Rudolf-Breitscheid-Straße

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Die Rudolf-Breitscheid-Straße ist eine Straße im Bezirk Heessen.

Sie verbindet die Mansfelder Straße mit dem August-Schüttken-Weg.

Weitere Informationen

Die Rudolf-Breitscheid-Straße in der neuen Kolonie in Heessen führt durch die Kolonie von der Mansfelder Straße zum August-Schüttken-Weg. Die Häuser wurden während des ersten Weltkrieges erbaut und die gesamte Kolonie gilt mit ihrer wunderbaren Architektur bis heute als Vorzeigesiedlung des Ruhrgebietes. Gebaut wurden die Häuser von der „Mansfeldschen Kupferschiefer bauenden Gewerkschaft“ Zeche Sachsen, die für ihre Steinkohlenzeche Arbeiter anwerben musste. Schöne Häuser mit großen Gärten waren dabei die beste Werbung. Viele Menschen aus der näheren und weiteren Umgebung kamen nach Heessen, um auf der Zeche zu arbeiten.

Die Straßen erhielten ihre Namen nach wichtigen Ereignissen oder Personen des ersten Weltkrieges, denn die Siedlung entstand während des ersten Weltkriegs. So erhielt die Rudolf-Breitscheid-Straße zunächst den Namen Hindenburgweg.

Paul von Hindenburg war bei den Deutschen über Jahre hinaus sehr beliebt und wurde von weiten Kreisen der Bevölkerung verehrt. 1847 geboren, Teilnehmer der Schlacht bei Königgrätz und im deutsch-französischen Krieg der Schlacht bei Sedan, wird er im ersten Weltkrieg reaktiviert und schlägt als Oberbefehlshaber der 8. deutschen Armee die russischen Truppen bei Tannenberg in Ostpreußen. Er wird Chef der obersten Heeresleitung und fordert angesichts der aussichtslosen militärischen Lage im Oktober 1918 Waffenstillstandsverhandlungen. Er organisiert den Rückzug und die Demobilisierung des Heeres. 1925 wird er als Kandidat der Rechtsparteien zum Reichspräsidenten gewählt, 1932 als Gegenkandidat Hitlers wieder gewählt und beruft am 30. Januar 1933 Hitler zum Reichskanzler. Er stirbt 1934.

Es ist nicht verwunderlich, dass sehr viele Straßen in Deutschland nach ihm benannt werden, eine Unzahl von Hindenburgdenkmälern entsteht. Während des Nationalsozialismus bleibt der Name selbstverständlich bestehen, denn der NSDAP ist daran gelegen, Namen, die lange eingebürgert sind und von ehemals heroischen Taten oder Personen handeln, bestehen zu lassen. So wird der Name Hindenburgs, Tannenbergs und der Festung Lüttich erst 1945 abgeschafft, nachdem die englische Besatzungsbehörde verlangt, dass Namen, die eine militaristische Tradition haben verschwinden müssen. Als trotzdem Bedenken laut werden, mit der Begründung, dass Hindenburg ja nicht nur ein großer Feldherr, sondern auch ein großer Politiker gewesen sei, teilt der Oberkreisdirektor des Kreises Beckum am 9. Juli 1947 mit:, dass „Hindenburgs Name verknüpft ist mit den Anfängen des jetzigen Chaos.“ Er habe schließlich die Nationalsozialisten gefördert, das Ermächtigungsgesetz bestätigt, zu den SA-Morden geschwiegen und die Aufrüstung gebilligt. Daher könne der Name Hindenburgs auf keinen Fall mehr für Straßenbezeichnungen benutzt werden.

Die KPD, die für kurze Zeit eine Fraktion in der Heessener Gemeindevertretung stellte, beantragt, den Hindenburgweg in Rudolf-Breitscheid-Straße umzubenennen und das hat natürlich seine Gründe. Sie haben wohl ganz bewusst das genaue Gegenteil eines Paul von Hindenburg, nämlich einen Pazifisten, einen liberal-sozialdemokratischen Politiker und Journalisten ausgewählt. Rudolf Breitscheid, 1874 in Köln geboren, war in seinen jungen Jahren ein Liberaler und arbeitete als Redakteur für verschiedene liberale Zeitungen. Enttäuscht von der geringen Resonanz der Demokratischen Vereinigung bei den Reichstagswahlen von 1912, tritt Breitscheid zur SPD über. Während des Ersten Weltkriegs kritisiert Breitscheid die „Burgfriedenspolitik" seiner Partei. Er wird Chefredakteur der pazifistischen Zeitschrift „Sozialistische Auslandspolitik", die nach 1918 unter dem Titel „Der Sozialist" erscheint. 1917 tritt er zur Unabhängigen Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (USPD) über und wird nach der Novemberrevolution 1918/19 preußischer Innenminister. Als Mitglied des Reichstages wird er nach der Vereinigung von SPD und USPD Hauptsprecher der sozialdemokratischen Fraktion in außenpolitischen Fragen. 1924 wird er Mitglied im außenpolitischen Ausschuss des Reichstags und unterstützt nachhaltig Gustav Stresemanns Aussöhnungspolitik mit Frankreich. 1933 flieht er vor den Nazis über die Schweiz nach Frankreich. Dort schreibt er für verschiedene Zeitungen, leitet die Internationale Konferenz deutscher Emigranten in Paris, auf der die „Zentralvereinigung deutscher Emigranten" gegründet wird und erreicht 1938, dass dieser vom Völkerbund als offizielle Vertretung der deutschen Flüchtlinge anerkannt wird. Am 11. Februar 1941 wird er durch die Vichy-Regierung an die Geheime Staatspolizei (Gestapo) ausgeliefert. Nach zehn Monaten Haft in einem Berliner Gefängnis wird Breitscheid mit seiner Frau in das Konzentrationslager Sachsenhausen überstellt. Im September 1943 wird er nach Buchenwald überführt, wo er mit seiner Frau in einer streng bewachten Baracke außerhalb des eigentlichen Konzentrationslagers interniert wird. Am 24. August 1944 stirbt Rudolf Breitscheid nach offiziellen Angaben bei einem Luftangriff in Buchenwald.[1]

Besonderheiten

 

Anmerkungen

  1. zitiert nach Rita Kreienfeld, Quelle: Alte Homepage des Heimatverein Heessen