Wasserübergabe Hamm: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 18. Oktober 2022, 17:56 Uhr
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Die Wasserübergabe in Hamm ist ein wassertechnisches Bauwerk an der Schleuse Hamm am Datteln-Hamm-Kanal. Es dient zur Wasserregulierung des westdeutschen Kanalnetzes und der Lippe.
Hintergrund
Das westdeutsche Kanalnetz von Wesel-Datteln-, Rhein-Herne-, Dortmund-Ems- und Datteln-Hamm-Kanal wird durch die Scheitelhaltung zwischen Herne, Datteln, Hamm und Münster mit Wasser versorgt und auf gleichmäßigen Niveau (± 15 cm) in den einzelnen Staustufen gehalten. Obwohl es sich nicht um fließende Gewässer handelt werden doch im Jahr ca. 550 Millionen Kubikmeter Wasser in Richtung Rhein, Ruhr und Ems transportiert (hauptsächlich durch Schleusungen) oder gehen auf andere Art und Weise (z. B. durch Nutzung als Kühlwasser, Versickerung, Verdunstung) dem Kanalnetz verloren. Durch Einspeisung aus der Lippe an der Wasserübergabe wird dieser Verlust ausgeglichen.
Umgekehrt kann es in sehr trockenen Jahren passieren, dass die Lippe unter die, zum Erhalt des Ökosystems der Lippeauen notwendige Abflussmenge von 10 m³/s fällt. In solchen Fällen kann das Kanalwasser in die Lippe gepumpt werden. Dieses Wasser wird dann durch Rückpumpwerke an den Kanalschleusen aus der Ruhr und im Extremfall auch aus dem Rhein über die entsprechenden Kanalstrecken bis zur Wasserübergabe zurückgepumpt. Im Durchschnitt sind dies im Jahr nur 5 Millionen Kubikmeter Wasser, im sehr trockenen Jahr 1991 waren es allerdings 33 Millionen Kubikmeter.
Der Datteln-Hamm-Kanal war von vorne herein nicht nur als Schifffahrtsroute neben der nur schwer befahrbaren Lippe angelegt worden sondern auch zur Wasserversorgung für das Kanalnetz. Von 1897 bis 1914 gab es nur das Pumpwerk an der Brücke der „Alten Fahrt“ des Dortmund-Ems-Kanals, welches mit Dampfkraft Lippewasser in den Kanal hochhob.
1914 wurde der Datteln-Hamm-Kanal eröffnet, die Wasserübergabe in Hamm in Betrieb genommen und das alte Pumpwerk stillgelegt.
Bauwerk
In Hamm verlaufen Lippe und Kanal parallel nebeneinander, nur durch einen Hochwasserdamm getrennt. Die Wasserübergabe dort besteht aus folgenden Bauwerken:
- Ein Klappenwehr in Höhe der Schleuse Hamm staut die Lippe auf im Mittel 58,15 Meter auf. Sie ist dadurch einige Zentimeter höher als der parallel verlaufende Kanalabschnitt bis zur Schleuse Werries (57,95 Meter).
- Direkt an der Schleuse Hamm ragt das historische Gebäude der Wasserübergabe zum Teil über die Lippe, zum Teil über die Freiflut des Kanals (siehe erstes Luftbild). Hier ist das Pumpwerk und eine Turbine [1] zur Stromerzeugung (475 Kilowatt-Anlage) untergebracht, welche den Höhenunterschied zum Niveau unterhalb der Schleuse (56,50 Meter) bzw. des Wehrs (54,27 Meter) ausnutzen .
- Im Oberwasser der Schleuse in ca. 1 km Entfernung an der Brücke Fährstraße befindet sich das Einspeisungsbauwerk (siehe zweites Luftbild), mit dem das Lippewasser durch natürliches Gefälle (20 cm) in den Kanal einströmt.
- Unterhalb der Schleuse ist das Überleitungsbauwerk, das bei Bedarf Kanalwasser in die Lippe speist. Da die Lippe eine größere Staustufe vollzieht als die Kanalschleuse liegt sie hier unter dem Niveau des Kanals.
Betrieb
In einem Abkommen zwischen der Wasser- und Schifffahrtsverwaltung des Bundes, dem Land NRW und dem Lippeverband ist die Wasserentnahme und -zufuhr geregelt. So darf nur bis zu einer Wasserführung der Lippe von 10 m³/s überhaupt Wasser ins Kanalnetz eingespeist werden. Mit zunehmender Wasserführung kann maximal 25 m³/s überführt werden (wenn die Lippe mehr als 35 m³/s führt). Dieser Betriebszustand wird „natürliche Speisung“ genannt und stellt den häufigsten Zustand dar.
Im Betriebszustand „Pumpbetrieb“ transportieren die Kanäle Wasser aus Ruhr und Rhein zurück. Der Lippeabfluß bei Hamm wird dann mit Zuschusswasser aus den Kanälen mit bis zu 4,5 m³/s angereichert. Der Pumpbetrieb wird bereits bei einer Wasserführung der Lippe von unter 18 m³/s teilweise angefahren um trotz der dann geringeren Entnahmemenge noch die Wasserstände in den Kanälen halten zu können.
Der Wassertransport kann soweit gehen, das aus dem Dortmund-Ems-Kanal bei Senden Wasser an die Stever in Richtung Hullener- und Halterner Stausee abgegeben wird um dem Wasserwerk Haltern die Trinkwassergewinnung weiterhin zu ermöglichen.
Baudenkmaleintrag
Bei dem Wasserverteilungsbauwerk in Hamm handelt es sich um ein Baudenkmal, an dessen Erhaltung und Nutzung ein öffentliches Interesse besteht. Dieses öffentliche Interesse begründet sich darin, weil diese Anlage u. a. bedeutend ist für die Geschichte des Menschen, hier seiner Geschichte des modernen Aufbaues des westdeutschen Wasserstraßennetzes. Die ursprüngliche Aufgabe des DHK lag darin, das westdeutsche Kanalnetz mit Lippewasser in freier Vorflut zu versorgen. Auf Druck der regionalen Wirtschaft wurde dann diese Aufgabe durch den Ausbau der Kanalstreckedes DHK zum Massenguttransport erweitert. Diese Idee, Kanäle gezielt zum Transport von Wasser zu nutzen, sollte Grundlage werden für die Weiterentwicklung der Wasserwirtschaft im westdeutschen Kanalnetz. So erhielt der 1916 bis Hannover und 1938 bis zu Elbe fertiggestellte Mittellandkanal die zusätzliche Aufgabe, Hochwasserabflüsse der kreuzenden Bäche und Flüsse an leistungsfähige Vorfluter, die Weser und die Elbe, abzuführen. Auch der 1935 fertiggestellte Küstenkanal diente neben seiner Funktion als Schifffahrtstraße der Entwässerung der angrenzenden Moorgebiete. Im Gegensatz zu der Wasserversorgung des Kanalsystems mit Wasser in freier Vorflut ist der Pumpbetrieb zu sehen. Für die Erhaltung und Nutzung liegen u. a. wissenschaftliche Gründe vor. Dies deshalb, weil dieser Wasserverteilungsanlage in Hamm eine dokumentarische Bedeutung im westdeutschen Kanalnetz zukommt. [2]
Einzelnachweise
- ↑ EnergieAgentur.NRW vom 10. Juli 2006 „Hamm: Neue Wasserkraftanlage an der Lippe in Betrieb“
- ↑ Denkmalwertbegründung - zitiert nach Denkmalliste der Stadt Hamm, lfd. Nummer Bestandsverzeichnis 315
Geografische Koordinaten
Koordinaten: 51° 41' 12.31" N, 7° 49' 14.13 " O