Flugplatz Hamm
Der Flugplatz Hamm liegt mitten in den Lippewiesen und im Gegensatz zu den meisten anderen Landeplätzen nicht draußen im Grünen, sondern nur wenige hundert Meter vom Zentrum der Stadt entfernt.
Geschichte
Die Geschichte des Flugplatzes und seines Betreibervereins beginnt bereits 1949 mit der Gründung einer Interessengemeinschaft Segelflug in Hamm. Durch den zweiten Weltkrieg und die daraus resultierende Besatzung ist Motor- und Segelflug in Deutschland zunächst nur den Alliierten erlaubt. Diese Einschränkung fällt erst im Jahr 1950 teilweise: Das Segelflugverbot wird aufgehoben und der Deutsche Aero-Club (DAEC) von Wolf Hirth gegründet. Die Interessengemeinschaft in Hamm wird darauf Mitglied dieses Verbandes. 1951 wird die Interessengemeinschaft aufgelöst und der Luftsportclub Hamm gegründet. Erster Vorsitzender wird Günter Schmidt und das erste Fluggerät ist ein Segelflugzeug (Doppelsitzer) vom Typ DFS Kranich, es erhält den Namen Bad Hamm. Das Fluggerät wird jedoch bei einem Start auf dem Flugfeld Borkenberge im gleichen Jahr schwer beschädigt.
1952 kommt ein Eigenbau hinzu, der Einsitzer Baby II wird auf den Namen des Hammer Piloten Erich Schulte getauft.
1953 wird der große Exerzierplatz, heute Standort des Maximare, als Flugfeld für Windenstarts zugelassen. Die Zulassung bleibt jedoch nicht lange bestehen. Der Segelflugbetrieb muss schon bald wieder nach Werl ausweichen.
Zuvor allerdings findet 1954 noch der erste Hammer Flugtag auf dem Exerzierplatz statt, schon damals gehören Flugdarbietungen zum Programm. Der Stuntman Arnim Dahl führt während des Flugs Kletterübungen an der frischen Luft durch und der Segelkunstflieger Albert Falderbaum zeigt seine Kunst mit seiner Lo 100. Aus dem Flugtag entwickelt sich eine feste Größe im Veranstaltungskalender der Stadt.
Das Jahr 1955 bringt neue Möglichkeiten für die Sportflieger: Der Motorflug wird für Westdeutschland wieder zugelassen. Der Luftsportclub Hamm erwirbt einen Zweisitzer vom Typ Auster und muss zunächst jedoch in Werl fliegen, ein Zustand der noch bis zum 21. September 1956 anhält. An diesem Tag wird der heutige Flugplatz Hamm-Lippewiesen eröffnet.
1958 kommt es zu einem Zwischenfall: Ein Doppeldecker vom Typ Tiger-Moth muss auf der benachbarten Heessener Straße notlanden und wird dabei leicht beschädigt. Der Gründungsvorsitzende Günter Schmidt wird im gleichen Jahr Fluglehrer bei der wieder aktiven Lufthansa.
Das Jahr 1959 bringt einen neuen Doppelsitzer vom Typ Schleicher K 7 und auf dem Flugtag steigen erstmals zwei Gasballone auf.
Die Auster muss 1960 in Folge eines Schadens an der Tragflächenbespannung östlich des Flugplatzes notlanden. Für den Motorflugbetrieb kommt eine neue erste Piper PA 22 "Colt 108" für Schulungen zum Flugzeugpark hinzu.
Der Segelflugeinsitzer "Meise" verstärkt 1961 die Luftflotte. Gleichzeitig wird der Bau eines neuen Hangars nötig, in der entstehenden Rundhalle haben seitdem 14 Flugzeuge Platz. 1961 ist auch das erste kleine Jubiläum des Vereins: Er besteht seit 10 Jahren und veranstaltet zur Feier einen Sternflug mit 18 Flugzeugen. Ebenfalls in diesem Jahr wird weiter technisch aufgerüstet: Eine Bodenfunkstelle nimmt auf dem Flugplatz den Betrieb auf.
1962 wächst auch die Luftflotte weiter durch die Anschaffung eines Segelflugzeuges vom Typ Ka 8.
1963 schreibt der Luftsportclub Hamm Luftfahrtgeschichte: Er ist der erste Verein in Nordrhein-Westfalen, der nach dem Krieg die Ausbildung von Flugzeugführern lizenziert bekommt.
1964 folgt der Bau eines Kontrollturmes und der Halle 4. Auf dem Flugplatz sind mit der Neuanschaffung des motorgetriebenen Zweisitzers Job 15 nun 19 Motorflugzeuge stationiert. Dieses gleichmäßige Wachstum wird 1966 vom ersten tödlichen Flugunglück in Hamm überschattet: Ein Flugzeug vom Typ Auster gewinnt nach dem Start nicht schnell genug an Höhe, sie streift die Bäume an der Fährstraße und stürzt danach ab. Die drei Insassen der Maschine sterben.
Die Halle 6 (heutige Segelflughalle) wird 1969 errichtet und im gleichen Jahr kommt es zum ersten Altenfliegen der Stadt.
1970 droht dem kleinen Flugplatz in Hamm ein großer Nachbar den Luftraum streitig zu machen. Das Land NRW entscheidet sich, zwischen Drensteinfurt, Albersloh und Sendenhorst einen weiteren Flughafen in NRW zu schaffen. Geplant war dieser mit einer Fläche von 2000 ha und einer zweiten Ausbaustufe, einer zusätzlichen Start und Landebahn, für das Jahr 1990. Zum Vergleich: Der Flughafen Düsseldorf hat heute ca. 600 ha und der Köln-Bonn ca.1000 ha. Der mit 250 Millionen DM veranschlagte Bau wurde jedoch 1973 wegen der hohen Kosten verworfen und nie gebaut.
1971 kann Klaus Rehmann seinen in 3000 Stunden restaurierten Doppeldecker Focke-Wulf Stieglitz einfliegen.
Im Jahr 1973 kauft die Segelfluggruppe einen doppelsitzigen Motorsegler SF 28 Tandem-Falke und die Hammer Teilnehmer am Deutschlandflug, Arthur Wille und Heinz Scharmann, belegen Platz 6 von 158 gestarteten Flugzeugen.
1977 wird die Start- und Landbahn um 200 m nach Osten verlängert.
Die Segelfluggruppe erwirbt 1978 ein weiteres Flugzeug einen Einsitzer vom Typ ASW 19b, es gilt als das leistungsfähigste Standardklasse-Flugzeug seiner Zeit.
1981 entsteht die Werkstatthalle (Halle 3).
1982 wird der Vorplatz der Hallen befestigt. Ebenfalls 1982 erscheint erstmals die Vereinszeitung Hamm-Info und der Tag der offenen Tür zieht ca. 20.000 Luftfahrtbegeisterte auf die Lippewiesen. Nach dem zwischenzeitlich der Flugplatz nur für Clubmitglieder anfliegbar war wird er 1983 auch wieder für Nichtmitglieder geöffnet.
Zeitgleich zur ersten Landesgartenschau in NRW, die in Hamm stattfindet, wird 1984 der Flugplatz weiter ausgebaut. Es entsteht eine neue Tankstelle und ein befestigter Landeplatz für Rettungshubschrauber, die dort bis heute landen, wenn das Wetter einen Direktanflug der Kliniken und Krankenhäuser der Stadt nicht ermöglicht. Eine neue 320 PS-Winde wird angeschafft um die Segelflieger zu starten. Als besonderer Programmpunkt zur Landesgartenschau findet außerdem ein Fly-In statt.
1985 entsteht zwischen Werkstatthalle und Rundhalle die neue Halle 2.
Das dreißigjährige Bestehen des Flugplatzes wird 1986 gefeiert. Zu diesem Anlass entsendet die Bundeswehr eine Transall die in Hamm landet und neben anderem Fluggerät dem Publikum präsentiert wird. Die neue Ballonsportgruppe nimmt ihren ersten Ballon in Betrieb. Er wird durch Oberbürgermeisterin Sabine Zech auf den Namen D-Kloster-Alt getauft.
1987 wird Hamm Landeplatz des Deutschlandfluges.
Der Flugtag 1988 wird von einem Senkrechtstarter vom Typ Hawker Siddeley Harrier und einer Supermarine Spitfire besucht und gleichzeitig findet die Lippe-Rallye mit 19 Heißluftballonen statt. Ein weiteres Segelflugzeug verstärkt die Luftflotte, ein Motorsegler vom Typ SF 25c. Zusätzlich wird für die Segelflugzeuge eine eigene Werkstatt als Anbau an die Segelflughalle fertig gestellt.
Auf Vorschlag des Luftsportclubs wird eine Boeing 737 der Lufthansa auf den Namen Stadt Hamm getauft.
Die Lippe-Rallye wird 1990 mit 29 Heißluftballonen fortgesetzt und das Flugplatzfest findet erstmals mit Beteiligung von Flugzeugen aus der DDR statt. Die Veranstaltung wird von 35.000 Besuchern aufgesucht. Eine weitere Halle (Halle 7) wird errichtet - und zwar östlich der Segelflughalle.
Pfingsten 1991 startet die Montgolfiade in Hamm mit 60 Heißluftballonen und im Juli findet der erstmals der Streckensegelflug-Wettbewerb "Hammerwoche" statt.
Die Hammer Fliegerin Andrea Brockmann 1992 Vizemeisterin in der Clubklasse bei den Deutschen Damen-Segelflugmeisterschaften. Die Montgolfiade findet erneut in Hamm statt und lockt 64 Ballonteams auf die Lippewiesen. Die zweite "Hammerwoche" wird mit großem Vorsprung durch den holländischen Berufspiloten Hans Biesters gewonnen.
Der Luftfahrttechnische Betrieb Hamm erhält 1993 die Zulassung durch das Luftfahrt-Bundesamt in Braunschweig. Für die Luftflotte der Segelflieger wird als Ersatz eine Schleicher ASK 21 für die Schleicher ASK 13 angeschafft. Dies bedeutet gleichzeitig das Ende des Umrüstens auf Kunststoff-Flugzeuge. Auch die Fliegerklause wird renoviert und kann im selben Jahr neu eröffnet werden. Das Drachenfest wird mit der Lippe-Rallye für Heißluftballone kombiniert und es kommen mehr als 10.000 Zuschauer.
1994 erhält Günter Schmidt, der Gründungsvorsitzende des Luftsportclubs, die goldene Ehrennadel des Vereins. Der Verein hat nun 410 Mitglieder und richtet die 9. Deutsche Drachenflugmeisterschaft auf dem Flugplatz aus.
Am 22. April 1995 wird schließlich ein neuer Kontrollturm in Gegenwart des Verkehrsministers von NRW eingeweiht. Zusätzlich beginnen erste Gespräche über eine Befestigung der Landebahn. Im Herbst finden erstmals die Europameisterschaften im Lenkdrachenfliegen auf dem Flugplatz statt.
1996 findet das Flugplatzfest am 21. September statt, der Flugplatz wird an diesem Tag 40 Jahre alt. Ein Anbau an die Segelflughalle, die Halle 6a, erweitert die Räume am Flugfeld.
Am 27. April 1997 wird schließlich die neue Landebahn eingeweiht. Sie besteht aus wasserdurchlässigen Spezialsteinen. Im gleichen Jahr entsteht die erste Internetpräsenz des Vereins und des Flugplatzes.
1998 findet die 13. Deutsche Drachenmeisterschaft auf dem Flugplatz statt und 1999 kann erstmals der LSC Hamm das internationale Ballonmeeting in Öscény in Ungarn gewinnen. Der Siegerballon hatte den Namen D - Werne.
2000 tauft der Oberbürgermeister von Hamm den fünften Ballon des Vereins auf den Namen Stadt Hamm. Den Ballonfahrern des Clubs gelingt dann auch die Titelverteidigung auf dem Meeting in Öscény.
Am 5. Mai 2001 feiert die Ballonsportgruppe ihr 15-jähriges Bestehen. Im Sommer des Jahres entsteht eine neue Tankstelle für AVGAS und MOGAS.
Das fünfzigjährige Bestehen des Flugplatzes kann am 21. September 2006 gefeiert werden.
Einrichtungen
Neben einem Kontrollturm mit Bodenfunkstelle sowie einigen Hangars für Flugzeuge findet sich in Hamm auch ein luftfahrttechnischer Betrieb. Des weiteren besteht ein Café-Restaurant: Die Fliegerklause.
Clubflugschule des LSC Hamm
Die Flugschule des LSC Hamm ist eine der größten Club-Flugschulen in Deutschland. Sie verfügt über 20 Fluglehrer. Ausgebildet wird in den Bereichen Motorflug, Segelflug, Ultraleicht und Ballon mit clubeigenem Fluggerät. Sie ist die älteste lizenzierte Flugschule in NRW.
Air Service Lippewiesen (ASL)
Der luftfahrttechnische Betrieb Hamm, die Air Service Lippewiesen, wurde schon 1965 gegründet. Die Einrichtung hat sich in den vergangenen Jahren stark gewandelt. War sie am Anfang nur für die Instandhaltung der Clubflugzeuge des Luftsportclubs Hamm zuständig, so ist sie heute ein moderner Dienstleistungsbetrieb, der sich wirtschaftlich nach außen geöffnet hat.
Der Betrieb hat heute zehn Mitarbeiter und drei Auszubildende und ist seit dem 1. Januar 2000 selbstständig. Betriebsstandorte sind neben dem Flugplatz Hamm-Lippewiesen, die Flugplätze Hangelar und Dinslaken-Schwarze Heide.
Technische Flugdaten
ICAO Code: EDLH
Höhe: 190 ft / 58 m
Landebahn:
900 x 30 m, GRAS (620 x 20 m mit Betonsteinen)
RWY 06, TKOF 900 m, LDG 730 m
RWY 24, TKOF 730 m, LDG 900 m
MTOW: 2000 kg, HEL3500 kg, SAR 6000 kg
Frequenzen: 134.050MHz, 122.500MHz
Rufname: Hamm Info
Adresse
Luftsportclub Hamm e.V.
Flugplatz Hamm-Lippewiesen
Heessener Straße 24
59065 Hamm
Telefon: (0 23 81) 307 - 1000
Fax: (0 23 81) 307 - 1003
eMail: info@flugplatz-hamm.de
eMail: webmaster [at] flugplatz-hamm.de