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Rangierbahnhof

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Rangierbahnhof von oben, 1989

Der Rangierbahnhof Hamm wurde 1882 angelegt. Nach Umbaumaßnahmen zu Beginn der 1920er-Jahre zählte die Anlage mit einer Fläche von 110 Hektar,[1] 9,3 Kilometern Länge und bis zu 430 Metern Breite bei einer Gesamt-Gleislänge von 325 Kilometern und einer Kapazität von 10.500 Wagen pro Tag zu den größten ihrer Art in Europa.

Rangierbahnhof an der Rathenaustraße

Noch 1974 wurden in Hamm insgesamt rund 1,9 Millionen Güterwagen zu neuen Zügen formiert, doch nach der Privatisierung der Bahn und einer Verlagerung seiner Aufgaben nach Hagen-Vorhalle im 21. Jahrhundert wurden große Teile der Gleisanlagen nicht mehr genutzt.

Bis 2028 soll nunmehr auf dem Gelände, nach Absicht von Bahn und Rathaus, das Projekt Multi-Hub Westfalen, ein Güterdrehkreuz zwischen Schiene, Straße und Wasserwegen, realisiert werden, um den Rangierbahnhof neu zu beleben.

Geschichte

Bremsturm Hamm Rbf, 1975

Der Rangierbahnhof Hamm, der zwar unmittelbar südlich – in direkter Nachbarschaft des Hauptbahnhofs – liegt, mit dem Personenbahnhof aber nicht identisch ist, wurde im Jahre 1882 angelegt. Infolge des starken Anwachsens des Zugverkehrs reichten die Kapazitäten des Bahnhofs bald nicht mehr aus. So wurde ab dem Jahre 1911 ein großangelegter Umbau in Angriff genommen, der 1929 abgeschlossen war. Der alte Rangierbahnhof wurde durch einen etwas weiter südlich gelegenen Neubau mit drei Rangiersystemen ersetzt: Hso und Vmo jeweils für die West-Ost-Richtung, Hvw (später Hro) für die Ost-West-Richtung. Zusätzlich existierten im Bahnhof drei Nebenablaufberge für Sonderaufgaben (zum Beispiel Nachsortierung). Nach den Umbaumaßnahmen zählte die Anlage auf 110 ha, bei 9,3 Kilometern Länge und bis zu 430 Metern Breite bzw. einer Gesamt-Gleislänge von 325 Kilometern und einer Kapazität von 10.500 Wagen pro Tag, zu den größten ihrer Art in Europa. Das Rangiersystem Hvw erhielt im Jahre 1925 einen der ersten mit Gleisbremsen mechanisierten Ablaufberge.

Im Laufe der 1960er-Jahre wurde der Rangierbahnhof teilweise modernisiert. 1971 sind hier 670 Mitarbeiter beschäftigt, darunter 340 Personen, die als Rangierpersonal dienen.[2] Noch 1974 wurden in Hamm insgesamt rund 1,9 Millionen Güterwagen zu neuen Zügen formiert. Nach der Privatisierung der ehemals staatlichen Deutschen Bahn wurden von den drei Ablaufanlagen diejenigen bei den Stellwerken Hro (früher Hvw) und Vmo stillgelegt. Der Ablaufberg Hso wird als EOW-Anlage weiterbetrieben. Damit konnte auch auf das letzte der Elektromechanischen Stellwerke im Bahnhof verzichtet werden. Der Rangierbahnhof wird seitdem komplett aus den beiden Gleisbildstellwerken Hrw und Hro gesteuert (beide Bauart Spurplan 60).

21. Jahrhundert

Ablaufanlage Hamm Rbf Hso

Heute werden große Teile des Rangierbahnhofs vom DB-Stillstandsmanagement für die Abstellung von ausgemusterten Reisezugwagen und Dieseltriebwagen benutzt. Der Rangierbahnhof arbeitet nur mehr mit 10 % der ursprünglichen Kapazität von fast 10.000 Waggons täglich. Die überregionalen Zugbildungsaufgaben sind auf den Rangierbahnhof Hagen-Vorhalle übergegangen, dem Hamm Rbf als Knotenbahnhof angegliedert ist. Zum Rangierbahnhof gehörte einst das Bahnbetriebswerk Hamm G mit zwei Schiebebühnen und einem Rechtecklokschuppen. Bereits 1966 wurde es mit dem nahen Bw Hamm P zu einer einheitlichen Dienststelle „Bw Hamm (Westf.)“ zusammengelegt. Bereits ab Ende der 50er-Jahre begann man, die Schnellzugdampfloks des Bw Hamm durch Diesellokomotiven der Baureihe V 200.0 zu ersetzen. Der besonders lange Lokschuppen des ehemaligen Bw Hamm P eignete sich gut für die Wartung kompletter Triebzüge, weswegen die Baureihen 601 und 403 in Hamm beheimatet wurden. Nach der Ausmusterung der genannten Fahrzeuge verschob sich der Schwerpunkt der Instandhaltung im Bw Hamm auf Rangierlokomotiven und Nebenfahrzeuge. Nachdem in den Jahren zuvor noch die Rangierlokbestände der Betriebswerke Bielefeld und Münster übernommen worden waren, endete die Triebfahrzeuginstandhaltung und -Beheimatung im Bw Hamm am 31. März 2001. Seine Aufgaben wurden vom Betriebswerk Hagen übernommen. Hamm ist jedoch nach wie vor eine wichtige Personaleinsatzstelle der DB Schenker Rail Deutschland, da viele durchlaufende Güterzüge einen Zwischenstopp zum Personalwechsel im Rangierbahnhof Hamm einlegen.

Multi-Hub Westfalen

Das „Maxi-Terminal“, ein Containerterminal der Firma Lanfermann im Westhafen, soll Teil des Projekts werden

Ursprünglich war geplant, große Teile der nicht mehr benötigten Bahnanlagen des Rangierbahnhofs zu entwidmen und einer städtebaulichen Nachnutzung zuzuführen, beispielsweise einer Bebauung mit Gewerbe- und Wohnflächen. Am 1. Oktober 2021 verkündeten Deutsche Bahn, Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) und das Rathaus jedoch eine Absichtserklärung, der zufolge der Rangierbahnhof auf 60 ha bis 2028 zum „Multi-Hub Westfalen“, einem Güterdrehkreuz zwischen Schiene, Straße und Wasserwegen, umgebaut werden soll.

Durch die Realisierung sollen bis zu 170.000 LKW-Fahrten (deutschlandweit) jährlich vermieden werden. Für die Durchführung des Projekts sollte nach ersten Schätzungen eine Summe von 300 bis 350 Millionen Euro in die Hand genommen werden. Hierzu hat das Projekt den Segen des Landes und des Bundes.[3]

Am 4. Mai 2022 wurde die Gründung der Entwicklungsagentur für nachhaltigen Güterverkehr notariell beurkundet. Zu diesem Zweck hatte Oberbürgermeister Marc Herter (SPD) den Bundestagsabgeordneten Michael Thews (SPD) sowie Michael Theurer, den Parlamentarischen Staatssekretär im Ministerium für Digitales und Verkehr sowie Beauftragten der Bundesregierung für den Schienenverkehr, zu Gast.

Die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) rechnet damit, dass bis zu 350 Arbeitsplätze geschaffen werden.[4]

Gesellschafter

Gesellschafter der neuen Agentur wurden mit

  • 51 % die Wirtschaftsförderungsgesellschaft Hamm mbH,
  • 27 % die DB Cargo,
  • 14 % die Hafen Hamm GmbH,
  • 5 % die Kombiverkehr Deutsche Gesellschaft für kombinierten Güterverkehr und zu
  • 3 % Lanfer Logistik.

Als Geschäftsführer wurden Thomas Hesse (DB Cargo) und Marc Berendes (Wirtschaftsförderung Hamm) berufen.[5]

Finanzierung

Nach Berichten der Deutschen Verkehrs-Zeitung beläuft sich das Projektvolumen auf insgesamt 500 Millionen €.

Die Agentur wird im Zuge des „5-Standorte-Programms“ für ehemalige Standorte von Kohlekraftwerken unmittelbar mit 6,5 Millionen € gefördert. Hinzu sollen Förderungen aus weiteren Töpfen treten. Bei Gründung der Agentur am 4. Mai waren jedoch noch nicht alle Förderanträge tatsächlich gestellt.[6]

Maßnahmen

Die Gesamtsumme der Investitionen verteilt sich nach Angaben der Sprecherin von DB Cargo, Martina Niemann, zu ca. je einem Drittel auf Straßen- und Schienenbau sowie Investitionen in Immobilien.[7]

Straßen

Im Zuge der Planungen für den Multi-Hub soll die Errichtung der Kreisstraße 35n (K 35n) forciert werden, der Verbindung von Rathenaustraße (auf Höhe des Wiescher Bachs) und Kamener Straße.[8] Laut eines Gutachtens des Ingenieurbüros BBW Bochum im Auftrag der DB Cargo, des späteren Betreibers des Multi-Hubs, werden insgesamt 600 LKW-Fahrten am Tag erwartet, in der Regeln zwischen 06:00 Uhr und 20:00 Uhr, wovon voraussichtlich 360 Fahrten über Wiescherhöfen und Pelkum führen werden. Deshalb empfehlen die Gutachter die Errichtung eben jener K 35n und den Bau einer Lärmschutzwand sowie eine Temporeduzierung auf 30 km/h im Bereich der Ortsdurchfahrt Wiescherhöfen. Das bisherige Straßennetz in der Nähe des Rangierbahnhofs, vor allem die Lohauserholzstraße und Weetfelder Straße, werden als nicht hinreichend leistungsfähig eingestuft.[9]

In einer Pressemitteilung der Stadt führte Thomas Hesse, Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft, in diesem Zusammenhang aus:

Der Multi Hub Westfalen wird nur dann Realität, wenn alle daran Beteiligten eng und vertrauensvoll zusammenarbeiten. Für die Realisierung und Entwicklung des Projektes spielt die Umsetzung der geplanten Kreisstraße 35n eine zentrale Rolle. [10]

Langfristig ist auch der mittelbare Anschluss an die A 2 über die derzeit in Vorplanung befindliche B 63n geplant.[11]

Schienen und Kanäle

In das Projekt wird das von Lanfer Logistik bereits errichtete Schiene-Wasser-Güterterminal („Maxi-Terminal“) integriert, über das jährlich bei voller Auslastung bis zu 52.000 Ladeeinheiten aller Größen zwischen Kanal und Schiene umgeschlagen werden sollen.[12]

Ein weiteres Kranverladeterminal für den Umschlag zwischen Straße und Schiene entsteht im Südwesten des Geländes.[13]

Weitere Bilder

Stele zur Stadtgeschichte

Einzelnachweise