Kotten Tecklenborg: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 21. Juni 2024, 11:13 Uhr
Der Kotten in Hövel (Hamm)
Der Kotten Tecklenborg, ältere Schreibweise Teckenborg, befand sich in der Bauernschaft Geinegge No. 28,
später Friedrich-Bonte-Straße 54, jetzt Römerstraße 54 in Bockum-Hövel.
Er war einer der vier münsterländischen Höfe mit den Namen Teckenborg.
- 1498 Hinrick Tekenborch (Dülmen)
- 1498 Herman Tekenborch (Diestedde)
- 1668 Teckenborg (Hamm-Hövel)
- 1663 Teckenborghs (Everswinkel)
Es gab damals unterschiedliche Schreibweisen.
Der Name Tecklenburg -in hochdeutscher wie niederdeutscher Form Tecklenborg- stammt ab von dem kleinen Burgstädtchen Tecklenburg.
Die ersten die sich nach der Festung benannten, waren die Grafen von Tecklenburg.
Schon die Landschaft, die Grafschaft Tecklenburg, konnte namensgebend sein.
Frühe Erwähnungen
1600: In alten Urkunden wird des öfteren ein in der Bauernschaft Geinegge gelegener Horsthof erwähnt. Dieser Hof war um 1600 schon verschwunden. Das Erbe ging auf Westerwinkel über. Wahrscheinlich hat dieser Horsthof etwa 150 Meter hinter dem Kotten Tecklenborg gelegen, denn noch heute finden wir hier als Flurnamen die Bezeichnung „Horst“ oder „die Horst“ In alten Aufzeichnungen konnten einige Überschneidungen zwischen dem Horsthof und dem Hof Tecklenborg gefunden werden. Es gibt Erzählungen die einmal dem Horsthof und einmal den Tecklenborg Hof zugeschrieben wurden.
1612: Dietrich von Neheim zu Werries und Frau Anna von Hunxleben bezeugen, dass sie Johann Veldtmann genannt Teckenborg ihren Anteil an Teckenborgs Kotten verkauft haben. Der Kotten liegt zu Geinegge und stammt aus dem Konkurs der Frydachs von Laer. Der erste Besitzer war demnach Johann Teckenborg (Veldtmann), der auf dem Hof lebte und einige Grundstücke dazu kaufte.
1632, 20 Jahre später verpachtet das Kloster Kentrup, den Noltzhof (ein Nachbarhof) an Johann Teckenborg. Das heißt auch, dass der Kotten nicht ganz klein gewesen sein konnte. Zu diesem Zeitpunkt konnte man schon von einem Hof sprechen.
1668 erscheint der Kotten dann in einer Schatzungsliste. Der Kotten gehörte zu dem Zeitpunkt zum Haus Westerwinkel sowie dem Pastor zu Hövel, hatte aber keine Abgaben und Dienste zu leisten. Für diese Zeit ist eine erste Familie Teckenborg in den Kirchenbüchern nachweisbar. Everhardus Teckenborg und Catharina Teckenborg.
1677 gingen die Eingesessenen mit Gewalt vor, weil 4 Höfe unter anderem der Tecklenborg Hof schatzfrei gemacht wurden, also keine Abgaben zu leisten hatten. Den Arbeitern wurden 5 Sensen und 7 Forken mit Gewalt genommen und erstere zum ewigen Gedenken in der Höveler Kirche aufgehangen. 2 Sensen befanden sich um 1830 noch unten in der Kirche an einem Balken festgenagelt.
Das nächste Ehepaar heißt Bernadus Treckenborg und Elisabeth Treckenborg (Hier wurde der Name schon leicht verändert).
Dann tauchte plötzlich ein neuer Name auf der 1762 den Hofnamen weiterführt. Es ist Joan Gerard Kottmann gen. Teckenborg. In erste Ehe mit Anna Maria Heimkes verheiratet. Sie haben 8 Kindern das Leben geschenkt.
Im Jahre 1905 erwirbt der Faßbinder Gerhard Tecklenborg im Austausch mit der Zeche Radbod, den früher von Twickelschen (zum Kotten Beckmann gehörenden) Kuhkamp, zwischen Schlageterstraße und Werner Bahn.
Geschichtliches
Anfang des Jahres 1775 brach eine Viehseuche aus. Die Regierung ließ alles Vieh auf den Kolonaten Tecklenborg und Schürmann töten.
Im Herbst brach sie erneut aus: 9/10 der Tiere auf allen Höfen im Hölter gingen ein.
In einem alten Artikel steht geschrieben: in ...... liegt der alte Kotten Tecklenborg. Tecklenborg oder Tecklenburg = to = zu oder zur Burg gehörig.
Wahrscheinlich ist damit die Burg Geinegge gemeint, die zu der Zeit ebenfalls wie der Kotten Tecklenborg, zum Haus Westerwinkel gehörte.
Die Burg Geinegge lag in Bockum-Hövel wo sich heute das Adolf-Brühl-Stadion befindet - unweit vom Kotten Tecklenborg.
Der Kotten
Zeitungsartikel 300 Jahre Kotten Tecklenborg
Zu Beginn war der Hof gepachtet, später wurde er dann abgekauft und es wurden Flächen dazu erworben.
Dokumente zur Ablösesumme befinden sich im Westfälischen Adelsarchiv zu Münster auf dem Schloss Lembeck.
Der vorherige Eigentümer war der Reichsgraf Ferdinand Dietrich (Friedrich) von Merveldt zu Westerwinkel.
Der Hof hatte Ackerland, mehrere Obstbäume, eine Küferwerkstatt, ein Backhaus, einen Brunnen und einige Tiere.
Es gab ein Pferd, eine Kuh, ein Schweinestall mit mehreren Schweinen, einige Gänse, Hühner, eine Ziege und Hund Bodo.
Der Hof war 6 Generationen im Familienbesitz und sicherte durch die Eigenversorgung das Überleben vieler Nachkommen.
Das Fassbinderhandwerk bildete den wirtschaftlichen Rückhalt der Familie.
Die Küferwerkstatt
Der wirtschaftliche Rückhalt der Familie.
In der alten Küferwerkstatt wurde das Fassbinderhandwerk ausgeübt.
Es gab von 1730 bis 1970 insgesamt 18 Fassbinder in der Familie.
Über mehrere Generationen ist das alter Handwerk erhalten geblieben.
Danach folgten einige Handwerksmeister.
Alte Auftragszettel belegen, dass auch kleinere Aufträge für das Schloss Ermelinghoff (in Hövel/Geinegge) ausgeführt wurden.
Backhaus mit Brunnen
Die Versorgung der Familie, der Arbeiter auf dem Hof und Verkauf.
Es wurde Gemüse angebaut, es gab Obstbäume und es wurden Tiere (Schweine, Gänse und Hühner) geschlachtet.
Milch gab es von der Kuh und der Ziege.
Von den Hühnern kamen Eier.
In dem Backhaus wurde das eigene Brot gebacken.
Für die Wasserversorgung gab es einen eigenen Brunnen.
Der Abriss
Zeitungsartikel über den Abriss des Kottens.
Ein Engpass, der vielen Kraftfahrern oft Ärger bereitet hat, ist auf der Römerstaße beseitigt worden.
Der alte Kotten wurde 1969/70 abgerissen.
Auf den ehemaligen Flächen befindet sich heute ein kleines Gewerbegebiet und ein kleines Wohngebiet.
Das Gewerbegebiet befindet sich im Bereich der Römerstrasse. Dort befindet sich heute unter anderem PitStop.
Bis vor kurzem stand dort noch ein alter Birnbaum der wegen einer Anordnung/Auflage nicht gefällt werden durfte.
Das Wohngebiet befindet sich im Bereich der Zoetermeerstrasse. Dort sind einige wenige Häuser entstanden.
Überbleibsel
Alter Holzbalken von der Scheune.
Ein alter Holzbalken von der Scheune befindet sich heute in einem Wohnhaus der Familie. Das Haus steht auf einer ehemaligen Kuhweide vom Hof.
Auf dem Balken befindet sich eine alte Inschrift mit dem Baujahr der Scheune. Den Kotten selber findet man bereits in früheren Erwähnungen. Da der Kotten ständig (auch um Flächen) erweitert wurde, wurde die Scheune wahrscheinlich später dazu gebaut.
Die Familie
Die Familie ist bis heute in Hövel wohnhaft, jedoch konnten nicht alle Familienmitglieder auf dem Hof bleiben.
Somit sind einige Linien in Herbern, Werne, Hohenholte, Münster, Menden und Bergkamen entstanden.
Personen mit Abstammung vom alten Kotten/Hof.
Mit Joan Gerard Tecklenborg (1730) Fassbinder aus Hövel entstand in Hövel mit 11 Fassbindern eine große Fassbinderlinie.
Mit Joan Gerhard Tecklenborg (1763) Fassbinder aus Hövel entstand mit 7 Fassbindern in Herbern eine weitere große Fassbinderlinie.
Die Brüder Theodor Tecklenborg (1890-1969) und Heinrich Tecklenborg (1887-1972) waren die letzten beiden Fassbinder auf dem Hof.
Johann Bernhard Tecklenborg (1801) aus Hövel wurde Tischlermeister in Münster.
Catharina Tecklenborg (1823) war Privat-Lehrerin bei dem Ökonomen Kieskamp.
Gerhard Heinrich Tecklenborg (1828) aus Hövel wurde Lehrer in Münster.
Henricus Joseph Tecklenborg (1831), Tischlermeister in Münster.
Bernhard Tecklenborg (1838), wurde ebenfalls Tischlermeister, es folgten noch weiter Tischler.
Franz Arnold Tecklenborg (1841) war Küster in Werne.
Franz Catharina Bernhard Tecklenborg (1865) lebte als Privatier.
Anselm Heinrich Tecklenborg (1868) wurde Schneidermeister in Hohenholte.
Hermann Franziskus Joseph Tecklenborg (1875) war Kaplan in Wesel, dann Großstadtseelsorger in Berlin und später der Pfarrer von Sendenhorst und Leiter des St. Josef-Stift (Krankenhaus).
Josef Tecklenborg (1877) war Gastwirt und besaß in Werne ein großes Gasthaus an der Stadtkirche. Das Gebäude ist heute ein kirchliches Gemeindehaus.
Dr. med. Bernhard Josef Adolf Tecklenborg (1878) war ein bekannter Arzt in Münster und eine Zeit lang als Schiffsarzt auf dem Schnelldampfer Bremen (Bremen-New York) tätig. Es gibt einige Zeitungsartikel über ihn.
Heinrich Tecklenborg (1887) war Brandmeister in Hövel.
Georg Heinrich Tecklenborg (1897) war der zweite Schneidermeister in Hohenholte. Es folgten noch weitere Schneider und Schuhmacher.
Friedrich Tecklenborg (1897) aus Hövel war Fleischermeister in Bergkamen.
N.Tecklenborg ebenfalls Fleischermeister, Bergkamen. Es gab noch weitere Fleischer.
Dr. med. Rolf Josef Maria Tecklenborg (1913) war der zweite Arzt in Münster.
Heinrich Gerhard Tecklenborg (1919) aus Hövel bekam für Heldentum das Eiserne Kreuz verliehen.
Gerhard Heinrich Tecklenborg aus Hövel, Techniker und Betriebsleiter für den Bahnbetrieb der Stadtwerke am Hammer Hafen.
Heinz-Josef Tecklenborg aus Hövel, Betriebsleiter bei einem großen US-Unternehmen und Chorleiter vom Shanty-Chor "Knurrhähne". Der Shanty-Chor ist durch seine Auftritte auch über die Grenzen von Bockum-Hövel hinaus bekannt.
Angelika Tecklenborg aus Hövel hatte die Personalleitung in einem Hammer Krankenhaus.
Patrick Tecklenborg aus Hövel, Heizungsbaumeister & Betriebswirt, Energiedienstleistungen bei Stadtwerke.
Christoph Tecklenborg aus Hövel, Betriebswirt und Prokurist im Edelstahlhandel.
Matthias Tecklenborg aus Hövel, Industriemeister & Betriebswirt, Bereichsleiter bei einem großen Medienkonzern.
K. Tecklenborg, Jurist
In veränderter Namenslinie aber ebenfalls in direkter Abstammung vom Kotten.
Eva Maria Galen aus Hövel, geb. Tecklenborg verh. mit Karl-Heinz Galen nebst Kinder, Oliver Galen, IT Spezialist und Marco Galen, Teamleiter beim Telekommunikationsanbieter.
Angelika Sudhölter aus Hövel, geb. Tecklenborg mit Kinder, Timo Sudhölter, Metallbaumeister und Tobias Sudhölter, Dipl. Informatiker und Geschäftsführer.
Aus den Familienunterlagen
Aquarell vom Haus Tecklenborg.
In dem Haus wohnten Johann Bernard Tecklenborg (1801) aus Hövel mit seiner Frau Maria Angela Henrica Tecklenborg, geborene Notthoff (1801) und Sohn Henricus Joseph Tecklenborg (1831).
Interessantes aus den Familienunterlagen
- Dr. med. Bernhard Josef Adolf Tecklenborg (1878) war Liebhaber und Sammler von schönen Möbeln. Er kaufte auf einer Auktion einen großen Barockschrank aus dem Schloß zu Bentheim, von seinen Reisen als Schiffsarzt brachte er eine große chinesische Vase mit. Er war Mitglied im akademischen Ruderverein Westfalen und im Löwenclub. Am 13. Januar 1938 wurde er auf dem Fahrrad von einem Auto angefahren und erlitt einen Schädelbasisbruch. Beigesetzt wurde er durch seinen Bruder und Pfarrer Joseph Tecklenborg auf dem Zentralfriedhof in Münster.
- Die Ehefrau Wilhelmine Elisabeth Christine Tecklenborg (1890) war eine geborene Rive. Ihr Vater war Bergwerkdirektor, zuletzt Inhaber mit bedeutenden Zechenanteilen. Er gründete die Rive ́sche Stiftung.
- Der Mann von Doris Elisabeth Friedrich Tecklenborg (1919) war Dr. Rudolf Appelius. Seine Großmutter eine geborene Hammerschmidt. Die Familie war im Besitz der Villa Hammerschmidt in Bonn, späterer Sitz des Bundespräsidenten. Der Bruder schenkte seinen Eltern zur Silberhochzeit die Villa Hammerschmidt in Bielefeld unterhalb der Sparrenburg. Das Geld stammt aus einer Leinenfabrikation in Bielefeld und dem Stoffhandel in St. Petersburg.
- Joseph Tecklenborg (1875) war Kaplan in Wesel und Warendorf später Großstadtseelsorger in Berlin und dann der Pfarrer von Sendenhorst. Joseph Tecklenborg war auch offiziell der Leiter der Heilanstalt St. Josef-Stift in Sendenhorst. Er war leidenschaftlicher Sammler von Meissener Porzellan und ermöglichte seinen Bruder Dr. Bernhard Josef Adolf Tecklenborg die Hochzeit imSt.-Paulus-Dom zu Münster. Joseph war gut befreundet mit dem Kardinal Clemens August Graf von Galen. Graf von Galen entstammt einer katholischen Adelsfamilie und war der Bischof von Münster, er erhielt später vom Papst die Kardinalsweihe, die ranghöchste Würde nach dem Papst.
- Die Familie in Bockum-Hövel hatte nach dieser Zeit noch regelmäßigen Kontakt zu Reinhard Lettmann, den späteren Bischof von Münster.
Das Hauszeichen mit seiner Bedeutung
Helmzier: Die Kornähren stehen für den landwirtschaftlichen Hof.
Burg (auf Hügel mit Schild): Der zweite Teil des Namens stammt ab von „Burg“, der Burgturm auf dem Dreiberg deutet darauf hin. Der Kotten/Hof stand in der Geinegge in Hövel, unweit der Burg Geinegge.
Hövel ist abgeleitet von Hüvele und bedeutet Hügel (daher Burgturm auf dem Hügel). Das Burg-Schildchen mit den Werkzeugen Schlägel und Eisen stammt aus dem Bezirkswappen von Hamm Bockum-Hövel.
Fass: Das Fass deutet auf das Fassbinderhandwerk hin, welches über mehrere Generationen in der eigenen Fassbinder-Werkstatt ausgeübt wurde.
Glocke: Die Glocke steht für die enge Verbindung zur Kirche. Franz Arnhold Tecklenborg war Küster in Werne. Joseph Tecklenborg war Kaplan in Wesel, dann Großstadtseelsorger in Berlin und später der Pfarrer von Sendenhorst. Er war gut befreundet mit dem Kardinal Graf von Galen und ermöglichte damals seinem Bruder Dr. Josef Tecklenborg die Hochzeit im St.-Paulus-Dom zu Münster. Für die Christus-König-Kirche in Bockum-Hövel hat die Familie einst eine Glocke und Kreuzwegbilder gespendet. Alte Briefe und ein gemeinsames Foto belegen, dass die Familie regelmäßigen Kontakt zum Bischof von Münster hatte.
Farben: Die Farben Rot und Silber stammen aus dem Stadtbezirkswappen von Bockum-Hövel; Grün als Farbe der Natur steht für den (ehemaligen) landwirtschaftlichen Hof; in Kombination finden sich die Farben Rot, Silber und Grün auch im Landeswappen von Nordrhein-Westfalen, der Herkunfts- und Wohnregion der Familie wieder.
Qellen und Bildmaterial
Recherche zum Hof
Johann Grabemeier, Dipl.-Theol. Pastoralreferent i.R.
Informationen und Bildmaterial
Familie Tecklenborg aus Hövel mit den letzten Personen die auf dem Hof noch gelebt haben.
Gerhard Heinrich Tecklenborg, Heinz Josef Tecklenborg, Eva Maria Galen (geb. Tecklenborg), Angelika Sudhölter (geb. Tecklenborg)
Nachweise / Unterlagen und Ausarbeitung
Bärbel Tecklenborg (geb. Seidel) und Patrick Tecklenborg aus Hövel.
Vielen Dank auch an Dr. med Joh Thormann aus Bielefeld der uns Einblick in die Münsteraner Familienunterlagen gewährte.
Zeitungsartikel
Bockum-Höveler Zeitung und Westfälischer Anzeiger