Bundesstraße 63n

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Die Bundesstraße 63n (B 63n) ist eine seit mindestens 1924[1] angedachte Verlängerung bzw. Neubaustrecke der B 63, die nach derzeitigem Stand nicht vor dem Jahr 2038 in Teilen und nicht vor 2039 vollständig eröffnet werden wird.

Während zunächst auch Verläufe über den Hammer Osten und Süden diskutiert wurden, sieht die derzeitige Planung vor, den Hammer Stadthafen bzw. die Innenstadt über Westen und Pelkum an die Autobahnanschlussstelle Bönen/Pelkum (A2) anzubinden. Diese Trasse hätte eine Länge von knapp 9,4 km.[2]

Im Bundesverkehrswegeplan 2030 wird der Bau der B 63n dem Vordringlichen Bedarf (VB) zugerechnet. Das Projekt gilt gleichwohl aufgrund der langen Planungszeit und der notwendigen Einschnitte in die Landschaft als umstritten – für die geplante Revitalisierung des Rangierbahnhofs als „Multi-Hub Westfalen“, einem tri-modalen Güterdrehkreuz von Straße, Schiene und Wasserwegen, gilt die B 63n hingegen als wünschenswert.

Planung

Das Vorhaben befindet sich mit Stand 2024 noch in der Vorplanung.[3]

Trassierung

Ursprünglich war eine dreispurige Trasse geplant.[1] Hiervon wurde inzwischen Abstand genommen. Vorgesehen ist gegenwärtig ein zwei-streifiger Neubau entlang der Bahnstrecke Hamm–Dortmund.[4] Die B 63n soll ab der Hafenstraße (auf Höhe der Eisenbahnbrücken) beginnen, von dort mithilfe von Überbrückungen über die Hafenbahn, den Westausgang des Hauptbahnhofs und die Werksgleise der WDI geführt werden[1] und dann weite Teile auf stillgelegten Gleisen des Rangierbahnhofs verlaufen, die hierfür von der Deutschen Bahn AG reserviert wurden. Etwa ab der Rathenaustraße soll sie dann parallel neben der Bahntrasse Hamm–Dortmund (westlich der Gleise) im Wiescherhöfener Ortsteil Selmigerheide ebenerdig gebaut werden und in der Gemeinde Bönen an der Anschlussstelle A2 Bönen/Hamm-Pelkum enden. Stand August 2023 sind eben in diesem südlichen Bereich (zwischen Kirchspiel und der Pelkumer Straße in Bönen) noch drei Trassenvarianten in der Diskussion.

Vonseiten von Bönener Bürgern wurde diesbezüglich angemerkt, dass die Autobahn-Anschlussstelle Bönen bereits überlastet sei und daher ein neuer Anschlusspunkt am Inlogparc nötig werde. Nach Berichten des WA sei zwar in dieser Sache die Zusammenarbeit zwischen Straßen.NRW, Bönen und Hamm aufgenommen und die Antragstellung an die Autobahn GmbH vorbereitet worden, gleichwohl sei eine Realisierung unwahrscheinlich, da die entsprechenden Mittel nicht zur Verfügung stünden.[5]

Von der Kamener Straße (etwa auf Höhe der ehemaligen Zeche Heinrich-Robert) ist eine Querspange zur B 63n geplant (K 35n), vom Gewerbegebiet Inlogparc in Weetfeld ebenso (K 13n). Durch die Straße soll auch der Multi-Hub Westfalen, der geplante Neubau eines Güterdrehkreuzes am Rangierbahnhof, langfristig direkten Anschluss an das Autobahnnetz erhalten. Zur Realisierung des parallelen Verlaufs der B 63n zur Bahnlinie ist in der Selmigerheide ferner die Aufhebung höhengleicher Bahnübergänge mit vorgesehen.

Kosten

Die Gesamtkosten wurden ursprünglich mit 59,5 Mio. Euro beziffert (Prognose, 2014). Gestiegene Baukosten und technische Herausforderungen bei der Integration ins bestehende Strassennetz sollen die Kosten nach Schätzungen des WA aber deutlich steigen lassen, mutmaßlich auf über 100 Millionen Euro.[5]

Nutzen

2010 schätzte man die Anzahl der am Tag die B 63n künftig nutzenden Kraftfahrzeuge auf 13.000.[4] Nach Berichten des WA aus dem Jahr 2022 werden hingegen sogar ca. 17.100 Fahrzeuge täglich von anderen Straßen Hamms abgezogen; Wiescherhöfen werde dadurch täglich um 3.250 Fahrten entlastet, Pelkum um 4.800 und der Daberg um 4.650. Auch Berge und Rhynern sollen durch die B 63n um 1.350 Autos und LKW entlastet werden.[5]

Umweltschutz

Der offiziellen Umweltverträglichkeitsstudie zufolge besteht bezüglich des Menschen ein ungelöster Konfliktpunkt zwischen Selmigstraße und der Wiescherhöfener Straße, wo vier Privatgrundstücke von der B63n durchkreuzt würden. Im weiteren Verlauf seien außerdem Schallschutzmaßnahmen erforderlich. Zudem sind ggf. archäologische Untersuchungen im Bereich InlogParc notwendig, da entlang der A2 in diesem Bereich früher bereits kulturgeschichtlich bedeutsame Funde gemacht wurden.[6]

Für Tiere und Pflanzen sollen „CEF-Maßnahmen“ (continuous ecological functionality) ergriffen werden, darunter etwa die Suche nach Ersatzhabitaten für geschützte Tierarten und der Bau von Nisthilfen für Vögel. Zu den im Baugebiet anzutreffenden Tierarten zählen unter anderem:[6]

  • Baumfalke
  • Fledermaus
  • Kuckuck
  • Nachtigall
  • Neuntöter
  • Rebhuhn
  • Schleiereule
  • Star
  • Sperber
  • Turmfalke

In drei von der B63n gekreuzten Landschaftsschutzgebieten (Wiescherbach-Senke, Kirchspiel Pelkum, Rottum-Bögger-Börde) müssen bei den Bauarbeiten vermutlich besondere Auflagen beachtet werden, darunter ein Verbot von Nachtarbeiten und die „Verwendung insektenfreundlicher Leuchtmittel“.[6]

Betroffen von dem Projekt sind ferner mehrere Fließgewässer (Schmiesbach, Pelkumer Bach, Wiescher Bach und ihre jeweiligen Zuläufe) und stehende Kleingewässer, wobei letztere teils verloren gehen dürften.[6]

Geschichte

Der derzeit geplante Verlauf lag als Vorentwurf ab dem 25. November 2003 vor.[4] Seit dem Jahr 2016 steht das Projekt offiziell im Bundesverkehrswegeplan. Seine Realisierung wurde seinerzeit in den Vordringlichen Bedarf (VB) eingestuft.

Seit 2019 führt die Stadt Hamm die Planungen mit zwei eigenen Mitarbeitern[2] durch, da die Landesbetriebe des Landes NRW keine nennenswerten Fortschritte erzielen konnten.[1] Ursächlich hierfür war auch ein Mangel an verfügbaren Ingenieuren. Die Ampel-Koalition erwägt nach Aussagen von Oberbürgermeister Marc Herter (SPD) gegenüber dem Westfälischen Anzeiger, weitere Planer einzustellen. Bedingung ist eine Finanzierung über das Land oder den Bund.[2]

Im Zeitraum von Juni bis November 2020 führte das Tiefbauamt der Stadt Hamm entlang der geplanten Trasse Kartierungsarbeiten in einer Breite von ca. 500 Metern durch. Sie umfassten Befliegungen und Ortsbegehungen.[7]

Seit Februar 2022 fanden ergänzend „faunastische Kartierungen“ statt. Das Gutachterbüro Lindschulte (Nordhorn) nahm in diesem Zuge über den Jahresverlauf an ca. 20 Terminen Stichproben zur Beschaffenheit und Entwicklung der Tierwelt (Fauna) im geplanten Baugebiet. Dies umfasste vor allem die Ermittlung der Arten von Tieren (etwa Fledermäusen und Vögeln), die hier vorkommen, und floss in das Umweltverträglichkeitsgutachten ein.[8] 2022 wurde der Südabschnitt untersucht, im Jahr 2023 folgte der Abschnitt zwischen Rathenaustraße und Hafenstraße.[9]

Im Zusammenhang mit den Planungen zum Bau der K 35n tagte Ende September 2022 ein Arbeitskreis der Unteren Naturschutzbehörde und von Naturschutzvereinen, um mögliche Korridore festzulegen. [10]

Nach Berichten des WA wird mit dem Abschluss der Vorplanungen nicht vor 2024 oder 2025 gerechnet und der Genehmigung nicht vor 2028 oder 2029. Nach dem Planfeststellungsverfahren (2028 bis 2032) soll der Bau dann von 2033 bis 2039 stattfinden und die Freigabe zwischen 2038 (Südabschnitt bzw. durch Wiescherhöfen) und 2039 (Nordabschnitt bzw. durch Mitte zum Hafen).[1] Einzig die K35n wird aufgrund des Projekts Multi-Hub Westfalen am Rangierbahnhof eher fertiggestellt.[9]

Politische Kontroverse

Im Koalitionsvertrag von SPD, FDP und Grünen von 2020 wird der Bau der B 63n mehr oder minder offen gelassen. Dort heißt es:

„Verfahrensleitende Beschlüsse sind in den nächsten fünf Jahren weder von den Bezirksvertretungen noch vom Rat zu treffen.[11]

Der Fraktionschef von Bündnis 90/Die Grünen, Reinhard Merschhaus, brachte dem WA gegenüber als Alternative eine Verlagerung der Container auf die Schiene bereits nahe der A2, z. B. in Bönen, ins Spiel. Laut seiner Aussage sollte hierbei aus seiner Sicht auch eine Magnetschwebebahn in Betracht gezogen werden.[11]

Die CDU befürwortet den Bau der B 63n und bekräftigte im Mai 2022, die Ampel-Koalition von Marc Herter (SPD) dabei unterstützen zu wollen, die B 63n voranzubringen. Sie kritisierte gleichzeitig das angeblich fehlende Bekenntnis der Grünen zu dem Vorhaben.[11]

„Für uns als CDU ist eines glasklar: Planung und Bau der B63n sind eine notwendige Voraussetzung für eine tragfähige Erschließung des Rangierbahnhofs und des Multi-Hubs“ […] „Wir brauchen die B63n übrigens auch für eine Anbindung des Creativ-Reviers Heinrich Robert und für eine wirksame Entlastung der Bürgerinnen und Bürger in Pelkum und dem Hammer Westen.

[…] Ich habe große Sorge, dass die Forcierung der Planungen in den vergangenen drei Jahren für die Tonne sind, wenn die Grünen über die B63n ablehnend entscheiden.“

— Arnd Hilwig, CDU[12]

Am 9. Dezember 2021 fand der erste „Politische Begleitkreis“ zu dem Vorhaben statt. Eingeladen waren die Bürgermeister, Fraktionsvorsitzendende, Kreistagsvorsitzenden und Ortsvorsteher aus Hamm (inkl. Vertretern aus Pelkum und Rhynern) sowie der Gemeinde Bönen und der Landrat des Kreises Unna. Dazu kamen Wahlkreisabgeordnete dieser Körperschaften im Bundestag und europäischen Parlament.[13]

Bürgerbeteiligung

Am 27. Juni 2022 fanden der zweite Politische Begleitkreis sowie zwischen 19 und 21 Uhr ein „Infomarkt“ in der Bürgerhalle Pelkum statt. Oberbürgermeister Marc Herter und Stadtbaurat Andreas Mentz informierten über das Vorhaben; die entsprechenden Planungsunterlagen waren ausgelegt.[14] Es erschienen ca. 200 Bürger, davon rund 50 aus der Nachbargemeinde Bönen.[5]

Am 8. August 2023 fand ein weiterer Infomarkt in der Pelkumer Bürgerhalle statt. Die rund 200 erschienenen Bürger, darunter nicht wenige aus Bönen, wurden zu den Ergebnissen der Umweltverträglichkeitsstudie informiert.[6]

Weblinks

  • B63n.de – Offizielle Homepage von Straßen.NRW

Einzelnachweise