Szenetreff: Unterschied zwischen den Versionen
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Version vom 26. Juni 2022, 16:05 Uhr
Als Szenetreff werden in Hamm in der Berichterstattung des Westfälischen Anzeigers und teils auch in Mitteilungen der Behörden die umstrittenen Treffpunkte von Obdachlosen und „Trinkern“ bzw. Drogenkonsumenten im öffentlichen Raum bezeichnet.
Die Stadt argumentiert überwiegend dafür, die Szenetreffs nicht zu verlegen, da so eine soziale Kontrolle gegeben sei und das entsprechende Klientel sich nicht über die Stadt verteilt versammele. Zum Schutz vor Wetter verfügen die Szenetreffs jeweils über einen Holzpavillon mit Sitzgelegenheiten.
Die Szenetreffs werden nach Möglichkeit von städtischen Streetworkern betreut. Gelegentlich finden außerdem großangelegte Kontrollen der Polizei statt, bei denen immer wieder auch Haftbefehle vollstreckt und Betäubungsmittel konfisziert wurden.[1]
Geschichte
Nachdem in den 2000er-Jahren der bekannteste Szenetreff Hamms von seinem ehemaligen Standort nahe der alten Stadtbücherei in die Nähe des DGB-Hauses am Nordringpark verlegt wurde („Nordringtreff“), geriet dieser Park immer wieder in die Diskussion. Schüler des nahen Gymnasium Hammonense bzw. deren Eltern vertraten ihre Bedenken mit Nachdruck. Nichtsdestotrotz blieb der Standort stets erhalten – trotz zwischenzeitlicher Überlegungen, ihn in Richtung des Wasser- und Schiffahrtsamtes zu verlegen.
Der Pelkumer Szenetreff brannte am 4. August 2021, mutmaßlich nach vorsätzlicher Brandstiftung,[2] vollkommen aus, wurde jedoch wieder hergestellt.
Die Debatte um den Szenetreff am Nordringpark nahm mit der Umgestaltung des Nordringparks zwischen 2021 und 2022 wieder an Fahrt auf. Kritiker, darunter Bezirksbürgermeisterin Stefanie Baranski (SPD), argumentierten, dass die Umgestaltung zum familienfreundlichen Park durch die Existenz des Szenetreffs konterkariert würde.[3] Im Mai 2022 zitierte der Westfälische Anzeiger den Leiter des Drogenhilfezentrums Hamm, Ewald Wehner, mit den Worten, dass eine Selbstverwaltung der „Szene“ aufgrund der in den letzten Monaten stark gestiegenen Verbreitung von Crack in Zukunft nicht mehr möglich sei.[4]
Am 13. Juni 2022 fasste der Sozial- und Gesundheitsausschuss der Stadt Hamm in diesem Zusammenhang einstimmig den Beschluss, dass die Anzahl der Stellen für Sozialarbeiter ab 1. Januar 2023 von anderthalb auf drei erhöht werden soll. Diese Stellen wird die Stadt nicht selbst besetzen, sondern die entsprechenden Stellen bei externen Trägern (nach erfolgreicher Bewerbung) finanzieren.[5]
Zwischen- und Todesfälle
Seit 2014 kam es mehrmals zu gewaltsamen Zwischen- sowie Unfällen geschuldeten Todesfällen, die dem Szenetreff am Nordringpark zuzurechnen waren:
- Im August 2014 fiel ein 52-jähriger Szenetreffbesucher in den Teich und wäre beinahe ertrunken. Durch schnelles Eingreifen von Feuerwehr und Notärzten gelang die Wiederbelebung.[6]
- Am Abend des 29. September 2015 ertrank ein 56-Jähriger Teilnehmer des Szenetreffs ohne Fremdverschulden im Teich. Der Versuch, den Betrunkenen noch zu reanimieren, scheiterte dieses Mal.[6]
- Am 3. Februar 2019 fand man die Leiche eines 51-Jährigen, der dem Szenetreff angehörte. Er war ebenfalls im Teich ertrunken, Indizien für Fremdverschulden lagen erneut nicht vor.[7]
- Am 27. Februar 2022 stach ein polizeibekannter 47-Jähriger, der der Drogenszene zuzurechnen ist, im Streit um ca. 100 Euro mit sechs Hieben auf seinen Mitte-30-jährigen Kontrahenten ein, der daraufhin nur durch eine Not-OP gerettet werden konnte.[8]
- Am Morgen des 19. Juni 2022 wurde gegen 6:20 Uhr die Leiche eines 23-jahrigen Mannes im Teich gefunden, der in Werne wohnhaft war. Da keine Spuren von Fremdeinwirkung gefunden werden, ging man erneut von einem Unfall aus.[9]
Bekannte Standorte von Szenetreffs
Nordringpark
Höhe Nordenwall 13
Pelkumer Stadtteilpark (Schulzenpark)
Höhe Kamener Straße 184
Friedrich-Ebert-Park (inoffizieller Treff von Alkoholikern – keine Befestigung/kein WC)
An der Straßenquerung/Ampelanlage über die Wilhelmstraße