Urkunde 1340 1347
Die folgende Urkunde wurde von 1340 bis 1347 zusammengestellt und behandelt Aufzeichnungen über Streitigkeiten zwischen dem Rat, den sechs Gilden, den Erbsassen und den Bürgern von Dortmund auf der einen Seite und den Reichsleuten und ihrem Schutzherren, den Grafen Adolf von der Mark auf der anderen Seite. Diese Streitigkeiten betreffen die Weiden, die Feldmark und das Hudungsrecht. Sie wurden in den Jahren 1340, 1343, 1345 und 1347 verhandelt; zwischen den Erbgenossen in Körne und den Dortmundern erfolgten die Verhandlungen 1347.
Wortlaut
Die Urkunde ist in mittelniederdeutscher Sprache verfasst und hat folgenden Wortlaut: [1]
Wante dat nutte is, dee dink, dee tho vryet unde tho rechte tredet tho haldene, dat men dee tho scrift brencge, dar umme dat dee ghene, dee noch geboren sulen werden, ere vryet unde ere recht verantworden unde beherden, hir umme sii kundich allen den ghenen, dee desse scrift zeet unde horet lesen, dat een twidracht opstont tusschen twen dee rikes lude weren unde dee den raet van Dortmunde ghesworen hadden, unde imme stole zaten, unde op ene stad, dar sich dee rikes lude ghemeynlike verbodet hadden, also dat dar vel een krich, wer dee grunt, dee veyweyde, dee schuttincge unde de houde van der weyde tho Dortmunde were der rikes luden eder der ghemeynen borghere tho Dortmunde. Dar antworde in Alvin van Hereke oppe synen eet, dee grunt, dee veyweyde, dee schuttincge unde dee houde van der weyde were der rikes luden van rechte, mer dat dee ghemeynen borghere dar ane hedden, dat hedden see van gnaden der rikes luden. Hir op antworde Bertram van dem Putte unde sprak oppe sinen eet, dat dee grund, dee veyweyde, dee schuttincge unde dee houde van der weyde horde tho den ghemeynen borgheren unde der std van Dortmunde, mer wan ekeren wosse, wan dat tidich were, so mochten see schutten in dem vorste. Dar wider sprak Alvin van Herreke unde sighede, Bertram were meynedich in den worden. Dar umme schuldeghede Bertram van dem Putte Alvine van Herreke, hee holde ghesighet oppe Bertramme, Bertram were meynedich, dat verweddede und verscheen Alvin dem anderen, also dat Bertram in den saken recht wort, unde Alvin unrecht. Dir ghescach vor deme rade tho Dortmunde, dee hir bi namen na ghescriven steet, her Kerstien van Hengestenberghe, een borghermester tho der tiit, Gert Schulte, Johan Lancge, Etmer Lancge, Ceries van Hengestenberghe, Lambert Beye, Godschalc van Ysplincrode, Johan Meyenberch, Ceries van Winkele, Thideman Meyenberch, Thideman Suderman, Johan Suderman dee iuncge, Johan van der Berstrate, Hildebrand Keyser, Volquin van Hillen, Thideman van der Trappen, Hinrich van den Braken und Jacob Sassun. Ok waren dar gheghenwordich dee zes ghilde, dee erfhechtigen lude unde de ghemeynen borghere van Dortmunde. In der zelven tiit, do desse sake vel, dee hir vore ghescriven steet, do wurden dee zes ghilde endrechtichz mit den erfhechtigen luden, unde mit den ghemeynen borgheren, unde genegen vor den raet, oppe dat alle desse vorghescrivenen dink ghestedighet und dorslaghen wurde mit rechte, unde beden den raet, dat see wolden wissen een recht op eren eet, wer dee grunt, dee veyweyde, dee schuttincge unde dee hoyde van der weyde tho Dortmunde were der ghemeynen borghere tho Dortmunde , efte der rikes luden. Dar wiste dee selve raet, dee hir vore ghescriven steet, op eren eet wol beradeen, dat dee grunt, dey veyweyde, dee schuttincge unde dee houde von der weyde tho Dortmunde, dee were der ghemeynen borghere tho Dortmunde, mer dee schuttincge unde dee houde, dee sal dee raet waren unde hoyden van der ghemeynen borghere weghene. Dar na op een ander tiit, zunderden sich dee rikes lude van dem rade also doch, dat dee raet, dee zes ghilde, dee erfhechtighen lude unde dee ghemeynen borghere van Dortmunde spraken Alvine van Herreke an unde schuldegheden ene mit er eendracht dar umme, dat hee hadde ghesighet oppe synen eet, dee grunt, dee veyweyde, dee schuttincge unde dee houde van der weyde dee were der rikes luden van rechte, mer wat dee ghemeynen borghere dar ane hedden, dat hedden see van ghenaden der rikes luden. Dar versakede do Alvin van Herreke der waert, dee hee vore bekannt hadde, unde dee vore van eme behort waren, unde swour vor deme rade, vor den zes ghilden, vor den erfhechtighen luden und vor den ghemeynen borgheren, dat hee der wort nicht ghesproken enhedde. Dar wart de Bertram van dem Putte recht, unde Alvin unrecht in dessen sake. Vartmer in dessen talen leyt sich dee raet, dee zes gilde, dee erfhechtigten lude unde dee ghemeynen borghere van Dortmunde ane ghenoyghen unde waren endrechtlike gans kighen dee rikes lude. Dit wart gheendet des neesten vr4idaghes na suncte Victors daghe, do men talde na godes ghebort dusent iar dreehundert iar und veyrtich iar. [2]
Dar na ghescach in deme iare na godes gheburt, do men scref dusent iar drehundert iar unde dree und veyrtich iar, des fridaghes vor suncte Marien Magdalenen daghe, [3] wente sich dee raet, dee ses ghilde, dee erfhechtigen lude unde unse ghemeynen borghere dicke beclaget hadden, dat dee rikes lude bepotet haddeen horste, blote velt unde den wegh tho Evenecke, dar nu ghepotet en was, unde dar see nicht tho rechte poten mochten, umme dee ghemeynen weyde in sich tho winnene unde der ghemeynen stad af tho drincgene, dar umme so wart dee raet endrechtich mit den zes ghilden unde mit den erfechtighen luden unde mit eren ghemeynen borgheren, dat see riden unde ghenegen endrechtlike in den vorst, unde tughen dee pote ut, dee op ere ghemeynen weyde stonden unde dee dar tho unrechte ghesat waren.
Dar na ghescach in deme iare na godes ghebort, do men screef dusent iar drehundert iar, unde viif unde veyrtich iar bi achte daghen vor suncte Mertins daghe, [4] dat dee stad reed op en dagh tho Nunneherreke kighen greven Alve van der Marke, dat dee greve schuldighede dee stad umme zyven stucke, under den ziven stucken was dit dat ene, dat dee stad hedde bome ut ghetoghen, dar se eme unde synen luden, dar meynde hee dee rikeslude mide, unrecht ane hedden ghedan. Dat was umme dee selven pote, dee ghepoten waren oppe horste, oppe blote velt unde oppe Evenecker wegh, dee dey stad hadde ut ghetoghen, alse hir vore ghescriven steet. Dar antworde dee stad op also, dat see neyne bome hedden utghetoghen, dar see eme eder synen luden unrechte ane ghedan hedden, efte dee see van rechte beteren solden. Den eet verstont dar her Lambert Beye een borgermester tho den tiden unde Diderich Overberch des rade gheveyrde, van des stades weghene.
Dar na ghescach in deme iare na godes ghebort, do man scref dusent iar drehundert iar unde zyven unde veyrtich iar [5], dat een twist op stont tusschen deme rade, den erfhechtighen luden, den zes ghilden unde den ghemeynen borgheren van Dortmunde op ene side, unde den rikes luden oppe dee anderen side, dee schedde dee raet, dee hir bi namen na ghescriven steet, her Ceries van Hengestenberghe tho der tiit en borghermester, her Lambert Beye, Johan Suderman dee iuncge, Detmer Cleppinc, Ertmer Lancge, Thideman van Budelswincge, Johan Meyenberch, Johan Berstrate, Hildebrand Keyser, Volquin van Hillen, Thideman van der Trappen, Arend van der Trappen, Johan Rost, Henric van Rynbeke, Herbort Tascshe, Ceries van Winkele, Jacob Sassun, Zighebode van der Wistrate, dee iuncge, Dideric Overberch und Gert Schulte mit rechte des manendaghes vor Jacobi in deme selven zyven und veyrtighesten iare, [6] und sprak aldus. Wente dee weyde unde dee grunt behorich hevet ghewesen unde is der ghemeynen stad van Dortmunde unde den ghemeynen borgheren van Dortmunde, dar Dortmunde is oppe begripen, besat unde ghetymmert, dee wii hebbet ghehat in hebbender were, van anbeginne der begripincge unde deritymmerincge, unde dee wii hebbet behalden unde verstan vor den heren, dar secge wii nu op endrechtlike, ghemeynlike, unde wol beraden tusschen deme rade unde den ghemeynen borghere van Dortmunde unde tusschen den rikes luden, alse van den poten, de ghesat sin, unde van den poten, de men noch setten sal, dat dee pote de ghesat sin oppe blike unde oppe blote horste unser weyde, dat dee tho unrechte ghesat sin, unde dat ii rikes lude dee sulen af don unde schuldich sint dat tho beterene, also recht is. Vartmer ensule ii nicht mer poten, dan war ii enen bom ofhowet in den stam, efte oppe dee stad des stammes, mug hi en ander pot wider setten. Vartmer umme dat underholte, dat tho unrechte dar steet, unde dat mit vorsate ghehighet is, oppe verderf unde oppe hinder unser weyde unde unser borghere, dar wel sich dee raet op beraden, unde tho ener tyd en recht dar op secgen, mer dar mochte wii also dane bewisincge ane seyn, dat des nyn not enwere een recht tho secgene, dat neme dee raet unde unse ghemeynen borghere vor vrenscap unde vor gud.
In iaren dee gheliden sint, was vil twist, unde unendracht tusschen der stad unde den erfghenoten van Kurne van unrechter drift van scapen, van scuttincge, van unrechten begripene, van garden, van vlote, van wateren, unde van unrechten graften, des wart dee raet tho rade umme manighe harde claghe, dee vor den raet quam, dat see er vrent dar bi schickeden ute deme rade, dee ghansen warheyt ut tho gane, van dessen vorsprokenen stucken, dar wurden tho ghevoghet in deme ziven unde yeyrtighestenh iare, do men screef na godes gheburt dusent iar unde drehundert iar in deme daghe, do men dee hilghen tho Kurne umme dee saet droch [7], her Conrad Cleppinc dee alde, Lambert Beye, Godschalc van Hederminchusen, Winand van Vimeren unde Bertram van dem Putte, dee dey gansen warheyt et genegen, van den krancken und ok van den sunden, van manen und van vrowen, van den buren van Kurne, unde ok van Wanemale, de koert wurden oppe god unde op er zeyle dee warheyt dar van tho secgene, dar vun den see dee kunscap aldus, dat men van nyre hoyve mer scape sal dryven, dan viif und twintich scape unde enen weder, unde dee were sal besat wesen, unde van eme koten dee besat is tien scap. Vartmer wee dar schuttet in syme korne, unde oppe deme syme, dat mach hee driven oppe dat sine. Vartmer wan see oppe der meynheit unde oppe der waldemeyne schuttenwelt unrechte driift, dar sulen drey ghebur over wesen, dee mughen dee schuttincge driven, war dat see welt. Ok bekande dee kunscap deme hove van Leppinchove, dat hee van rechte nicht mer driven en mach, dan alse hir vore ghescriven steet, mer doch hedden see hir vormals gheliden hern Arnede van der Hoyve umme hovesheyt unde umme vordel, dat hee en dide, wan see ere hilghen droghen, dat hee dreef hundert scap umme vrenscap, unde nicht van rechtes weghene. Desse driift sal gan op und of, oppe iuwelike were, dee besat is. Vartmer sighede dee kunscap, dee garde, dee dar ghemaket is bi deme Leppinchove tho der stad wert, dee stonde dar to unrechte, unde stonde oppe der waldemeyne. Vartmer sighede de kunscap, dee grave, dee dar ghegraven is vor dee waldemeyne, dee dey Ebdisse van Herrecke hevet beseiet mit vulbort hern Diderikes van Wickede tho unrechte an deme Hileweghe, dee were tho unrechte ghegraven, unde dat dat van aldes hedde een waldemeyne ghewesen. Vartmer segheden see, dee sprink dee dar lighet oppe de wester side van deme dorpe, dey leype in dat westene unde nicht in dat osten.
Bemerkungen
Die Rechtsstreitigkeiten umd Grund und Boden, Schüütungen und Schaftrift zwischen der Stadt Dortmund und den Reichsleuten durchlaufen mehrere Stufen der Eskalation. In jedem Fall setzt sich die Stadt Dortmund durch. Die Rolle des Grafen von der Mark als Schutzherr der Reichsleute wird erst in der dritten Eskalationsstufe greifbar. Er ist der Richter, vor den die Stadt wegen sieben verschiedener Punkte zitiert wurde, darunter eben auch wegen der Auseinandersetzung mit den Reichsleuten. Das Urteil des Grafen wird nicht mitgeteilt. Nur der Eid der beiden Vertreter der Stadt findet Erwähnung. Dieser scheint aber nicht in Zweifel gezogen worden zu sein, so dass das Urteil des Grafen zu Gunsten der Stadt ausgefallen sein muss. Jedenfalls setzen die Dortmunder in den Folgejahren ihre Rechtsposition durch.
Siehe auch
Anmerkungen
- ↑ zitiert nach Karl Rübel: Dortmunder Urkundenbuch. Band I. Erste Hälfte. Dortmund 1881, S. 370-374
- ↑ d.i. der 13. Oktober 1340
- ↑ d.i. der 18. Juli 1343
- ↑ d.i. der 4. November 1345
- ↑ d.i. im Hahr 1347
- ↑ d.i. 23.l Juli 1347
- ↑ d.i. im Jahr 1347, als man die Heiligen zu Körne um die Saat trug, eine Datumsangabe, die nicht näher aufzulösen ist