Stegerwaldstraße
- Länge
- 160 m
- Typ
- Wohnstraße
- Namensherkunft
- nach Adam Stegerwald (1874–1945), deutscher Politiker (CDU)
Stegerwaldstraße von der Minister-Stein-Straße aus
- Stand der Daten
- 01.03.2023
Die Stegerwaldstraße ist eine Straße im Bezirk Heessen. Sie verbindet die Minister-Stein-Straße mit der Otto-Hue-Straße.
Weitere Informationen
Die neu zu benennenden Straßen in der Siedlung der Neuen Heimat sorgten 1951 für reichlich Diskussionsstoff in der Heessener Baukommission, die die Namen vorschlagen sollte, und im Rat, der den Vorschlägen nicht immer zustimmte. Für die Siedlung schlug der DGB Heessen folgende Namen vor: Hans Böckler, Imbusch, Stegerwald, Otto Hue. Das waren die Namen verdienter Gewerkschaftsfunktionäre. Außerdem hatte man vor, die anderen Straßen nach bergmännischen Ausdrücken zu benennen. Glückauf, Schlägel, Schlepper, Aufwärts und als Beweis für die friedliche Gewerkschaftsbewegung Friedensstraße. Diese Vorschläge sorgten für allerhand Zündstoff, denn der Vertriebenenbeirat der Stadt Heessen wiederum hatte ganz andere Vorschläge zu machen. Sie wollten die Straßen nach den verlorenen Ostgebieten benennen, nämlich nach Breslau, Stettin, Danzig, Königsberg, Bromberg, Memel, Kolberg, Graudenz und Reichenberg. Sie ließen sich möglicherweise davon leiten, dass viele der Bewohner der Siedlung aus den im Krieg verlorenen Städten kamen. Und auch der Heimatverein unter Leitung von Rektor Budde meldete sich zu Wort. An die verlorene Heimat im Osten könne auch der schlesische Dichter Eichendorff, der große Ostpreuße Kant und der Mecklenburger Virchow erinnern. Die oberschlesischen Steinkohlerevierstädte Beuthen, Königshütte und Gleiwitz wären als Namensgeber für eine Bergbausiedlung auch geeignet. An die engere Heimat könnte Droste-Hülshoff, Vincke oder Freiherr vom Stein erinnern. Alte Flurnamen kommen für die Siedlung nicht in Betracht, aber man solle den Namen „Am Roten Läppchen“ berücksichtigen.
Bei so vielen Vorschlägen entspann sich eine lebhafte Diskussion, zunächst in der Baukommission, dann auch im Rat, die den Namen der Baukommission teilweise nicht zustimmen wollten. Man einigte sich schließlich am 14. Dezember 1951 auf die ersten acht Straßennamen, nämlich Hans-Böckler-Straße, Otto-Hue-Straße, Imbuschstraße, Stegerwaldstraße, Bergmannstraße, Märkische Straße, Legienstraße und Minister-Stein-Straße. Einige dieser Namen existieren noch, andere sind 1978 umbenannt worden.
Eine der Straßen wurde nach Adam Stegerwald benannt. Geboren am 14. Dezember 1874 in Greußenheim bei Würzburg als Sohn kleiner Landwirte, wuchs er in ärmlichen Verhältnissen auf. Nach dem Abschluss der dörflichen Volksschule erlernte er das Schreinerhandwerk. 1893 trat er in den Kolpingverein ein. Bald schon war er politisch für die Zentrumspartei und gewerkschaftlich im Münchner Verein „Arbeiterschutz" tätig. 1899 übernahm er den Vorsitz des „Zentralverbandes Christlicher Holzarbeiter" und 1902 wurde er zum Generalsekretär der Christlichen Gewerkschaften gewählt. So wurde Stegerwald in kurzer Zeit zu einem der profiliertesten Arbeiterführer im Kaiserreich. Seit 1903 führte er die Geschäfte des „Deutschen Arbeiterkongresses", eines Zusammenschlusses von christlichen Gewerkschaften. Im Ersten Weltkrieg begann Stegerwald seinen politischen Aufstieg, der ihn 1917 zum ersten Arbeitervertreter im preußischen Herrenhaus werden ließ. Am 20. November 1918 übernahm er den Vorsitz im „Deutschen Gewerkschaftsbund" (DGB). In der Folgezeit kam Stegerwald in hohe politische Ämter: 1919 bis 1921 preußischer Wohlfahrtsminister, 1921 preußischer Ministerpräsident, 1923 Nominierung zum Reichskanzler, was er aber ablehnte. 1929 bis 1930 war er Reichsverkehrs-, 1930 bis 1932 Reichsarbeitsminister. Seine Grenzen musste er erkennen, als er bei der Wahl zum Vorsitzenden der Zentrumspartei scheiterte. Nach der Machtübernahme Hitlers wurde Stegerwald, der ein konsequenter Gegner des Nationalsozialismus war, wie alle nicht-nationalsozialistischen Politiker kaltgestellt und lebte als Privatmann in Berlin. Am 11. Mai 1945 ernannte ihn die amerikanische Militärregierung zum ersten Regierungspräsidenten von Unterfranken nach dem Krieg. Er entwarf das Programm für eine neue christliche Partei auf überkonfessioneller Grundlage, das am 13. August 1945 für Würzburg Stadt und Land verkündet wurde. Diese Partei war die CSU. Mit ihr wollte er „auf der sittlichen und geistigen Grundlage des Christentums eine neue demokratische Staats- und Gesellschaftsordnung aufbauen" und auf eine „grundlegende europäische Neuordnung hinsteuern". So erfüllte sich noch sein Lebenswunsch, der große parteiliche Zusammenschluss der Christen in einer Volkspartei, bevor er am 3. Dezember 1945 überraschend an einer Lungenentzündung starb.[1]
Besonderheiten
Anmerkungen
- ↑ zitiert nach Rita Kreienfeld, Quelle: Alte Homepage des Heimatverein Heessen