Katholischer Gesellenverein Hamm

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Der katholische Gesellenverein Hamm - später: Kolpingfamilie Hamm-Zentral - war ein katholischer Verein zur Unterstützung und Förderung der katholischer Gesellen auf Wanderschaft im Sinne Adolf Kolpings.

Geschichte des Vereins

Gründung im Jahr 1859

Kaplan Trippe, Gründer und erster Präses des katholischen Gesellenvereins Hamm

Nach der Gründung des ersten „Katholischen Gesellenvereins“ 1846 zu Elberfeld durch den schlichten, späteren Domvikar Adolf Koping zu Köln waren rund 13 Jahre verstrichen, bis auch in Hamm ein Gesellenverein gegründet wurde. Dies geschah am 27. März 1859. An diesem Tage fand in der Mädchenschule, die in einem Flügel des damaligen Gefängnisses untergebracht war, eine erste Versammlung statt. Damals hatte Hamm 11.000 Einwohner, davon ungefähr 4.500 Katholiken. Zu dieser Gründungsversammlung fanden sich etwa 50 Gesellen ein. Die kleine Schar legte durch ihren Zusammenschluss den Grund für die spätere Größe des Vereins. Der erste Präses war Herr Kaplan Trippe, der 1899 zu Bigge als Pfarrer verstarb. Am 12. April 1859 wurde der Verein durch Beschluss des Zentralverbandes in den allgemeinen Verband der katholischen Gesellenvereine aufgenommen.

Folgendes Diplom hat der Gesellenvater Kolping selbst ausgefertigt, eine Abschrift ist im Archiv des Vereins Kolpinghaus Hamm - Corporation von 1859 - als Dokument vorhanden.

Der katholische Gesellen-Verein zu Hamm wurde gegründet am 27. März 1859, in den allgemeinen Verband des katholischen Gesellenvereins durch Beschluss des Zentralvorstandes zu Köln am 12. April aufgenommen und hat sich damit an die treue, gewissenhafte Befolgung der allgemeinen Statuten des katholischen Gesellenvereins, wie solche nach vorhergehender Beratung durch den Zentralvorstand publiziert worden sind und publiziert werden, verpflichtet Gott zur höchsten Ehre, dem Handwerk segensreichem Aufblühen wurde unter dem Patronate des hl. Nährvaters Joseph der katholische Gesellenverein gegründet. Sein Fundament ist der hl. Katholische Glaube; ehrenhafte christliche Sitte der Mitglieder seine Würde, brüderliche Eintracht sein Ehrenzeichen, gegenseitige Hilfe in Not und Bedrängnis besondere Liebespflicht, tüchtiges Schaffen und Wirken im Berufskreise das Ziel gegenseitiger Ermunterung. Ein christlicher wackerer Gesellenstand soll und will durch Tugend und Fleiß einst in der Bürgerschaft sich einen ehrenwerten Meisterstand erobern. Darum halten die Mitglieder des katholischen Gesellenvereins die Religion heilig, die Sitte rein, die Ehre des Mannes und des Gewerbes hoch und reichen sich überall die brüderliche Hand, damit sich aufrichte, wer danieder gesunken, und mutig stehen bleibe und weiter schreite, wer den Weg der guten Sitte und der Ehre betreten.

Unter dem Segen Gottes und unter dem Schutz des heil. Nährvaters Joseph wachse und gedeihe der katholische Gesellenverein.

Der Centralvorstand. Ad. Kolping.


Als der Gesellenverein bald darauf das erste Mal mit seiner neuen Fahne durch die Stadt zur Kirche ging, wurde, da man einen solchen Aufzug in Hamm nicht gewohnt war, am Markt die ganze Soldatenwache herausgerufen, wodurch sich die Gesellen nicht wenig geehrt fühlten.

Das erste Vereinshaus

Schon im ersten Jahr des Bestehens des Vereins wurde eine Gesangsabteilung ins Leben gerufen. Auf dem ersten Stiftungsfest wurde der Grundstock zu einem eigenen Heim gelegt. Dieses Streben des Vereins ging bereits 1860 in Erfüllung. Vom Kirchenvorstand kaufte man das zu Wohnzwecken vermietete Haus Ecke Brüderstraße/Franziskanerstraße. Im Sommer 1861 konnte dann die Einweihung dieses neuen Vereinsheimes, das erste vereinseigene, feierlich erfolgen. Mit dem Einzug in dies neue Heim nahm auch das Leben im Verein zu. Außer den religiösen und allgemeinbildenden Vorträgen, welche schon allwöchentlich gehalten wurden, wurde an den Werktagabenden jetzt auch Unterricht im Rechnen, Zeichnen, Buchführen und Gesang erteilt.

Im Jahre 1864 übernahm an Stelle des Herrn Kaplan Trippe, der als Kaplan der Malteser in den preußischen Lazaretten auf dem schleswig-holsteinischen Kriegsschauplatz wirkte, Kaplan Kipshagen, der schon einige Jahre Vize-Präsident war, die Leitung des Vereins. Da das Haus für seine Unterhaltung fast ausschließlich auf die Unterstützung aus der Bürgerschaft angewiesen war, wurden mehrere Räume gegen eine Mietentschädigung an die 1866 gegründete Rektoratschule abgetreten. Kaplan Kipshagen machte sich neben dem Gesellenverein vor allem für eine katholische Zeitung in Hamm stark. Er war einer der Initiatoren des Westfälischen Kuriers.

Im Jahr 1866 übernahm Kaplan Wendeler das Amt des Präses übernahm.

Die katholische Bürgerschaft Hamm verfolgte mit hohen Interessen die Entwicklung des ersten katholischen Vereins und nahm an seinen Festlichkeiten teil. Das gab dem Präses Mut, seinen Blick weiter hinauszurichten. Schon lange war der derzeitige Versammlungsort zu klein geworden.

Es war Ende 1879, als für 15.000 Mark das Hoholsche Haus, das alte Gymnasium, angekauft wurde. Es war ein Besitztum mit großem Garten, worin später ein großer Saal errichtet wurde, und ein geräumiges Haus, das als Herrenhaus der Grafen von der Mark schon eine mehrhundertjährige Geschichte gesehen hatte. Hier konnte sich der Verein dauerhaft einrichten, die ständigen Räumungsarbeiten hörten auf. Der Verein hatte einen geräumigen Versammlungssaal, mehrere Unterrichtszimmer und im Garten eine Kegelbahn. Am 1. Juli 1880 konnte der Verein in das neue Haus übersiedeln.

Am 8. Juni 1884 beging der Verein das Fest seines 25-jährigen Bestehens. Das Gesellenhaus war für dieses Festivität viel zu klein. Um allen Freunden und Gönnern die Teilnahme am Fest zu ermöglichen, wurde eines der größten Etablissements gewählt, das schön an der Lippe gelegene Rietz’ Garten. Man hoffte nicht anders als auf rechtes, gutes Feiertagswetter. Die Begrüßung der Brudervereine, welche zahlreich ihr Erscheinen zugesagt hatte, sowie der Gäste, sollte deshalb auch des Mittags im Garten des Gesellenhauses stattfinden. Als die Vereine nach dem feierlichen Festgottesdienst unter den Klängen der Musik sich zum Vereinshause begaben, begann es heftig zu regnen. Präses Wendeler dirigierte die Festversammlung kurzerhand in Heitzmanns Reitbahn um. Die Erlaubnis zur Nutzung wurde bereitwilligst erteilt und das Fest konnten in dem weiten, an sich schönen, aber eigenartig dekorierten Saal fortgesetzt werden. In fußhohem Sand, wurden notdürftig Tische und Stühle aufgestellt, was wohl in kürzester Zeit die Fortsetzung des Festes ermöglichte.

Zum 25. Stiftungsfest in Hamm waren folgende Vereine erschienen: Köln, Elberfeld, Lippstadt, Soest, Dortmund, Bochum, Münster, Beckum, Höxter, Warendorf, Paderborn, Barmen, Ahlen, Gelsenkirchen, Osnabrück, Hagen, Werl, Arnsberg, Witten, Menden, Rheine, Geseke, Hörde, Castrop, Wiedenbrück, Iserlohn, Neheim, Drensteinfurt, Bielefeld, Oelde, Unna und Lippspringe.

Am Nachmittag versammelten sich alle zu einem Festzug, in dem 2 Musikchöre spielten. Der Hammer Gesellenverein hatte selber einen Handwerkerzug arrangiert, in welchem jedes Gewerbe ein besonderes Erzeugnis seiner Kunst zur Schau trug. Der Festzug konnte bei völlig aufgeklärtem Himmel stattfinden und endete auf dem Festplatz in Rietz’ Garten in einem Volksfest. Die ganze Gemeinde hatte sich zu demselben eingefunden, man zählte 5000 Festteilnehmer

Am 1. Oktober 1889 ging das frühere erste Gesellenhaus gegen eine jährliche Entschädigung von 100 Mark in das Eigentum der katholischen Kirchengemeinde über. Ende August 1890 schied Kaplan Wendeler nach 23 Jahren aus seinem Amt als Präses des Gesellenvereins aus. Die bischöfliche Behörde hatte ihm die Rektoratschule in der hiesigen großen St. Josephs-Gemeinde übertragen.

Bevor er schied, schenkte er dem Verein noch eine größere Schuld, die er auf seinen Namen übernahm. Wenn er auch als Präses aus dem Verein schied, so blieb er doch als Seelsorger in Hamm und Mitglied des Schutzvorstandes dem Verein - heute: Verein Kolpinghaus Hamm - dem Gesellenverein verbunden. Antonius Wendler verstarb am 01. April 1904 infolge eines Schlaganfalles im Alter von 67 Jahren.

Das Vereinshaus an der Oststraße und der große Saal

Zum Nachfolger des „Vater Wendeler“ wurde Kaplan Hille vom Paderborner Bischof zum Präses des katholischen Gesellenvereins ausersehen. Er hatte schon in seiner früheren Stellung in Lippstadt das Vereinsleben kennen und schätzen gelernt. Sein Werk war das 1944 dem Bombenhagel zum Opfer gefallene Gesellenhaus an der Oststraße. Die Statue des Schutzpatrons des Kolpingwerkes, des hl. Joseph, die in der Vorderfront des Hauses allen irdischen Gewalten zum Trotz den Krieg überdauerte, ist uns als einziges Überbleibsel dieses einst so stolzen Hauses erhalten geblieben. Ohne Barmittel, das vorhandene Besitztum noch stark belastet, fasste Kaplan Hille den kühnen Plan zu einem großen Erweiterungsbau. Sein Leitgedanke war es, ein großes Vereinshaus als Sammelpunkt der Katholiken und als Zentrale des außerkirchlichen katholischen Lebens zu schaffen. Dabei ließ er sich von dem Gedanken leiten, dass die 14.000 Katholiken zählende Gesamtgemeinde in Hamm stark genug sei, ein großes Vereinshaus unterhalten zu können.

Im Herbst 1891 wurde das Haus an der Oststraße für 19250 Mark angekauft und im Frühjahr 1892 mit dem Bau des Saales und des Hauses begonnen. Im Herbst 1892 wurde der Saal durch den Weihbischof Dr. Augustinus Gockel unter großen Feierlichkeiten eingeweiht. Der Saal, mit dem alten Haus verbunden, in harmonischem Ebenmass ausgeführt und reich bemalt, wurde durch Jalousien und Flügeltüren in einen Hauptsaal und einen sogenannten Vorsaal bzw. Obersaal geteilt.

Der Hauptsaal fasst ca. 650 Sitzplätze; der Vorsaal war in 2 Etagen aufgebaut, von denen der obere als Hauptversammlungs- und Unterrichtsraum des Gesellenvereins galt. An den Wochentagen hielten auch der Kath. Männer-Gesangverein und der St. Agnes Kirchenchor hier die Gesangstunden ab.

Der Obersaal fasste ca. 200 Sitzplätze. Der Vorraum des großen Saales diente nur aushilfsweise als Versammlungsraum, während er anfangs hauptsächlich als Aufenthaltsraum für die Gesellen diente, bis in dem später erworbenen Nebenhaus ein an die Wirtschaft anzustoßendes Zimmer den Gesellen eingeräumt wurde.

An den Saal sich anschließend erhob sich an der Oststraße das große 3 ½ Stockwerk hohe Vorderhaus mit mächtiger Fassade mit der vorerwähnten überlebensgroßen Statue des heiligen Joseph.

Die Zeit von 1895 bis zum 50. Stiftungsfest des Gesellenvereins im Jahr 1909

Festblatt zum 50-jährigen Bestehen des katholischen Gesellenvereins in Hamm
Katholischer Gesellenverein Hamm 1909 mit Präses Kaplan Schröder
Festumzug des katholischen Gesellenvereins Hamm im Jahr 1909 anlässlich des 50. Stiftungsfestes.Foto von M. Müller

Anfang April 1895 siedelte Herr Kaplan Dr. Hille nach Berlin über, um das Generalsekretariat der kath. Arbeitervereine zu übernehmen. Sein Nachfolger wurde Kaplan Niggetiet, gebürtig aus Werl, der vorher in Lütgendortmund tätig war.

Er musste vordringlich sorgen, dass die Schulden, die auf den großen Besitzungen noch lasteten, in sachgerechter Weise amortisiert und die fälligen Zinsen zur rechten Zeit zur Stelle waren. Dabei schreckte er auch vor neuen Investitionen nicht zurück. Als die verzwickten Grenzverhältnisse mit dem Nachbargrundstück es erforderlich machten, tätigte er den Ankauf für 40.000 Mark. Die Besitzung des Vereins erhielt dadurch an der Oststraße eine Front von ca. 30 Meter.

Am 21. Mai 1902 wurde Kaplan Niggetiet nach Dortmund-Marten versetzt. Anfang Mai 1902 übernahm Herr Kaplan Hollenbeck, der aus Schwaney kam, die Leitung des Vereins.

Seit Mai 1908 stand nun Herr Kaplan Schröder an der Spitze des Vereins. Unter seiner Leitung feierte der Verein im Jahre 1909, am 6. Juni, das goldene Jubelfest. Hiervon ist ein „Fest-Blatt“ erhalten, das einzige schriftliche Dokument, das über die ersten 50 Jahre des katholischen Gesellenvereins Hamm berichtet.

Von 1910 bis zum Neubau des Gesellenhauses 1912

Über die Folgezeit berichtet als nächstes der Jahresbericht des Gesellenvereins von 1911 folgendes:

Der Verein besitzt eine eigene Krankenkasse, der 38 Mitglieder angehören.

Viermal führte der Verein seine Mitglieder gemeinschaftlich zur Feier des Abendmals in die St. Agnes-Kirche. Die Fußwallfahrt nach Werl machte der Verein in diesem Jahr zum 50. Mal. Der in 1911 gegründete Exerzitienbund erhöhte seine Mitgliederzahl von 9 auf 39. Mit der starken Beteiligung an den Exerzitienkursen stand der Verein an der Spitze aller Vereine des Bistums Paderborn.

An Fachabteilungen bestand eine Bäcker-, Maler-, Schreiner-, Schneider-Fachabteilung, außerdem eine Theaterabteilung, Gesangabteilung und Turnabteilung.

Der Präses, Kaplan Schröder, wurde als Pfarrvikar nach Lünen-Süd berufen. An seine Stelle trat am 01.05.1911 Herr Kaplan Bömer.

Im Jahr 1912 konnte der Gesellenverein eine 50%tige Mitgliedersteigerung gegenüber dem Vorjahr aufweisen: von 301 auf 459. Eine Aufgliederung dieser Zahl zeigt, welche Bewegungen sich im Mitgliederbestand ergaben. Abgewandert waren 140 Mitglieder, zum Militär gingen 29 Gesellen, 5 Gesellen heirateten und schieden deshalb aus, in die Selbständigkeit gingen 3 Gesellen, 3 weitere Gesellen traten aus demm Verein aus, zudem kam es zu einer Zuwanderung aus den Brudervereinen von 153 Gesellen, neu aufgenommen wurden 152 Personen, davon aus Sodalitäten und Jünglingsvereinen 35. Dazu kamen noch 21 provisorische Mitglieder. Nahezu an die 600 Ehrenmitglieder vernetzten den Verein in der Bürgerschaft. Der Verein verfügte über eine eigene Sparkasse, in die RM 2.513 eingelegt und RM 1.383 abgehoben wurden, so dass das Gesamtguthaben an Spareinlagen RM 7.740,- betrug.

Neu ins Leben gerufen wurde im Jahr 1912 eine Schlosser-Fachabteilung.

Die Bühne des großen Saales war damals die beste und schönste in ganz Hamm. Sie wurde mit neuer Lichttechnik ausgestattet. 1912 wurden an großen Theaterstücken gegeben: „Wenn Du noch eine Mutter hast“ und „Der Zunftmeister von Nürnberg“.

In der äußeren Entwicklung des Vereins bildete der Bau des neuen Hospizes den bedeutendsten Sachverhalt. Hierüber berichtete uns der Jahresbericht von 1912 wie folgt:

Anstelle des alten, baufälligen und räumlich durchaus unzureichenden Hauses an der Brüderstraße wurde ein neues, geräumiges, modern eingerichtetes Hospiz errichtet. Das Haus ist so gebaut, dass es im unteren Stockwerk 2 größere Säle zu Unterrichtszwecken und Vortragsabenden, dann in 3 Etagen 30 Logierzimmer hat und zwar 15 mit je 3 Betten und 15 Einzelzimmer, so dass also außer den für Zugereiste vorgesehenen Betten und Zimmern 50 junge Leute ständig im Haus wohnen können. Trotzdem die Zimmer mit Dampfheizung, elektrischem Licht und ganz neuem Möblelement versehen sind stellt sich der Tagespreis nur auf 25 – 50 Pfg. In hygienischer Hinsicht ist gesorgt für gute Ventilation, besonders sind kalte und warme Bäder vorgesehen. Der Neubau wurde nach den Plänen des Herrn Architekten Brandt, hier begonnen am 01. April und konnte bereits am 10. November eingeweiht werden. Diesen bedeutungsvollen Akt nahm der Herr Generalpräses Magr. Schweitzer, der dem Bau ein so großes Interesse entgegengebracht hatte, selbst in feierlichster Weise vor. Dass der Bau, der architektonisch sehr schön sich ausnimmt, eine Notwendigkeit war, zeigt die Tatsache, dass schon sämtliche Zimmer besetzt sind.

Bis zum ersten Weltkrieg

Das Jahr 1913 brachte wiederum eine Steigerung der Mitgliederzahl des katholischen Gesellenvereins um 150 Personen. In diesem Jahr eine Fachabteilung für Bauhandwerker neu gegründet. Folgende Teilnehmerzahlen aus den einzelnen Fachabteilungen zeigen deren Nachfrage: Bäcker 29, Maler 22, Schlosser 20-25, Schneider 12 und Bauhandwerker 11. Die Schreinerfachabteilung erscheint im Jahr 1913 nicht mehr auf dem Plan.

Der erste Weltkrieg

Das Jahr 1914 mit dem Beginn des ersten Weltkriegs bedeutete einen Einschnitt in die Vereinsaktivitäten. So diente das Kolpinghaus seit Beginn des Krieges als Reserve-Lazarett.

Am Jahresende waren 226 Mitglieder zum Militärdienst einberufen, wovon bereits 12 Gefallene zu verzeichnen waren. Unter diesen war der seinerzeitige Senior Georg Seegräf. Im Folgejahr musste der Verein bereits 39 tote und 3 vermisste Mitglieder beklagen.

Ende des Jahre 1916 waren 331 Mitglieder als Soldaten einberufen, mit denen, wie der Jahresbericht des katholischen Gesellenvereins aufzeigt, eine rege Feldpostverbindung bestand. Dazu bestand eine eigene „Feldpostkommission“, die oft Überstunden machen musste. Insgesamt musste der Verein feststellen, dass in diesem Krieg bereits 54 Mitlgieder den Tod gefunden hatten.

Die Kriegsstatistik des Vereins verzeichnet für das Jahr 1917 insgesamt 344 Kolpingsbrüder als Kriegsteilnehmer. Zu den bisherigen 54 Gefallenen sind weitere 15 in 1917 hinzugekommen.

In der Weimarer Republik

Im Jahr 1919 wird durch die Wiederbenutzung des während des Krieges durch die Wehrmacht für die Lagerung von Pelzen benutzten großen Saales zum entscheidenden Neuanfang für den katholischen Gesellenverein in Hamm. Die Zahl der Mitglieder war im Vergleich zu den Vorkriegsjahre erheblich zurückgegangen und betrug nur noch 124 Aktive, die immerhin das 60-jährige Bestehen des Vereins wieder in den eigenen Räumlichkeiten feiern konnten. In Verbindung mit diesem Stiftungsfest fand auch das Stiftungsfest des „Meister-Vereins“ statt, der in diesem Jahr ins Leben gerufen worden war. Lediglich die Fachabteilungen konnten ihre Tätigkeit noch nicht wieder aufnehmen. Im Übrigen nahm das Vereinsleben schon wieder seinen vor dem Kriege gewohnten Verlauf.

Auch 1920 nahm es weiterhin einen guten Aufschwung. Der Mitgliederbestand an Aktiven erhöhte sich auf 156. Besonders die Theaterabteilung war wieder sehr aktiv. Ihr Haupterfolg bestand in der Inszenierung des Stück „Elmar“, das einen erheblichen Ertrag auch für die Vereinskasse brachte.

Das Jahr 1921 brachte dem Verein einen neuen Präses. Der bisherige Präses Kaplan Böhmer musste infolge seiner Ernennung zum Pfarrer der St. Agnes Gemeinde in Hamm sein Amt niederlegen. Am 17. Februar 1921 wurde Kaplan Pieper in sein neues Amt eingeführt. Herr Pfarrer Böhmer wurde am gleichen Abend zum Ehrenpräses ernannt und ihm wurde eine entsprechende Urkunde überreicht.

Die Zahl der Mitglieder war allmählich auf 189 Aktive gestiegen. Im Ganzen gesehen hatte der Verein auch in diesem Jahre wieder unter dem allgemeinen Arbeitsmangel sowie Wohnungsnot zu leiden. Die Haupteinnahmequelle war wieder die Theaterabteilung mit ihren Aufführungen. Dennoch musste der Monatsbeitrag im Jahre 1921 auf RM 5,-- erhöht werden, wovon RM 2,-- nach Köln als Verbandsbeitrag abgeführt werden mussten.

Historische Bilder

Quellen

  • Archiv Verein Kolpinghaus Hamm - Corporation von 1895. Akte Kolping Hamm-Zentral. Schriftverkehr 1900-1935.

Literatur

  • Fest-Blatt zur goldenen Jubel-Feier des katholischen Gesellen-Vereins Hamm (Westfalen) 1859 - 1909 vom 06. Juni 1909, Druck von Breer und Thiemann
  • 100 Jahre Kolpingsfamilie Hamm (Westf.) 1859-1959. Hamm 1959
  • Adolph Kolping - um der Menschen willen. 125 Jahre Kolpingsfamilie Hamm-Zentral 1859-1984. Hamm 1984