de anderen vif heren sine viende sin. Unde up daz daz alie desse dinc unde stucke unghebrochen unde stede bliven, die wir ghelovet hebben an trowen an eydes stat, vast unde ghenceliche tzo haldene, so hebbe wir unser inghesighele an dessen keghenwordighen bref ghehanghen tzo eyn orkunde unde eyne betzoghinghe alle der stucke, de darvore ghescriven stant. Desse bref wort ghegheven unde gheschach up dem daghe tusschen dem Hamme unde Alen, do man zalte noch Godes gheburte dusent iar drehundert iar in deme nighentenden iare des nesten gudensdaghes vor Palmen.

Übersetzung

Ins Hochdeutsche übertragen lautet der Urkundentext wie folgt:

Wir, Lodewich, von Gottes Gnaden Bischof des Stifts Münster, Graf Engelbrecht von der Mark, Graf Robrecht von Virneburg und Marschall von Westfalen, Graf Godevort von Sayn und Graf Otto von Tecklenburg, tun allen, die diesen Brief sehen und hören lesen, kund, dass wir allen Krieg und alle Auseinandersetzungen, die zwischen uns bis zu diesem Tag gewesen sind, sei es durch Kleriker oder durch Laien entstanden, gänzlich, in Liebe und freundschaftlich beigelegt haben.

So soll das, was auf beiden Seiten in diesem Krieg und noch (!) nach dem Brief, den wir Bischof Lodewich und Graf Engelbrecht, die dort vorgenannt sind, zu Ahlen gegeben hatten, gebaut ist, jeder von uns unverzüglich abbrechen. Falls sich aber jemand in unseren Ländern weigern sollte, die Bauwerke abzubrechen und zu zerstören, so sollen wir gemeinsam mit unseren Kosten darauf hinarbeiten, jeder nach seiner Macht und ohne Arglist, nur um zu erreichen, dass die Bauwerke vollständig und ganz abgebrochen sind.

Des Weiteren haben wir uns zum allgemeinen Wohl unserer Länder und unserer Leute miteinander verbunden bei unseren Treuen an Eides statt, dass keiner von uns des anderen Feind werden soll, solange wir leben, und damit keinerlei Krieg oder Streit unter uns und auch unter unseren Leuten überall aufkommen möge, hat jeder von uns Herren zwei Ritter zu Schlichtern gewählt. Wenn es so wäre, dass unter uns Herren oder unter all unseren Untertanen etwas gebrochen würde, an wem es auch gebrochen wäre, der soll es den vier Herren verkünden. So sollen diese acht Ritter die Streitparteien an einem Tag in Ahlen zusammenbringen. Dort sollen die acht Ritter dann beider Recht verhören und klären. Wären sie dann, dass sie uns oder die selben kriegerischen Leute nicht versöhnen könnten, so sollten sie uns oder die selben Leute nach Recht scheiden von dem Tag an, an dem sie in Ahlen eingeritten sind, binnen vierzehn Nächten. So soll man auch allerlei Dinge und Streit, die unter uns und unseren Untertanen bisher entstanden sind, schlichten.

Wir Bischof Lodewich von Münster haben zu unseren Schlichtern Herrn Alve von Batenhorst und Herrn Bernhard von Dodorpe berufen, wir Graf von der Mark haben ihm Engelbrecht von Hörde und Herrn Godevort Volenspite berufen, wir Graf von Virneburg haben Herrn Friederich von Sassendorf und Herrn Diederich von dem Honrode berufen, wir Graf von Tecklenburg haben Herrn Hugen von Horn und Herrn Ludolf Haken berufen mit solchem Unterschied: Wenn einer von ihnen wegen des Todes abtritt oder aus einem wichtigen Grund nicht an den Ort kommen könnte, dass sein Herr einen anderen Ritter an seine statt setzen darf, der dieselbe Gewalt habe mit den anderen.

Geschieht es auch, dass die acht Ritter nicht einig würden, ein Recht zu sprechen oder ein Recht nicht sprechen könnten, so sollen Graf Robrecht von Virneburg und Graf Godevort von Sayn zwei Obmänner sein und zu ihnen nach Ahlen einreiten, wann sie angefragt werden. Können sie dann die Streitenden nicht schlichten noch versöhnen, so sollen sie von dem Tag an binnen einem Monat ein endgültiges Recht sprechen bei ihren Ehren und bei ihren Eiden.

Auch soll jeder Herr sich seiner Untertanen und derjenigen, die unter ihm sitzen, so bemächtigen, dass er dort Recht geben und nehmen kann, oder er soll dessen Feind sein und dem Klagenden so lange behilflich sein, bis dem Klagenden Recht geschieht.

Wäre es auch, dass jemand durch Raub, oder der Schaden tat, aus dem Land des einen von uns in das Land des anderen Herrn flöhe, dem darf nachfolgen des Herrn Mann oder der, dem Schaden geschehen ist, in das Land, in das er flieht, und dürfen darin nächtigen in all seinen Festen und all seinen Burgen unbelästigt und ungestört; und wenn sie solche Übeltäter antreffen, so soll der Herr den Klagenden richten nach Recht und nach Gewohnheit seines Landes.

Geschieht auch, dass jemand von außerhalb aus dem Land des einen von uns Schaden oder Raub getan hätte in des anderen Herrn Land, so dass der Herr verkündet und nachgefragt hat bei dem Herrn, aus dessen Land das geschehen ist, wird der Schaden oder der Raub dann nicht wiederhergestellt binnen vierzehn Nächten nach der Verkündigung, so soll er den Klagenden richten über den Mann, der das getan hat, nach Recht oder nach Gewohnheit seines Landes.

Des Weiteren haben wir in unserer Verbindung zugelassen, dass keiner von uns dulden soll binnen seinen Ländern, dass jemand den anderen aus des anderen Herrn Land bedrängen soll, es sei denn, es sind rechtsschuldige oder rechtsschuldige eigene Leute.

Des Weiteren soll keiner von uns dem anderen näher bauen, als heute auf diesen Tag gebaut ist, und jeder von uns soll den anderen in seinen alten Rechten ungehindert und unbedrängt von allen Stücken sitzen lassen.

Darüber hinaus haben wir fünf vorgenannten Herren uns auch so verbunden, dass keiner von uns auf den anderen keinen Herren dienen soll, außer dass Bischof und der Graf von der Mark die vorgenannten ausnehmen beide den Erzbischof von Köln, Graf Adolf von dem Berge, Herrn Simon den Herren von der Lippe.

Sowie welchen von denselben, Erzbischof, Graf Adolf oder Simon der Herr von der Lippe, Krieg führen wollte, böte der Recht und wollte Recht geben, so sollte der andere still sitzen.

Auch nimmt derselbe Bischof von Münster den jungen Grafen Reinald von Geldern dieses nächste Jahr aus, so dass er ihm helfen darf, sein Land zu verteidigen und nichts mehr.

Des Weiteren nimmt der vorgenannte Graf von der Mark den ehrbaren Fürsten Herzog Friederich von Österreich aus, der sich für einen erwählten König zu Deutschland hält.

Auch nimmt der vorgenannte Graf Otto von Tecklenburg den vorgenannten Grafen von Geldern und seinen Onkel, Graf Friedrich und Graf Otto von dem Rietberg aus.

Des Weiteren nimmt derselbe Bischof von Münster Graf Diederich von Kleve aus. So ist, dass der Graf von der Mark den Bischof in seinem Recht gewaltig lässt, so soll er still sitzen; wäre er aber seines Rechtes nicht gewaltig, so darf er dem Grafen von Kleve Landwehr helfen zu tun, aber über beider Land des Bischofs von Münster und des Grafen von der Mark soll es immer unberührt bleiben.

Darüber hinaus, wenn einer von uns fünf Herren, die darüber benannt sind, irgendeines der Stücke, die in diesem Brief geschrieben sind, die wir in Treue an Eides statt versprochen haben und versprechen in diesem gegenwärtigen Brief, bricht, so sollen die anderen vier Herren seine Feinde sein.

Und damit all diese Dinge und Stücke ungebrochen und beständig bleiben, die wir versprochen haben in Treue an Eides statt, fest und ganz zu halten, so haben wir unsere Insiegel an diesen gegenwärtigen Brief gehängt als eine Urkunde und ein Zeugnis all der Stücke, die davor geschrieben stehen.

Dieser Brief wurde gegeben und geschah an dem Tage zwischen Hamm und Ahlen, da man zählte nach Gottes Geburt eintausend Jahre dreihundert Jahre in dem neunzehnten Jahr, des nächsten guten Dienstags vor Palmsonntag.

Standort

Landesarchiv NRW Abteilung Westfalen [2]

Literatur

  • Westfälisches Urkundenbuch. Band 8: Die Urkunden des Bistums Münster 1301-1325. Münster 1913

Anmerkungen

  1. Westfälisches Urkundenbuch. Band 8: Die Urkunden des Bistums Münster 1301-1325. Münster 1913
  2. B 101u, Domkapitel Münster - Urkunden, 54. III Bb: Konföderationen und Verträge, 0 - III Bb Nr. 10.

Siehe auch