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Mandolinen-Orchester Herringen von 1924 e.V.: Unterschied zwischen den Versionen

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Am 29. Juni 1924 wurde in der Gastwirtschaft Overhoff an der Beverstraße 52 in Herringen der Wanderbund „Vergissmeinnicht“ durch "frohe, junge Menschen" gegründet. Einige Instrumente, in erster Linie Geigen und Gitarren verschönerten die Wanderungen.  Kurz darauf wurden die Geigen durch Mandolinen ersetzt und weitere Instrumente hinzugekauft. Durch regelmäßige Proben hob sich das musikalische Niveau. Das erste Konzert fand im "vollem Saalbau" der Gastwirtschaft von Wilhelm Schulze zur Wiesch an der jetzigen Neufchateaustraße 4 statt, dessen Inhaber dafür die Patenschaft übernommen hatte. Am 9. Dezember 1928 entschlossen sich die Mitglieder den Verein in „Mandolinen Orchester Herringen - gegründet 1924“ umzubenennen, weil das Wandern in den Hintergrund trat und sie lieber musiziertenErster Vorsitzender wurde Erich Hoffmann. Regelmäßige Konzerte unter den Dirigenten Josef Ziegelhöfer, Wilhelm Werner, Robert Anderson und Hans Schmidt fanden in der Öffentlichkeit immer größeren Zuspruch. War die Programmfolge anfangs leichterer Art, wurden die Themen immer gereifter. Nach Strauß, Lincke, Ritter usw. erschienen im Programm Werke von Verdi, Rossini, Lotzing, Weber und anschließend von Brahms, Bach, Mozart und Beethoven. Freundschaftskonzerte in Bad Meinberg, Emsdetten, Warendorf, Neheim, Bottrop, Dortmund-Wickede, Dortmund-Brakel, Heeren-Werve und Hamm pflegten die Kontakte zu anderen Vereinen.
'''Über 100 Jahre Mandolinen Orchester Herringen 1924 e.V.'''  


Der 2. Weltkrieg und die damit verbundene Einberufung zum Wehrdienst unterbrach die öffentlichen Auftritte für einige Zeit. Die wöchentlichen Proben fanden aber trotz ersatzgeschwächtem Ensemble statt. Proben und Gemeinschaftskonzerte mit befreundeten Musikvereinen diente auch dem Tauschhandel – Kohle gegen Speck. Aufführungen mit einheimischen Solo-Stimmen führten 1948 zu erfolgreichen Darbietungen der größeren Chorwerke "Glück auf" und "Ewig singt die Heimat" von Theodor Ritter.
'''Die „Geige des Arbeiters“ verbindet über alle Sprachen und Nationen hinweg'''


Durch das Massenmedium „Fernsehen“ wurde das Publikum nach dem 2. Weltkrieg immer mehr verwöhnt und das Orchester musste sich durch besondere Programmgestaltung das Interesse der Zuhörerinnen und Zuhörer zurück erobern. Nicht nur für Konzerte, sondern auch auf privaten Anlässen wird fröhlich aufgespielt.  Konzertverpflichtungen in die nahe und weitere Umgebung gaben dem Orchester einen weiteren Aufschwung. Inzwischen hatte Karl Fehr die musikalische Leitung des Orchesters übernommen, die er 1969 nach fünfzehnjährigem verdienstvollen Wirken an Helmut Heyn abgab. Das Jugendorchester bestand in dieser Zeit aus über 50 Mitgliedern, erstmalig wurde am Wettbewerb „Jugend musiziert“ teilgenommen und Lehrgänge im Sauerland unter anderem mit der Dortmunder „Mandolinenlegende“ Willi Althoff und dem späteren Dirigenten Werner Hübert durchgeführt.
Das Mandolinenorchester Herringen von 1924 besteht über 100 Jahre lang. Alles begann zu einer Zeit, in der sich die Vereine vorrangig aus der Arbeiterschicht zusammensetzte und man sich bei der Musik erholen wollte. Vielen ist deshalb bis heute die Mandoline noch als „Geige des Arbeiters“ ein Begriff. Warum gab es vor dieser Zeit keine Mandolinenvereinigungen? Weil die Mandoline gefährlich war!


Eine prägende Entwicklung nahm das Orchester nach Übernahme des Dirigentenstabes durch Werner Hübert 1976. Er hat selbst etwas 90 Mandolinen und Mandolen gebaut, denen die russische Domra als Vorbild diente. Die Mitglieder des Orchesters spielen heute vorwiegend diese Instrumente. Werner Hübert hat mehr als 100 Werke selbst komponiert oder mit seiner ihm eigenen vitalen Handschrift für Mandolinen-Orchester bearbeitet. Auf internationalen Wettbewerbern belegte das Orchester erste und dritte Plätze. 1978 führte eine erfolgreiche Konzertreise in die französische Partnerstadt Neufchateau. Johannes Rau, NRW-Ministerpräsident, zeigte sich 1979 von den Mandolinenklängen begeistert und spendete reichlich Applaus. Das Orchester spielte zum Festakt 800-Jahre Welver auf – und der spätere Bundespräsident hielt die Festrede. Über 1000 Zuhörerinnen und Zuhörer gab es im gleichen Jahr beim Auftritt im Rahmen eines Gemeinschaftskonzertes „Bergleute musizieren und singen für Bergleute“ der Ruhrfestspiele in Recklinghausen. 1980 wurde die erste Langspielplatte des Orchesters mit europäischer Volksmusik aufgenommen. Konzerte mit großen Kinderchören unter anderem aus Köln oder Ahlen und die weiteren Konzertreisen nach Frankreich und Italien waren sehr erfolgreich. Einer von vielen Höhepunkten war ein großes Konzert mit Ivan Rebroff  (deutscher Sänger mit Stimmumfang von mehr als 4 Oktaven) aus Anlass des 100-jährigen Geburtstages vom Gesangverein Konstantia im Kurhaus in Hamm. Aber auch Konzerte mit Chören aus dem Sauerland sowie dem DON KOSAKEN CHOR Serge Jaroff sorgten  oft für ausverkaufte Säle oder Kirchen. Seit  Jahrzehnten beweist das Orchester soziales Engagement durch Benefizkonerte, zuletzt zu Gunsten phillipinischer Flutopfer oder lokaler Projekte.
Es gab im Kaiserreich durch Bismarck die so genannten Sozialistengesetze. Über 330 Arbeiterorganisationen wurden verboten. Tausende Menschen verhaftet, inhaftiert oder zur Emigration gezwungen. Die politische Stimmung für die Gründung von Arbeitermusikvereinen war nicht günstig, denn die Obrigkeit vermutete dahinter sozialdemokratische Tarnorganisationen. Trotzdem musizierten die Arbeiter in ihrer Freizeit gemeinsam. Spürbaren Aufwind bekamen die Mandolinenorchester deshalb durch die „Wandervogelbewegung“. Hunderttausende von Jugendlichen gehörten dazu! Sie kritisierten Technisierung und Kommerzialisierung des Alltagslebens und versuchten ihr mit dem „Erlebnis der Einfachheit“ und einer bewusst zur Schau gestellten Naturverbundenheit zu begegnen und zum Teil auch gegen Alkohol und Nikotin. Man besann sich auf einfachste, aber rhythmisch betonte Lieder wie aus dem berühmten „Zupfgeigenhansel“, einem der einflussreichsten und am weitesten verbreiteten deutschen Volksliederbücher. Mandoline und „Guitarre“ begleiteten die riesigen Schwärme von unorganisierten Wandervögeln – die aber immer mehr organisierte Formen annahmen:


Über 96 Jahre nach der Gründung musizieren  2020 noch 29 Mitglieder mit den Zupfinstrumenten Mandoline, Mandola, Gitarre und  dem Streichinstrument Kontrabass. Neben der neapolitanischen Mandoline werden überwiegend "Hübert"-Instrumente benutzt. Dabei handelt es sich um in Handarbeit gebaute Mandolinen nach dem Vorbild der russischen Domra. Durch diese Kombination haben die Gestaltungsmöglichkeiten des Orchestern an Breite gewonnen. Der liebliche Klang des italienischen Instrumentes und der etwas herbere und stärkere Ton der "Hübert"-Mandoline geben die Möglichkeit, die Klangfarbe dem Charakter der verschiedenen Musikstücke anzupassen. Musikalischer Leiter des Orchesters ist seit 1997 Thorsten Jaschkowitz. Das vielfältige Repertoire besteht aus mehr als 900 Musikstücken. Es reicht von der Klassik über Oper, Operette bis hin zur Folklore, besinnlicher Musik oder rasanten Rhythmen. Oft werden die Konzerte auch gemeinsam mit Chören, Gesangs- oder Musiksolisten sowie anderen Mandolinenorchestern durchgeführt.  
'''Überall bildeten sich neue Vereine. So auch am 29. Juni 1924 in der Gastwirtschaft Overhoff an der Beverstraße 52 in Herringen der Wanderbund „Vergissmeinnicht“. Er wurde 1928 am 9. Dezember in „Mandolinen Orchester Herringen - gegründet 1924“ umbenannt, weil das Musizieren in den Vordergrund trat.'''


'''Schmelztiegel der Kulturen'''


Nachwuchs (Ausbildung, Noten und Instrumente werden gestellt) oder "Mitmusizierende" sind im Orchester immer herzlich willkommen. Die Proben finden mit Ausnahme der Ferien, jeden Dienstag in der Aula der Jahnschule in Hamm-Herringen, [[Dortmunder Straße]] 170, um 19:30 Uhr statt. Jeder Neuankömmling ist eingeladen einmal reinzulauschen um vielleicht bei Gefallen aktiv mitzumachen.
Vorsitzender Udo Kath im Jubiläumsjahr: „Seitdem erleben wir als Orchester nunmehr 100 Jahre, das Musik verbindet – über alle Sprachen und Nationen hinweg. Denn das Ruhrgebiet war schon immer ein Schmelztiegel der Kulturen. Die Generation der „Wandervögel“ die den Verein gründete, wanderte gerne und liebte unter anderem das Leben in der Natur.“
 
Regelmäßige Konzerte und Auftritte fanden in der Öffentlichkeit immer größeren Zuspruch. War die Programmfolge anfangs leichterer Art, wurden die Themen immer gereifter. Viel Literatur für Mandolinenmusik war noch nicht vorhanden. Nach Strauß, Lincke, Ritter usw. erschienen im Programm Werke von Verdi, Rossini, Lotzing, Weber und anschließend von Brahms, Bach, Mozart und Beethoven. Freundschaftskonzerte in Bad Meinberg, Emsdetten, Warendorf, Neheim, Bottrop, Dortmund-Wickede, Dortmund-Brakel, Heeren-Werve und Hamm pflegten die Kontakte zu anderen Vereinen. Fotos aus den 20iger und 30iger Jahren belegen, dass aber auch die Geselligkeit im Vereinsleben nicht zu kurz kam.
 
Doch nachdem 1933 die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen, dauerte der „Ausnahmezustand“ bis 1945 an, der auch starken Einfluss auf die Mandolinenvereine hatte. So wurde vom Staat angeordnet, dass der Vereinsvorsitzende jetzt Vereinsführer heißt. Dieser eröffnete dann am 6. Mai 1934 erstmalig die Mitgliederversammlung des Herringer Orchesters mit „Heil Hitler“ und „Gut Klang“.
 
'''Gemeinschaftskonzerte und gute Jugendarbeit'''
 
Bevor die Vereinsarbeit nach dem 2. Weltkrieg weitergeführt werden durfte, musste das „unpolitische“ Orchester behördlich neu angemeldet werden. Noch im Oktober 1946 benötigte eine Aufführung im öffentlichen Raum eine „Sonderzulassung der Militärregierung für einzelne Konzerte“. Proben und Gemeinschaftskonzerte mit befreundeten Musikvereinen diente auch dem Tauschhandel – Kohle gegen Speck. Der Bergmannszyklus „Glück Auf“ wurde am 31.10.1948 mit dem Volkschor Herringen uraufgeführt.
 
Das erste Fernsehprogramm ARD startete bundesweit 1952 und damit begann in Deutschland ein konkurrierendes  Freizeitangebot, was sich in den weiteren Jahrzehnten auch immer mehr auf das Vereinsleben auswirkte. 1963 belebte als zweiter Sender das ZDF Deutschlands Medienlandschaft. Mit der Durchführung von Gemeinschaftskonzerten mit namhaften Gesangvereinen wurde neues Interesse beim Publikum geweckt. Wohltätigkeitsauftritte im Knappschaftskrankenhaus sorgten für weitere Sympathiepunkte in der Bevölkerung.
 
Es folgte die Zeit der „Beatles“ und der „´68er“. Der Verein setzt mit einer gut funktionierenden Jugendarbeit dagegen. 6 DM Jahresbeitrag. Dafür gibt es Instrumente, Noten, eine solide Ausbildung, zahlreiche Auftritte u.a. auf Erntedank-, Alten- und Weihnachtsfeiern, Ausflüge in die französische Partnerstadt Neufchâteau, ins Sauerland oder eine dreiwöchige Radwanderung zur Nordseeinsel Wangerooge. 1972 wurde Zupfmusik auch beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ zugelassen. Vier Jugendliche des Orchesters nahmen mit Erfolg daran teil.
 
'''Weiterhin ausverkaufte Auftritte'''
 
Anschließend begann ein besonderer Aufschwung des Orchesters nach der Übernahme des Dirigentenstabes durch Werner Hübert im Jahre 1976. Noch heute werden seine Kompositionen auf seinen in Handarbeit gefertigten Instrumenten gespielt. Auftritte gab es in dieser Zeit genügend. Unter anderem mit Meisterchören aus dem Sauerland und Ennigerloh die weiterhin zu ausverkauften Konzerten führten. Über 1000 Zuhörerinnen und Zuhörer gab es beim Auftritt im Rahmen eines Gemeinschaftskonzertes „Bergleute musizieren und singen für Bergleute“ der Ruhrfestspiele in Recklinghausen. Es folgten Konzertreisen nach Italien, Paris und der französischen Partnerschaftsstadt Neufchâteau und vor Ort mit Ivan Rebroff, den Ahlener Nachtigallen, dem Kölner Kinderchor, dem Original Don Kosaken-Chor Serge Jaroff sowie den Open-Airkonzerten an der Saline in Werne oder dem Kurpark in Hamm. Wie in der Vergangenheit wurde auch erfolgreich an Musikwettbewerben teilgenommen.
 
Ein besonderes Kapital war der weltweite Ausbruch der Infektionskrankheit „COVID-19“. „Corona“ führte zu drastischen Auswirkungen. So konnten von Januar 2020 bis Juli 2022 zweieinhalb Jahre keine öffentlichen Auftritte stattfinden. 2021 wurden nur 12 Proben mit geringer Beteiligung durchgeführt. Das geplante Weihnachtskonzert wurde kurzfristig abgesagt, die verkauften Karten mussten wieder zurückgegeben werden.
 
Aber natürlich war das zehnte Jahrzehnt des Bestehens auch geprägt von weiterhin ausverkauften Konzerten und gut besuchten Veranstaltungen, mit bis zu 750 Zuhörerinnen und Zuhörern. Dazu gehörten die wiederkehrenden Auftritte bei der „Albert Hintzen-Stiftung“ u.a. mit dem Sänger Johannes Groß von den „German Tenors“, an der Saline in Werne, im Hammer Kurpark, in Seniorenwohnheimen, den Stadtteilbezirkfesten und den Weihnachtskonzerte.
 
Besonders emotionalisierte auf zahlreichen Terminen das gemeinsame Spielen und Singen der sieben Strophen des Steigerliedes „Glück auf“, der Hymne der Bergleute, das 2023 offiziell in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.
 
Musikalischer Höhepunkt war in 2024 das Jubiläumskonzert mit vielen außergewöhnlichen Solisten, dass im Gründungsmonat Juni im evangelischen Gemeindhaus St. Victor stattfand. Vorher erhielt der Verein durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ein Ehrenzeichen der Bundesrepublik Deutschland - die '''„PRO MUSICA-Plakette“.''' Sie wird seit 1968 verliehen. Voraussetzung dafür ist der Nachweis, dass sich die Musikvereinigung in ernster und erfolgreicher musikalischer Arbeit der Pflege der instrumentalen Musik gewidmet und im Rahmen der örtlich gegebenen Verhältnisse künstlerische oder volksbildende Verdienste erworben hat.
 
'''Extrakasten:''' ''Erster Vorsitzender des Mandolinen-Orchester Herringen von 1924 wurde Erich Hoffmann und der Dirigent hieß damals Josef Ziegelhöfer. In Summe gab es in den 100 Jahren insgesamt 13 Vorsitzende und 13 musikalische Leiter. Auf 25 Jahre Amtszeit kommt dabei der heutige Ehrenvorsitzende Günter Kaspar. Auf 40 Jahre ehrenamtliche Vorstandsarbeit blickt Mandolinenspieler Heinz Westphal zurück und Annegret Kaspar ist seit 76 Jahren Mitglied im Verein. Thorsten Jaschkowitz ist bis heute 27 Jahre lang musikalischer Leiter. „Immer den besten Klang aus dem Orchester herausholen.“ Das war und ist das Motto des 57jährigen. Ein weiterer Musiker prägte das Herringer Orchester etliche Jahre in den siebziger Jahren. Werner Hübert komponierte und bearbeitete mit seiner ihm eigenen vitalen Handschrift nicht nur über 150 Musikstücke, sondern baute selbst etwas 90 Mandolinen und Mandolen, denen die russische Domra als Vorbild diente, sowie 20 Gitarren. Viele Mitglieder des Orchesters spielen heute noch diese Instrumente. 1976 übernahm der virtuelle Mandolinenspieler auch noch den Dirigentenstab.''
 
Mehr als 100 Jahre nach der Gründung musizieren 2025 noch 16 Aktive mit den Zupfinstrumenten Mandoline, Mandola, Gitarre und  dem Streichinstrument Kontrabass. Neben der neapolitanischen Mandoline werden überwiegend "Hübert"-Instrumente benutzt. Dabei handelt es sich um in Handarbeit gebaute Mandolinen nach dem Vorbild der russischen Domra. Durch diese Kombination haben die Gestaltungsmöglichkeiten des Orchestern an Breite gewonnen. Der liebliche Klang des italienischen Instrumentes und der etwas herbere und stärkere Ton der "Hübert"-Mandoline geben die Möglichkeit, die Klangfarbe dem Charakter der verschiedenen Musikstücke anzupassen. Musikalischer Leiter des Orchesters ist seit 1997 ''Thorsten Jaschkowitz''. Das vielfältige Repertoire besteht aus mehr als 900 Musikstücken. Es reicht von der Klassik über Oper, Operette bis hin zur Folklore, besinnlicher Musik oder rasanten Rhythmen. Oft werden die Konzerte auch gemeinsam mit Chören, Gesangs- oder Musiksolisten sowie anderen Mandolinenorchestern durchgeführt.  


== Weblinks ==
== Weblinks ==
* [http://www.mandolinen-orchester-herringen.de/index.htm Offizielle Homepage vom Mandolinen-Orchester Herringen]
* [https://www.mandolinen-orchester-herringen.de/ Offizielle Homepage vom Mandolinen-Orchester Herringen]




[[Kategorie:Vereine]]
[[Kategorie:Vereine]]
[[Kategorie:Herringen (Bezirk)]]
[[Kategorie:Kultur]]

Aktuelle Version vom 30. März 2025, 23:05 Uhr

Mandolinen-Orchester Herringen von 1924 e.V.
1. Vorsitzender Udo Kath
2. Vorsitzender Margret Daum
Kassierer Martin Matuszek
Schriftführer Angelika Manicke
Dirigent Thorsten Jaschkowitz
Gründung 29. Juni 1924
Homepage mandolinen-orchester-herringen.de
Vereinsregister AG Hamm – VR 654
Stand der Daten 30.03.2025

Über 100 Jahre Mandolinen Orchester Herringen 1924 e.V.

Die „Geige des Arbeiters“ verbindet über alle Sprachen und Nationen hinweg

Das Mandolinenorchester Herringen von 1924 besteht über 100 Jahre lang. Alles begann zu einer Zeit, in der sich die Vereine vorrangig aus der Arbeiterschicht zusammensetzte und man sich bei der Musik erholen wollte. Vielen ist deshalb bis heute die Mandoline noch als „Geige des Arbeiters“ ein Begriff. Warum gab es vor dieser Zeit keine Mandolinenvereinigungen? Weil die Mandoline gefährlich war!

Es gab im Kaiserreich durch Bismarck die so genannten Sozialistengesetze. Über 330 Arbeiterorganisationen wurden verboten. Tausende Menschen verhaftet, inhaftiert oder zur Emigration gezwungen. Die politische Stimmung für die Gründung von Arbeitermusikvereinen war nicht günstig, denn die Obrigkeit vermutete dahinter sozialdemokratische Tarnorganisationen. Trotzdem musizierten die Arbeiter in ihrer Freizeit gemeinsam. Spürbaren Aufwind bekamen die Mandolinenorchester deshalb durch die „Wandervogelbewegung“. Hunderttausende von Jugendlichen gehörten dazu! Sie kritisierten Technisierung und Kommerzialisierung des Alltagslebens und versuchten ihr mit dem „Erlebnis der Einfachheit“ und einer bewusst zur Schau gestellten Naturverbundenheit zu begegnen und zum Teil auch gegen Alkohol und Nikotin. Man besann sich auf einfachste, aber rhythmisch betonte Lieder wie aus dem berühmten „Zupfgeigenhansel“, einem der einflussreichsten und am weitesten verbreiteten deutschen Volksliederbücher. Mandoline und „Guitarre“ begleiteten die riesigen Schwärme von unorganisierten Wandervögeln – die aber immer mehr organisierte Formen annahmen:

Überall bildeten sich neue Vereine. So auch am 29. Juni 1924 in der Gastwirtschaft Overhoff an der Beverstraße 52 in Herringen der Wanderbund „Vergissmeinnicht“. Er wurde 1928 am 9. Dezember in „Mandolinen Orchester Herringen - gegründet 1924“ umbenannt, weil das Musizieren in den Vordergrund trat.

Schmelztiegel der Kulturen

Vorsitzender Udo Kath im Jubiläumsjahr: „Seitdem erleben wir als Orchester nunmehr 100 Jahre, das Musik verbindet – über alle Sprachen und Nationen hinweg. Denn das Ruhrgebiet war schon immer ein Schmelztiegel der Kulturen. Die Generation der „Wandervögel“ die den Verein gründete, wanderte gerne und liebte unter anderem das Leben in der Natur.“

Regelmäßige Konzerte und Auftritte fanden in der Öffentlichkeit immer größeren Zuspruch. War die Programmfolge anfangs leichterer Art, wurden die Themen immer gereifter. Viel Literatur für Mandolinenmusik war noch nicht vorhanden. Nach Strauß, Lincke, Ritter usw. erschienen im Programm Werke von Verdi, Rossini, Lotzing, Weber und anschließend von Brahms, Bach, Mozart und Beethoven. Freundschaftskonzerte in Bad Meinberg, Emsdetten, Warendorf, Neheim, Bottrop, Dortmund-Wickede, Dortmund-Brakel, Heeren-Werve und Hamm pflegten die Kontakte zu anderen Vereinen. Fotos aus den 20iger und 30iger Jahren belegen, dass aber auch die Geselligkeit im Vereinsleben nicht zu kurz kam.

Doch nachdem 1933 die Nationalsozialisten in Deutschland an die Macht kamen, dauerte der „Ausnahmezustand“ bis 1945 an, der auch starken Einfluss auf die Mandolinenvereine hatte. So wurde vom Staat angeordnet, dass der Vereinsvorsitzende jetzt Vereinsführer heißt. Dieser eröffnete dann am 6. Mai 1934 erstmalig die Mitgliederversammlung des Herringer Orchesters mit „Heil Hitler“ und „Gut Klang“.

Gemeinschaftskonzerte und gute Jugendarbeit

Bevor die Vereinsarbeit nach dem 2. Weltkrieg weitergeführt werden durfte, musste das „unpolitische“ Orchester behördlich neu angemeldet werden. Noch im Oktober 1946 benötigte eine Aufführung im öffentlichen Raum eine „Sonderzulassung der Militärregierung für einzelne Konzerte“. Proben und Gemeinschaftskonzerte mit befreundeten Musikvereinen diente auch dem Tauschhandel – Kohle gegen Speck. Der Bergmannszyklus „Glück Auf“ wurde am 31.10.1948 mit dem Volkschor Herringen uraufgeführt.

Das erste Fernsehprogramm ARD startete bundesweit 1952 und damit begann in Deutschland ein konkurrierendes  Freizeitangebot, was sich in den weiteren Jahrzehnten auch immer mehr auf das Vereinsleben auswirkte. 1963 belebte als zweiter Sender das ZDF Deutschlands Medienlandschaft. Mit der Durchführung von Gemeinschaftskonzerten mit namhaften Gesangvereinen wurde neues Interesse beim Publikum geweckt. Wohltätigkeitsauftritte im Knappschaftskrankenhaus sorgten für weitere Sympathiepunkte in der Bevölkerung.

Es folgte die Zeit der „Beatles“ und der „´68er“. Der Verein setzt mit einer gut funktionierenden Jugendarbeit dagegen. 6 DM Jahresbeitrag. Dafür gibt es Instrumente, Noten, eine solide Ausbildung, zahlreiche Auftritte u.a. auf Erntedank-, Alten- und Weihnachtsfeiern, Ausflüge in die französische Partnerstadt Neufchâteau, ins Sauerland oder eine dreiwöchige Radwanderung zur Nordseeinsel Wangerooge. 1972 wurde Zupfmusik auch beim Wettbewerb „Jugend musiziert“ zugelassen. Vier Jugendliche des Orchesters nahmen mit Erfolg daran teil.

Weiterhin ausverkaufte Auftritte

Anschließend begann ein besonderer Aufschwung des Orchesters nach der Übernahme des Dirigentenstabes durch Werner Hübert im Jahre 1976. Noch heute werden seine Kompositionen auf seinen in Handarbeit gefertigten Instrumenten gespielt. Auftritte gab es in dieser Zeit genügend. Unter anderem mit Meisterchören aus dem Sauerland und Ennigerloh die weiterhin zu ausverkauften Konzerten führten. Über 1000 Zuhörerinnen und Zuhörer gab es beim Auftritt im Rahmen eines Gemeinschaftskonzertes „Bergleute musizieren und singen für Bergleute“ der Ruhrfestspiele in Recklinghausen. Es folgten Konzertreisen nach Italien, Paris und der französischen Partnerschaftsstadt Neufchâteau und vor Ort mit Ivan Rebroff, den Ahlener Nachtigallen, dem Kölner Kinderchor, dem Original Don Kosaken-Chor Serge Jaroff sowie den Open-Airkonzerten an der Saline in Werne oder dem Kurpark in Hamm. Wie in der Vergangenheit wurde auch erfolgreich an Musikwettbewerben teilgenommen.

Ein besonderes Kapital war der weltweite Ausbruch der Infektionskrankheit „COVID-19“. „Corona“ führte zu drastischen Auswirkungen. So konnten von Januar 2020 bis Juli 2022 zweieinhalb Jahre keine öffentlichen Auftritte stattfinden. 2021 wurden nur 12 Proben mit geringer Beteiligung durchgeführt. Das geplante Weihnachtskonzert wurde kurzfristig abgesagt, die verkauften Karten mussten wieder zurückgegeben werden.

Aber natürlich war das zehnte Jahrzehnt des Bestehens auch geprägt von weiterhin ausverkauften Konzerten und gut besuchten Veranstaltungen, mit bis zu 750 Zuhörerinnen und Zuhörern. Dazu gehörten die wiederkehrenden Auftritte bei der „Albert Hintzen-Stiftung“ u.a. mit dem Sänger Johannes Groß von den „German Tenors“, an der Saline in Werne, im Hammer Kurpark, in Seniorenwohnheimen, den Stadtteilbezirkfesten und den Weihnachtskonzerte.

Besonders emotionalisierte auf zahlreichen Terminen das gemeinsame Spielen und Singen der sieben Strophen des Steigerliedes „Glück auf“, der Hymne der Bergleute, das 2023 offiziell in das bundesweite Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes aufgenommen wurde.

Musikalischer Höhepunkt war in 2024 das Jubiläumskonzert mit vielen außergewöhnlichen Solisten, dass im Gründungsmonat Juni im evangelischen Gemeindhaus St. Victor stattfand. Vorher erhielt der Verein durch den Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier ein Ehrenzeichen der Bundesrepublik Deutschland - die „PRO MUSICA-Plakette“. Sie wird seit 1968 verliehen. Voraussetzung dafür ist der Nachweis, dass sich die Musikvereinigung in ernster und erfolgreicher musikalischer Arbeit der Pflege der instrumentalen Musik gewidmet und im Rahmen der örtlich gegebenen Verhältnisse künstlerische oder volksbildende Verdienste erworben hat.

Extrakasten: Erster Vorsitzender des Mandolinen-Orchester Herringen von 1924 wurde Erich Hoffmann und der Dirigent hieß damals Josef Ziegelhöfer. In Summe gab es in den 100 Jahren insgesamt 13 Vorsitzende und 13 musikalische Leiter. Auf 25 Jahre Amtszeit kommt dabei der heutige Ehrenvorsitzende Günter Kaspar. Auf 40 Jahre ehrenamtliche Vorstandsarbeit blickt Mandolinenspieler Heinz Westphal zurück und Annegret Kaspar ist seit 76 Jahren Mitglied im Verein. Thorsten Jaschkowitz ist bis heute 27 Jahre lang musikalischer Leiter. „Immer den besten Klang aus dem Orchester herausholen.“ Das war und ist das Motto des 57jährigen. Ein weiterer Musiker prägte das Herringer Orchester etliche Jahre in den siebziger Jahren. Werner Hübert komponierte und bearbeitete mit seiner ihm eigenen vitalen Handschrift nicht nur über 150 Musikstücke, sondern baute selbst etwas 90 Mandolinen und Mandolen, denen die russische Domra als Vorbild diente, sowie 20 Gitarren. Viele Mitglieder des Orchesters spielen heute noch diese Instrumente. 1976 übernahm der virtuelle Mandolinenspieler auch noch den Dirigentenstab.

Mehr als 100 Jahre nach der Gründung musizieren 2025 noch 16 Aktive mit den Zupfinstrumenten Mandoline, Mandola, Gitarre und  dem Streichinstrument Kontrabass. Neben der neapolitanischen Mandoline werden überwiegend "Hübert"-Instrumente benutzt. Dabei handelt es sich um in Handarbeit gebaute Mandolinen nach dem Vorbild der russischen Domra. Durch diese Kombination haben die Gestaltungsmöglichkeiten des Orchestern an Breite gewonnen. Der liebliche Klang des italienischen Instrumentes und der etwas herbere und stärkere Ton der "Hübert"-Mandoline geben die Möglichkeit, die Klangfarbe dem Charakter der verschiedenen Musikstücke anzupassen. Musikalischer Leiter des Orchesters ist seit 1997 Thorsten Jaschkowitz. Das vielfältige Repertoire besteht aus mehr als 900 Musikstücken. Es reicht von der Klassik über Oper, Operette bis hin zur Folklore, besinnlicher Musik oder rasanten Rhythmen. Oft werden die Konzerte auch gemeinsam mit Chören, Gesangs- oder Musiksolisten sowie anderen Mandolinenorchestern durchgeführt.

Weblinks